Alter ≠ emotionale Reife – ein Zeichen der Zeit?

Roya

Moderator
03. Aug. 2003
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Moin!

Immer wieder denke ich bei Lesen hier im Forum insgeheim, was ein/e andere/r User/in so treffend formulierte:

In deinem Alter solltest du mehr Verständnis für Beziehungsdinge und die Liebe haben.
Vermehrt fallen mir Männer und Frauen auf, die in Sachen Liebe anscheinend noch in den Kinderschuhen stecken und sich verhalten wie Teenager.
Es passiert mir immer wieder, dass ich einen Thread lese und denke "Och guck mal, das Mädel/ der Junge... total orientierungslos ... hachja ... die ersten Erfahrungen mit der Liebe..." und schau dann auf die Altersangabe und da steht "35" und bald darauf wird erwähnt, dass der TE auch Kinder hat. :eek:

Da gibt es Leute mit über 30, die Menschen nach nur wenigen Wochen "lieben" oder deren ganzes Leben sich um jemanden dreht, den sie im Internet kennengelernt und noch nie in persona gesehen haben. :schief:

Menschen, die einen einfachen Flirt nicht von wahrem Interesse und Sex nicht von Liebe unterscheiden können. ?(

Erwachsene, die jedes Wort des anderen auf die Goldwaage legen, denen aber Selbstreflektion und "aus Fehlern lernen" vollkommen fremd zu sein scheint. :nono:

Mütter und Väter, die nicht einen rationalen Gedanken fassen, zulassen oder gar umsetzen wollen oder können, daher auf der Stelle treten oder wie ein Bumerang immer wieder in derselben Misere landen und immer wieder dieselben Fragen stellen. :mauer:

User/innen, die Arbeit und Familie haben, aber nicht mal in der Lage oder bereit sind, die Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen. :tongue:

Ja, mir ist vollkommen klar, dass man nicht allwissend auf die Welt kommt, uns unsere Erfahrungen prägen und das alles ein Lernprozess ist.

Aber woher kommt dieser extreme Mangel an emotionaler Reife in einem doch sehr erwachsenen Alter? Ist das eine Modeerscheinung? Ist DAS das Peter-Pan-Syndrom?

Woher rührt das? Bekommen Menschen heutzutage zu früh zu viel Verantwortung abgenommen oder warum lernen sie es nicht mehr, Verantwortung für sich und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu tragen?

Gibt es heutzutage zu viele "Entschuldigungen" dafür, sich nicht weiterzuentwickeln?

Verhindern irgendwelche modernen Rechtfertigungen das Reflektieren?

Wieso sind so viele Ü30er oder noch Ältere auf dem emotionalen Stand von Teenagern?

Ich will niemanden angreifen, jeder ist so wie er ist, ich möchte nur begreifen, warum. :]

 
Ich bin mir nicht sicher ob das eine Mode Erscheinung ist, obwohl die Infantilisierung unserer Gesellschaft ja auch ein Problem ist. Trotzdem glaube ich, hat das auch etwas mit dem Charakter zu tun. Menschen die sich selber nicht in Frage stellen, oder ihr eigenes Unvermögen Verantwortung zu übernehmen, benehmen sich ja auch deswegen so kindisch.

Dann ist auch der Effekt, den Foren manchmal haben. In Foren schreiben manchmal Leute Dinge, wo ich auch denke, so jemanden habe ich meinem Umkreis aber nicht, ich würde dem einen Tritt in den Arsch geben! Wie z.b. diese vielen Threads, wo jemand in jemanden "verliebt" ist, den er nur über Chat kennt, und wegen dem Liebeskummer hat. So etwas kann ich gar nicht verstehen, und hätte es nicht mal für möglich gehalten, aber vielleicht schreiben die Leute weil sie hier anonym sind, viel offener über ihre Gefühle, und übertreiben sie auch mal, oder leben aus was sie im wahren Leben nicht aussprechen würden. Vielleicht kommen deshalb viele hier so infantil rüber, weil sie hier ja nichts zu verlieren haben.

