Dem Bedürfnis nach Isolation nachgeben?

SilverLight

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01. Juli 2018
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Hallo zusammen.

Mein Freund hat sich vor 7 Wochen von mir getrennt. Es war eine sehr schlimme Trennung im Affekt, bei welcher er mich aus seiner Wohnung rausgeschmissen hat.

Ich hab direkt danach ohne Ankündigung mit einer Kontaktsperre begonnen und diese bis gestern durchgehalten. Leider hab ich ihm dann eine lange Nachricht zukommen lassen, mit der Bitte, mir eine so abweisende Nachricht wie möglich zu schicken, damit ich irgendwie vorwärts komme, mit dem Abschließen. Das hat er dann auch getan. Jetzt geht es mir natürlich nicht besser damit. Ich habe ihn direkt wieder blockiert.

Ich habe die letzten sieben Wochen so viel versucht, um Ordnung in mein Leben zu bringen. Habe versucht neue Menschen kennenzulernen, mich mit Leuten getroffen, bin Weggegangen, meiner Hobby mehr nachgegangen, ich habe versucht mir so viel Ablenkung wie möglich zu verschaffen und doch landen meine Gedanken ständig bei ihm. Wenn ich Dinge sehe, die ich mich an eine Situation mit ihm erinnern, Sachen und Tätigkeiten, die ich mit ihm verbinde. Einschlafen und Aufwachen ist der wahre Horror für mich.

Ich empfinde alles, was ich gerade tu, und wenn es nur Duschen ist, als extrem anstrengend und ich muss mich zu allem, was ich tu überwinden.

Besonders der Kontakt zu anderen Menschen, zu Freunden, Familie und auch außenstehenden Menschen empfinde ich als besonders schwere Belastung. Ich habe das starke Bedürfnis, mich zurückzuziehen, nichts zu tun und mich dem Schmerz, der mich ausfüllt, hinzugeben.

Ich weiß, dass das nicht der richtige Weg ist, aber es wird mit der Zeit alles eher schlimmer als besser, ich habe nicht das Gefühl, etwas loslassen zu können, die Gedanken an ihn werden mehr, obwohl er mich total schlecht behandelt hat. Die Wut, die anfangs da war und mich mein Leben irgendwie hat bestreiten lassen, ist einfach verpufft. Geblieben ist Trauer, Verzweiflung und Zukunfsangst. Der starke Wunsch, dass mich alle in Ruhe lassen, das Bett nicht mehr verlassen zu wollen und die Dinge im Leben einfach nur noch hinzunehmen, statt an ihnen zu arbeiten.

Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, weiß nicht, woraus ich Energie ziehen soll und auch nicht, wie ich ihn loslassen kann. Vielleicht habt ihr ja einen Rat für mich.

m (24)

 
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Hallo,

ich finde: WENN es möglich ist - zB beruflich - JA, dann tauch doch durchaus mal 1, 2, 3 Wochen ab in Deine Welt des Schmerzes.

Spricht etwas dagegen? Stürzt Du dann in schwerwiegendere Depressionen ab oder ähnliches?

Wenn nein, dann gib Dir ruhig mal die schmerzenden Gefühle, kuschel Dich ins Bett, weine.

Oft wird es danach besser, wenn diese Gefühle endlich ihren Platz haben durften!

Ps: Du kannst hier auch sehr gerne über das Beziehungsende erzählen. Hilft oft auch...

 
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Ehrlich gesagt möchte ich nicht mehr über die Beziehung sprechen, warum und wie sie geendet hat. Ich hab schon mit anderen Menschen darüber gesprochen und auch das Gefühl, dass ich die Trennung akzeptiere und mir ist bewusst, dass es kein zurück mehr gibt. Ich habe keine quälende Hoffnung mehr, die anfangs noch da war. Ich habe mich damit abgefunden, dass es vorbei ist und ich habe auch das Gefühl, dass es für uns beide besser so ist.

Nur die Sehnsucht und das Gefühl von allem und jedem getriggert zu sein, dass mich alles mögliche an ihn erinnert und an das Gefühl, was ich für ihn empfunden habe, macht mir sehr zu schaffen. Ich möchte mich wieder auf andere Dinge im Leben konzentrieren können, aber alles fühlt sich wie ein Kampf an und mir geht langsam die Energie aus.

