Der größte Fehler meines Lebens

_Ocean_

Neuer Benutzer
25. Okt. 2009
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Guten Abend liebe User.

Ich weiß nicht, ob ich hier im richtigen Unterforum bin; ich weiß noch nicht mal, ob mir überhaupt irgendwie geholfen werden kann, aber ich muss mir meine Geschichte nun einfach mal von der Seele schreiben. Es ist eine etwas längere und vertrackte Geschichte, also entschuldige ich mich schonmal im Voraus für etwaige Ausschweifungen.

Alles begann vor etwas mehr als 6 Monaten. Im Coffee-Shop, in dem ich regelmäßig meinen Kaffee trinke (bzw. trank) hatte eine neue Barista angefangen. Da ich mit der restlichen Belegschaft schon sehr gut befreundet war, war es nur eine Frage der Zeit, bis wir ins Gespräch kamen. Wir verstanden uns von Anfang an super.

Man muss dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt glücklicher Single war und ich absolut keine Absichten in irgendeine Richtung hegte, außer einer weiteren Freundschaft (ja, ich glaube an Freundschaft zwischen Mann und Frau).

Wie gesagt, wir fanden sofort einen Draht zueinander. Sie war 24 und kam vor ein paar Jahren aus der Ukraine nach Deutschland, um hier zu studieren, lernte ihren Mann kennen und heiratete früh, im Alter von 21. Spätestens hier war dann klar, dass absolut nichts laufen würde, denn ich pfusche nicht in Beziehungen rum.

Mit der Zeit wurden wir sehr gute Freunde und unternahmen viel miteinander. Wir hatten Spaß, sind zusammen Essen gegangen, gingen gemeinsam zum Sport, tranken Kaffee oder haben sonst irgendetwas unternommen. Mit der Zeit wurde sie eine sehr gute Freundin für mich. Ich war gerne mit ihr zusammen.

Sie tat dies alles, obwohl sie wusste, dass ihr Mann sehr eifersüchtig ist und das schnell in den falschen Hals kriegen könnte.

Wir wurden bald beste Freunde (so kindisch das auch klingt) und standen uns gegenseitig in Allem bei. Ich war für sie da, als sie mir von den Problemen ihrer Ehe erzählte und sie half mir auch in vielen Dingen. Sie hat Seiten in mir zum Vorschein gebracht, von denen ich zuvor nicht mal wusste.

Eines Tages dann flog sie für 3 Wochen in die Heimat, um ihre Familie zu besuchen, bat mich jedoch, ihr hin und wieder eine Mail zu schreiben.

Dies tat ich dann auch. 2-3 Mal die Woche erzählte ich ihr, was es so neues zu berichten gab und sie erzählte mir, wie sie ihren Urlaub verbrachte.

Als sie dann zurückkam, war alles wie zuvor. Fast alles. Sie bedeutete mir sehr viel. Zu viel mittlerweile.

Irgendwann kam der Tag, an dem ich sie ansah und nicht mehr wegsehen konnte.

Mir sind all ihre kleinen Eigenheiten aufgefallen. Mit der Zeit nun fand ich diese Eigenheiten nicht mehr sympathisch, ich habe sie auch nicht mehr gemocht. Ich fing an, diese Dinge an ihr zu lieben. Die Dinge, die sie an sich hatte und sie selbst.

Unterdessen hatte ihr Mann irgendwie das Passwort ihres E-Mail Accounts herausgefunden und die Mails gelesen, die wir uns während ihres Urlaubs geschickt hatten, was ihr ziemlichen Stress einbrachte.

Unter diesen Umständen tat ich das einzige, das mir zu diesem Zeitpunkt als das beste erschien: Ich brach den Kontakt ab.

Ich schrieb ihr eine Mail, in der ich ihr erklärte, dass ich es für besser halte, wenn wir nicht mehr so viel Kontakt haben und dass ich nicht möchte, dass sie wegen mir noch mehr Stress bekommt, als sie ohnehin schon hatte. Sie hatte in ihrem Leben schon mit genug zu kämpfen, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen.

Es war feige und egoistisch, es ihr nicht ins Gesicht zu sagen, dass weiß ich, aber ich hätte es einfach nicht ertragen, sie traurig zu sehen.

Nach dieser E-Mail verging eine Woche ohne jeglichen Kontakt, und diese Woche war sehr schmerzhaft für mich. Etwas nagte an mir, etwas war einfach nicht richtig. Ich vermisste sie sehr und konnte eigentlich jeden Tag nur an sie denken.

