Beziehung mit Alleinerziehendem - schade ich ihm nur?

Zuckerherz

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02. Okt. 2017
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Hallo,

Ich bin ganz neu hier und hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt. Momentan nimmt mich meine Situation sehr mit, also bitte geht nicht direkt auf mich los, wenn ihr mich vielleicht an manchen Stellen nicht verstehen könnt. Danke.

Zu meiner Geschichte:

Ich (30) habe mich vor 2 Monaten verliebt - in meinen absoluten Traummann (30). Er ist perfekt: lieb, treu, aufmerksam. Zwischen uns hat es sofort funktioniert und bei unserem letzten Treffen haben wir bereits darüber gesprochen, unser Miteinander offiziell zu machen und eine Beziehung zu führen. Ich war sehr, sehr glücklich. Er hat einen kleinen Sohn (3), der bei der Großmutter lebte, die Mutter des Kindes ist schwer drogenabhängig. Sein Kind sah er nur am Wochenende, wir hatten viele Pläne und entsprechend auch die Zeit füreinander.

Nun ist die Oma vor 3 Wochen gestorben und seitdem muss er sich alleine um seinen Sohn kümmern. Für ihn war das eine mittlere Katastrophe. Für mich aber auch: ich musste zusehen, wie er leidet und unsere Beziehung daran zugrunde geht, ohne dass sie überhaupt begonnen hat. Der Kleine war noch nie wirklich unkompliziert und mein Partner ist nicht wirklich konsequent. Spucken, hauen und schreien ist an der Tagesordnung. Das belastet ihn zusätzlich. Ich stehe hilflos daneben und will helfen, kann aber nichts tun.

Ich kann selbst nach einer Krebserkrankung keine Kinder mehr bekommen und mag den Jungen, ich habe ihn auf einer Feier bereits kennengelernt und mich stundenlang mit ihm beschäftigt. Ich möchte ihm und seinem Vater so gerne helfen. Zum 1. Tag im Kindergarten habe ich ihm eine Zuckertüte gebastelt, das hätte mein Partner sonst völlig vergessen.

Meinen Partner versuche ich emotional aufzubauen und zu unterstützen, wo es nur geht. Ich höre mir seine Sorgen an, spreche ihm Mut zu und überrasche ihn nach Feierabend mit Bier, Pizza und einer Umarmung. Ich weiß, dass er das sehr genießt. Ich möchte einfach nur da sein und ihm zeigen, wie gern ich ihn habe und dass ich ihn auch mit Kind akzeptiere. Er sagt mir nach jedem Besuch, wie sehr er sich darüber gefreut hat. 

Allerdings geht es mir mit der Situation nicht unbedingt gut. Ich habe Angst, meinen Partner durch die neue Situation zu verlieren. Natürlich können wir uns nicht mehr jeden Tag spontan sehen, aber ich vermisse ihn sehr. Da der Kleine im väterlichen Bett schläft und nachts häufiger mal bockig wird, ist gemeinsames Einschlafen nicht möglich, aber das fehlt uns beiden. Er erwähnt auch immer wieder, wie sehr ich im fehle. Das zerreisst mir das Herz.

Ein zusätzliches Problem ist mein Bedürfnis nach Sicherheit. Wir standen kurz davon, uns offiziell als Paar zueinander zu bekennen. Er fragte, ob wir online unseren Status entsprechend ändern wollen, das Thema scheint jetzt vom Tisch zu sein. Es klingt egoistisch, aber es stört mich, dass er sich überall nach wie vor als Single präsentiert, während ich mein Leben dem seinen anpasse und ihm sogar nachts bei Problemen zur Verfügung stehe.

Ich wünsche mir, zumindest etwas Zeit mit ihm zu verbringen. Gerne nach Feierabend, wenn das Kind schläft. Auch seinen Sohn möchte ich besser kennenlernen. Ich wäre gerne bei einem Ausflug dabei oder würde gerne mit ihm malen und basteln, das macht sein Vater nämlich gar nicht gerne mit ihm. Seine Mutter will ich nicht ersetzen, aber eine Freundin und Ansprechpartnerin werden. Und für seinen Vater eine Stütze, da er sonst niemanden mehr hat, auf den er sich verlassen kann. 

