Übertriebene Erwartungen.

reggae24

Neuer Benutzer
09. Sep. 2004
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Hallo Ihr,

ich habe mal eine Frage, ob jemand ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht hat, bzw. wie ihr damit eventuell umgeht. Also, das Ding ist folgendes: Ich habe ja schon meine Story in einigen Teilen gepostet. Ich habe in letzter Zeit viel über mich nachgdacht. Dabei habe ich gemerkt, dass ich völlig überzogene Vorstellungen und Erwartungen an eine Beziehung/Partnerschaft habe. Ich erwarte, dass alles wie in einem Hollywood-Film ist. Der Himmel ist voller Geigen, ständig Schmetterlinge im Bauch, das volle Programm halt. Wenn dem mal nicht so ist, dann zweifel ich sofort an meinen Gefühlen. Beim letzten Mal war es so, dass wir zwei Monate zusammen waren, sie war für ein Praktikum für ein paar Wochen weg und in der zweiten Woche habe ich gemerkt, dass ich sie nicht mehr so vermisst habe, wie in der Woche davor. Hatte einfach einen schönen Abend auch ohne sie. Sofort habe ich an meinen Gefühlen gezweifelt. Habe alles analysiert und wie das dann so ist, da findet man ja immer was. Wenn ich sie nicht ständig vermisse, in den Arm nehmen will, nicht mit ihr schlafen will, dann denke ich gleich, dann kann ich sie ja auch nicht lieben. Es lässt sich alles auf die Formel runterbrechen: Liebe = Nähe, Distanz = Ablehnung. Auch wenn ich mal einen Abend keine Lust habe, sie zu sehen, weil ich mal Zeit für mich brauche oder haben will, dann kann das ja in meinen Augen nur bedeuten, dass ich sie nicht will.

Umgekehrt ist es auch so, wenn meine Partnerin mich nicht sehen will, dann ist das ein Zeichen dafür, dass da vielleicht was nicht stimmt. Ich will immer dieses Gefühl des Verliebtseins, auch wenn ich weiß, dass es sowas nicht auf Dauer gibt und das Gefühl der Verbundenheit und des Vertrauens auch etwas sehr schönes sein kann. Mir geht es halt darum, dass ich die Gefühle 24 Stunden am Tag will. Wenn ich mal an was anderes denke, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Dass ich mir mal nicht eingestehe, sie nicht sehen zu wollen, oder mal nicht das unbedingte Bedürfnis zu haben, sie ständig abzuknutschen und sie in den Arm zu nehmen.

Eine weitere Sache ist, dass ich immer bei meinen Partnerinnen was finde, was mich stört. Nun ist das ja immer so, dass man an seinem Schatz ein paar Macken findet, denn wer ist schon perfekt. Bei mir stört das aber immer gleich so sehr. Egal, wie unwichtig der Stein des Anstosses erscheinen mag. Wenn ich mir das aber näher betrachte, fällt mir auf, dass es oft Sachen sind, die mich an mir selber stören. Kann es sein, dass ich dann etwas auf den anderen projiziere. Meine Fehler bei ihr suche?

Ich hoffe, ich habe keine allzu große Verwirrung gestiftet. Danke schon einmal für eure Beiträge.

