Das Leben an sich...

LonelyBen

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02. Nov. 2004
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...ist doch was schönes sollte man meinen ? Man hat so viele Möglichkeiten, nichts unversucht zu lassen, alles zu tun und zu probieren. Und das in jedem Lebensbereich.

Nun, bei näherem Hinsehen entpuppt sich das tägliche Leben für viele Menschen als fast nicht bewältigbar, andere hingegen haben anscheinend das Glück gepachtet ( und haben dafür anderswo einen hohen Preis gezahlt ? ).

Ich möchte jetzt nicht behaupten, das es mir schlecht geht, zumindest nicht körperlich, ich hab Arbeit, bin gut bezahlt, hab Wohnung und Auto. Nein, mein Problem ist ein ganz anderes, das an mir nagt, und mich langsam aber sicher zerstört. Ich bin weder verzweifelt, noch panisch oder seltsam ruhig. Von aussen bin ich einer von vielen, man merkt es mir nicht an das es mir nicht gut geht.

Ich nehme am täglichen Leben teil, so wie jeder andere. Ich habe eine Freundin, die mich zwar liebt und versteht, aber mein Problem bewegt sich auf einer anderen Ebene, als das sie mir helfen könnte, wenn sie es denn sehen könnte. Auch habe ich Freunde und Bekannte, sowie Familie (Eltern+Geschwister).

Nein, ich kann wahrlich nicht von mir sagen ich bin arm, und doch fehlt in meinem Leben so vieles, das ich nicht weiss, ob es jede bisherige Anstrengung wert gewesen ist. Viele würden jetzt sagen, Ich wäre lebensmüde. An das hatte ich auch schon gedacht, aber nein, das ist es nicht. Es ist weitaus komplexer, als es aussieht, und auch dementsprechend schwer zu erklären.

Jeder neue Tag ödet mich an, er macht mich einfach fertig. Immer dieselben Leute, dieselbe Arbeit, dieselben Probleme. Derselbe Schei**, jeden Tag. Es ist der Trott, der mich umbringt, dieser Einheitsbrei von Gedanken, Gefühlen und Tätigkeiten. Zu wissen, das jeder Schritt vor die Tür mich die Unfähigkeit meiner selbst erkennen lässt, etwas positives zu sehen. Nun, es sei drum, ich war immer schon ein Pessimist und Realist, zwei Dinge die zusammenpassen wie die Faust aufs Auge.

Immer öfter erinnere ich mich an "früher", die "guten alten Zeiten", um dann mit Erschrecken wieder und wieder feststellen zu müssen, das diese Zeit genauso war wie jetzt, nur das ich damals mit meinen Freunden die Zeit totgesoffen habe, nur um nicht erkennen zu müssen, wie trostlos dieser Abschnitt war. Der Spaß, den wir damals hatten, täuschte uns darüber hinweg, das die "Gesellschaft" uns nicht haben wollte, weil wir nicht so waren wie sie, weil wir Dinge taten, die "öffentlich" verwerflich waren.

Lange habe ich darauf hingearbeitet, etwas zu erreichen, etwas sinnvolles zu tun. Nun habe ich das was ich haben wollte, und der Kreis scheint sich wieder zu schliessen, nur weiss ich nicht, ob ich die Kraft habe, die nächste Stufe zu erklimmen. Es scheint fast so, als wäre es eine Prüfung, an deren Ende das Ungewisse steht, das dich zum Schluss fragt: "War es das alles wert, war es das was du haben wolltest?" Und irgendwie ist jede Antwort falsch, würde man das Geschehene zu erklären versuchen.

Das zu ertragen ist schwer, es belastet ungemein und hemmt dich in jeder Lebenslage. Und es schmerzt, ja es schmerzt, aber irgendwann wird er durch das Grau ersetzt, das dich überkommt, dich überschwemmt wie eine meterhohe Welle und dich mitnimmt, auf den Grund drückt, und soviel du dich auch wehrst, du kannst dich einreihen in die endlose Schleife der verlorenen Hoffungen.

Wenn man soweit ist, hat man sich damit abgefunden, man hat das mögliche versucht, man begräbt die Hoffungen auf das, was noch kommt, und selbst wenn man das seltene Glück hat, einen schönen Moment zu erleben, den man sich sehnlichst gewünscht hat, hat er doch den bitteren Beigeschmack nur von kurzer Dauer zu sein.

Damit möchte ich zum Schluss meiner Gedanken kommen, und jedem danken der die Zeit gefunden hat sie zu lesen.