Nach einer Woche dann versuchte ich vermehrt sie telefonisch zu erreichen, um nochmal mit ihr zu sprechen, um ihr alles zu klären, doch sie ging nicht ran. Auch auf SMS antwortete sie nicht.

So schrieb ich ihr dann eine E-Mail, in der ich ihr von meinen Gefühlen erzählte, wie ich für sie empfinde. Und dass ich seit dem Kontaktabbruch das Gefühl hatte, dass dies der größte Fehler meines Lebens war.

Denn ehrlich gesagt wäre ich ihr lieber ein guter Freund, als sie gar nicht in meinem Leben zu haben. Mit den Konsequenzen dieser falschen Entscheidung muss ich nun leben, auch wenn es nicht leicht ist.

Darauf antwortete sie mir dann, und ich war unendlich erleichtert. Sie sagte mir, dass sie nach meiner Entscheidung sehr enttäsucht war, da ich dies nicht einfach so über ihren Kopf hinweg hätte tun dürfen. Und damit hatte sie Recht. Weiterhin schrieb sie, dass sie sehr durcheinander ist und nicht weiß, was sie schreiben soll; sie hoffe jedoch, dass wir uns bald sehen.

Ich war so glücklich und antwortete ihr, dass sie mir doch sagen möge, wann sie Zeit für ein Treffen hätte, damit uns mal zusammensetzen und das ganze ich Ruhe besprechen können. Wie es nun weitergehen sollte, etc.

Darauf dann kam die Nachricht, die mich innerlich ein Stück sterben ließ.

Auch wenn es eine ziemlich vertrauliche Nachricht ist, so stelle ich sie doch mal original hier rein, lediglich die Namen zensiere ich:

"Hallo *****!

Ich schreibe dir , um zu bitten, mir nicht mehr anzurufen und nicht mehr zu schreiben.Ich hoffe du wirst mein Wunsch respektieren.

Ich hab nachgedacht und trotzdem nicht verstanden-wie ist das alles möglich-wie konnte es alles passieren.

Fakt ist nur, dass ich seit Tagen ein sehr schlechtes Gewissen habe-ich fülle mich so schlecht,obwohl es war nicht meine absicht jemanden weh zu tun, oder so ein Misverständniss zu bauen.

Es war sehr schön dich kennenzulernen-und es tut mir von ganzem herzen leid, dass wir nicht mehr sogar freunde bleiben können. Aber ich kann nicht riskieren-ich liebe mein Mann und es wird unfähr ihm gegenüber wenn wir uns weiter treffen, oder sogar telefonieren. Irgendwann wenn du wieder eine feste Beziehung haben wirst-wirst du mich verstehen, lieber *****.

Ich bin mir sicher dass du bald eine wunderschöne Frau triffst, die du lieben wirst und ihr deine Liebe schenken wirst. Du bist sehr romantisch und nett und interessant und es hat mir auch gut getan dich kennenzulernen -ich hab dir so gefallen wie ich bin und ich hab verstanden dass man muss sich nicht ändern um jemanden zu gefallen.

Ausserdem du hast in mir wieder dieser Wunsch geweckt weiter zu studieren, weiter zu kämpfen - das wir uns begegnet sind war nicht einfach so.

Für dich fängt ein neues Leben an-du wirst studieren und ich freue mich so sehr-mach das richtig, das ist jetzt das wichtigste, da triffst du gleich soo viele neue interessante menschen..und bestimmt ist eine dabei ,die dich schätzen wird.

Danke dir ***** noch mal ,dass du so ein ehrlicher und wunderschöner mensch bist, danke für alle schöne worte..

Ich wünsche dir alles Gute in deine Zukunft, und falls wir uns irgendwann mal begegnen-wird keiner von uns traurig oder sauer, sondern einfach glücklich dass wir uns kennen.

***** "

Dies war die letzte Nachricht, die ich von ihr bekam. Ein paar Wochen ist das nun her, und in diesen Wochen ist mir etwas klar geworden.

Etwas, dass die ganze Sache für mich nur noch schmerzhafter macht.

Ich liebe sie, ja. Aber nicht wie ein Mann eine Frau liebt. Sondern wie ein Bruder seine Schwester liebt.

Woher ich das weiß? Zum einen ist mir erst jetzt aufgefallen, dass ich nie körperliches Verlangen nach ihr hatte. Ich habe Gefühle für sie, ja. Sehr tiefe Gefühle sogar. Ich habe ihre Anwesenheit sehr genossen und wenn sie mit mir zusammen war, war ich glücklich und habe mich vollständig gefühlt. Doch habe ich nie den Wunsch gehabt, ihr körperlich näher zu sein.