Nun meine Frage an euch:

Denkt ihr, dass ich meinem Partner momentan eventuell mehr schade, als helfe? Dass er sich zusätzlich zum stressigen Alltag mit Kind nicht noch mit einer Frau beschäftigen kann? Oder denkt ihr, dass er meine Zuneigung doch gebrauchen kann?

Würdet ihr mir raten, mich in seinem Interesse besser zu trennen, um ihm Ruhe zu gönnen? Oder soll ich mich einfach nur ein halbes Jahr zurückziehen, wie es mir eine Freundin geraten hat? 

Laut einer Freundin wünscht mein Partner sich die Beziehung mit mir, wird es aber niemals hinbekommen, sie auch zu führen. Hat sie Recht?

Er selbst sagt, dass wir es schaffen, dass er mein Engagement schätzt und meine Anwesenheit genießt. Er redete davon, meine Mutter kennenzulernen und überlegt, wie man die nächsten Treffen mit seinem Sohn angehen könnte. Ich habe aber Angst, dass er sich das alles nur einredet und ich ihn nur zusätzlich belaste...

Bitte helft mir, denn ich will die Situation für alle Beteiligten nicht unnötig erschweren. Danke. 

 
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Die Großmutter war die Mutter der Ex. Der Verlust geht ihm nicht sonderlich nah, das Verhältnis war nicht das Beste. Die Beziehung zur Mutter des Kindes ist vor etwa einem Jahr zerbrochen. 

Ich bin auch durchaus bereit, mich zurückzunehmen und Kompromisse einzugehen. Schon jetzt habe ich viel Verständnis. Ich bin immer ansprechbar, biete meine Hilfe an und bedränge ihn nicht. 

Allerdings habe ich in vergangenen Beziehungen schlechte Erfahrungen damit gemacht, hingehalten zu werden. Das ging teilweise über 10 Monate und war für mich sehr schlimm. Daher möchte ich nun wissen, woran ich bin. Ich möchte mich einfach nicht so reinhängen, wenn es für ihn eh nur eine lockere Bekanntschaft ist. Mir ist Stabilität wichtig, auch im Interesse des Kindes. Ich möchte nicht wieder Gefühle investieren und dann auf die Nase fallen. Das ist vielleicht etwas egoistisch, aber ich möchte mich dieser Situation nur aussetzen, wenn wir uns wirklich aufeinander einlassen wollen.

Ich hatte kürzlich mit ihm online ein Gespräch darüber und er sagte, dass es ihm durchaus ernst wäre, sonst würde er den Kontakt einfach beenden. Auch darüber, dass er nicht versteht, warum ich plötzlich so unruhig werde und mir so viele Gedanken mache.

Ich weiß, wie schwer die Situation ist und möchte ihn nicht mit solchen Themen zusätzlich belasten. Er hat doch gar keinen Nerv darüber, mit mir über unseren Beziehungsstatus zu diskutieren. Insofern halte ich mich zurück und warte darauf, dass er es selbst anspricht. Tut er aber nicht. Und das nimmt mir langsam die Lockerheit.

 
Ihr kennt euch gerade einmal 2 Monate, und da willst du schon auf Nummer sicher gehen.

Vielleicht würde es ja helfen, wenn ihr euren Beuziehungsstatus online auf "wir sind ein Paar" setzt. Denn das scheint ja mehr Realität zu haben, als das, was da in der Realität geschieht.

Ich würde behaupten, dass du nicht nur ein wenig egoistisch bist, sondern viel zu sehr nur auf das fokussierst, was du willst. Dabei lese ich heraus, dass du dich nur engagieren möchtest, wenn er das auch möchte.