 
hi du

nun, wer möchte nicht eine perfekte partnerschaft und dauernd schmetterlinge im bauch? ich hatte dieses problem auch mit dem ergebnis, dass die beziehungen immer ziemlich schnell in die brüche gingen. hab dann auch viel über mich und mein verhalten nachgedacht. ich bin in ziemlich allen dingen ein perfektionist, sei's im job, haushalt, etc. und deshalb eben auch in der partnerschaft. und was du erwähnt hast, wegen übertragung der eigenen unvollkommenheit auf den anderen, da kann ich dir nur recht geben. das ist der hauptgrund für deine "macke". du bist mit dir selbst unzufrieden und ärgerst dich über dich und damit du dich "befriedigen kannst, suchst du schnell nach schwachstellen bei deiner partnerin. und dass du an deinen gefühlen zweifelst, wenn du nicht immer lust auf nähe hast, ist in der suche nach selbstbestätigung zu finden. so eine art harmonie-liebes-sucht. könnte es sein, dass du evtl. in deiner kindheit auch ziemlich zu kurz gekommen bist, was liebe und streicheleinheiten anbelangt und dich deshalb so verhältst? bei mir wars jedenfalls so. meistens kommt dann noch dazu, dass man sich immer in einen partner/in verliebt, die emotional eher kühl und distanziert ist und man so die ganze zeit nach liebesbeweisen hechelt und hinterher rennt doch irgendwie will man es so, sonst fehlt einem etwas. verzwickte sache. ich bin im laufe der jahre da rausgekommen, hab an mir gearbeitet. doch auch jetzt bricht noch manchmal das alte verhaltensmuster durch.

liebe grüsse

 
Ich quote hier mal Deinen Text rein..

ohne Querverweis iss das naemlich aufwendig :)

vor einigen Tagen habe ich mich von meiner Freundin getrennt. Wir waren nur ca. 2,5 Monate zusammen. Davor waren wir fast ein Jahr befreundet. Die Beziehung ging in die Brüche, weil ich davon überzeugt war, dass meine Gefühle nicht ausreichen, um weiterhin eine Beziehung zu führen (das ganze Thema auch unter dem Thread "unsichere Gefühle, was tun?"). Ich weiß, dass sie sehr in mich verliebt war/ist. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Entscheidung zumindest Erleichterung bringt, da sich das ganze Drama über 4 Wochen hinzog und es mir und ihr dabei schlecht ging. Aber Pustekuchen. Jetzt sitze ich hier und denke die ganze Zeit darüber nach, wie es wäre, wenn das alles nicht passiert wäre und wir noch glücklich wären. Obwohl wir nur so kurze Zeit zusammen waren, erinnert mich alles an sie. Fast alles kann ich mit ihr assoziieren. Immer wieder fang ich an zu heulen, habe den Drang, zu ihr zu fahren oder ihr eine SMS/Email zu schicken. Doch ich weiß auch, dass es keinen Sinn hat. Sie will auch nicht mehr. Und ich hätte zu viel Angst, sie zurück zu wollen und dann wieder nach ein paar Tagen wieder da zu stehen und alles anzuzwiefeln.Ich finde es nur so traurig, dass sie all das war, was ich von einer Frau erwartet habe und es nichts geworden ist. Mir ist schon klar, dass man die Gefühle nicht erzwingen kann und es das gibt, dass ein Mensch allen Kriterien, die man an seinen Traumpartner stellt, erfüllt, aber der letzte Funke einfach fehlt. Es macht mich fertig und ich stelle mir die Frage, ob ich jemals so eine Frau werde treffen können.

So, das musste ich mal loswerden!
Wie viele dieser Zwei-Monats-Beziehungen hattest Du denn? Läuft das immer so ab?

Oder isses jetzt nur wegen dieser einen?

Wir alle hätten gern die Hollywood Film Beziehung. Die Schwäche dieser ist nur, dass sie aufhört, kaum dass man zusammengekommen ist. Der Beziehungsalltag, den gibt es da nicht. Nur fortwährend große Gefühle.

 
Hallo,

Danke für eure Antworten. Diesmal ist es das erste Mal, dass es nach zwei Monaten in die Brüche gegangen ist. Aber bei meinen letzten Beziehungen war es auch so, dass irgendwann die Verliebtheit weg war und dann war es langweilig. Ich habe mich immer nach den großen Gefühlen zurück gesehnt. Meistens steckte ich dann auch so tief drin, dass ich die Beziehung nicht mehr aufgeben wollte.

Vielleicht verwechsele ich auch Verliebtsein mit Liebe. Vielleicht weiß ich auch gar nicht so genau, was Liebe ist, und werde dann unruhig, wenn das Kribbeln mal nachlässt. In den anderen Beziehungen war es auch so, dass ich immer was an der anderen Person gefunden habe, was mich gestört hat. Bin irgendwie auf der Suche nach Perfektion, vielleicht auch, um meine eigenen "Unzulänglichkeiten" zu übertünchen.