Der andere, viel wichtigere Grund, ist folgender: Es macht mich fertig. Innerlich sterbe ich daran, jeden Tag ein wenig mehr. Mit unerwiderter Liebe kann ich umgehen, das kenne ich schon. Es tut weh, aber man geht sich aus dem Weg und irgendwann vergeht der Schmerz.

Doch diesmal ist es anders. Ich gehe daran zugrunde, der Schmerz wird nicht weniger. Mein ganzes Leben fühlt sich seitdem so schrecklich falsch an, alles ist wie durch einen Schleier und es fühlt sich an, als würde ein Teil von mir fehlen.

Was wir hatten, war etwas anderes als eine Liebe zwischen Mann und Frau. Wir waren füreinander da, wenn wir uns brauchten. Wir konnten uns aufeinander verlassen. Ich wollte nichts weiter als sie beschützen und dafür sorgen, dass sie glücklich ist. Wir passten aufeinander auf. Wir waren soetwas wie Seelenverwandte, und so etwas findet man nur ein einziges Mal im Leben.

Sie bedeutete mir mehr als mein eigenes Leben, sie war mir das wichtigste. Und sie war der erste Mensch, dem ich wirklich wichtig war. Ich wurde gebraucht, und ich war nur zu gerne da.

Ich habe keine Liebe verloren, nein. Ich habe meine Schwester verloren, und es ist meine eigene Schuld.

 
Hallo Pensive,

ich denke nicht, dass es sich bei euch um ein Bruder-Schwester-Verhältnis handelt. Es ist, zumindest von deiner Seite aus, eine platonische Liebesbeziehung. All das was du in einer Beziehung tun würdest, würdest du auch für sie machen. Nur ist kein sexuelles Verlangen da (zumindest im Moment nicht). Du leidest jetzt, weil sie den Kontakt abgebrochen hat.

Eines solltest du dir immer vor Augen halten. Sie hat einen Mann den sie liebt und dieser reagiert auf dich eifersüchtig. Irgendwie verständlich, da er und auch sie nicht wissen, was deine tatsächlichen Absichten sind. Ihr hast du geschrieben, dass du dich in sie verliebt hast. Dann kannst du davon ausgehen das ihr Mann das auch weiß. Und für ihre Bedürfnisse sorgen und sie beschützen ist er "zuständig". Trotz aller Freundschaft haben die beiden ihren Lebenmittelpunkt bei sich und das möchte keiner von beiden in Gefahr bringen.

Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, ihr das alles zu schreiben in welchen Verhältnis du eure Beziehung siehst. Das eben von deiner Seite aus nicht mehr gewünscht ist, was auf eine Partnerschaft hinauslaufen würde. Es ist ziemlich schwer, das jemandem zu vermitteln, denn solche Sachen können sich ändern, so dass das körperliche Begehren noch hinzukommt. Oft ist es so, dass sich der Zurückgewiesene Kontakt wünscht und sich selbst dabei belügt.

 
Hallo

Ich habe deine Geschichte gelesen.... Ich weiss irgendwie aber auch nicht wie oder was ich dir jetzt genau schreiben soll. Aber bist du sicher, dass diese Verbindung wirklich sooooo stark ist zwischen euch?

zum einen kennt ihr euch doch erst seit 6 Monaten.... und zum anderen denke ich auch, dass das nicht bruder-schwester ist sondern frau-mann/mann-frau...

Ihr mann hat in dir ja auch eine Gefahr gesehen und ich finde auch, dass er grund dazu hat.

Was mich enttäuschen würde in deiner Situation. Sie hat dir geschrieben, es währe nicht fair gewesen die freundschaft/kontakt über ihren kopf hinweg zu entscheiden abzubrechen. doch was hat sie nun gemacht? das selbe würde ich sagen.

Aber schlussendlich hast du das zu akzeptieren. man kann niemanden zu irgendwas zwingen.

der einzige Rat. gib ihr zeit und gib dir zeit. vielleicht wird es wieder zu einem unverbindlichen treffen zwischen euch kommen und ihr könnt da weitermachen wo ihr aufgehört habt.

 
Hallo Pensive,

ich denke ich schicke einfach mal voraus, das ich diese Bruder/Schwester Sache schon zur Genüge von anderen und auch von mir selber kenne, sobald man sich rein sprachlich von der Beziehungs-ebene gute®/beste® Freund(in) entfernt läuten bei mir intuitiv alle Alarmglocken.