Ich habe Angst, dass ich eine Depression entwickeln könnte und auch davor, dass mich Menschen fallen lassen, wenn ich anfange mich zu isolieren oder dass sich andere Sorgen um mich machen, weil ich mich nicht mehr melde und nichts mehr machen möchte. Ich möchte nicht noch mehr Menschen belasten. Ich weiß nicht wohin mit mir, weinen kann ich irgendwie nicht. Ich hab bisher kaum geweint seit der Trennung, ich finde kein richtiges Ventil, um den Schmerz aufzuarbeiten oder rauszulassen. Ich hab sogar nach viel Überwindung mit Sport angefangen, weil mir geraten wurde, dass Bewegung gut tut. Aber irgendwie hilft das auch nicht.

Wenn ich etwas unternehme, muss ich mich dafür erst mit viel Anlauf dazu motivieren und ich kann dann auch Spaß haben, bis mich wieder irgendwas an ihn und die Beziehung erinnert oder bis die Unternehmung vorbei ist. Dann falle ich wieder in mein Loch zurück und bekomme immer mehr das Gefühl, dass es eigentlich egal ist, ob ich versuche mich zu motivieren oder mich mit Menschen zu treffen, weil es langfristig irgendwie keinen Erfolg verspricht.

 
Ich hab bisher kaum geweint seit der Trennung, ich finde kein richtiges Ventil, um den Schmerz aufzuarbeiten oder rauszulassen. Ich hab sogar nach viel Überwindung mit Sport angefangen, weil mir geraten wurde, dass Bewegung gut tut. Aber irgendwie hilft das auch nicht.
Ja, du findest kein richtiges Ventil, weil du nicht nach Ventilen sondern nach Ablenkung suchst. Du versuchst seit sieben Wochen ein unglaubliches Verdrängungsmonster aufrecht zu erhalten und scheiterst immer wieder daran. Genau das kostet dich am meisten Energie und brachte dich nun in die Situation in der du bist. Versuch also nicht nur die Trennung zu akzeptieren sondern auch deinen Schmerz. Wenn du an ihn erinnert wirst und dich das traurig/verstimmt macht, dann nimm dieses Gefühl an. Ja es schmerzt und gerne möchte man Schmerzen vermeiden aber wenn du diese ständig verdrängen versuchst, versuchst mit aller Kraft gegen sie vorzugehen, bahnen sich diese Gefühle auf irgend eine art unkontrolliert ihren Weg und du verlängerst auch die Zeit der Schmerzen. Wenn du dich jetzt etwas isolieren möchtest, dann mach das. Wenn du nun keine Lust hast irgendetwas zu tun dann tu nichts. Das alles ist in so einer Phase absolut legitim und sogar wichtig.

Wenn du dir Sorgen machst um andere, dann lass das. Deine Freunde und Familie wissen um deine Situation bescheid. Es ist auch ok, wenn sie sich Sorgen machen, oder dir helfen wollen. Das machen Menschen wenn sie andere Menschen gerne haben.

Also, traure und das richtig. Trauer ähnelt immer einer Depression, aber der Unterschied zu einer Depression ist der, dass die Trauer offensichtlich begründet ist. Du hast einen Verlust erlitten, es ist normal traurig zu sein. Ein weiterer Unterschied ist der, das Trauer auch zeitlich begrenzt ist. Hab also keine Angst vor diesen Gefühlen. Sie werden mit der Zeit verschwinden wenn du sie jetzt akzeptieren und ausleben kannst.

Wünsche dir alles Gute!

 
Liebe SilverLight

Kann es sein, dass Du unbewusst mit aller Macht die Trennung zu verdrängen versuchst? Wenn Du das Beziehungsende schon verarbeitet hättest, würden Dich die Erinnerungen an ihn dermassen quälen? 

