Humorvoll und sehr behutsam gibt die folgende Kurzgeschichte tiefste Einblicke in die Seelen von Frau und Mann!
Die Frauen, der Mann und der Schokoladenpudding
Eine schöne Geschichte mit wahrem Kerne für alle weiblichen Wesen, die lesen können und Männer wirklich verstehen wollen. Jugendfrei geschrieben von offener, ehrlicher und selbstbewusster Männlichkeit.
Endlich war die Frau mit dem Mann verheiratet, den sie unbedingt gewollt hatte.
Bereits, als sie ihn das erste Mal sah, war sie sich sicher gewesen, dass sie ihn und nur ihn wollte. Er hatte absolut alles, worauf es ihr ankam. Und natürlich wäre er auf sie gar nicht angewiesen gewesen. Denn zum einen war er bereits ganz für sich allein perfekt, zum anderen hatte es sehr viele Frauen gegeben, die ihm gern zu Füßen gelegen hätten. Jede andere hätte er haben können, davon war die Frau absolut überzeugt. Die Frau wusste es selbst nicht, wie sie ihn überhaupt herumbekommen hatte, doch sie war heilfroh, dass es ihr gelungen war. Selbst seine Mutter mochte sie, spürte, dass sie von ihr geliebt wurde.
Nur aus verliebten Augen sah sie ihren Mann an, und wollte ihm aus größter Herzensliebe alles geben, was sein Herz begehrte. Keine Mühe sollte ihr zu groß sein, kein eigener Verzicht zu hart, wenn sie ihn nur glücklich machen und seine Liebe gewinnen könnte. Von seiner Mutter wusste sie das Rezept seiner absoluten Lieblingsspeise. Es war ein Schokoladenpudding, dessen Rezept seine Mutter sonst streng geheim hielt, damit nur sie ihrem geliebten Sohn diesen Pudding bereiten konnte. Es war ein mit Liebe bereiteter Pudding, der dem Sohne nicht nur köstlich mundete, sondern zugleich gesunde Nahrung war.
Als der Sohn aus dem Hause ging, vertraute die Mutter der Schwiegertochter das Rezept unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit an, damit ihr Sohn nicht auf die Lieblingsspeise verzichten musste. Wo der Sohn auch immer Schokoladenpudding gegessen hatte, kein einziger anderer hatte ihm auch nur halb so gut geschmeckt.
So dachte die Frau sich: "Wenn ich ihm immer seinen Schokoladenpudding gebe, so viel, wie er überhaupt nur essen kann, dann wird er mir dafür von ganzem Herzen dankbar sein und mich dafür lieben!" Mit größter Liebe bereitete sie ihm den Pudding ganz nach dem Rezept der Schwiegermutter, und gab ihm davon bei jeder Gelegenheit. Das gefiel ihm zunächst tatsächlich sehr, und er war ihr sehr dankbar.
Doch es dauerte nicht lange, und der Pudding schien ihm nicht mehr richtig zu schmecken. Das konnte die Frau an seinen Augen ablesen, so dass sie ihn schuldbewusst fragte:" Ist irgendetwas mit dem Pudding nicht in Ordnung?" Darauf sagte er dann stets: "Nein, Liebling, der Pudding schmeckt mir ganz hervorragend, Du hast ihn wirklich toll gemacht!" Doch sie spürte es, dass der Pudding ihm in Wahrheit gar nicht mehr schmeckte. Doch anstatt dass er es zugab, um über Verbesserungsmöglichkeiten reden zu können, log er lieber. Denn er wusste, wie viel Mühe sie sich gemacht hatte und wie wichtig sein Urteil ihr war. Und tatsächlich meinte er deshalb, es sei besser für seine Frau, wenn er sie belüge. Damit verletzte er sie in Wahrheit aber nur noch mehr, denn so verlor sie das Vertrauen zu ihm und zu seiner Liebe zu ihr.
So kam es eines Tages nicht nur durch Zufall an den Tag, dass er woanders Schokoladenpudding aß. Heimlich und regelmäßig ging er zu einer anderen Frau, nach deren Schokoladenpudding er plötzlich verrückt zu sein schien. So war seine Frau zutiefst geschlagen: Ihr absolut Bestes meinte sie gegeben zu haben, und nun aß er den Schokoladenpudding einer anderen!
Sofort fuhr sie zu ihrer Schwiegermutter, um ihr weinend und am Boden zerstört von der dramatischen Entwicklung zu berichten. Die Schwiegermutter nahm sie herzlich in den Arm, und sprach zu ihr: "Mein Kind, ist Dir nicht aufgefallen, dass der Schokoladenpudding nach einem verbreiteten Rezept gemacht wird? Es steht in Tausenden von Kochbüchern! Mein Sohn weiß es aber nicht. Waren wir woanders zu Besuch, so gab es dort oft den gleichen Schokoladenpudding, und mein Sohn aß ihn auch. Kaum saßen wir zur Rückfahrt im Auto, so sagte er mir aus tiefster Ãœberzeugung, dass der gegessene Pudding nicht halb so gut ge-
schmeckt habe, wie der von mir gemachte.
Dann sagte ich ihm immer, dass nur mein Rezept ganz auf seine Wünsche eingestellt sei, die nur ich als seine Mutter ganz genau kennen würde. Und ich sagte ihm immer, dass ich den Schokoladenpudding nur mit wahrer Herzensliebe zum Besten bekäme, und nur, weil er immer so lieb zu mir sei, könne ich ihm den Pudding überhaupt bereiten.
Je lieber er war, desto mehr Pudding bekam er von mir. Ließ sein Verhalten aber nach, dann wurde der Pudding gekürzt oder ganz gestrichen. Nur einmal hatte er wirklich etwas ausgefressen gehabt, und ich setzte ihn eine Woche lang auf Puddingentzug. Zuletzt war er so zermürbt und voller Reue, dass ich gar nicht mehr anders konnte, als ihm sofort seinen Pudding zu machen. Das hat er sich für alle Zeiten gemerkt, das sage ich Dir! So stellte ich es also sicher, dass er den Schokoladenpudding stets als höchste Köstlichkeit schätzte: Er meinte, nur ich könne ihn machen, weil nur ich seine Wünsche ganz genau kennen würde, und er bekam ihn stets nur in dem Maße, wie er es nach meinen Gefühlen wirklich verdient hatte.
