Hallo Foru, herzlich willkommen!
Interessant finde ich den Titel Deines Beitrages: "Beziehung: Ja oder Nein?".
Für mich stellt sich die Frage nämlich gar nicht: Dein Schwarm hat ganz klar kommuniziert, dass er keinerlei romantische oder sexuelle Interessen an Dir hat. Er sieht Dich als "Tochter", er schließt Romantik oder Sexualität ganz klar aus, hat keine solchen Gefühle für Dich. Daher kann für mich von "Beziehung" gar keine Rede sein.
Wenn jemand keine Gefühle für mich hat, ist es doch absurd, ihn in eine Beziehung/Partnerschaft mit mir bewegen zu wollen, nicht?
Aber eine "andere" Form einer Beziehung als die klassische "romantisch-sexuelle" Beziehung, die lese ich schon heraus: eine "Vater - Tochter - Beziehung". Im Kern erzählst Du hier ja, dass er gerne eine väterliche Beziehung zu Dir aufbauen würde, Du aber mehr als das willst.
Das finde ich spannend.
Ich glaube schon, dass wir Menschen manchmal "Ausflüge" in unsere Vergangenheit machen. Wie hätten sich denn manche Menschen ihren Vater gewünscht? Oft hätten sie Sehnsucht gehabt nach einem Vater, der "da" ist, bei dem sie Geborgenheit finden können; der sie unterstützt, herzlich ist, bei dem sie sich "anlehnen" können; der Sicherheit vermittelt, und einem zeigt, dass er einen lieb hat, dass man spüren kann, was für ein tolles, hübsches Mädchen man zum Beispiel ist.
Das sind manchmal auch so Gefühle, die wir in Beziehungen oder Affairen mit älteren Männern suchen. Meine Freundin zum Beispiel liebt die Gefühle, die Affairen mit älteren oder prestigeorientierten Männern bei ihr auslösen. Sie sagt, sie fühlt sich so begehrenswert dadurch, als junge attraktive Frau wahrgenommen zu werden. Sie genießt viel Aufmerksamkeit durch diese Männer, fühlt sich stark und hat viele Freiheiten, und mag es, an deren Seite auch so wahrgenommen zu werden.
Das geht meist für eine Affaire gut, ich hab aber nicht den Eindruck, dass meine Freundin die Sehnsucht dahinter dadaurch wirklich stillen kann.
Sie ist auch schon das eine oder andere Mal an so einen "Sugar Daddy" geraten. Das waren dann in meinen Augen so Typen, bei denen sie nur noch als "sexy Aufputz" neben ihm herumgetänzelt ist. Die waren oft nur oberflächlich und mehr Schein als Sein, waren oft zu erst auffällig großzügig, machten haufenweise Komplimente, schürten Hoffnungen, die Enttäuschung kam dann aber meist schnell. Aus großzügigen Abendessen wurden dann knausrige Beschwerden, dass weniger Geld ausgegeben werden soll, die Hoffnungen auf eine tolle gemeinsame Zukunft wurden dadurch gedämpft, dass diese Typen sich dann doch nicht wirklich festlegen wollten und die Komplimente... oje, meine arme Freundin, die Komplimente wurden eher zu Druckmitteln oder versteckter Kritik statt "Lob". Plötzlich war dann nicht mehr das Gefühl da, begehrenswert zu sein, sondern ein starker Konkurrenzdruck mit anderen Frauen. Beim letzten "Sugar Daddy" war meine Freundin am Schluss völlig fertig vor Eifersucht, weil sie sich so machtlos fühlte gegen die vermeintliche "Konkurrenz", die ja angeblich alle viel "schöner", "erfolgreicher", "lustiger" waren.
Also genau das Gegenteil von den Sehnsüchten - begehrt sein und lieb gehabt werden, Geborgenheit und Sicherheit (von wegen! Nicht mal als Freundin wurde sie vorgestellt, da er sich ja nicht festlegen wollte!).
Sie hat lang gebraucht, um von ihm loszukommen, da sie doch immer wieder angestachelt war, sich selbst zu beweisen, dass sie für ihn attraktiv ist. Inzwischen hat sie das toll gemeistert und weiss, dass sie ihn dazu nicht mehr braucht.
Ich finde es gut, dass Dein Schwarm sehr ehrlich ist und sagt, dass seine Gefühle für Dich "väterlicher Natur" sind. Auch DAS ist doch schön, nicht?
Gibt es Dir nicht etwas Geborgenheit, dieser Gedanke? Einen Freund zum Anlehnen zu haben?
Du schreibst, dass ihr beide in Therapie seid. Ist er Dein Therapeut oder ein Patient in der Klinik?
Ich finde es ganz wichtig, dass Du mit Deinem Therapeuten oder Deiner Therapeutin auch über diese Gefühle sprichst, die der Mann in Dir ausgelöst hat. Es wird Dir gut tun.
Alles Liebe,
Manana