5 Jahre zusammen - hat die Beziehung noch einen Sinn?

sabrinasabrina

New member
31. Aug. 2017
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Hallo zusammen

Im Moment weiss ich gerade nicht mit wem ich sonst darüber reden soll, deshalb wende ich mich an euch.

Vielleicht habt ihr ja einen Ratschlag für mich.

Mein Freund und ich sind seit anfangs Monat nun 5 Jahre zusammen. 

Wir haben uns mit 15 kennen gelernt und sind dann nach ein paar Monaten Freundschaft zusammen gekommen.

Wir haben sehr viel zusammen erlebt, all diese ersten Male, sind eigentlich zusammen erwachsen geworden.

Beide haben wir eigentlich keinen grossen Freundeskreis, er ist eigentlich auch mein einziger wirklich enger Freund, das Gleiche bin ich für ihn.

Seit einigen Monaten plagt mich aber nun immer wieder der Gedanke, dass wir unterdessen mehr aus Gewohnheit zusammen sind.

Unsere Gespräche enden immer wieder sehr schnell, zu sagen gibt es nicht wirklich viel, wir suchen teilweise sogar nach Themen.

Die Wochenenden verbringen wir überwiegend mit nichts tun, da wir keine passenden Unternehmungen für uns beide finden, bzw. er lieber die Abende zu Hause verbringen möchte.

Wir beide haben mit Ausbildung und Job gerade ziemlich viel um die Ohren, ich bin im Moment auch immer wieder etwas gestresst.

Ich sehe unseren gemeinsamen Wochenenden nicht mehr wirklich mit viel Freude entgegen, sondern mehr mit "es gehört dazu".

Diesen Sommer war ich für 3 Monate im Ausland, das war eine wahnsinnig tolle Erfahrung für mich. Ich habe mich sehr frei gefühlt und war auch froh um diese "Beziehungspause".

Er hat mich sehr vermisst, es ging ihm zeitweise wirklich schlecht während meiner Abwesenheit, das hat er mir jeweils auch gesagt.

Mich haben während dieser Zeit mehr die Schuldgefühle geplagt, weil es mir nicht so ging. Klar, ab und zu habe ich ihn auch vermisst, aber nicht so wie er mich.

Nun bin ich zurück und fühle mich ziemlich eingeengt.

Früher hatten wir für unsere Beziehung bereits einige Zukunftspläne, nach Ausbildung / Militär etc. zusammen ziehen, gegen Ende 20 dann vielleicht auch mal Kinder etc.

Damals hat sich das gut und richtig angefühlt, nun allerdings nicht mehr so. Ich habe das Gefühl dass mir unsere Beziehung einen fixen Lebensweg vorgibt, meine Zukunft bereits "vorbestimmt" ist. Allerdings möchte ich diesen fixierten im Moment nicht mehr gehen.

Ich möchte Neues ausprobieren, die Welt erkunden, mich selbst entdecken und entwickeln.

Er ist allerdings mehr der Typ Mensch, der gerne bei dem bleibt was er kennt und nicht unbedingt neue Dinge ausprobieren will.

Auch im sexuellen Bereich läuft es nicht mehr so toll, ich fühle mich nicht wirklich angezogen, habe meistens eigentlich gar keine Lust, sondern tue es weil ich weiss, dass er es gerne möchte.

Er sagt mir immer wieder, wie sehr er mich liebt und wie froh er ist, mich bei sich zu haben. Dass er nicht wisse, was er ohne mich machen würde.

 Ich erwidere dies jeweils natürlich, bin mir aber nicht mehr so davon überzeugt wie früher.

Ich habe Angst vor einer Trennung.

Einerseits weil er meine einzige enge Bezugsperson ist, weil ich sonst niemanden habe. Er ist mir nach wie vor wirklich sehr wichtig, er kennt mich so gut wie niemand anderes und ich ihn.