Mein Kind, ich kannte Dich noch keine Viertelstunde, da wusste ich es, dass mein Sohn bei Dir ebenso gut aufgehoben sein könnte, wie er es zuvor bei mir war. Um mir ganz sicher zu sein, ob Du auch weißt, wie Du ihn anzufassen hast, hatte ich Dir einmal eine Frage gestellt. Ich hatte Dich gefragt, ob Du wissest, worum es beim Schokoladenpudding ginge. Du erinnerst Dich?"
Die Frau errötete. Sie erinnerte sich. Und sie hatte es damals nicht gewusst, was die Schwiegermutter überhaupt meinte. Auch damals war sie errötet, denn wie würde es aussehen, wenn eine Frau zugab, nichts vom Schokoladenpudding zu verstehen? Das ging doch irgendwie ganz einfach, das musste doch jede Frau wissen. Also konnte sie unmöglich so tun, als ob sie es nicht wisse. Und darum hatte sie ihre Schwiegermutter dreist belogen: "Natürlich weiß ich, worum es beim Schokoladenpudding geht, ich lebe doch nicht hinter dem Mond!"
Die Schwiegermutter fuhr fort: "Aha, Du hast mir damals also nicht die Wahrheit gesagt, weil Du Dich schämtest! Für Unwissen muss man sich nicht schämen, für die Lüge und die Selbstlüge aber doch.
Mein Kind, hatte Deine Mutter Dir nicht gesagt, dass Männer gar nichts zu schätzen wissen, worüber sie beliebig verfügen können? Nicht einmal ihre Mutter, nicht einmal ihre Frau, und erst recht keinen Schokoladenpudding! Mein Sohn ist überhaupt nicht anders als alle anderen Männer. Er liebt mich aber dafür, dass ich ihn glauben lasse, er habe tausend Geheimnisse, die nur ich alle kennen würde. Und er liebt mich dafür, dass ich ihn behandle, als sei er etwas ganz Besonderes. Dabei ist er nur für mich etwas Besonderes, weil ich ihn liebe!
Und er weiß, dass ich seine wahren Wünsche aus Liebe zu meinen mache, solange er dafür lieb zu mir ist. Und deshalb ist er auch bereit, sich im Guten alles von mir sagen zu lassen, und sich alles von mir schmackhaft machen zu lassen. Und so wickle ich ihn um meinen Finger, seitdem er das Licht der Welt erblickt hat.
Alles, was ich selbst besonders gern aß, aß ich ihm vor seinen Augen zuerst genüsslich vor. Dabei wurden seine Augen immer größer. Irgendwann waren seine Augen ganz groß, und er begann, mit seinen kleinen Armen zu rudern. Als er sich kaum noch bremsen konnte, bekam er den ersten Löffel. Dann fütterte ich ihn mit Liebe, aß mit ihm von einem Löffel, und sagte ihm stets: "Ja, das schmeckt Dir, nicht wahr?" Dabei lachte ich ihn an, und er freute sich, und es schmeckte ihm. Stelle Dir vor: Später lobte er mich dann dafür, dass ich das kochte, was ich selbst gern aß! Natürlich musste ich immer erst fragen: "Ja, das schmeckt Dir, nicht wahr?" Hätte ich ihm die Frage nicht gestellt, hätte er nicht einmal bemerkt, was er überhaupt aß! Doch dann sah er mich verliebt an, und sagte: "Das schmeckt wirklich, Mama, alle Achtung!" Und dann sagte ich ihm: "Für meinen geliebten Sohn gebe ich doch von Herzen gern mein Bestes!" Und er freute sich, und es schmeckte ihm noch besser.
Seit seinen ersten Tagen tat ich mein Bestes für seine Gefühle, doch immer, wenn er ganz besonders glücklich oder selig war, dann herzte ich ihn, und sagte ihm liebevoll: "Ich weiß, dass Du mich ganz feste lieb hast, und dafür habe ich Dich ganz feste lieb!" Und dann strahlte er über beide Backen! Er wusste zuerst nicht einmal, was Liebe überhaupt ist, doch ich ließ ihn spüren, dass Liebe etwas Schönes ist. Und auch, dass er sich meine Liebe zu ihm durch seine Liebe zu mir verdiene, und dass ich seine Liebe sehr zu schätzen wisse. Es machte ihm schließlich Freude, mir Freude erst zu machen und sich dann anschließend auch noch selbst über meine Freude zu freuen! Ich nahm ihn perfekt in meinen Griff, ohne dass er es überhaupt mitbekam. Anstatt nachzudenken, freute er sich immer nur, während ich ihm das beibrachte, was ich ihm beibringen wollte.
Und seit seinen ersten Tagen sagte ich ihm mindestens täglich, dass er ohne mich völlig verloren wäre, Dank meiner herzlichen Liebe zu ihm aber nichts zu fürchten habe, weil ich mich immer bestens um ihn kümmern würde. Schon als Säugling sah er mich froh und dankbar an, wenn ich ihm das sagte. Hätte ich ihm das nie gesagt, so wüsste er es bis heute nicht, wo er ohne mich stünde!
Er wüsste es nicht einmal, dass ich überhaupt seine Mutter bin, hätte ich ihm das nicht mit viel Lust und Liebe beigebracht. Und sogar seinen eigenen Vater musste ich ihm vorstellen und näher bringen, die beiden Männer sahen sich, und wussten nichts miteinander anzufangen!
Mein Sohn ist absolut überzeugt, ich sei die beste Mutter der Welt, obwohl er die mit Abstand meisten Mütter nicht einmal kennt! Auch diese Ãœberzeugung habe ich ihm beigebracht, von allein wäre er niemals darauf gekommen. Dass er es meint, so besonders in seinen Wünschen und Vorstellungen zu sein, habe ich ihm auch beigebracht. So kann er nämlich nicht dahinter kommen, mit welcher Leichtigkeit ich ihn um meinen Finger wickle. Dass er nicht wisse, was er überhaupt wolle, habe ich ihm auch seit seinen ersten Tagen immer wieder beigebracht. Denn so kann ich meinen Willen zu seinem machen, ohne, dass er es überhaupt merken kann. Das System ist absolut sicher, solange ein Mann sich dabei rundum wohl fühlt. Dann kann er gar nicht dahinter kommen. Wir müssen die Männer auf gutem Kurs und bei guter Laune halten, dass wir uns selbst das Leben dabei schwer machen müssen, habe ich aber noch nie gehört."