Das er Vater ist, die Mutter seines Sohne drogenabhängig und kaum eine Hilfe, dass die Oma soeben gestorben ist, die für den Jungen eine wichtige Bezugsperson war, dass es dem Jungen wohl genau so schlecht geht, wie dem Vater - wohl noch etwas schlechter, das es den Vater ja nicht so sehr betroffen gemacht hat, ausser, dass der Hpütedienst nun ausfällt - scheint nicht so dramatisch. 

Kindern kann man keine Sympathie verordnen. Und man sollte sie nicht zu früh mit neuen möglichen Beziehungspartnern bekannt machen. Denn wenn du ihm sympathisch bist und er dich als neue Bezugsperson ausgewählt hat, dann wird er wieder eine grosse Enttäuschung erleben, sobald du nicht mehr die Freundin seines Vaters bist, weil du eben Nägel mit Köpfen willst und das jetzt sofort.

Man kann den Kindern ja einiges zumuten, aber solche Dinge sollte man vermeiden, denn daraus entstehen gestörte Erwachsene.

Warum kannst du jetzt nicht einfach auf die Seite stehen und die beiden machen lassen, was sie für richtig erachten? Warum musst du dich da jetzt aktiv einbringen? Lass sie sich finden - auch als Vater und Sohn - und wenn sie dich brauchen, dann wirst du schon gerufen.

Aber die die Motivation, warum du Hilfe anbieten willst, müsstest du schon darauf überprüfen, ob letztlich nicht die Absicht dahinter steht, den Vater jetzt auf deine Seite zu ziehen, damit du sicher bist, dass da wirklich was draus wird.

Du musst dich auch gar nicht "reinhängen" - das würde nichts ausser mehr Stress bringen. Aber mir scheint auch, dass es besser wäre, wenn du ein mögliches Engagement nicht wie eine Buchhaltung führst: Ich mache das, darum muss er das tun. Ich engagiere mich, die Belohnung muss mindestens eine Beziehung sein. So läuft das eigentlich nicht mit der Liebe, oder? Die ist doch einfach freiwillig und losgelöst von unserem Vorteilsdenken.

Und hob wirklich was draus wird, kann niemand sagen. Du ja auch nicht, obwohl du ziemlich nahe dran bist.

 
Eines vorweg: ich bin selbst 4 Jahre ohne Vater aufgewachsen, meiner hat sich das Leben genommen. Ich weiß genau, wie die Situation ist. Und ich empfinde es als unfair, mir nun Gleichgültigkeit zu unterstellen. Mein Stiefvater war meiner Mutter damals eine große Stütze und ich bin heute sehr dankbar dafür, dass er mich sofort angenommen und akzeptiert hat. Vielleicht möchte ich mich deshalb einbringen. Das mache ich aber nicht, weil ich so eine egoistische Kuh bin, sondern aus Mitgefühl. Ich freue mich schon, wenn mein Freund mal wieder lächelt oder 2 Stunden nicht an seine Probleme denkt. Aber trotzdem habe ich Gefühle und Angst davor, mich zu verrennen. Ist das so schlimm?

Mich jetzt als egoistisch darzustellen, finde ich so nicht okay. Wir kennen uns erst 2 Monate, ja, aber ich werde bereits von der Seite meines Freundes in die Sache einbezogen als wären wir schon 2 Jahre zusammen. Er ruft mich nachts um 3 an, wenn der Kleine nicht schlafen will. Ich stehe auf und höre ihm zu, obwohl ich um 8 auf meiner Arbeitsstelle sein muss. Mir fehlt mittlerweile ähnlich viel Schlaf wie ihm. 

Wenn er mich sehen möchte, fahre ich auch um 22 Uhr noch 50 Kilometer zu ihm, bleibe 2 Stunden und fahre wieder heim. Weil er eine Umarmung und ein paar Warme Worte braucht. Ich stehe 24 Stunden zur Verfügung und das mache ich gerne. Wenn ich jetzt zurückrudern würde, wäre mein Freund ziemlich irritiert. 

Dafür möchte ich keinen Ehering, keinen Preis und keine Schachtel Pralinen. Sondern nur, dass er sich nicht überall als Single präsentiert, während er mir verbieten möchte, mich mit Arbeitskollegen zum Mittagessen zu treffen.

