Beziehung am Tiefpunkt angelangt

Black Water

Erfahrener Benutzer
08. Okt. 2005
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Hallo liebe Foris,

ich brauche im Moment dringend Ratschläge, euren Geschichten "höre" ich jedoch auch gerne zu. Kurz gesagt befindet sich meine Beziehung im Moment am absoluten Tiefpunkt. Nach einem Streit gestern Abend fehlt wirklich nicht mehr viel, vielleicht nur noch ein Tacken mehr, und einer von uns beiden zieht den Schlussstrich. Ich denke, dass das tendenziell im Moment eher ich sein werde. Aber am besten erzähle ich erst einmal ein bisschen mehr.

Mein Freund und ich sind seit drei Jahren zusammen, seit 1,5 Jahren wohnen wir zusammen und vor ungefähr einem Jahr haben wir uns verlobt. Während der Fernbeziehungszeit war unsere Beziehung noch sehr liebevoll, jede Gelegenheit sich zu sehen sehr kostbar. Auch das erste Jahr war anfangs sehr liebevoll und schön, mit der Zeit kam dann der Alltag. Wir sind beide berufstätig.

Vor ungefähr fünf Monaten habe ich mich heftig, aber kurz verliebt. Es ist nie etwas gewesen. Er weiß es nicht, mein Freund weiß es nicht und ich habe auch nie versucht eine Beziehung mit dem anderen zustande zu bekommen. Was mir diese Verliebtheit jedoch eindringlich gezeigt hat war, was mir in meiner Beziehung fehlte. Und das war eindeutig das Gefühl wertgeschätzt zu werden und Nähe zu genießen. Gemeinsame Unternehmungen waren vollkommen abhanden gekommen und der Haushalt und die Pflege unserer Haustiere fiel zu 70% auf mich ab. Nicht, weil wir das so abgesprochen hätten, sondern weil es sich einfach so ergab.

Wir machten weiter.

Der Sex ist schon lange nicht mehr so wie er sein sollte. Liebevoll und von beiden gewollt. Mein Freund könnte jeden Tag, hat häufig Lust und beißt sich an meiner Verweigerung oft genug die Zähne aus. Zuletzt gab es die Hoffnung, dass es an meinem Präparat liegen würde, doch auch nach einem Wechsel hatte ich trotzdem keine Lust auf Sex. Nie.

Ich gab in der Zwischenzeit dann und wann nach. Ließ mich benutzen, weil ich wusste, dass er unter dem doch sehr seltenen Sex litt. Zuletzt wurde es immer weniger und inzwischen sind wir soweit, dass alles was er tut damit ich Lust bekomme (z.B. Streicheln usw.), nicht für mich gedacht sind um mir was Gutes zu tun, sondern ausschließlich dem Zweck dienen wenigstens noch ein wenig Sex zu bekommen. Das hat sich in den letzten Wochen mehr als offensichtlich gezeigt. Ich weiß aber nicht, inwieweit ihm selbst das klar ist. Für beide ist die Situation diesbezüglich jedoch extrem frustrierend. Gespräche führen zu nichts, weil es darauf hinausläuft, dass ich mich entweder zwingen, oder er verzichten muss.

Ein anderes schwerwiegendes Problem ist die starke Eifersucht meines Freundes. Als ich vor ein paar Wochen ein Treffen im Kollegenkreis hatte, die übrigens alle mehr oder minder vergeben sind und komplett ohne Alkohol, macht er tagelang vorher Stunk und wehrte jede Annäherung ab. Nach dem Treffen sagte er sinngemäß, dass er sofort Schluss machen würde, wenn so ein Treffen jetzt jede Woche stattfinden würde.

Mein Freund reagiert auf jede Erzählung von meiner Arbeit oder auf Erzählungen von lustigen Situationen genervt und haut dann so SPrüche raus wie "Vergiss die Kondome nicht", "Reicht der Platz zum Poppen im Klo eigentlich?" usw.

Früher habe ich dazu geschwiegen und beschwichtigt, mittlerweile zieht über den Raum emotionale Eiseskälte wenn er wieder damit anfängt.

Wir haben schon so oft geredet. Immer wieder über alle Probleme, aber das bringt nichts, es ändert sich nichts. Wir heulen uns nur immer wieder gegenseitig an und ich weiß mittlerweile nicht mehr, ob ich meinen Verlobten überhaupt noch liebe. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke, sich vielleicht zu trennen. Nur breche ich dann jedesmal in Tränen aus, weil er mir eben wichtig ist. Ich weiß nur nich auf welche Weise.

Die Wohnung, der Hausrat und die Haustiere wären ein weiteres Problem, dass seine Eltern sehr weit weg wohnen und ich nicht mehr nach Hause ziehen, geschweige denn die Wohnung alleine bezahlen kann, ganz andere.