Die Schwiegermutter fuhr fort:" Obwohl ich meinen Sohn von ganzem Herzen liebte, brachte ich ihn mit allen Tricks genau dorthin, wo ich ihn haben wollte, und das verkaufte ich ihm dann als sein höchstes Glück. Was ich ihm nicht bieten konnte oder wollte, redete ich ihm aus, was ich ihm bieten konnte und wollte, machte ich ihm köstlich. Wie das ging, hatte meine eigene Mutter mir ganz genau erklärt. Was sie mir nicht erklärt hatte, war, wie ich mit dem Vater meines Sohnes, meinem Mann, umzugehen hatte. Mein Sohn war noch ein Säugling, da spürte ich, dass mein Mann sich nach dem Schokoladenpudding anderer Frauen sehnte. Natürlich gab er es nicht zu. Nur mich und meinen Schokoladenpudding würde er lieben, und zwar von ganzem Herzen. Nichts anderes hörte ich von ihm. Doch ich spürte, dass er log, um mich nicht zu kränken und um unangenehmen Gesprächen aus dem Wege zu gehen.
Dann dachte ich nach. Ich hatte zwei Männer, die ich beide von ganzem Herzen liebte, so dass ich bemüht war, beiden wirklich alles zu geben. Doch während der eine mich wie verrückt liebte, verlor der andere immer deutlicher jedes Interesse an mir und meinem Schokoladenpudding. Dann hatte ich den Geistesblitz. Ich liebte sie beide gleichermaßen, doch ich behandelte sie völlig verschieden. Dem einen machte ich mit allen Mitteln im Guten klar, wo es lang ging, weil ich wusste, dass er selbst noch gar nichts wusste. Doch bei dem anderen war ich der Meinung gewesen, er wisse es selbst, wo es lang ging, und so hatte ich mich ihm untergeordnet.
Genau das war der Irrtum gewesen, wie mir sofort klar wurde. Und an dem Tage entschied ich mich, meinen eigenen Mann im Grunde genauso zu behandeln wie mein Baby, ihm das mit Lust und Liebe schmackhaft zu machen, was ich im gemeinsamen Sinne will, und ihm nichts anderes zuzulassen. Weil mir auf die Schnelle nichts anderes einfiel, machte ich es bei dem Großen dann genauso wie bei dem Kleinen, mit genau den selben Worten und weitgehend sogar mit den selben Mitteln! Und es funktionierte tatsächlich hervorragend."
Die Schwiegermutter fuhr fort: "Männer wissen gar nichts, was wir Frauen ihnen nicht liebe- und mühevoll beigebracht haben. Aber gerade das ist unser Vorteil, denn im Guten können wir ihnen deshalb alles beibringen, was wir ihnen beibringen wollen.
Mache ihm Deinen Wert klar, lasse Dir von ihm wirklich gar nichts ungestraft bieten, und mache ihm Deinen Pudding köstlich! Erspüre seine wahren Gefühle sensibel, und gib ihm immer genau das, was er nach Deinen Gefühlen wirklich verdient hat, und schon wird er Dich und Deinen Schokoladenpudding lieben!" So schloss der Rat der Schwiegermutter.
Darauf fragte die Frau ungläubig: "Ich soll Deinen Sohn wie ein kleines Kind behandeln? Dein Sohn ist heute der jüngste Professor für Psychologie in ganz Nordamerika!"
Darauf sagte die Schwiegermutter: "Ich finde es erstaunlich, dass man in der Psychologie soweit kommen kann, ohne sich selbst zu verstehen. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Männer uns nicht ersetzen können. Wem glaubst Du, seiner Mutter, oder seinen eitlen Irrtümern, Hochschulzeugnissen und Gehaltsstreifen? Als er neun Jahre war, fand ich bei ihm Mathebücher, die keiner seiner Lehrer verstand. Hätte ich mich davon beeindrucken lassen sollen? Er war ein Kind, und das ist er auch heute noch!" Nun hatte die Schwieger- tochter verstanden. Der Mann tat nur so, als ob er kein Kind mehr sei. Und er tat nur so, als ob er immer die herrschende Kraft sein wolle. Das lag in Wahrheit sogar an den Frauen. Denn immer, wenn sie ihren Söhnen ein Verhalten austreiben wollten, sagten sie einfach: "Du benimmst Dich wie ein kleines Kind, schäme Dich!" So waren die Frauen es selbst schuld, dass ein Mann sich bereits bei dem Gedanken schämte, dass er im Grunde wie ein Kind sein könne. Sobald eine Frau aber erkannte, dass er in Wahrheit doch ein Kind war, das im Guten geführt werden musste, zählten seine ganzen Irrtümer und Eitelkeiten nicht mehr. Dann lag sein Herz in ihrer Hand.
Als die Frau zurück bei ihrem Manne war, sagte sie zu ihm: "Ich hatte im Pudding nicht nur eine Zutat vergessen, sondern ihn ganz falsch zubereitet gehabt. Ich wundere mich, dass Du ihn überhaupt essen konntest. Zwei ganze Tage lang hat Deine Mutter mir alle Geheimnisse des Schokoladenpuddings im Detail erklärt, auch solche, die sie bisher nicht gelüftet hatte. Die Zubereitung des Puddings erfordert allerdings viel mehr herzliche Mühe, Einfühlsamkeit und auch Konsequenz, als es beim alten Pudding der Fall war. Darum wirst Du ihn nur dann von mir bekommen, wenn ich es in Deinen Augen lese, dass Du Dich ganz und gar nach ihm verzehrst! Und nur, wenn Du ganz besonders lieb zu mir warst und mich ganz besonders lieb darum bittest, bin ich bereit, ihn Dir überhaupt zu geben! Nun weiß ich es nämlich ganz genau, wie der Pudding für Dich zu bereiten ist! Keine einzige andere Frau auf der Welt kann es auch nur halb so gut wissen wie ich! Doch wenn Du meinen solltest, Pudding auch bei anderen Frauen essen zu wollen, dann gehe sofort zu ihnen und bleibe dort, denn dann wirst Du in Deinem ganzen Leben keinen Pudding mehr von mir bekommen!"
Der Mann sah sie mit großen Augen an, und fragte: "Du bist Dir dieses Mal wirklich ganz sicher, dass es der richtige Pudding ist? Die Logik sagt mir, dass Mutter mir einen im Grunde normalen Pudding serviert. Aber meine Gefühle sagen mir etwas anderes, irgendetwas hat er doch, was andere nicht haben. Mir gegenüber hält Mutter aber eisern Verschwiegenheit über das Geheimnis ihres Puddings, da kann ich machen, was ich will. Ich weiß es jedenfalls nicht, woran es liegt, aber für mich braucht der Pudding eine ganz besondere Note, sonst ist er kein wahrer Pudding für mich. Bist Du Dir denn wirklich ganz sicher, dass Du es jetzt weißt, wie ich den Pudding haben will?"
