Berechnende Egoistin? Oder Opfer eigener Ängste?

miaflorentine

Erfahrener Benutzer
01. Juli 2009
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Liebe Forengengemeinde!

Ich benötige sehr dringend Hilfe. Es geht nicht um mich, sondern um meinen besten Freund. Was seine Geschichte betrifft habe ich kaum noch Gedankenansätze, die ihm nützlich sein könnten. Da er sehr leidet, ist es derzeit enorm schwierig für mich, ihm beizustehen. Ich hoffe sehr, dass ihr mir einige Anregungen geben könnt....

Vor mehr als 2 Jahren, lernte mein Freund (B.) ein Mädchen kennen, dass ihm auf Anhieb sehr gefiel. Sie (K.) traf ihn direkt ins Herz, mit ihrer fröhlichen Art. Damals steckte sie noch mitten in der Beziehung, zu einem älteren mann, mit dem sie bereits seit 4 Jahren liiert war. Er war es, über den B. sie überhaupt kennen lernte, da beide sich freundschaftlich zu getan waren. Zunächst unternahmen alle drei viel miteinander, bis sich bei meinem Freund ernsthaftere Gefühle für K. einstellten. Nun drohte die Sache kompliziert zu werden. K. gestand ihrem Freund aber recht schnell, dass es ihr ähnlich ginge und sie sich in B. verliebt hätte. Ihr Freund reagierte darauf, zur großen Überraschung, bewundernswert gelassen. Er gestand den beiden Zeit zu zweit zu, ohne ihnen groß zu misstrauen. Er vertrat die Meinung, dass er seine Freundin ohnehin nicht halten könnte, wenn sie es nicht wolle. Vielleicht hoffte er damals, K. würde ihre Gefühlsirritation recht schnell überwinden und alles hätte wieder seine alte Ordnung.

So kam es nicht. Statt dessen erfuhr mein Freund B., dass sie in der Beziehung längst nicht mehr wirklich glücklich sei. (...blabla, wies eben immer so ist). Ihr Freund, der gute 10 Jahre älter ist, sei ihr oftmals zu langweilig, zu wenig spontan, zu wenig verrückt. Auch zöge sie langsam in Betracht, Kinder zu bekommen, was sie sich mit ihrem Freund nicht recht vorstellen könnte. B., glaubte damals noch, dass es nur ein wenig Zeit bräuchte, um sie für sich zu gewinnen. K.`s Freund, der ja auch mit B. befreundet war, tat ihm Leid und natürlich hatte er ein schlechtes Gewissen. Aber bequemerweise beruhigte er sein Gewissen damit, dass ihr Freund ja selbst Schuld sei, da er die Treffen zwischen den beiden so bereitwillig zuließ, obwohl er längst um die Gefühle beider wußte.

K. und B. verbrachten immer mehr Zeit miteinander und ich rechnete damit, dass sie sich bald von ihrem Freund trennen und zu B. bekennen würde. Tat sie aber nicht. Stehts beklagte sie statt dessen, dass es nahezu unmöglich sei, sich zwischen ihrem Freund (treu, gutmütig, reif, gelassen, fest im Leben stehend, sicherheitgebend) und B. (jung, chaotisch, spontan, emotional, leidenschaftlich) zu entscheiden.

Es kam dann zu dem Abend, an dem alle drei (... ohne Worte) miteinander feiern gingen und auch reiflich Alkohol tranken. An diesem Abend platze K.`s Freund endgültig und verständlicherweise der Kragen, da ihn seine Freundin kaum beachtete und statt dessen nur Augen für B. hatte. Es kam zum Streit. K.`s Freund stieg schliesslich betrunken ins Auto und fuhr davon. K. gab vor, sich schreckliche Sorgen zu machen und weinte. Sie versuchte ihren Freund mehrfach ohne Erfolg zu erreichen. ABer anstatt sich zu ihm bringen zu lassen, wandte sie sich wieder B. zu und die beiden küssten sich erstmals.