 
also ich denke, dass beziehungen einfach weniger wertigkeit bekommen haben.

man heiratet - dann lasst man sich wieder scheiden. man gründet eine familie - dann macht man einfach 2 daraus. die ehe wird schon lange nicht mehr als bund fürs leben gesehen. und selbst eine familie ist kein grund mehr sich in einer beziehung mühe zu geben.

es war bestimmt schon jeder einmal naiv oder wurde verarscht. aber wenn mir das immer und immer wieder passiert - dann sollte ich den fehler vielleicht auch einmal bei mir suchen. aber das tun natürlich die meisten nicht.

und mir ist aufgefallen, dass die meisten die zwischen flirt und angehender beziehung nicht unterscheiden können, oft einfach sehr einsam sind. und die klammern sich dann an den winzigsten hoffbungsschimmer, dass sich etwas entwickeln kann.

ich habe es wieder bei einer bekannten alleinerziehenden mutter beobachten können. die hatte einen "freund" - der kam nur um sex zu haben, zum essen, fernsehen und brachte seine schmutzwäsche. sie freute sich jedes mal darüber. ich konnte nicht nachvollzeihen was sie daran toll findet. er wollte nichts unternehmen, ging mit ihr nicht unter leute und sie durfte niemanden sagen, dass da was ist zwischen ihnen.

aber sie ist eben sehr einsam, kommt nicht so oft raus, hatte schon ewig keine beziheung mehr und ist jetzt auch nicht unbedingt die hübscheste. wenn sich nur irgendwas ergibt - steigert sie sich gleich total rein.

das internet erleichtert natürlich vielen jemanden kennen zu lernen. bei manchen funktionierts - bei den meisten allerdings nicht. aber jeder glaubt er ist einer davon wo es funktioniert und etwas besonderes ist. wenn sich jemand nach 2 wochen nicht mit mir trifft - kann ich es vergessen. (außer er ist aus dschibuti)

und wer heutzutage einen pc mit internet hat - hat auch eine webcam und skype. da kann man dann gleich abchecken ob der an der anderen leitung auch hält was er verspricht.

 
So etwas kann ich gar nicht verstehen, und hätte es nicht mal für möglich gehalten, aber vielleicht schreiben die Leute weil sie hier anonym sind, viel offener über ihre Gefühle, und übertreiben sie auch mal, oder leben aus was sie im wahren Leben nicht aussprechen würden.
Dies ist bestimmt richtig.

Weiter würde ich sagen, dass bei den jüngeren (Ausnahmen bestätigen die Regeln, nicht pauschalisierend gemeint) heutzutage mehr Oberflächlichkeit besteht. Alles scheint auswechselbar. Ganz bestimmt auch der Partner. Man hat ja nur ein Leben und dies will man ja so glücklich/erfüllend wie möglich gestalten. Dabei geht meist der Tiefgang verloren. Es wird dann versucht im gesetzteren Alter dies nachzuholen. (Aus Mangel an Alternativen???) Diese Leute entwickeln (oder lassen diese zu) dann sogar Gefühle, da man ja jetzt "angekommen" ist und sich vorher ja auch "ausgelebt" hat. Woher soll bei diesen Leuten die "gelebte Erfahrung" in Gefühlsdingen kommen?

Weiter sehe ich die grosse Masse der Verlassenen, Einsamen und Verzweifelten und Betrogenen die keinen Funken rationalität mehr besitzen. Hier geht alles. Ob Internet oder reales Leben.

Motto: Es ist aussichtlos aber daran klammere ich mich um so fester.

 
Hallo Roya,

ich stehe da auf dem Standpunkt; daß Leute in meinem Alter oftmals zu früh ZUVIEL Verantwortung übernehmen mussten.

Zur Zeit als wir Ü30er jung waren gab es noch viele Familien mit mehr als 1-2 Kindern.

Oft waren beide Elternteile daher gezwungen arbeiten zu gehen und übertrugen viel Verantwortung an die ältesten Kinder.

Diese hatten somit gar nicht die Zeit sich mit sich selbst auseinander zu setzten und in Liebesdingen zu lernen.