Darauf sagte die Frau im Tone absoluter Entschlossenheit: "Ich habe für Dich ganz genau den Pudding, den Du brauchst! Ich habe den Pudding, der Dir besser schmeckt als alle anderen zusammen und der Dir auch noch am besten bekommt! Denn nun weiß ich es ganz genau, was Du in Wahrheit willst, jetzt kenne ich alle Deine Geheimnisse und Wünsche! Du weißt es selbst, dass Du nur aus Besonderheiten, Einzigartigkeiten und tiefsten Geheimnissen bestehst. Welche Frau außer mir sollte damit schon zurecht kommen? Welche wollte es überhaupt, wenn sie auch einen unkomplizierten Mann haben kann? Ãœberlege es Dir gut, wem Du Deine Gefühle wirklich anvertrauen willst! Nur eine Frau, die Dich ganz genauso lieb hat wie Deine eigene Mutter, kann Deine Kompliziertheit überhaupt ertragen! Doch auch meine Geduld ist bald am Ende, wenn Du meine Liebe nicht einmal zu schätzen weißt! Von nun an weht ein anderer Wind, und Du bekommst gar nichts mehr von mir, wenn Du mir zuvor nicht hoch und heilig geschworen hast, Schokoladenpudding nur noch von mir und nur noch nach meinen Regeln zu naschen! Von nun an werde ich Deine Göttin des Schokoladenpuddings sein, die Dir den Schokoladenpudding gibt, den Du Dir durch Liebe und Wertschätzung verdienst! Dein Einverständnis dazu will ich absolut überzeugend von Dir hören! Bis dahin esse ich den Schokoladenpudding allein, lasse Dich höchstens daran riechen!"
Während der kleine Mann auf dem Schosse der Frau saß, saß die Frau auf dem Schosse des Großen, das war der einzige Unterschied. Sie ließ ihn den Schokoladenpudding sehen, sie ließ ihn auch daran riechen, doch anstatt ihm zu geben, aß sie ihm genüsslich vor. Solange, bis seine Augen ganz groß waren und es so schien, als ob er mit seinen Armen rudern wolle. Solange, bis er kaum noch zu bremsen war. Dann gab sie ihm vom selben Löffel, und kaum hatte er ihn im Mund, so lachte sie ihn an, und sagte zu ihm: "Ja, das schmeckt Dir, nicht wahr?" Und er freute sich, und es schmeckte ihm. Und von dem Tage an bekam er von ihr gar nichts, was er sich nicht durch Liebe zu ihr und Wertschätzung ihrer Gaben verdient hatte, das Verdiente aber gab sie ihm von Herzen. Und so wusste er alles zu schätzen, was sie ihm gab. Und weil er es so zu schätzen wusste, war er so lieb zu ihr, und zeigte ihr sein Begehren so offen und ehrlich, dass sie ihm doch wieder alles gab, aber eben anders als beim ersten Mal: So, wie er es nach seinen wahren Wünschen, nicht nach seinen Worten wollte, so, dass er es selbst zu schätzen wusste.
Und immer, wenn er den Pudding aufgegessen hatte, nahm seine Frau ihn liebevoll in den Arm, und sagte zu ihm: "Ohne mich wärest Du armer Kerl völlig verloren, weil Du von allein nicht einmal weißt, was Du überhaupt willst. Doch weil ich Dich von ganzem Herzen liebe und mich immer gut um Dich kümmere, kannst Du Dich ganz sicher fühlen!" Und der Mann sah seine Frau froh und dankbar an. Dafür herzte sie ihn dann liebevoll und sagte: "Ich weiß, dass Du mich ganz feste lieb hast, und dafür habe ich Dich auch ganz feste lieb!" Er strahlte über beide Backen.
Endlich war er sich ganz sicher, dass seine Frau ihn nicht nur liebte, sondern ihn auch noch besser verstand, als er sich selbst. Denn nun schmeckte ihm ihr Pudding. Das war ihm ganz besonders wichtig, denn schließlich war er ja ganz anders als alle anderen Männer. Er bestand ja nur aus tiefsten Geheimnissen, Einzigartigkeiten und Besonderheiten. Er war ja so kompliziert, dass er sich selbst nicht verstehen konnte. Das war tatsächlich der wahre Grund dafür, dass er überhaupt eine Frau brauchte. Sein hochintelligenter Geist wollte es zwar nicht akzeptieren, doch seine Gefühle waren sich ganz sicher. Mit größtem Eifer hatte er sich nur deshalb in die Psychologie gestürzt, um herauszubekommen, was er selbst wollte. Er kannte jede Menge pseudowissenschaftlichen Unsinn auswendig, und hätte mit Zeugnissen und Urkunden jedes mittlere Wohnzimmer tapezieren können, doch in eigener Sache war er um keinen Deut klüger geworden.
Das männliche Hirn war nur begrenzt zu eigenem Willen fähig, es fehlte ein Hirnbaustein für den ganzen Willen. Doch die Frau hatte das passende Ergänzungsstück in ihrem Schädel sitzen, universell passend für alle Männer in allen Altersklassen und Lebenslagen. Auf diesem Wege konnte die Frau ihre Interessen in jeder Situation gegenüber jedem Manne vertreten, und ganz ohne Frau konnte ein Mann nur halbblind umherirren. Das wollte der Mann aber auf keinen Fall wahrhaben, das war der schlimmste Gedanke für ihn überhaupt: Männliche Abhängigkeit von einer Frau!
Nicht nur, dass er es selbst nicht wusste, was er wirklich wollte, er wusste es von allein nicht einmal, was er unbedingt brauchte, was für ihn absolut unverzichtbar war! Er nahm es seinen eigenen Gefühlen krumm, dass sie sich einer Frau unterordnen wollten! Als Kind war er zu stolz gewesen, seine Leitung durch die Mutter nach Außen zuzugeben. "Mamasöhnchen" war eine Spitze der Gehässigkeiten, die Jungen sich gegenseitig an den Kopf warfen. Doch ging es einem von ihnen dreckig, dann rannte er garantiert sofort zu seiner Mutter.