Ich habe in der Vergangenheit sehr oft sehr viel Geduld, Liebe und Zeit in Menschen investiert, die dann sehr übel mit mir umgegangen sind. Das hat auch bei mir Narben hinterlassen. Dennoch gehe ich immer noch für die Menschen, die ich liebe, durchs Feuer. Aber ich habe furchtbare Angst davor, dass meine Zuneigung nur ausgenutzt wird.

 
Mädel, atme mal!

Und dann atme nochmal.

Und atme wieder.

Rede mit dem Mann! Nicht mit Deiner Freundin. Oder einem Forum. Du wählst Dir die völlig falschen Ansprechpartner.

 
Hallo, herzlich willkommen im Liebeskummer - Forum!

Ich finde Deinen Zugang zu dieser Situation einerseits sehr schön, weil Du Dich von Herzen einbringst und Verständnis hast, andererseits finde ich ihn auch nachvollziehbar: so wie Du Dich einbringst, bist Du Partnerin und ein bisschen auch schon Teil der Familie. Da macht es Sinn, dass der "offizielle" Singlestatus von ihm weh tut. Weil er nicht der Realität entspricht, die ihr beide gerade miteinander erlebt. Und die Realität ist partnerschaftlich, eine Paar-Realität.

Eigentlich ist es in dieser ersten Zeit, wenn sich eine Beziehung anbahnt, ja so, dass ihr einander als Liebende oder Lovers  kennenlernt, ihr seid verliebt, flirtet, datet, findet zu einander. Werdet ein Paar. Und plötzlich kommt die Elternrolle dazwischen: er ist "plötzlich" auch Vater, muss erst lernen, mit der Rolle zurecht zu kommen, in sie hinein zu wachsen. Während er gerde dabei ist, in die Rolle als Dein Lover zu wachsen. Er kann gerade beide Rollen nicht erfüllen, oder nicht so erfüllen, wie er es gerne täte.

Du bist als Lover da, und willst ihn auch als Lover. Nur wurde Euer Prozess gestört, zusammen zu finden. Eine Zusatzrolle kam dazu. Er ist wahrscheinlich überfordert in seinen neuen Rollen.

Am Klügsten fände ich, wenn Du zwar weiterhin "da" bist, weiterhin ohne Dich aufzudrängen, ihm aber als Lover begegnest. Ihr seid ja 2 Liebende.

zB bewusst mal Zeit nehmen, in der ihr "einfach" Lovers seid, ohne Elternrolle; bewusst ein Date planen, sich hübsch machen, ihr werbt ja umeinander; bei einem Anruf mal flirten statt nur Probleme zu bereden... Zeig ihm ruhig, dass Du verlässlich bist und eine Stütze sein kannst, aber Du bist auch eine selbstbewusste, attraktive Frau. Als die will er Dich, Du bist seine Lover. Vergiss das nicht.

Wichtig ist auch, nicht zu sehr "mütterlich - lieb" zu werden - Deine Herzlichkeit ist ausreichend. Besonders mütterlich oder fürsorglich zu werden könnte kontraproduktiv sein, weil er Dich dann vielleicht nicht als Lover wahrnimmt, als begehrenswerte Frau, sondern einfach nur als "nett", als "warmherzige Hilfe", er könnte sich dann auch zurückziehen. Dann nämlich, wenn er in seiner Überforderung das Gefühl hat, nun auch Deinen Forderungen - nach Klarheit, nach Sicherheit, nach Commitment nicht nachkommen zu können.

Sinnvoll finde ich daher, nicht zu "drängeln", und Lover zu sein, denn Unterstützung bist Du ohnehin.

Wenn Du das Gefühl hast, es passt, die Stimmung passt, und er ist nicht überfordert, dann kannst Du auch Deine Wünsche auf den Tisch bringen. Klar und eindeutig.

Zum Abschluss noch eine Frage: er ist auf Deine Mittagessenspartner eifersüchtig? :) "Verbietet" er Dir das oder drängelt er da eher, so nach dem Motto, es störe ihn? :)

 
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