AD(H)S und Partnerschaft

Moony

Benutzer
13. Feb. 2006
65
0
0
Bin mir nicht sicher, wie richtig ich mit dem Thema hier bin.

Bis gestern hatte ich noch ziemlichen Liebeskummer und ich denke, das ganze kann mir auch noch ziemlichen Kummer bereiten, also poste ich einfach mal. :)

Ich hab vor drei Monaten einen Mann kennengelernt.

Wir verstehen uns gut, schlafen miteinander, ich fühl mich sehr wohl bei ihm.

Eine Beziehung wollten wir am Anfang beide nicht, nur hab ich mich jetzt in ihn verliebt.

Daß er ADHS hat, sagte er mir schon früh, ich erkundigte mich auch gleich danach. Zuerst nur flüchtig aber ich konnte ihn schon besser verstehen.

Nachdem ich mich verliebt hatte, hab ich sein Verhalten natürlich anders wahrgenommen und hatte ständig das Gefühl, was falsch gemacht zu haben. Er reagiert oft merkwürdig, zieht sich ohne ersichtlichen Grund zurück, ist unheimlich verschlossen, will mich nicht an sich ranlassen.

Dann gibts es wieder mal kleine Phasen, in denen er mir sehr viel und offen was über sich erzählt. Wenn er bei mir ist, merke ich, daß ich ihm etwas bedeute. Er ist sehr liebevoll und auf Nähe bedacht..

Nachdem ich jetzt zwei Wochen lang fiesen Liebeskummer hatte, hab ich gestern im Internet nochmal einiges über ADHS gelesen und mir ist es wie Schuppen von den Augen gefallen.

Alles, bei dem ich dachte, das ich falsch gemacht oder ihn bedrängt haben könnte, hatte gar nichts mit mir zu tun. Es sind einfach Symptome. bzw hab ich das Gefühl, daß er mich einfach nicht an sich ranlassen möchte, weil er eben nicht möchte, daß ich ihn richtig kennenlerne und vielleicht abgeschreckt bin.

Da mir an dem Mann sehr viel liegt, hab ich beschlossen, um ihn zu "kämpfen", alles etwas lockerer zu sehen, mich zu informieren.

Bücher habe ich mir schon bestellt. Ich habe gelesen, daß es wirklich schwer werden kann, will es aber zumindest versuchen, bevor ich im Vorfeld aufgebe, wie ich es schon fast getan hätte.

Jetzt woltle ich euch mal fragen, ob ihr schon Erfahrungen gemacht habt mit AD(H)S in der Partnerschaft oder mit Freunden. Oder vielleicht selber AD(H)S habt und mir mal erzählt, wie ihr in einer Partnerschaft reagiert und wollt, daß mit euch umgegangen wird.

Wäre über Erfahrungsberichte, Tipps und ähnliches dankbar.

Vielleicht schaffe ich es ja doch, ihn ganz für mich zu gewinnen. :)

Ich danke euch schonmal im Vorfeld und entschuldige mich, falls ich hier falsch gepostet habe.

Liebe Grüße

Moony

 
Von ADHS-Problemen in einer Partnerschaft habe ich noch nie gehört. Wäre aber möglich.

ADS (engl. POS) = Aufmerksamkeits Defizit Syndrom

Es zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene Mühe haben aufmerksam (konzentriert) zu sein. Bei Kindern sieht man das in der Schule daran, dass sie sich z.B. sehr leicht ablenken lassen, nicht an einer Aufgabe dranbleiben können etc.

ADHS = Aufmerksamkeits Defizit Syndrom + Hyperaktivität.

Dh. diese Kinder sind nicht nur unaufmerksam, sie hypern auch herum. Dh. zappeln herum, können nicht sitzen bleiben etc. oft sind sie auch sehr impulsiv. Platzen mit Antworten raus, obwohl sie nicht gefragt wurden etc.

Früher sagte man zu solchen Kindern: Zappelphilipp.

Um zu deiner Frage zurückzukommen:

Ich denke ADHS kann in einer Beziehung dann zum Problem werden, wenn der eine Partner nicht informiert ist, aber auch wenn der Betroffene die "Krankheit" als Entschuldigung und Ausrede für alles benutzt.

Dh. Er kennt seine Symptome. Er weiss z.B. dass er schnell die Aufmerksamkeit an gewissen Dingen verliert.

Ein Kind hat dieses Bewusstsein und diese Vernunft noch nicht wie ein Erwachsener.

Also die Ausrede:"Ich habe ADHS, ich bin halt so." zählt nicht.

Du sagst, er zieht sich zurück.

Vielleicht hat er Angst, du würdest ihn wegen seiner "Krankheit" ablehnen.

Ich denke es ist wichtig, dass du dich darüber informierst und mit ihm auch darüber sprichst. Und ihr gemeinsam versucht eine Lösung zu finden.