Als erwachsener Mann wollte er über dem Verdacht erhaben sein, dass er sich von irgendeiner Frau auch nur irgendetwas sagen ließe. Er wollte also so scheinen, als ob er alle Frauen, einschließlich seiner eigenen, gar nicht ernst nehmen würde. Und ebenso wollte er nicht in den Verdacht geraten, seine Frau auch nur ein einziges Mal um eine Gefälligkeit bitten zu müssen. Er wollte also auch noch so tun, als ob seine eigene Frau seine willenlose Befehlsempfängerin sei, die jederzeit zu springen habe, sobald er mit den Fingern schnippe.
Doch das war alles noch gar nichts im Vergleich zu dem Allerschlimmsten aus seiner Sicht: Unter gar keinen Umständen wollte er in den Verdacht geraten, seine eigene Frau zu vergöttern! Denn seine eigene Frau musste er wie eine dumme und unterwürfige Magd behandeln, wenn er von anderen Männern akzeptiert werden wollte. Denn so machten es ja alle Männer, ganz besonders die, die davon überzeugt schienen, dass sie die Größten waren. In Wahrheit hatten gerade sie zwar nichts zu bieten, doch das fiel anderen Männern nicht auf. Denn wie sollte ein Mann andere Männer verstehen, wenn er sich selbst nicht verstand? Und darum hatten gerade die größten Flaschen unter den Männern darüber zu bestimmen, wer überhaupt ein Mann war.
Ein Mann musste also ein wahrer Prahlhans sein, ohne dass er auch nur irgendetwas zu bieten hatte, und er musste alles ganz genau andersherum machen, als er es in Wahrheit wollte. Das war der Maßstab, der zu erfüllen war, wollte ein Mann ein ganzer Mann sein. Sonst musste er sich schämen, sonst war er ein Schwächling und Versager, ein Weiberknecht! Und das war es, was er garantiert nicht sein wollte: Ein Schwächling, ein Versager und ein Weiber- knecht.
Die Frauen, der Mann und der Schokoladenpudding
Eine schöne Geschichte mit wahrem Kerne für alle weiblichen Wesen, die lesen können und Männer wirklich verstehen wollen. Jugendfrei geschrieben von offener, ehrlicher und selbstbewusster Männlichkeit.
Endlich war die Frau mit dem Mann verheiratet, den sie unbedingt gewollt hatte.
Bereits, als sie ihn das erste Mal sah, war sie sich sicher gewesen, dass sie ihn und nur ihn wollte. Er hatte absolut alles, worauf es ihr ankam. Und natürlich wäre er auf sie gar nicht angewiesen gewesen. Denn zum einen war er bereits ganz für sich allein perfekt, zum anderen hatte es sehr viele Frauen gegeben, die ihm gern zu Füßen gelegen hätten. Jede andere hätte er haben können, davon war die Frau absolut überzeugt. Die Frau wusste es selbst nicht, wie sie ihn überhaupt herumbekommen hatte, doch sie war heilfroh, dass es ihr gelungen war. Selbst seine Mutter mochte sie, spürte, dass sie von ihr geliebt wurde.
Nur aus verliebten Augen sah sie ihren Mann an, und wollte ihm aus größter Herzensliebe alles geben, was sein Herz begehrte. Keine Mühe sollte ihr zu groß sein, kein eigener Verzicht zu hart, wenn sie ihn nur glücklich machen und seine Liebe gewinnen könnte. Von seiner Mutter wusste sie das Rezept seiner absoluten Lieblingsspeise. Es war ein Schokoladenpudding, dessen Rezept seine Mutter sonst streng geheim hielt, damit nur sie ihrem geliebten Sohn diesen Pudding bereiten konnte. Es war ein mit Liebe bereiteter Pudding, der dem Sohne nicht nur köstlich mundete, sondern zugleich gesunde Nahrung war.
Als der Sohn aus dem Hause ging, vertraute die Mutter der Schwiegertochter das Rezept unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit an, damit ihr Sohn nicht auf die Lieblingsspeise verzichten musste. Wo der Sohn auch immer Schokoladenpudding gegessen hatte, kein einziger anderer hatte ihm auch nur halb so gut geschmeckt.
So dachte die Frau sich: "Wenn ich ihm immer seinen Schokoladenpudding gebe, so viel, wie er überhaupt nur essen kann, dann wird er mir dafür von ganzem Herzen dankbar sein und mich dafür lieben!" Mit größter Liebe bereitete sie ihm den Pudding ganz nach dem Rezept der Schwiegermutter, und gab ihm davon bei jeder Gelegenheit. Das gefiel ihm zunächst tatsächlich sehr, und er war ihr sehr dankbar.
Doch es dauerte nicht lange, und der Pudding schien ihm nicht mehr richtig zu schmecken. Das konnte die Frau an seinen Augen ablesen, so dass sie ihn schuldbewusst fragte:" Ist irgendetwas mit dem Pudding nicht in Ordnung?" Darauf sagte er dann stets: "Nein, Liebling, der Pudding schmeckt mir ganz hervorragend, Du hast ihn wirklich toll gemacht!" Doch sie spürte es, dass der Pudding ihm in Wahrheit gar nicht mehr schmeckte. Doch anstatt dass er es zugab, um über Verbesserungsmöglichkeiten reden zu können, log er lieber. Denn er wusste, wie viel Mühe sie sich gemacht hatte und wie wichtig sein Urteil ihr war. Und tatsächlich meinte er deshalb, es sei besser für seine Frau, wenn er sie belüge. Damit verletzte er sie in Wahrheit aber nur noch mehr, denn so verlor sie das Vertrauen zu ihm und zu seiner Liebe zu ihr.
So kam es eines Tages nicht nur durch Zufall an den Tag, dass er woanders Schokoladenpudding aß. Heimlich und regelmäßig ging er zu einer anderen Frau, nach deren Schokoladenpudding er plötzlich verrückt zu sein schien. So war seine Frau zutiefst geschlagen: Ihr absolut Bestes meinte sie gegeben zu haben, und nun aß er den Schokoladenpudding einer anderen!
Sofort fuhr sie zu ihrer Schwiegermutter, um ihr weinend und am Boden zerstört von der dramatischen Entwicklung zu berichten. Die Schwiegermutter nahm sie herzlich in den Arm, und sprach zu ihr: "Mein Kind, ist Dir nicht aufgefallen, dass der Schokoladenpudding nach einem verbreiteten Rezept gemacht wird? Es steht in Tausenden von Kochbüchern! Mein Sohn weiß es aber nicht. Waren wir woanders zu Besuch, so gab es dort oft den gleichen Schokoladenpudding, und mein Sohn aß ihn auch. Kaum saßen wir zur Rückfahrt im Auto, so sagte er mir aus tiefster Ãœberzeugung, dass der gegessene Pudding nicht halb so gut ge-
schmeckt habe, wie der von mir gemachte.