Ben

 
hey ben

du sprichst mir aus dem kopf...das ist erschreckend (!!) und zugleich ein bischen beruhigend. zu wissen, dass es noch andere "wie mich" gibt.

ich muss das jetzt erst mal wirken lassen, wollte dir aber mit meinem schreiben zeigen, dass du deine gedanken nicht um sonst aufgeschrieben hast.

liebe grüsse

schattengewächs

 
hallo ben,

deine weltsicht ist mir *au weia* immer noch sympathisch, stelle ich fest. und deshalb stimme ich erstmal kräftig mit ein:

arbeiten bis man in den sarg fällt, freunde, liebe, familie: alles geht einmal... etc pp.

also ein klein klein wenig hat das schon was mit dem tod zu tun, würde ich sagen. der blick geht SEHR weit über deine jetzige situation hinaus und, wenn ich das mal so deuten darf, er versaut dir dein "jetzt".

ich glaube, es gibt zwei wege, sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen (von drogen mal abgesehen). der eine: in erinnerungen schwelgen. der andere: in der zukunft leben.

beides ist irgendwie nicht ganz in ordnung. wir werden zwar oft auf verständnis stoßen, und auch, wenn du glaubst, du wirst in deiner "undankbarkeit" für deine objektiv positive situation nicht verstanden, so wird dir doch jeder eine gewisse anerkennung zubilligen, dass du an "morgen" denkst. so sollen wir ja auch sein: wir sollen unser hirn benutzen, um rationale entscheidungen zu fällen.

der mensch besteht aber nicht nur aus ratio, und dementsprechend kommt ein mensch mit dem erfüllen des gesellschaftlichen "solls" auch nicht automatisch emotional ins glück. das wäre ja toll. ich will jedoch hinzufügen, dass ein gesundes setting für das glück sicher schon mal eine sehr gute grundlage bildet!

:rolleyes: :]

hast du schonmal drüber nachgedacht, was du lieber wärst? ich hab mal ne psychotherapie gemacht, und mein therapeut hat mir vorgeschlagen, ich soll ihm mal - völlig unabhängig davon, ob es rechtens ist oder nicht, und auch völlig unabhängig davon, ob es realisierbar ist oder nicht - erzählen, was ich machen würde, wenn ich meine phantasie mal frei raus lasse.

ich habe 1 1/2 jahre pt gemacht und habe es NICHT formuliert bekommen. mal wollte ich piep, mal pup, mal kam die trauer, dass der gedanke ja eh "nichts bringt". schön schön

glaub mir, genau DIESER gedanke bringt's aber. ich muss sagen, ich habe eine menge hemmnisse ablegen müssen, bis ich meine wünsche wenigstens ungefähr zu begreifen begonnen hatte. bei mir war u.a. problematisch, dass ich es immer allen recht machen wollte, insbesondere sogar noch meinen ellies, und gleichzeitig dagegen aufbegehrt habe, weil mich "alle" ja "so unter druck" setzen würden.

nicht, dass das bei dir jetzt auch so sein muss... :D ich will dir nur sagen, das problem, was du hast, gibt es und wenn du pech hast, hängt ne menge alter müll mit dran. irgendwelche sachen, die du bei deiner entwicklung "übersprungen" hast, irgendwelche probs, die du nicht gelöst hast: sie holen dich eines tages dann ein. und sei es, dass die welt plötzlich grau und grauer wird.

ich bin immer eine fatalistin gewesen.

Original von LonelyBenNun, es sei drum, ich war immer schon ein Pessimist und Realist, zwei Dinge die zusammenpassen wie die Faust aufs Auge.
ich fürchte, als pessimist bist du sogar in einer noch schlechteren startposition zu dir selbst als ich es war... :rolleyes: ;)

... denn es wäre schon wichtig, dass du dich mal auf die suche nach deinen wünschen machst. irgendwo hast du dich verloren auf deiner karriereleiter, scheint's. kein prob, musste dich eben wiederfinden, und dann geht's los. dann kannst du nämlich deine wünsche in die realität umsetzen. wolltest du also in wahrheit immer nachtclubbesitzer mit 50 angestellten werden, dann wirst du, wenn du diesen wunsch erstmal zugelassen hast, auch abwägen können, ob das nur ein traum ist, oder ob ein teil davon auch real sein kann. und dann MACH ES. die nummer mit dem "ich hab doch alles, wieso bin ich nicht glücklich" stimmt nunmal dann für DICH nicht. dir fehlt etwas. du weißt nicht was? nun, weil du dich nicht fragst. vielleicht traust du dich das nicht.

gruß

sine

 
guten morgen!

solch schwerwiegende themen so früh am morgen....

dazu habe ich eine theorie, die dem einen oder anderen sehr dumm und naiv vorkommen mag, trotzdem werde ich diesen gedanken mal zu tastatur bringen.