Andererseits will ich ihm nicht wehtun, ich habe Angst dass er sich etwas antun könnte (er ist depressiv veranlagt, hat sich früher auch selbst körperlich verletzt).

Es ist für uns beide die erste Beziehung, deshalb habe ich eigentlich überhaupt keine Erfahrung.

Ich musste das nun einfach mal loswerden, sorry für den langen Text.

Was meint ihr dazu? Was soll ich tun?

läuft das früher oder später auf eine Trennung hinaus oder gibt es Möglichkeiten mich meinem Partner wieder näher zu fühlen?

danke vielmals fürs lesen.

 
Liebe Sabrina
In Deiner schwierigen Situation bist Du tatsächlich nicht zu beneiden. Offenbar hat Dein Sprachaufenthalt und der damit verbundene Abstand Dich wach gerüttelt. Andrerseits siehst Du auch die gegenseitige Abhängigkeit, die in der Beziehung steckt. Hinzu kommt die Angst um Deinen Freund, dass er in ein schlimmes Loch fallen könnte.

Schade finde ich, dass Ihr Euch so sehr zurückgezogen habt, dass keine Personen (mehr) da sind, die auch bei einer allfälligen Trennung für Euch da wären. Ich persönlich finde es wichtig, dass man auch Freundschaften ausserhalb der Beziehung pflegt. Gibt es denn auch kein Hobby, dass beide für sich noch pflegen? Man muss ja nicht gleich gar alles teilen. Dass Dir ein gewisser Freiraum fehlt, wundert mich deshalb nicht. 

Bitte gestatte mir an dieser Stelle folgende Fragen:

- Hast Du mit ihm schon darüber gesprochen oder ihm wenigstens angedeutet, dass für Dich so nicht mehr alles stimmt?

- Gibt es nicht Möglichkeiten, um zusammen Dinge zu erleben oder mit anderen Paaren weg zu gehen?
- Sind keine "alten" Freundinnen/Freunde da, mit dem man auch alleine wieder mal weg könnte?
- Gibt es evt. eine Freizeitbeschäftigung, welche auch unabhängig von der Partnerschaft ausgeübt werden könnte?

Falls Du keine grossen Chancen für einen Umschwung mehr siehst: Nur aus Gewohnheit zusammen zu bleiben, ohne dass es für beide stimmt, dafür seid Ihr definitiv viel zu jung. Es macht wohl auch keinen Sinn, ein Leben mit jemandem zu verbringen, bei dem man mehr aus Mitleid oder Angst, er könnte sich etwas antun, bleibt (auch wenn er in dem Fall auf Unterstützung angewiesen wäre). Ich möchte jetzt damit aber auf keinen Fall sagen, dass Eure Beziehung nicht zu retten wäre. 

Ein Problem könnte auch sein, dass es für Euch beide die erste Beziehung ist. Es gibt keine Vergleichsmöglichkeit und auch so viele Jahre Beziehung einfach "weg zu werfen" ist alles andere als einfach. Trotzdem besteht gerade bei Dir die Gefahr, dass - falls Du mehr oder weniger ihm zu liebe bleiben würdest - Du später das Gefühl hast, etwas verpasst zu haben (auch wenn es eigentlich nicht so viel zu verpassen gibt). Das würde auf lange Sicht Euch beiden nicht helfen. 

Nun habe ich vielleicht etwas weit ausgeholt. Bitte entschuldige. Eigentlich hast Du ja vor allem eine Frage beantwortet haben wollen. Ob es auf längere Sicht Sinn macht, zusammen zu bleiben, könnt eigentlich nur Ihr selber zu beantworten versuchen. Schön wäre es, wenn auch DU in der Beziehung wieder glücklich werden könntest, was Voraussetzung für eine gemeinsame Zukunft ist. Falls Du diesbezüglich keinen Weg siehst, nützt ein Neuanfang vermutlich beiden am Meisten, auch wenn es sich während der ersten Phase überhaupt nicht so anfühlt.

Lieber Gruss
Francesco