Ich denke es gibt viel schlimmere "Störungen" als ADHS. Mit ADHS kann man umgehen.

 
Original von Sternli5Ich denke es gibt viel schlimmere "Störungen" als ADHS. Mit ADHS kann man umgehen.
Sowieso. Ich hab mich jetzt per Internet schon ziemlich informiert, die Probleme der Betroffenen im Alltag sind teilweise enorm und beschränken sich keinesfalls nur auf die Aufmerksamkeitsstörung. Es ist ein sehr komplexes Thema und in einer Partnerschaft kann scheinbar der kleinste Blick schon zum Streif führen, wenn man das ganze als Nicht-ADHS'ler nicht versteht.

Als schlimm sehe ich das ganze nicht an, im Gegenteil. Ich werd mich davon ganz bestimmt nicht in die Flucht schlagen lassen.

Ich weiß, daß er ein besonderer Mensch ist. Mit oder ohne ADHS.

Jetzt muss ich ihm das nur noch klarmachen können, daß ich ihn so sehe ^^

Danke Dir für Deine schnelle Antwort. :)

Liebe Grüße

Moony

 
Hallo Moony

Vor dir steht ein waschechtes ADS-Kind. ADS habe ich schon seit meiner Kindheit und seit dem habe ich auch Probleme damit.

In meinem Umfeld gibt es eine Menge ADHS und ADS-Kinder und Erwachsene.

AD(H)S kann unterschiedlich schwer ausfallen. Lange Zeit hat man gedacht AD(H)S wäre ein rein psychologisches und nicht etwa ein genetisches Problem. Dem ist jedoch nicht so. AD(H)S ist ein genetischer defekt der Schächen aber auch Stärken mit sich bringt. In etwa musst du es dir so vorstellen: Das Gehirn eines normalen Menschen interpretiert elektrische impulse auf eine ganz Bestimmte weise. Das Gehirn eines AD(H)S-Betroffenen versucht diese Signale schneller und ungeordnet zu interpretieren. Dadurch kommt es zu den wohlbekannten Aufmerksamkeitsdefizit-Syndromen. So muss ein AD(H)S-Betrofenner beispielsweise dreimal die selbe Aufgabe lesen bis er sich auf den Inhalt konzentrieren kann. Hätte er sich beim erstenmal gleich richtig konzentriert hätte er den Text gleich richtig verstanden. Das macht ihn nicht dümmer oder ungeschickter. Im Gegenteil wenn ein AD(H)S Kind lernt sich auf diese eine Aufgabe zu konzentrieren kann er diese Aufgabe meist besser bewältigen als andere. Die meisten AD(H)S-Kinder sind intelligenter als andere. Es bilden sich dank ihrer Gehirnaktivität immer mehr synapsen.

Allerdings kann AD(H)S auch ein erhebliches Problem darstellen wenn es nicht medikamentös und oder psychotherapheutisch behandelt wird.

Im weiteren Verlauf von AD(H)S ist es vorgekommen das sie sich mit dem Alter gebessert hat.

AD(H)S sollte nicht als Krankheit betrachtet werden. Es ist keine!

Ich kann dir aus Erfahrung sagen das es bessere Methoden gibt als die medikamtöse Behandlung (mein Cousin bekommt diese). Alernative Behandlungsmethoden verschaffen oft große Erleichterung. Lass nicht zu das man ihm Ritalin oder ähnliches andreht. Ritalin ist eine sehr starke Droge und wird meist trotzdem von Ärzten verabreicht.

AD(H)S ist in soweit vererblich das die Wahrscheinlichkeit ein AD(H)S Kind zu bekommen größer ist wenn einer der Elternteile daran leidet. Insbesondere wenn dieser Elternteil männlich ist. Es ist jedoch nicht zwangsweise nötig das ein Kind aus eurer Verbindung ADS oder ADHS bekommt.

Dein Liebster ist nicht krank und auch nicht behindert. Diese Symptome kann man in den Griff bekommen.

Falls du noch Fragen hast , frag ruhig ;)

 
thought hat es schon ausführlicher beschrieben, nur möchte ich als auch betroffener noch was ergänzen:

1. ist es eine krankheit und wird von der who (weltgesundheitsorganisation) als solche anerkannt.

2. ist es, wie thought schon erwähnt, eine vererbte neurobiologische störung bez. eine stoffwechselstörung im gehirn.

ich selbst halte auch nichts von medikamente. eine psychotherapie bez. verhaltenstherapie jedoch ist je nach dem sogar zwingend nötig. wenn eine solche behandlung im kindesalter nicht statt gefunden hat, wird es ein betroffener im erwachsenen alter wesentlich schwieriger haben.

übrigens sind ca. 10% der bevölkerung betroffen.

bei fragen stehe ich gerne zur verfügung.

lg varjot