es gibt mittlerweile einen ganzen haufen menschen um mich herum, denen es ähnlich ergeht wie dir @lonelyben.

meinen mama z.b..

sie ist immer auf der suche nach irgendwas.

sie denkt oft darüber nach, was ihr fehlen könnte, denn wie du schon sagtest, man hat alles, viel gekämpft, um ein gewisses ziel zu erreichen und noch immer ist es nicht genug.

zum ersten strebt der mensch immer nach etwas höherem.

wir sind ständig dabei uns weiter zu entwickeln und streben stets das nächstmögliche an.

von daher kommt all das einigermassen hin.

zum zweiten..........

es gibt zwilingsschwangerschaften, in den nur eines der kinder überlebt bzw. entwicklungsfähig bzw. lebensfähig ist.

das eine kind wird normal ausgetragen und das andere findet oft schon sehr frühzeitig seinen weg, um sich zu verabschieden.

bei mir z.b. weiss ich es, dank der modernen technik und medizin, dass meine tochter ursprünglich ein zwilling war.

diese menschen werden dann eines tages als "einzelkind" geboren und haben ihren zwilling zurück gelassen.

und sie sind ständig auf der suche nach dem, was fehlt.

viele haben dafür keine erklärung, wie z.b. meine mama.

ein arzt oder psychologe hat ihr dann diese theorie unterbreitet und beim näheren betrachten, finde ich sie sehr einleuchtend.

du wirst gezeugt und wächst ne zeitlang mit deinem ebenbild.

dann verschwindet dein anderes ich (etwas überzogen, ich finde nur gerade nicht die passenden worte), du bleibst irgendwie alleine übrig und suchst unbewusst deine andere hälfte.

so geht das das ganze leben. diese sehnsucht nach etwas, von dem wir gar nicht wissen, was es ist.

monsti

 
@ sine

Nun, ich weiss eigentlich schon was ich will. Nur die Kraft dazu aufzubringen erscheint mir unmöglich. Tatsache ist, das ich schon Träume habe, auf die ich hinarbeite, aber mich doch davor fürchte, sollten sie wirklich eintreten. Wie nennt man dieses Phänomen doch gleich?

Ja, eine Therapie, das habe ich schon mal überlegt. Wenn ich mir aber das lese was du geschrieben hast, dann bin ich eigentlich schon am richtigen Weg, denn Gedanken mache ich mir auch viele. Fast jeden Tag ist etwas anderes dabei, solange bis ich das gefunden habe, was ich brauche. Und eigentlich ist da schon was in Planung, es läuft grade sozusagen, mal sehen wie es wird.

@ monsti

Auch dir gebe ich recht mit deiner Theorie, denn da gibt es ein Erlebnis aus meiner Kindheit.

Immer wenn mein Vater gewalttätig wurde, dachte ich mir, das ist gar nicht mein richtiger Vater, immer aus der Angst heraus, einmal so zu werden wie er.

Als ich sechszehn wurde, eröffnete mir meine Mutter, das mein Vater eigentlich mein Stiefvater ist, und mein richtiger Vater irgendwo im nirgendwo.

Irgendwie wusste ich das schon immer, und es überraschte mich eigentlich auch nicht wirklich. Erschreckend fand ich es eher das sich meine Vorahnung bestätigte, eine Eigenschaft, die ich mir bis aufgehoben habe.

Ich denke, deine Theorie lässt sich hierauf auch sehr gut anwenden, wenngleich ich auch die Möglichkeit hätte, das zu ändern.

@ all

Vielen Dank für eure Beiträge, tut wirklich gut das mal geschrieben zu haben

Mfg Ben

 
hmm ein wenig bekannt kommt mir das vor, eine freundin von mir konnte nicht mal 5 min den moment verweilen lassen und den ausleben weil, so sie...:"stillstand = rückwerts gehen" bedeutet.

ich denk mal die gesellschaft gibt hier seien maßweg vor den jeder gehen muss um überleben zu können. schule, ausbildung, beruf, am besten noch viel geld, erfolg...usw..

vieleicht hast du dich zusehr in diese leiter gestellt sodas du verpasst hast, die dine zu verwirklichen die dir am herzen lagen. keine hobbys, keine freizeit mehr, das irgendwas fehlt um den grund des lebens zu füllen. das du nicht gesättigt wirst und dennoch ohne ende isst.

werd dir evtl mal ganz klar was dir lieb und wichtig ist, was du erreichen willst und wenn du morgen vom lkw überfahren wirst, dich nicht fragen musst, wie das wars jetzt?

bissel zynisch ich weiß aber so is meine denkweise :-/

*am kopf kratz* vielleicht hats ja geholfen