Dann sagte ich ihm immer, dass nur mein Rezept ganz auf seine Wünsche eingestellt sei, die nur ich als seine Mutter ganz genau kennen würde. Und ich sagte ihm immer, dass ich den Schokoladenpudding nur mit wahrer Herzensliebe zum Besten bekäme, und nur, weil er immer so lieb zu mir sei, könne ich ihm den Pudding überhaupt bereiten.
Je lieber er war, desto mehr Pudding bekam er von mir. Ließ sein Verhalten aber nach, dann wurde der Pudding gekürzt oder ganz gestrichen. Nur einmal hatte er wirklich etwas ausgefressen gehabt, und ich setzte ihn eine Woche lang auf Puddingentzug. Zuletzt war er so zermürbt und voller Reue, dass ich gar nicht mehr anders konnte, als ihm sofort seinen Pudding zu machen. Das hat er sich für alle Zeiten gemerkt, das sage ich Dir! So stellte ich es also sicher, dass er den Schokoladenpudding stets als höchste Köstlichkeit schätzte: Er meinte, nur ich könne ihn machen, weil nur ich seine Wünsche ganz genau kennen würde, und er bekam ihn stets nur in dem Maße, wie er es nach meinen Gefühlen wirklich verdient hatte.
Mein Kind, ich kannte Dich noch keine Viertelstunde, da wusste ich es, dass mein Sohn bei Dir ebenso gut aufgehoben sein könnte, wie er es zuvor bei mir war. Um mir ganz sicher zu sein, ob Du auch weißt, wie Du ihn anzufassen hast, hatte ich Dir einmal eine Frage gestellt. Ich hatte Dich gefragt, ob Du wissest, worum es beim Schokoladenpudding ginge. Du erinnerst Dich?"
Die Frau errötete. Sie erinnerte sich. Und sie hatte es damals nicht gewusst, was die Schwiegermutter überhaupt meinte. Auch damals war sie errötet, denn wie würde es aussehen, wenn eine Frau zugab, nichts vom Schokoladenpudding zu verstehen? Das ging doch irgendwie ganz einfach, das musste doch jede Frau wissen. Also konnte sie unmöglich so tun, als ob sie es nicht wisse. Und darum hatte sie ihre Schwiegermutter dreist belogen: "Natürlich weiß ich, worum es beim Schokoladenpudding geht, ich lebe doch nicht hinter dem Mond!"
Die Schwiegermutter fuhr fort: "Aha, Du hast mir damals also nicht die Wahrheit gesagt, weil Du Dich schämtest! Für Unwissen muss man sich nicht schämen, für die Lüge und die Selbstlüge aber doch.
Mein Kind, hatte Deine Mutter Dir nicht gesagt, dass Männer gar nichts zu schätzen wissen, worüber sie beliebig verfügen können? Nicht einmal ihre Mutter, nicht einmal ihre Frau, und erst recht keinen Schokoladenpudding! Mein Sohn ist überhaupt nicht anders als alle anderen Männer. Er liebt mich aber dafür, dass ich ihn glauben lasse, er habe tausend Geheimnisse, die nur ich alle kennen würde. Und er liebt mich dafür, dass ich ihn behandle, als sei er etwas ganz Besonderes. Dabei ist er nur für mich etwas Besonderes, weil ich ihn liebe!
Und er weiß, dass ich seine wahren Wünsche aus Liebe zu meinen mache, solange er dafür lieb zu mir ist. Und deshalb ist er auch bereit, sich im Guten alles von mir sagen zu lassen, und sich alles von mir schmackhaft machen zu lassen. Und so wickle ich ihn um meinen Finger, seitdem er das Licht der Welt erblickt hat.
Alles, was ich selbst besonders gern aß, aß ich ihm vor seinen Augen zuerst genüsslich vor. Dabei wurden seine Augen immer größer. Irgendwann waren seine Augen ganz groß, und er begann, mit seinen kleinen Armen zu rudern. Als er sich kaum noch bremsen konnte, bekam er den ersten Löffel. Dann fütterte ich ihn mit Liebe, aß mit ihm von einem Löffel, und sagte ihm stets: "Ja, das schmeckt Dir, nicht wahr?" Dabei lachte ich ihn an, und er freute sich, und es schmeckte ihm. Stelle Dir vor: Später lobte er mich dann dafür, dass ich das kochte, was ich selbst gern aß! Natürlich musste ich immer erst fragen: "Ja, das schmeckt Dir, nicht wahr?" Hätte ich ihm die Frage nicht gestellt, hätte er nicht einmal bemerkt, was er überhaupt aß! Doch dann sah er mich verliebt an, und sagte: "Das schmeckt wirklich, Mama, alle Achtung!" Und dann sagte ich ihm: "Für meinen geliebten Sohn gebe ich doch von Herzen gern mein Bestes!" Und er freute sich, und es schmeckte ihm noch besser.
Seit seinen ersten Tagen tat ich mein Bestes für seine Gefühle, doch immer, wenn er ganz besonders glücklich oder selig war, dann herzte ich ihn, und sagte ihm liebevoll: "Ich weiß, dass Du mich ganz feste lieb hast, und dafür habe ich Dich ganz feste lieb!" Und dann strahlte er über beide Backen! Er wusste zuerst nicht einmal, was Liebe überhaupt ist, doch ich ließ ihn spüren, dass Liebe etwas Schönes ist. Und auch, dass er sich meine Liebe zu ihm durch seine Liebe zu mir verdiene, und dass ich seine Liebe sehr zu schätzen wisse. Es machte ihm schließlich Freude, mir Freude erst zu machen und sich dann anschließend auch noch selbst über meine Freude zu freuen! Ich nahm ihn perfekt in meinen Griff, ohne dass er es überhaupt mitbekam. Anstatt nachzudenken, freute er sich immer nur, während ich ihm das beibrachte, was ich ihm beibringen wollte.
Und seit seinen ersten Tagen sagte ich ihm mindestens täglich, dass er ohne mich völlig verloren wäre, Dank meiner herzlichen Liebe zu ihm aber nichts zu fürchten habe, weil ich mich immer bestens um ihn kümmern würde. Schon als Säugling sah er mich froh und dankbar an, wenn ich ihm das sagte. Hätte ich ihm das nie gesagt, so wüsste er es bis heute nicht, wo er ohne mich stünde!
