Übereinanderschneidende Beziehung

Fellow88

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05. Juni 2020
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Hallo liebes Forum

Zu aller erst muss ich gestehen, dass ich einen riesengrossen Fehler gemacht habe. Ich hoffe trotzdem, dass vielleicht auf meine Geschichte jemand einen Tipp hat, ich möchte alle Fehler irgendwie wieder gut machen und ein reines Gewissen haben können für alle Beteiligten.

Ich 30 bin schwul und war nun über 4 Jahre in einer Beziehung mit einem Mann 38. Leider leidet er unter psychischen Beeinträchtigungen welche ich aber immer hingenommen habe und mit ihm eigentlich mein Leben hätte verbringen wollen. Über die Jahre hinweg habe ich wohl gemerkt, dass diese Beziehung mir doch nicht wirklich gibt was ich mir erhofft hatte. Er kann sehr schlecht Emotionen zeigen und das hat es für mich sehr schwierig gemacht auf Dauer.

Leider ist es dann passiert, dass ich jemand anderen kennengelernt habe und ich mit diesem Mann eine wirklich schöne Zeit habe. Feige wie ich bin habe ich es nicht über das Herz gebracht, meinem alten Partner etwas zu sagen. Ich habe zwar immer wieder Andeutungen gemacht, dass mir wahrscheinlich eine Freundschaft mit dem alten Partner lieber wäre, aber er hat es nie so richtig akzeptieren wollen und wir haben trotzdem versucht weiterzumachen, haben aber eigentlich mehr oder weniger wie in einer Freundschaft unsere Beziehung gelebt, auch was Körperlichkeiten angeht. Ich muss dazu sagen, dass wir uns immer nur am Wochenende gesehen hatten, aufgrund der Distanz.

Nun habe ich es aber über das Herz gebracht und Schluss gemacht und er tut mir extrem leid. Er weiss natürlich nichts, dass ich einen neuen Mann kennengelernt hatte und beim neuen Mann war ich auch nicht ehrlich, denn ihm habe ich nicht erzählt, dass ich meine alte Beziehung noch nicht beendet hatte..

Innerlich zerreisst mich diese Situation und ich weiss, es hätte eigentlich nie dazu kommen dürfen. Dem alten Partner möchte ich nicht im Nachhinein davon erzählen, das würde ihn nur unnötig verletzen. Beim neuen Partner überlege ich was ich machen soll. Ich denke mir ich sollte ihm davon erzählen und ihm vielleicht die ganze Sache schildern was passiert ist, wenn er damit leben kann dann bleibt er bei mir und wenn nicht, dann habe ich ihn auch verloren. Dann muss ich mir aber eingestehen, dass es ja auch mein Fehler war, deswegen könnte ich ihm das wohl nicht übel nehmen. Jetzt aber dem neuen Partner nichts weiteres erzählen und einfach so weitermachen wie bisher, weiss ich auch nicht ob das der richtige Weg wäre. Zumal meine Familie auch nichts davon weiss, sie kennen nur den alten Partner.

Ich überlege mir auch ob ich meiner Mutter die ganze Geschichte erzählen soll wozu sie mir ratet oder ob ich einfach dem neuen Partner davon erzählen soll und schauen soll was passiert. Der neue Partner ist im Übrigen sehr viel jünger als ich.

Schlussendlich bin ich selber schuld in der Situation in der ich gelandet bin, würde es mich aber trotzdem interessieren was ihr machen würdet.

Danke

Fellow

 
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Ich würde deinem "alten" Partner im Moment nichts darüber erzählen, d.h. , wenn er es nicht  von irgendjemand anderem mitbekommen kann. Es ergibt sich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, wenn er nicht mehr so leidet.

Wenn dir deine neue Partnerschaft wichtig ist, wäre es schon gut , zeitnah darüber zu sprechen. 

Manchmal hilft es auch zu überlegen, was du in seiner Situation von dir wünschen  würdest.

 
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Lieber Fellow,

ich fände den ehrlichen Weg am besten in dieser Situation. Wenn dein Ex vom Neuen weiß, dann wird er keine Rückeroberungsaktionen starten. Außerdem könnte die nächste Beziehung für ihn viel besser werden als die mit dir, aber du solltest ihm das so nicht sagen. Bleib bei dir und bringe es ihm behutsam bei. Ich finde nicht, dass durchs Lügen irgendetwas gewonnen wäre. Jemandem nicht die Wahrheit zuzumuten, heißt auch ihn bevorzumunden. Ich bezweifle, dass dir das zusteht.