Allerdings sehnte man sich immer nach jemandem der die Verantwortung mit trägt(auch in allen späteren Jahren).

Ich denke das dieser Wunsch nach Halt und Liebe gerade in der heutigen Zeit,wo alles unsicher,schwierig und durch viele Ängste(gerade rund um Job und Finanzen)geprägt ist,immer stärker wird!

Da wird sich dann halt schnell in etwas hineingesteigert was gar nicht vorhanden ist.

Nur aus dem tiefen Wunsch heraus nicht alles allein meistern zu müssen,sondern sein müdes Haupt an eine Schulter zu lehnen und ausruhen zu dürfen!!!

Zu lang(die Ü30er) trägt man schon soviel Last auf den Schultern.

Aber für jeden kommt die Zeit in der er emotional erwachsen wird und sich und sein Leben reflektiert!

Diese Gedanken sind natürlich nur meine Interpretation und zu Studienzwecken nicht besonders geeignet!*ggg*

 
Da gibt es Leute mit über 30, die Menschen nach nur wenigen Wochen "lieben" oder deren ganzes Leben sich um jemanden dreht, den sie im Internet kennengelernt und noch nie in persona gesehen haben. :schief:
Ich denke, du lieferst selbst die Begründung, warum Alter nicht gleich emotionale Reife ist.

Klar macht jeder mal Fehler in Beziehungen und wir sind alle nicht allwissend. Das es in Beziehungsfragen überhaupt ein "richtig" oder "falsch" gibt, bezweifle ich sogar. Sonst würde es ja auch nicht das Forum geben. ;)

Bei den von dir, liebe Roya, beschriebenen Typen fällt mir aber auf, dass es Menschen sind, die sich ausschließlich über eine Beziehung definieren. Übertrieben geschrieben: Haben sie keine/n Partner/in an ihrer Seite, stehen sie kurz vor dem Selbstmord. Kurz vorm Durchdrehen.

Zudem sind es auch Menschen, die noch nie so richtig selbst für ihr Leben Verantwortung übernommen haben. Deswegen klammern sie sich auch wieder so schnell an einen neuen Partner. Hauptsache nicht auf eigenen Füßen stehen müssen!!!

Haben sie dann jemanden, werden alle Wünsche und Sehnsüchte auf diese Person projeziert - ohne sich jemals den Menschen genauer anzusehen. Und dann wird auch ganz schnell von "Liebe" gesprochen.

Das kann aber auch an der mangelnden Phantasie und Eigenverantwortung liegen. Für alles gibt es heute bunte Heftchen oder bunte Filmchen. Für alles scheint es eine Antwort zu geben. Sich mal selbst Gedanken machen (was z.B. wirklich "Liebe" ist oder wie man eine Beziehung gestaltet!!!) scheint gar nicht mehr nötig zu sein. Es werden zu viele Vergleiche aus einer nicht realen Welt geholt - und die eigene Persönlichkeit und die des Partner gehen dabei völlig verloren. Mal ein bissel selber den Kopf anstrengen und das eigene Leben gestalten, nein, das ist nicht mehr gefragt.

Weiter sehe ich die grosse Masse der Verlassenen, Einsamen und Verzweifelten und Betrogenen die keinen Funken rationalität mehr besitzen. ... Motto: Es ist aussichtlos aber daran klammere ich mich um so fester.
Ist aber völlig normal. Der Mensch ist so gestrickt, dass er bei Angst völlig irrational handelt. Da gibt es sogar noch viel extremere Handlungen in ganz anderen Bereichen, die zwar etwas mit Emotionen aber nichts mit Liebe zu tun haben.

So ein Klammern könnte ich ja noch verstehen. Oftmals lernt man ja dann auch etwas daraus. Aber hier bei Beziehungsfragen scheint ja noch nicht mal ein Lerneffekt da zu sein. Da wird sich ganz fix in eine neue Beziehung gestürzt, nur um nicht alleine da zu stehen. Lehren aus den eigenen Fehlern ziehen? Fehlanzeige.