Ich bin verzweifelt und weiß nicht, was ich noch tun soll.

Nach einem Streit gestern Abend ist die Beziehung mehr als fragil. Ich weiß noch nicht, was gleich passiert, wenn er nachher nach Hause kommt. Ob er überhaupt nach Hause kommt.

Vielen lieben Dank fürs Lesen.

 
Es tut mir Leid das es Dir momentan nicht gut geht. Ich bin sicher Du wirst hier ausführliche Hilfe finden.

Am nervigsten finde ich das mit der Eifersucht. Das hört sich ja anstrengend an.

Ganz generell zu euch Beiden: Ihm fehlt auf jedenfall noch ein großes Stück Reife und Verständnis für eine Beziehung habe ich den Eindruck.

Das er häufig Sex möchte ist ja im Prinzip nichts schlimmes, nur Dir fehlt die Lust dazu... da kannst Du momentan nichts machen. Die muss wenn sicherlich von alleine wiederkommen. Momentan stellen sich aber wohl erstmal ganz andere Fragen.

Bei dem Thema Hausarbeit seit ihr sicherlich in guter Gesellschaft mit diesem Problem. Das muss man wohl einfach drüber sprechen.

Aber eigentlich geht es ja darum ob Du die Sache überhaupt noch willst (und/oder er). Der letzte Abschnitt beschreibt Dein Dilemma ausführlich. Abstand wäre gut, aber der ist schwer möglich. Man kann Dir nur raten die Flinte nicht zu schnell ins Korn zu werfen, aber auch nicht ewig unglücklich zu sein. Nimm Dir Zeit für Dich, um soviel wie es geht nachzudenken. Du wirst der Entscheidung jeden Tag ein Stück näher kommen. Irgendwann weisst Du was zu tun ist. Vielleicht passieren ja auch noch Dinge die Deine Entscheidung beinflussen die nächsten Tage. Positiv oder auch negativ.

 
Liebe Backwater,

deine Situation klingt sehr verzwickt und du weist natürlich selbst, dass wir die die Entscheidung nicht abnehmen können. Aber wie die Situation für mich wirkt, so wie du es beschrieben hast kann ich zumindest einen Rat geben. Und der Rat, der sich für mich erschließt ist ganz klar Abstand, da führt kein Weg dran vorbei meiner Meinung nach. Tiefpunkte in Beziehungen gibt es natürich immer wieder und manchmal hilft es auch einfach die Zeit verstreichen zu lassen und ganz einfach gesagt abzuwarten. Allerdings sehe ich das hier nicht so.

Das mit dem Sex ist aus meiner Sicht ein nicht zu unterschätzendes Problem. Zum einen denk ich mir, dass deine Unlust ja auch ihre Ursache hat. Phasen in denen mal einfach kein Bock hat sind ja ganz natürlich, aber wie du es beschreibst könnte ich mir vorstellen, dass seine Art und Weise mit dir umzugehen einen gehörigen Teil dazu beiträgt, nämlich die Sache mit der Wertschätzung. Wenn dich dein Partner wenig schätzt, bzw dir das Gefühl gibt und wenig Anteil nimmt an deinem Leben, wieso solltest du ihm dann voller Leidenschaft deinen Körper "geben" wollen? Im Gegenteil, ich finde es sogar sehr gesund, dass du keine Lust verspürst, das ist reiner Selbstschutz.

Und das mit der Eifersucht...also das ist unter aller Kanone ehrlich gesagt. Eifersucht ist eine Sache, aber wie man sie dann zeigt noch eine andere. So wie du es schilderst, seine Kommentare, also das ist ja drastisch ausgedrückt emotionale Folter. Ich denke er hat mit sich selbst ein großes problem, welches auch immer das ist.

Ich weiß, Trennungen sind sooo schwer, auch wenn die Beziehung am Tiefpunkt ist. Loszulassen, seinen eigenen, neuen Weg gehen, das kostet sehr viel Mut. Aber ehrlich gesagt, ich denke du solltest versuchen den Mut zu entwickeln... es muss ja nicht gleich eine endgültige Trennung sein, vielleicht können getrennte Wohnungen, Abstand zueinander schon etwas bewirken. Zum einen wäre dann jeder für seine Dinge eigens verantwortlich, er würde vielleicht wach werden, neue Spannungen, vor allem sexuelle, kämen dazu.... aber ich denke auch, dass wenn du mit der Zeit merkst, dass er dir doch zu wichtig ist, eine Paartherapie helfen würde. Viee schrecken ja zurück vor sowas, aber dort kann man eben gut lernen miteinander respektvol umzugehen. Und das MUSS dein Freund lernen, genauso wie Vertrauen aufzubauen.

Viel Kraft!