Isolation ist definitiv nicht der richtige Weg. Zeit für die Verarbeitung hingegen ist aber dennoch wichtig. Die Ablenkung hilft zwar extrem viel, um auf andere Gedanken zu kommen. Wie Manana schreibt ist es aber auch wichtig, dass man Gefühle zulässt. Sie zu ignorieren kann etwas auslösen, was Dir auf die Dauer nicht gut bekommt. Irgendwann holt Dich alles ein. Du weisst zwar, dass er Dir nicht gut getan hat, aber der Trennungsschmerz lässt sich damit nicht abtun. Bitte versuche, diese Trauer und zeitweise Verzweiflung als natürlichen Vorgang zu akzeptieren. Dazu gehören all die negativen Punkte wie Schlafschwierigkeiten, Gefühlsschwankungen, das Bedürfnis, allein sein zu wollen, die fehlende Energie... Diese sind aber notwendig, um den Trennungsschmerz mit der Zeit zu überwinden. 

Würde es Dir vielleicht helfen, wenn Du die Empfindungen und Erlebnisse für Dich aufzuschreiben versuchst?  

Ich wünsche Dir unendlich viel Kraft und Energie, um diese schwierige Zeit durchzustehen und um die negativen Gefühle zuzulassen und diese letztendlich zu besiegen.

 
Ihr habt sicher recht. Vermutlich bin ich das ganze nicht richtig angegangen und ich sollte den Schmerz zulassen. Nur weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wie ich das machen soll. Was tut man, um sich dem Schmerz hinzugeben? Ich habe nicht das Bedürfnis zu weinen oder zu schreien. Und wenn ich tatsächlich mal im Bett liegen bleibe, schaffe ich es gar nicht richtig mich mit den Schmerzen zu beschäftigen, wie macht man das? Ich habe nur direkt nach der Trennung einen Tag lag richtig geschrien und geheult und mich danach nicht besser gefühlt, jetzt habe ich nicht das Gefühl ich würde das gern machen oder es würde mir helfen.

Ich spüre den Schmerz auch körperlich. Er liegt wie ein starkes Druckgefühl auf dem Brustkorb, manchmal ist es so, als würde es ziehen. Wie setzt man sich aktiv mit Schmerzen auseinander?

Ich führe seit der Trennung eine Art Tagebuch, ich hab mich viel damit beschäftigt, wie andere diese Schmerzen bewältigen, aber fruchten tut davon bei mir nichts. Ich habe mehrere Einträge, die sich mit der Wut beschäftigen, die ich gefühlt habe, nachdem er mich so ungeniert aus seinem Leben entfernt hat. Aber ich bin nicht mehr wütend und ich kann mit dem Gefühl, was nun davon überbleibt, nicht gut umgehen. Als ich wütend war, war es irgendwie einfacher, da konnte ich die Energie aus der Wut ziehen. Jetzt ist da nur noch Resignation und der Wunsch aufzugeben.

An Francesco: ich bin männlich :)

 
Nun, du durchläufst die typischen Phasen eines Trennungsschmerzes. Am Anfang kommen zuerst die intensiven Gefühle wie Wut und Trauer. Danach kommt das verhandeln. Der Brief den du geschrieben hast gehört in diese Phase. Du schriebst ihm, dass er dir nochmals klar und deutlich eine Abfur geben soll. (Hast du vielleicht insgeheim nach dem blockieren auch gehofft, dass er vielleicht alles wieder relativieren will?... Musst du nicht beantworten. Ist nur ein Denkanstoss). Darauf hast du nochmals eine klare Stellungsnahme von ihm erhalten. Diese führt nun dazu, dass du nun die Gewissheit hast, dass es definitiv kein Zurück mehr gibt. Ja und ab da fängt dann oftmals die Phase der Depression und der Leere an. 

Es geht also nicht darum zu weinen oder zu schreien. Es geht darum diese Phase der Depression als Teil des Trauerprozesses anzunehmen. Es geht auch nicht darum dich aktiv mit Trauer zu beschäftigen. Es reicht diese Gefühle, wenn sie kommen, zu akzeptieren. Wenn du zB nach einer erfolgreichen Ablenkung durch irgendwas an ihn denken musst, dann mach dir nicht so Gedanken wie: „ou nein, jetzt muss ich schonwieder an ihn denken“ sondern denke eher „Ah ok, jetzt hat es mich mal wieder erwischt. Nicht so schlimm, gehört dazu“. Auch mach dir keinen Stress wie mit deiner Befürchtung, dass du nun in eine ernsthafte Depression reinrutschst. Versuche das was du jetzt durchmachst und deine Gefühle (auch die leeren Gefühle) zu akzeptieren und als normal zu verstehen.

 
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