Beziehung als Iranerin

[cocomarissa]

Ich bin Iranerin und Muslima, aber keine Praktizierende. D.h. ich bete oder faste nicht, trinke auch ab und zu mal Alkohol, bin aber trotzdem gläubig. Nun ist es so, dass ich noch keinen festen Freund hatte. Und das liegt nicht daran, dass ich "hässlich" bin oder für Männer uninteressant, sondern einfach weil eine Beziehung in meinem Kopf ein Tabu Thema ist!

Es gibt etwas unausgesprochenes, aber selbstverständliches zwischen meinen Eltern und mir, undzwar dass ich einen Iraner heirate und davor keinen anderen Freund habe!

Dazu muss ich sagen, dass es weniger um die Religion, als vielmehr um die Kultur geht. Iraner sind nicht besonders religiös, aber was die Kultur angeht ….

Ich hätte kein Problem damit eine „heimliche“ Beziehung zu führen. Hab mich das zwar noch nie getraut, aber das liegt eher an die Reaktion der Männer. Eine heimliche Beziehung, bzw eine, wo mein Freund meine Eltern nicht kennenlernt, wäre perfekt. Ich verletzte meine Eltern nicht und habe gleichzeitig meinen Spaß. Selbst wenn sie etwas erahnen sollten - wenn sie wissen, dass es nichts ernstes ist, würden sie es als ungesehen hinnehmen. Aber es ist mir einfach unheimlich peinlich das einem Jungen zu sagen. Was würde er von mir denken? Einer jungen, integrierten, "westlichen" Frau?

Wäre es ein muslimischer Mann, würde er es zu 99% verstehen. Aber die Herren die mich interessieren sind zu 80% Deutsche oder Italienier oder oder.

Was kann ich tun? Was soll ich tun? Ich kann doch nicht die einzige mit solchen Problemen sein?

Wie würden Männer wohl auf solche Frauen reagieren bzw. wie soll ich es dem Mann überhaupt beibringen? So eine Beziehung wäre doch viel zu kompliziert. Welcher Mann hätte schon Lust darauf..?

 

[*Belleza*]

Hallo Cocomarissa,

Darf ich fragen wie alt du bist?

Die Situation in solchen Kulturen ist immer schwierig, wobei es die Männer leichter haben als die Frauen und diese auch mehr probieren dürfen bzw es geduldet wird, warum auch immer.

Ich muss ehrlich sagen dass ich sehr froh bin, dass ich nicht in solch eine Kultur hinein geboren bin und ich mich entfalten kann wie ich es für richtig halte und nicht wie es irgendeine Kultur vorgibt. Frei zu sein und seinen Bedürfnissen ohne Einschränkungen nachgehen zu dürfen ist das wertvollste, was es gibt.

Ich hatte mal ein interessantes Video gesehen, da ging es um 5 eingesperrte Affen. Natürlich keine echten. Damit wurde die Thematik sinnbildlich dargestellt.

Diese 5 Affen waren also eingesperrt. In dem Käfig befand sich eine Leiter und auf dieser Leiter waren Bananen. Immer wenn ein Affe zu den Bananen geklettert ist, haben die anderen Affen eine Dusche Wasser abbekommen.

Somit wurde zukünftig jeder Affe angegriffen, der diese Leiter hochgeklettert ist.

3 der 5 Affen wurden ausgetauscht und die Bestrafung mit der Dusche entfernt. Sodass die Affen ohne Probleme zu den Bananen klettern könnten, da es diese Bestrafung mit der Dusche nicht mehr gab.

Dennoch würde jeder Affe von den anderen angegriffen, wenn dieser zu den Bananen geklettert ist.

Nun wurden auch die letzten beiden Affen mit neuen Affen ausgetauscht.

Einer der neuen kletterte sofort auf die Leiter um an die Bananen zu kommen und wurde von den anderen angegriffen. Er fragte wieso er angegriffen wurde. Und die anderen Affen sagten, weil wir das schon immer so gemacht haben. Keiner dieser Affen hat je eine Bestrafung mit der Dusche erfahren müssen, weil alle ausgetauscht wurden. Sie haben nur so gehandelt weil es schon immer so gemacht wurde. Ich finde das ist immer ein sehr interessanter Ansatz.

Versteh mich nicht falsch, ich respektiere jede Kultur und bin selbst durch meine beste Freundin in einer muslimischen Familie groß geworden und die Familie war im großen und ganzen toll, sehr herzlich ich habe durch Sie einiges gelernt und liebe sie. Ich hab aber miterleben können wie frei doch die Jungs waren und wie sehr die Mädchen nur aufgrund der Tatsache dass sie weiblich sind eingeschränkt wurden. Da habe ich das Gefühl, dass sich in solchen Kulturen noch einiges verändern muss. Natürlich gibt es Familien die strenger sind oder solche die etwas lockerer an die Sache rangehen. Aber im großen und ganzen muss sich in den Köpfen einfach noch einiges ändern.

Um so mehr habe ich dadurch gelernt, wie frei ich doch bin in meinen Entscheidungen und in meinem handeln. Und weiß dies zu schätzen.

Zu deinem Problem...

Es ist natürlich schwierig wenn du offiziell keinen Freund haben darfst. Auch deutsche Männer sehnen sich nach einer Beziehung und haben Gefühle. Es gibt aber auch welche die nur ihren Spaß suchen. Ich denke dass du wenn immer mit offenen Karten spielen musst und dir eher jemanden von der lockeren Sorte suchen solltest, damit du die Gefühle anderer nicht bewusst verletzt. Ich kann dir aber auch aus Erfahrung sagen, dass du damit Gefahr läufst dich zu verlieben und dann ist der Schlamassel sehr groß weil diese Liebe zwischen euch in euer Kultur verboten wäre. Männer haben in eurer Kultur da leider mehr Freiheiten, da ein muslimischer Mann eine Frau einer anderen Religionszugehörigkeit heiraten darf. Dies wird geduldet. Eine Muslima darf dies aber nicht.

Alles sehr eingefahren.

 

[kutee]

Ich bin zwar keine Iranerin aber auch keine Deutsche, daher kann ich deine Bedenken verstehen. Ich sage den Männern immer am Anfang, dass ich meinen Eltern nicht jeden Mann vorstellen werden bevor ich mir nicht sicher bin ob es was ernsthaftes wird. Bisher war es auch gar kein Problem. Meinen Ex-Freund habe ich erst nach ca. 6 Monaten meinen Eltern vorgestellt und das war für ihn ok. Man muss sich ja erst kennen lernen und das geht nach nicht in 2 Wochen, daher ist es doch gar kein Problem wenn die Eltern erstmal außen vor bleiben. 

Jedoch war es bei mir keine "heimliche" Beziehung. Die Gefahr ist da Groß, dass es nach einer offenen Beziehung für ihn aussieht. Also wenn ihr euch nur nachts und am Wochenende bei dir heimlich trefft und nie rausgeht, dann könnte er das falsch verstehen. Aber wenn es dir nur um deine Eltern geht, dann werden die Männer das gut verstehen als war bei mir immer so