Hanna

 
Ich denke der Sex ist DAS Problem. Dein Freund versteht nicht, dass Du keinen Sex willst, warum Du keinen Sex willst, dass Du nicht wie er einfach permanent "Bock" hast. Er denkt wohl, er bringt's nicht oder Du hättest einen anderen bzw. wärst auf der Suche. Daher die Eifersucht!

Seine Lust wird mit der Zeit auch nicht weniger, sondern mehr. Sex ist für einen Mann doch eher ein Grundbedürfnis wie Essen und Trinken. Der Körper schreit danach und er schreit permanent lauter.

Zudem kostet ihn jede Abweisung ein Stück Ego und Selbstvertrauen. Er bekommt ein Verlangen nach Sex, dass dann gar nicht mehr allein nur von der Lust an sich getrieben ist, sondern auch davon, sein Ego und Selbstvertrauen wiederherzustellen. So denkt und fühlt Mann, nicht jeder Mann, aber sehr viele Männer in ihren "besten" Jahren - sicher auch dein Freund.

Ich denke für dich gehört Liebe untrennbar zu Sex dazu, daher denke ich Du liebst ihn nicht mehr (genug) und Du denkst wohl auch, er liebt dich nicht mehr (genug) oder sieht dich nur als Sexobjekt - daher fehlt dir auch die Lust auf ihn oder vergeht immer mehr.

Sein nun schon ordentlich angekratztes Ego trägt er noch dazu mit dummen Sprüchen und Eifersucht spazieren, ich bin sicher er will das nicht, aber er kann nicht anders. Dich treibt das letztlich nur weiter in die Flucht.

Ich bezweifle leider stark, dass ihr das nochmal hinbekommt. Zum einen da Du Sex offenbar auf ein Podest stellst, dass er aus eigener Kraft nicht mehr erklimmen kann. Du tust ihm mit jeder Zurückweisung weh, er nimmt dir das übel, daher fällt es ihm auch schwer nett und lieb zu dir zu sein, weil er ja eigentlich sauer auf dich ist. Dadurch fühlst Du dich nicht wertgeschätzt und kannst keine Lust auf ihn entwickeln. Ein Teufelskreislauf, dem ihr mit viel Energie entkommen könntet.

 
Hallo medeor,

ich weiß, dass es eher schwierig ist mir in meiner Situation helfen und daher möchte ich dir für deine Antwort einen lieben Dank aussprechen. Ich denke einige Probleme, wie beispielsweise die Haushaltssache, lassen sich nur noch durch feste Aufgabenverteilung regeln, bei anderen Dingen wird das eben schwieriger.

Seit meinem ersten Eintrag sind mittlerweile ein paar Tage vergangen und trotzdem hat sich eine gewisses Grund-böse-sein noch nicht gelegt. Mir wurde gestern der Zugang zu den Rechnern meines Freundes untersagt, solange er nicht Zuhause ist. Das ist weniger einem Verlangen nach Privatsphäre geschuldet, sondern eher als Retourkutsche, für meine Weigerung mein PC-Passwort rauszunehmen, zu verstehen. Auch sonst ist die Stimmung eher schlecht als normal. Wobei meine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation sicher eine Rolle spielt.

Ich bin derzeit genauso schlau wie vorher, lasse mich aber überraschen, was die Woche mit sich bringt.

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Liebe zero7,

auch dir vielen Dank für deinen Beitrag. Wie du schreibst und wie ich merken musste, ist Sex tatsächlich eine wichtige Sache in einer Beziehung, sofern einer von beiden ein regelmäßiges Bedürfnis danach hat. Ich weiß gar nicht so recht, wo die Gründe genau liegen. Dass ich nach der Arbeit abgekämpft bin und mit abnehmender Häufigkeit ein gewisser Druck entsteht, sich mal wieder hingeben zu müssen, sind aber sicher Faktoren, die mit reinspielen.

Was die Eifersucht meines Freundes angeht, äußert er sie nicht mehr so oft, wobei ich aber bei vielen Äußerungen heraushöre, dass sie nach wie vor ausgeprägt ist. Er bemüht sich jedoch nach dem letzten Zusammenstoß, zumindest die Anfeindungen zu zügeln, und das ist sicher was wert.

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Hallo 141092,

auch die ein Dankeschön für deinen ausführlichen Beitrag.

Ich bin mir sicher, dass der fehlende Sex sehr wohl an dem Wohlbefinden und dem Ego meines Freundes nagt und sicher hat er sich schon einmal gefragt, ob es an seiner Art liegt, ob er mich nicht befriedigen kann.

Vielleicht trennt er sich irgendwann aus diesem Grund von mir. Allerdings dann weniger aus Wut oder Enttäuschung, sondern eher, weil ihm Sex wichtiger ist.