 
Ich überlege mir auch ob ich meiner Mutter die ganze Geschichte erzählen soll wozu sie mir ratet oder ob ich einfach dem neuen Partner davon erzählen soll und schauen soll was passiert. Der neue Partner ist im Übrigen sehr viel jünger als ich.
Vielleicht reicht es, dass du es uns erzählst. Du siehst es als Fehler und hast daraus gelernt. 

Welchen Mehrwert hätte diese Ehrlichkeit für den neuen Partner?  Deine Motive wird er kaum nachvollziehen können.  Stattdessen wird er sich verletzt und betrogen fühlen, vielleicht wirst du ihn verlieren. Vielleicht wird er dir nicht mehr vertrauen können.

Warum solltest du ihn damit verletzen? 

Es war doch kein echter Betrug,  du warst in einer schwierigen Situation,  du hättest vielleicht schon damals nach einem Rat fragen sollen,  vielleicht deine Mutter,  weil ihr offenbar ein gutes Verhältnis habt. Aber es ist nun mal so gelaufen,  Menschen machen  Fehler. Ich bin gegen Geständnisse,  die nur verletzen können. Ich wurde in der Vergangenheit mal betrogen, von jemandem,  dem ich vertraut habe. Und hätte es lieber nicht erfahren, ich habe die Beziehung beendet,  sie hatte für mich keinen Sinn mehr, allerdings habe ich diesen Mann nie wirklich geliebt, insofern war ich auch unehrlich. Dieser Ex ruft mich komischerweise jetzt nach Jahren an und will immer wieder wissen,  ob ich ihn geliebt habe. Und ich lüge, was hätte ich davon, ihm die Wahrheit zu sagen. Niemand will verletzt werden. Ich will ihn nicht verletzen,  obwohl es ja nur um sein Ego geht, obwohl er mir gleichgültig ist und obwohl er mich damals verletzt hat. Du solltest dich immer fragen,  ob es Sinn macht, Menschen zu verletzen,  die dir wichtig sind, wenn es keine Vorteile hat.

Das ist nur meine Meinung... Ich bin aber ziemlich sensibel und habe schreckliche Angst vor seelischen Verletzungen. Andere werden diese Unehrlichkeit nicht gut heißen.

Dem alten Partner solltest du auf keinen Fall darüber erzählen,  so eine Ehrlichkeit aus Prinzip ist nur herzlos.

Was spricht dagegen,  mit deiner Mutter darüber zu reden?

 
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"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar ", sagt Ingeborg Bachmann. Ich für meinen Teil halte es für eine viel größere Verletzung, belogen zu werden. Wenn du lügst, musst du dir alles gut merken, damit du dieselbe Lüge noch einmal auftischen kannst. Es ist akzeptabler, Fehler zu machen, als bei vollem Bewusstsein zu lügen, finde ich. Es kommt sowieso meistens raus.

 Natürlich gibt es Ausnahmen. Wer einmal fremdschläft, muss das nicht unbedingt beichten , aber dein Fall ist anders gelagert. 

@Leela 

Vielleicht wäre es für den Mann eine Erleichterung, wenn er wüsste, dass du ihn nicht geliebt hast, er könnte im Nachhinein Dinge besser begreifen.

 
@Leela 

Vielleicht wäre es für den Mann eine Erleichterung, wenn er wüsste, dass du ihn nicht geliebt hast, er könnte im Nachhinein Dinge besser begreifen.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht,  aber ich war 4 Jahre lang mit ihm zusammen,  kenne ihn gut, er ist extrem stolz  und auch verletzlich..Und er leidet jetzt wohl an einer midlife crisis, wird sentimental: er sagt mir, dass die Zeit mit mir die schönste in seinem Leben war?.  Ich glaube,  es tut ihm gut, das zu hören. Er scheint wirklich,  das hören zu wollen.

Wir lügen dauernd, jeder mehrmals am Tag, im Schnitt glaube ich 18 mal, ohne wäre unser Zusammenleben nicht möglich bzw. unerträglich. Extrem ehrliche Autisten haben große Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen..

Ich bin nur für Notlügen, wo die Wahrheit viel Unheil anrichten kann.

Wenn der Fragesteller dem neuen Freund die Geschichte jetzt erzählt, wird dieser bestimmt seine Zweifel haben. Oft ist es so, dass man die noch bestehende Beziehung verschweigt, weil man sich der Gefühle für den Neuen nicht sicher ist, es gibt auch einige Konstellationen,  wo man sich denken kann: er hat uns beide ausgenutzt.