Er wüsste es nicht einmal, dass ich überhaupt seine Mutter bin, hätte ich ihm das nicht mit viel Lust und Liebe beigebracht. Und sogar seinen eigenen Vater musste ich ihm vorstellen und näher bringen, die beiden Männer sahen sich, und wussten nichts miteinander anzufangen!
Mein Sohn ist absolut überzeugt, ich sei die beste Mutter der Welt, obwohl er die mit Abstand meisten Mütter nicht einmal kennt! Auch diese Ãœberzeugung habe ich ihm beigebracht, von allein wäre er niemals darauf gekommen. Dass er es meint, so besonders in seinen Wünschen und Vorstellungen zu sein, habe ich ihm auch beigebracht. So kann er nämlich nicht dahinter kommen, mit welcher Leichtigkeit ich ihn um meinen Finger wickle. Dass er nicht wisse, was er überhaupt wolle, habe ich ihm auch seit seinen ersten Tagen immer wieder beigebracht. Denn so kann ich meinen Willen zu seinem machen, ohne, dass er es überhaupt merken kann. Das System ist absolut sicher, solange ein Mann sich dabei rundum wohl fühlt. Dann kann er gar nicht dahinter kommen. Wir müssen die Männer auf gutem Kurs und bei guter Laune halten, dass wir uns selbst das Leben dabei schwer machen müssen, habe ich aber noch nie gehört."
Die Schwiegermutter fuhr fort:" Obwohl ich meinen Sohn von ganzem Herzen liebte, brachte ich ihn mit allen Tricks genau dorthin, wo ich ihn haben wollte, und das verkaufte ich ihm dann als sein höchstes Glück. Was ich ihm nicht bieten konnte oder wollte, redete ich ihm aus, was ich ihm bieten konnte und wollte, machte ich ihm köstlich. Wie das ging, hatte meine eigene Mutter mir ganz genau erklärt. Was sie mir nicht erklärt hatte, war, wie ich mit dem Vater meines Sohnes, meinem Mann, umzugehen hatte. Mein Sohn war noch ein Säugling, da spürte ich, dass mein Mann sich nach dem Schokoladenpudding anderer Frauen sehnte. Natürlich gab er es nicht zu. Nur mich und meinen Schokoladenpudding würde er lieben, und zwar von ganzem Herzen. Nichts anderes hörte ich von ihm. Doch ich spürte, dass er log, um mich nicht zu kränken und um unangenehmen Gesprächen aus dem Wege zu gehen.
Dann dachte ich nach. Ich hatte zwei Männer, die ich beide von ganzem Herzen liebte, so dass ich bemüht war, beiden wirklich alles zu geben. Doch während der eine mich wie verrückt liebte, verlor der andere immer deutlicher jedes Interesse an mir und meinem Schokoladenpudding. Dann hatte ich den Geistesblitz. Ich liebte sie beide gleichermaßen, doch ich behandelte sie völlig verschieden. Dem einen machte ich mit allen Mitteln im Guten klar, wo es lang ging, weil ich wusste, dass er selbst noch gar nichts wusste. Doch bei dem anderen war ich der Meinung gewesen, er wisse es selbst, wo es lang ging, und so hatte ich mich ihm untergeordnet.
Genau das war der Irrtum gewesen, wie mir sofort klar wurde. Und an dem Tage entschied ich mich, meinen eigenen Mann im Grunde genauso zu behandeln wie mein Baby, ihm das mit Lust und Liebe schmackhaft zu machen, was ich im gemeinsamen Sinne will, und ihm nichts anderes zuzulassen. Weil mir auf die Schnelle nichts anderes einfiel, machte ich es bei dem Großen dann genauso wie bei dem Kleinen, mit genau den selben Worten und weitgehend sogar mit den selben Mitteln! Und es funktionierte tatsächlich hervorragend."
Die Schwiegermutter fuhr fort: "Männer wissen gar nichts, was wir Frauen ihnen nicht liebe- und mühevoll beigebracht haben. Aber gerade das ist unser Vorteil, denn im Guten können wir ihnen deshalb alles beibringen, was wir ihnen beibringen wollen.
Mache ihm Deinen Wert klar, lasse Dir von ihm wirklich gar nichts ungestraft bieten, und mache ihm Deinen Pudding köstlich! Erspüre seine wahren Gefühle sensibel, und gib ihm immer genau das, was er nach Deinen Gefühlen wirklich verdient hat, und schon wird er Dich und Deinen Schokoladenpudding lieben!" So schloss der Rat der Schwiegermutter.
Darauf fragte die Frau ungläubig: "Ich soll Deinen Sohn wie ein kleines Kind behandeln? Dein Sohn ist heute der jüngste Professor für Psychologie in ganz Nordamerika!"
Darauf sagte die Schwiegermutter: "Ich finde es erstaunlich, dass man in der Psychologie soweit kommen kann, ohne sich selbst zu verstehen. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Männer uns nicht ersetzen können. Wem glaubst Du, seiner Mutter, oder seinen eitlen Irrtümern, Hochschulzeugnissen und Gehaltsstreifen? Als er neun Jahre war, fand ich bei ihm Mathebücher, die keiner seiner Lehrer verstand. Hätte ich mich davon beeindrucken lassen sollen? Er war ein Kind, und das ist er auch heute noch!" Nun hatte die Schwieger- tochter verstanden. Der Mann tat nur so, als ob er kein Kind mehr sei. Und er tat nur so, als ob er immer die herrschende Kraft sein wolle. Das lag in Wahrheit sogar an den Frauen. Denn immer, wenn sie ihren Söhnen ein Verhalten austreiben wollten, sagten sie einfach: "Du benimmst Dich wie ein kleines Kind, schäme Dich!" So waren die Frauen es selbst schuld, dass ein Mann sich bereits bei dem Gedanken schämte, dass er im Grunde wie ein Kind sein könne. Sobald eine Frau aber erkannte, dass er in Wahrheit doch ein Kind war, das im Guten geführt werden musste, zählten seine ganzen Irrtümer und Eitelkeiten nicht mehr. Dann lag sein Herz in ihrer Hand.