Zwischen K. und ihrem Freund ränkte sich irgendwie alles wieder halbwegs ein, aber B. (mein bester Freund) begann unerträglich unter der Situation zu leiden. Er ist selbst nicht gesund, hat schon Phasen schwerer Depressionen hinter sich und große Probleme sein Leben zu meistern. Solange K. bei ihm war, erschien ihm alles so viel leichter. Auch war er abgelenkt von seinen eigenen Sorgen, musste sich nicht mit sich selbst befassen. Längst hatte er sich zum ersten Mal in seinem Leben unsterblich verliebt. Er tat es, wie er alles tut, dass er beginnt- mit großer Leidenschaft und Hingabe.

Zwischen ihm und K. begann ein absurdes Spiel. Immer, wenn er versuchte sich von ihr zu distanzieren, bemühte sie sich wahnsinnig um ihn, bis er wieder die Kontrolle über jegliche Vernunft verlor und seine guten Vorwürfe über Bord warf. Ging es ihm gut, dann litt K., weil sie glaubte ihn zu verlieren und sie könne ihn nicht mehr erreichen. Ging es ihm schlecht, weil es ihm wieder mal nicht gelang sich emotional von ihr zu distanzieren, blühte sie auf. Und andersrum.

Nach mehr als einem Jahr trennte sie sich von ihrem Freund und zog aus. Nun mussten sich beide nicht mehr schuldig fühlen, für ihre Gefühle und B. war zuversichtlich, dass sie sich nun endlich für ihn entscheiden würde. Sie verbrachten sehr, sehr viel Zeit miteinander. Dabei entwickelten beide, wie sie sagen, eine tiefe Liebe zueinander. B. öffnete sich ihr in jeder Hinsicht und erfuhr, dass sie furchtbare, fast krankhafte Verlustängste hat. Ich weiß nichts genaueres, aber sie hat es wohl nicht immer einfach gehabt. Und die Trennung von ihrem Freund machte nichts leichter.

Sie blieb weiterhin mit ihm in engster Verbindung. War sie nicht bei B., so war sie bei ihm. Sie war gnadenlos ehrlich und leugnete nicht, ihn noch zu lieben. Sie sagte B., dass ihr Exfreund ihr noch immer dass gäbe, was B. nicht könnte- SICHERHEIT.

B. hatte in dieser Zeit den schlimmsten zusammenbruch, den ich jeh erlebt habe. Es war grausam. Er wollte nicht mehr leben und verbrachte einige Zeit in einer psychiatrischen Einrichtung. Auch mir als enge Freundin gelang es nicht, ihn zu erreichen. Er hatte sich einfach aufgegeben und seiner Krankheit vollkommen hingegeben.

K. war nicht die Ursache dieses Elends, aber die Situation mit ihr riss ihm regelmäßig den Boden unter den Füssen weg. Natürlich habe ich ihm geraten, sie endlich gehen zu lassen. Tausend Gespräche, in denen wir gemeinsam spekuliert haben, ob sie ein böses Spiel mit ihm treibt. B., der weder naiv noch dumm ist, konnte und wollte nicht leugnen, dass sie nicht fair war. Aber er beharrte darauf, dass sie selbst unter ihrer Unfähigkeit eine Entscheidung zu treffen leiden würde. Und tatsächlich scheint es, als würde K. längst nicht mehr ausschliesslich genießen, Mittelpunkt zweier Menschen und deren Bemühungen zu sein. B. berichtete mir (ich habe sie noch niemals persönlich getroffen), dass sie lange Zeit krank geschrieben war und selbst am Ende ist. Sogar von einer Therapie ist die Rede.

B. hat um sie gekämpft und sich zurück gezogen. Dennoch ist er in den letzten zwei Jahren kein Stck voran gekommen. Es hat sich nichts verändert.

Die Ist-Situation

K. lebt weiterhin getrennt von ihrem Exfreund. Sie sehen sich aber nach wie vor fast täglich, verbringen viel Zeit miteinander und teilen auch gelegentlich das Bett. Sie sind sich sehr nahe, da ihr Exfreund auch eine Tochter hat, (mit seiner vorherigen Freundin) die K. sehr liebt.