Warum sollte der neue Partner ihm jetzt glauben,  dass die alte Beziehung keine Liebesbeziehung mehr war. Sowas hätte man doch ohne Weiteres ganz am Anfang sagen können. So wie ich meinen Mann nicht verschweigen würde, weil wir eben kein Liebespaar sind, sondern nur eine Zweckgemeinschaft. 

Ich bin mir auch nicht sicher,  was Fellow88 machen soll, ich schreibe nur, was ich machen würde.

Zuerst mir der Mama sprechen? (ein Glück solche Mama zu haben, mit meiner würde es nicht gehen,  sie ist extrem streng mit mir?).

 
Vielen lieben Dank für eure Worte, sind zwar unterschiedliche Meinungen dabei aber trotzdem irgendwie hilfreich.

Was ich aber nicht erwähnt habe ist der überschneidende Zeitraum, das ist nämlich über ein Jahr... nicht also nur paar Tage oder Wochen. 

Was es auch speziell macht ist, dass der neue erst 18 Jahre alt ist. Ich befürchte das wäre für meine Familie sicherlich sehr komisch und ich mir eigentlich auch eher einen gleichaltrigen Freund wünschen würde. Aber da müsste ich wohl drüber stehen...wo die Liebe hinfällt. Allerdings ist er für sein Alter wirklich wesentlich älter im Geiste.

Auch wenn ich dem Neuen jetzt nichts erzählen würde, dann müsste ja meine ganze Familie eingeweiht sein und lügen, wenn ich ihn eines Tages vorstelle oder aber ich erzähle ihm wie es war und die Verhältnisse sind geklärt. Keine Ahnung, was die Lösung für das Problem sein wird.

 
Es ehrt dich, das dich dein Gewissen plagt. Denn offensichtlich findest du keine Ruhe mit diesem Vertrauensbruch. Ich sehe es wie Leela. Zur Gewissenserleichterung gibt es dieses Forum hier. Du verletzt vielleicht zwei Herzen wenn du "beichtest". Aber wenn dein Herz nicht damit zurecht kommt, dann musst du es wohl tun. Die Zeit wird dir eine Antwort näher bringen.

 
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Warum bringt Beichten eine Erleichterung? Weil man kein Geheimnis mehr hat? Aber sind das nicht alles soziale Konstrukte? Und wie kann ich erleichtert sein, wenn ich jemandem weh getan habe. Ich habe ihm quasi diese Last übertragen: ich fühle mich entlastet, indem ich ihn belaste, obwohl er nichts verbrochen hat, soll er jetzt diese Last tragen und damit klar kommen.

Ich kenne eine Frau, die nicht gebeichtet hat, obwohl sie es gerne getan hätte,  um ihr Gewissen "zu erleichtern". Und ihr Ehemann ist ein glücklicher,  zufriedener Mensch. Sie hat ihm Einiges an Kränkung, Selbstzweifeln, Wut, Enttäuschung, Scham, Demütigung usw. erspart. Dafür muss sie mit ihrem Geheimnis leben. Aber es ist eine Belastung, weil man uns so erzogen hat, man hat uns eingeredet, dass es schwer ist, damit zu leben. Und dass es auch für den Anderen gut ist, wenn wir uns auf seine Kosten "erleichtern". 

Ich lebe lieber mit einem Geheimnis, als jemandem, den ich liebe, weh zu tun.

Anders wäre es vielleicht,  wenn wir mit einem notorischen Betrüger zu tun hätten. Dann macht es Sinn für den Partner, zu erfahren,  mit wem er zu tun hat, um sich jemand anders zu suchen.

Nur notorische Betrüger haben kein Bedürfnis zu gestehen,  werden nicht von Gewissensbissen geplagt und fragen hier nicht nach Rat. 

Aber wenn das Geständnis sein muss, würde ich die Wahrheit sehr gut verpacken, damit sie den anderen nicht wie eine Keule trifft. Hier wäre es möglich,  der Ex ist krank, das ist schon ein Grund, im ihn nicht von einem Tag auf den anderen zu verlassen.

 
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Es ist mir gerade etwas eingefallen ? Du könntest dir noch ein wenig Zeit lassen mit der Entscheidung,  man gewinnt erfahrungsgemäß mit der Zeit neue Erkenntnisse.

Mit der Mama würde ich auch sprechen.