Und auch dieses Liebe=Nähe-Ding habe ich in anderen Beziehungen gehabt. Habe mich nur damals stark an meinen Partner geklammert und wer der mal was alleine machen wollte, habe ich mich total zurückgewiesen gefühlt. Und so denke ich dann auch von mir selber aus. Umgekehrt habe ich mich das nie getraut, mal nein zu sagen oder ich hatte immer ein schlechtes Gewissen. Vor der zweimonatigen Beziehung zu der letzten Frau war ich sechs Jahre Single und habe da auch ein anderes Gefühl von Freiheit bekommen. Trotzdem wollte ich mir dann mal nicht ein paar Abende in der Woche nur für mich oder meine Freunde zugestehen.

Aber danke schon einmal für die Antworten.

 
Wenn Du sechs Jahre lang Single warst, hast Du in Deiner jetzigen Twen-Lebensphase noch keine einzige Beziehung geführt.

Woran liegt das?

Ganz früher, so schreibst Du, hast Du geklammert. Warst bedürftig. Wenn man den anderen braucht, so ist es Bedürftigkeit. Bedürftig nach Liebe, Nähe und Zuneigung.

Und bist wahrscheinlich sehr damit auf die Nase gefallen. Und hast nun gelernt, dass es nicht gut ist zu klammern, sich so auf jemanden einzulassen, dass man so bedürftig wird und auch verletzlich?

Beziehungen sind kein fortwährender Taumel von Glückgefühlen und Verliebtheitshormonen. Sie sind Arbeit, will man sich immer wieder neu auf den Partner einlassen und immer wieder neu Gefühle für ihn entdecken.

 
Hallo Danae,

Woran es liegt? Meine letzte Beziehung ist ziemlich heftig auseinandergegangen. Meine damalige Freundin hat sich in einen anderen verknallt und drei Monate eine Dreier-Beziehung geführt, von der ich auch wusste. Trotzdem konnte ich sie nicht verlassen, habe immer weiter geklammert, obwohl ich wusste, es hat keinen Sinn. Auch als sie mir Sachen sagte, dass ich viel zu fett sei und es peinlich wäre, mit mir auszugehen. Danach habe ich so zwei Jahre gebraucht, um damit abzuschließen. Danach hatte ich ab und an mal Frauen, die ich ganz interessant fand, aber entweder ich habe mir einen Korb eingehandelt oder ich habe mir gesagt, dass da eh nichts geht, da mich eh keiner mag und so akzeptieren würde, wie ich bin. Natürlich habe ich mir gesagt, ich mache nie wieder denselben Fehler. Vielleicht mache ich deshalb unbewusst innerlich zu.

Sage mir dann, Du hast keine Gefühle, weil ich mich schützen will. Vielleicht versuche ich auch jemandem anderes weh zu tun, weil ich mir einbilde, dass sonst immer mir weh getan wurde. Ich kann es nicht genau sagen.

Das ist ja auch das Ding mit dieser Projektion. Ich sehe meine "Macken" bei ihr (oder meine, sie zu sehen) und nehme das als Legimitation, sie vor mir selbst zu kritisieren.

Ja, meine Eltern sind geschieden und mein Vater hat sich verzogen, als ich vier war. Auch meine Mutter hat mir danach vielleicht nicht die Zuwendung gegeben, die ich gebraucht hätte. Aber auch deshalb will ich eine Therapie machen, um mehr über mein Verhalten zu erfahren.

Gruß

 
Welcher Fehler war das denn damals?

Weisst Du, wie unlogisch Deine Antwort sein wird?

Blöde Seele, redet einem Sachen ein :) mir auch manchmal.

Ich glaub mal, wenn sich Beziehungsprobs so äußern, dann muss man sie auch an der Wurzel packen und bearbeiten. Von daher halte ich Therapie fuer einen guten Weg.