B. hat sich mittlerweile gut und gerne 100 mal zurück gezogen. Ziel ist aber längst nicht mehr, sie aus seinem Leben zu verbannen, sondern einfach nur, den Kontakt auf eine Freundschaft zu reduzieren. (Was meines erachtens vollkommen unmöglich ist, weil B. unfähig ist, seine Gefühle zu kontrollieren). B. sagt, er liebt sie und möchte weiterhin sein Leben mit ihr teilen. Sie ganz daraus zu streichen, käme nicht in Frage, weil sie ein großartiger Mensch sei. E versteht aber, dass es unabhängig von jeder Schuld frage schlecht für ihn ist, weiter in dieser Konstellation zu verharren.

Nachdem er neulich einige Tage (!- vielleicht eine Woche) keinen Kontakt hatte, ging es ihm sehr gut, während sie (wie immer) vollkommen am Ende war. Dies ist auch der Grund, warum er sie aufsuchte. Ursprünglich hatte er nur ein paar Sachen holen und ihr einen Moment beistehen wollen. Sie war bemüht, ihn nicht wieder gehen zu lassen. Sie schliefen miteinander. Seit dem ist er wieder ganz, ganz unten. Alle kleinen Fortschritte dahin. Er ist wieder verletzlicher denn jeh und glaubt kaum noch daran, die Stärke aufzubringen, sich dem jemals zu entziehen.

Als Freundin ist es schwer, sich dass mit anzusehen. Zumal ich weiß, dass es bei meinem Freund so tief geht, dass ich jeder Zeit fürchte, er könnte wieder so zusammen brechen.

Ich habe ihm immer beigestanden, bei jedem verdammten Mal, in dem er wieder verzweifelt war. Jedes mal wieder habe ich zugehört, mir Gedanken gemacht. Mich bemüht, Verständnis aufzubringen. Aber langsam weiß ich keinen Rat mehr. Er braucht aber so dringend Unterstützung. Vielleicht hat Jemand von Euch eine neue Sichtweise, Gedankenanstöße...

Tut mir Leid, falls der Text zu lang oder verwirrend ist. Danke an jeden, ders trotzdem gelesen hat.

Ach übrigens, diese Resignation "es geht nun mal nicht ohne sie" macht mich wahnsinnig wütend! Wie kann man so offen und bereitwillig eine derartige Abhängigkeit kund tun???!!!

 
Ohje..erst mal Hut ab, so ne gute Freundin wie Dich hätte ich auch gerne! Ich weiss eigentlich auch gar nicht was ich Dir raten soll. Ich weiss nur aus eigener Erfahrung, dass egal wieviele Leute mir ins Gewissen reden (und auch recht haben!) dass ich erst fähig bin, mich und meine Einstellung zu ändern, wenn ICH soweit bin..Und das kann einem kein Freund abnehmen.. Ich unternehme selbst auch erst dann etwas (z.b. mich von jemandem zu lösen) wenn ich irgendwann wie "genug" habe vom ständigen unglücklich sein.. Ich denke, Du kannst nur für ihn da sein, er muss selbst an den Punkt kommen, wo er sich von ihr lösen WILL..nicht weil sie nicht nett ist, sondern weil er nicht mehr leiden will. Und das kannst Du ihm leider nicht abnehmen..

Und vergiss Dich selbst dabei nicht.. man kann nicht immer nur geben, man muss auch selbst auftanken..

Aber trotzdem schön, dass es so Menschen wie Dich gibt!

 
Vielen Dank für Deine Antwort =) hab mich gefreut, dass sich doch Jemand durchgerungen hat. Mittlerweile ist es wieder etwas leichter. Als ich den Eintrag schrieb, da war ich ziemlich verzweifelt, weil ich das Gefühl hatte,nichts tun zu können und es schlimm ist,einen geliebten Menschen "leiden" zu sehen.

Aber derzeit schaff ich es besser, mich damit abzufinden, dass die Situation für den Moment nun Mal nicht lösbar ist. Eben weil Du Recht hast und der Wille meines Freundes fehlt.

Also ganz lieben Dank!