Wenn du dann nicht beichtest, oder wenn er etwas erfährt,  bevor du gebeichtet hast,  kannst du ihm diesen Thread zeigen. Mich würde das  überzeugen,  es spricht, alles was du geschrieben hast,  für dich und zeigt, wie schlecht es dir damit geht, dass du es bereust und wieder gut machen möchtest. 

Was meinst du?

 
Warum bringt Beichten eine Erleichterung? Weil man kein Geheimnis mehr hat? Aber sind das nicht alles soziale Konstrukte? Und wie kann ich erleichtert sein, wenn ich jemandem weh getan habe. Ich habe ihm quasi diese Last übertragen: ich fühle mich entlastet, indem ich ihn belaste, obwohl er nichts verbrochen hat, soll er jetzt diese Last tragen und damit klar kommen.

Ich kenne eine Frau, die nicht gebeichtet hat, obwohl sie es gerne getan hätte,  um ihr Gewissen "zu erleichtern". Und ihr Ehemann ist ein glücklicher,  zufriedener Mensch. Sie hat ihm Einiges an Kränkung, Selbstzweifeln, Wut, Enttäuschung, Scham, Demütigung usw. erspart. Dafür muss sie mit ihrem Geheimnis leben. Aber es ist eine Belastung, weil man uns so erzogen hat, man hat uns eingeredet, dass es schwer ist, damit zu leben. Und dass es auch für den Anderen gut ist, wenn wir uns auf seine Kosten "erleichtern". 

Ich lebe lieber mit einem Geheimnis, als jemandem, den ich liebe, weh zu tun.

Anders wäre es vielleicht,  wenn wir mit einem notorischen Betrüger zu tun hätten. Dann macht es Sinn für den Partner, zu erfahren,  mit wem er zu tun hat, um sich jemand anders zu suchen.

Nur notorische Betrüger haben kein Bedürfnis zu gestehen,  werden nicht von Gewissensbissen geplagt und fragen hier nicht nach Rat. 

Aber wenn das Geständnis sein muss, würde ich die Wahrheit sehr gut verpacken, damit sie den anderen nicht wie eine Keule trifft. Hier wäre es möglich,  der Ex ist krank, das ist schon ein Grund, im ihn nicht von einem Tag auf den anderen zu verlassen.

 
"Warum bringt Beichten eine Erleichterung? Weil man kein Geheimnis mehr hat? Aber sind das nicht alles soziale Konstrukte? Und wie kann ich erleichtert sein, wenn ich jemandem weh getan habe. Ich habe ihm quasi diese Last übertragen: ich fühle mich entlastet, indem ich ihn belaste, obwohl er nichts verbrochen hat, soll er jetzt diese Last tragen und damit klar kommen. " ( Dr. Freud himself)

Darüber habe ich mir auch schon oft Gedanken gemacht. Wahrheit sagen oder verschweigen, Was ist besser?

Nur wenn die Wahrheit über jemand Dritten ans Licht kommt, ist die Verletzung noch schlimmer.

 
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Wenn man es schafft, sich an sein Schweigwgelübde zu halten und niemand anders das Geheimnis aufdeckt, dann bin ich durchaus dafür. Es reicht, wenn Einer belastet ist. Dieser muss zudem ein ElefaAllerdings ist beides sehr unwahrscheinlich, sodass ein Gespräch zu diesem Zeitpunkt besser wäre, als wenn die Geschichte über Ecken rauskommt. Außerdem verplappert man sich. 

 
Nur wenn die Wahrheit über jemand Dritten ans Licht kommt, ist die Verletzung noch schlimmer.
Wirklich? Schlimmer geht's nimmer?! Vertrauensbruch ist es so oder so. Erfahre ich es über dritte und nicht von ihm, dann BEHAUPTE ich vielleicht es wäre besser gewesen. Warum musste ich es über dritte erfahren? Warum hast du es mir nicht selbst gesagt? Aber es macht die Sache nicht besser. Keinen Deut.

Natürlich ist es bei @Fellow so, das es auf jeden Fall rauskommt, sollte er mit der neue Beziehung zusammen bleiben. Deshalb auch die starken Gewissensbisse. Seinem neuen Partner sollte er schon mitteilen das er nicht allein war als sie sich kennen lernten. Und von seinem "alten" Partner sollte er sich so rasch wie möglich trennen und das auch seiner Familie mitteilen. Den "neuen" muss er ja nicht gleich als Nachfolger vorstellen.