Peridot hat das(meines-und offensichtlich auch seineserachtens nach) schon ganz richtig als platonische Liebe klassifiziert, für mich ist (starke, bzw. ungetrübte)geschwisterliche Liebe sogar(natürlich unter anderen Vorzeichen) das äquivalent zur platonischen, ohne das hier weiter ausführen zu wollen: Die "Beziehung" die du zu dieser Frau hast/hattest ist eine massive Gefahr für ihre Ehe, sobald du in einer unkontrollierten Situation(denkt dir hier irgendeinen romantischen Stuss oder eine alltägliche Situation wo plötzlich die "besondere Stille" entsteht...etc.) danndoch und ohne es geplant oder vorausgeahnt zu haben versuchst sie zu küssen o.ä. was ist dann?

Nächstes Argument, ihr Mann:

In einer Ehe spielt Vertrauen(ich antizipiere das grade..) eine wichtige, vllt die wichtigste Rolle, wie kann ihr Mann Ihr und auch dir nach deiner "Geständnismail" noch trauen, würdest du deine Frau vorbehaltslos mit dir weggehen lassen?

Doch diesmal ist es anders. Ich gehe daran zugrunde, der Schmerz wird nicht weniger. Mein ganzes Leben fühlt sich seitdem so schrecklich falsch an, alles ist wie durch einen Schleier und es fühlt sich an, als würde ein Teil von mir fehlen.
Diesmal ist es anders? Du hast sicher recht du hast es nicht mit nicht erwiderter Liebe zu tun sondern mit nicht ausgelebter, zu der jetzt das Gefühl von nicht erwiderter Liebe hinzukommt, jedoch wird auch dieser Schmerz genauso vorbeigehen wie Liebeskummer der es ja meinen Ausführungen nach letztlich auch ist.

So und jetzt nochmal etwas zu dem hier von mir fabrizierten, ich weiß das es für dich, da du ja wahrscheinlich absolut überzeugt bist davon, dass du sie wie eine Schwester liebst, schwierig oder unmöglich sein wird mein Geschriebenes für voll zu nehmen, ich will nur das du in dich gehst und dich fragst ob ihr für gute/beste Freunde(/Geschwister) nicht doch zu viel Platz in euren Leben einnehmt.

mit freundlichen Grüßen

-Kris

 
Hallo,

ich finde Deine Geschichte recht schön verpackt. Aber kann es sein, dass Du Dir selbst etwas vormachst, um genau diese Konsequenz, die eingetreten ist, zu vermeiden? Du hast den Kontakt abgebrochen, schriebst Du tatest dies quasi aus "selbstlosigkeit", um ihr keine Schwierigkeiten zu verursachen. Natürlich wusste man da schon, dass der nächste Satz sein würde "ich hielt es nicht mehr aus....". Ich glaub eher, Du hast damit versucht etwas aus ihr heraus zu kitzeln und warst dann schockiert, dass sie es scheinbar so einfach akzeptiert hat.

Du hast anfänglich Freundschaft empfunden, dann, wie Du selbst sagst, Liebe! Und nun, nachdem Du merkst, dass sie diese Liebe nicht erwidert will Dir bewusst geworden sein, dass es nur platonische Liebe ist? Ich glaub Du passt Dich eher an.

Und man merkt, wie sehr Du Dich bemühst uns alle von eurer tiefen Verbundenheit und dem innigen Gefühl, was euch verbindet, oder Dich an sie bindet, zu überzeugen. Daraus ergibt sich ein wenig der Eindruck, dass Du hoffst, motiviert zu werden, diese Verbindung nicht aufzugeben. Dabei weißt Du eigentlich selbst, dass Du alles auf eine Karte gesetzt und verloren hast- mit Deinem Geständnis. Sie hat sich für ihren Mann entschieden und steht zu ihrer Ehe. Diesen Prozess wirst Du nicht umkehren können, indem Du versuchst Deine Offenbarung runter zu schrauben, oder eben zu entschärfen.

Du bist sicherlich sehr verletzt und leidest über den Verlust. Das tut mir Leid. Aber ich schließe mich an. Du wirst die Entscheidung akzeptieren müssen. Ich finde ihre Worte klingen sehr fair und klar. So ehrlich und wenig zweideutig sind viele Frauen nicht.

Ganz bestimmt wirst Du bald wieder so eine Verbundenheit zu einer Frau empfinden können. Wünsch Dir alles Gute