Als die Frau zurück bei ihrem Manne war, sagte sie zu ihm: "Ich hatte im Pudding nicht nur eine Zutat vergessen, sondern ihn ganz falsch zubereitet gehabt. Ich wundere mich, dass Du ihn überhaupt essen konntest. Zwei ganze Tage lang hat Deine Mutter mir alle Geheimnisse des Schokoladenpuddings im Detail erklärt, auch solche, die sie bisher nicht gelüftet hatte. Die Zubereitung des Puddings erfordert allerdings viel mehr herzliche Mühe, Einfühlsamkeit und auch Konsequenz, als es beim alten Pudding der Fall war. Darum wirst Du ihn nur dann von mir bekommen, wenn ich es in Deinen Augen lese, dass Du Dich ganz und gar nach ihm verzehrst! Und nur, wenn Du ganz besonders lieb zu mir warst und mich ganz besonders lieb darum bittest, bin ich bereit, ihn Dir überhaupt zu geben! Nun weiß ich es nämlich ganz genau, wie der Pudding für Dich zu bereiten ist! Keine einzige andere Frau auf der Welt kann es auch nur halb so gut wissen wie ich! Doch wenn Du meinen solltest, Pudding auch bei anderen Frauen essen zu wollen, dann gehe sofort zu ihnen und bleibe dort, denn dann wirst Du in Deinem ganzen Leben keinen Pudding mehr von mir bekommen!"
Der Mann sah sie mit großen Augen an, und fragte: "Du bist Dir dieses Mal wirklich ganz sicher, dass es der richtige Pudding ist? Die Logik sagt mir, dass Mutter mir einen im Grunde normalen Pudding serviert. Aber meine Gefühle sagen mir etwas anderes, irgendetwas hat er doch, was andere nicht haben. Mir gegenüber hält Mutter aber eisern Verschwiegenheit über das Geheimnis ihres Puddings, da kann ich machen, was ich will. Ich weiß es jedenfalls nicht, woran es liegt, aber für mich braucht der Pudding eine ganz besondere Note, sonst ist er kein wahrer Pudding für mich. Bist Du Dir denn wirklich ganz sicher, dass Du es jetzt weißt, wie ich den Pudding haben will?"
Darauf sagte die Frau im Tone absoluter Entschlossenheit: "Ich habe für Dich ganz genau den Pudding, den Du brauchst! Ich habe den Pudding, der Dir besser schmeckt als alle anderen zusammen und der Dir auch noch am besten bekommt! Denn nun weiß ich es ganz genau, was Du in Wahrheit willst, jetzt kenne ich alle Deine Geheimnisse und Wünsche! Du weißt es selbst, dass Du nur aus Besonderheiten, Einzigartigkeiten und tiefsten Geheimnissen bestehst. Welche Frau außer mir sollte damit schon zurecht kommen? Welche wollte es überhaupt, wenn sie auch einen unkomplizierten Mann haben kann? Ãœberlege es Dir gut, wem Du Deine Gefühle wirklich anvertrauen willst! Nur eine Frau, die Dich ganz genauso lieb hat wie Deine eigene Mutter, kann Deine Kompliziertheit überhaupt ertragen! Doch auch meine Geduld ist bald am Ende, wenn Du meine Liebe nicht einmal zu schätzen weißt! Von nun an weht ein anderer Wind, und Du bekommst gar nichts mehr von mir, wenn Du mir zuvor nicht hoch und heilig geschworen hast, Schokoladenpudding nur noch von mir und nur noch nach meinen Regeln zu naschen! Von nun an werde ich Deine Göttin des Schokoladenpuddings sein, die Dir den Schokoladenpudding gibt, den Du Dir durch Liebe und Wertschätzung verdienst! Dein Einverständnis dazu will ich absolut überzeugend von Dir hören! Bis dahin esse ich den Schokoladenpudding allein, lasse Dich höchstens daran riechen!"
Während der kleine Mann auf dem Schosse der Frau saß, saß die Frau auf dem Schosse des Großen, das war der einzige Unterschied. Sie ließ ihn den Schokoladenpudding sehen, sie ließ ihn auch daran riechen, doch anstatt ihm zu geben, aß sie ihm genüsslich vor. Solange, bis seine Augen ganz groß waren und es so schien, als ob er mit seinen Armen rudern wolle. Solange, bis er kaum noch zu bremsen war. Dann gab sie ihm vom selben Löffel, und kaum hatte er ihn im Mund, so lachte sie ihn an, und sagte zu ihm: "Ja, das schmeckt Dir, nicht wahr?" Und er freute sich, und es schmeckte ihm. Und von dem Tage an bekam er von ihr gar nichts, was er sich nicht durch Liebe zu ihr und Wertschätzung ihrer Gaben verdient hatte, das Verdiente aber gab sie ihm von Herzen. Und so wusste er alles zu schätzen, was sie ihm gab. Und weil er es so zu schätzen wusste, war er so lieb zu ihr, und zeigte ihr sein Begehren so offen und ehrlich, dass sie ihm doch wieder alles gab, aber eben anders als beim ersten Mal: So, wie er es nach seinen wahren Wünschen, nicht nach seinen Worten wollte, so, dass er es selbst zu schätzen wusste.
Und immer, wenn er den Pudding aufgegessen hatte, nahm seine Frau ihn liebevoll in den Arm, und sagte zu ihm: "Ohne mich wärest Du armer Kerl völlig verloren, weil Du von allein nicht einmal weißt, was Du überhaupt willst. Doch weil ich Dich von ganzem Herzen liebe und mich immer gut um Dich kümmere, kannst Du Dich ganz sicher fühlen!" Und der Mann sah seine Frau froh und dankbar an. Dafür herzte sie ihn dann liebevoll und sagte: "Ich weiß, dass Du mich ganz feste lieb hast, und dafür habe ich Dich auch ganz feste lieb!" Er strahlte über beide Backen.
Endlich war er sich ganz sicher, dass seine Frau ihn nicht nur liebte, sondern ihn auch noch besser verstand, als er sich selbst. Denn nun schmeckte ihm ihr Pudding. Das war ihm ganz besonders wichtig, denn schließlich war er ja ganz anders als alle anderen Männer. Er bestand ja nur aus tiefsten Geheimnissen, Einzigartigkeiten und Besonderheiten. Er war ja so kompliziert, dass er sich selbst nicht verstehen konnte. Das war tatsächlich der wahre Grund dafür, dass er überhaupt eine Frau brauchte. Sein hochintelligenter Geist wollte es zwar nicht akzeptieren, doch seine Gefühle waren sich ganz sicher. Mit größtem Eifer hatte er sich nur deshalb in die Psychologie gestürzt, um herauszubekommen, was er selbst wollte. Er kannte jede Menge pseudowissenschaftlichen Unsinn auswendig, und hätte mit Zeugnissen und Urkunden jedes mittlere Wohnzimmer tapezieren können, doch in eigener Sache war er um keinen Deut klüger geworden.
Das männliche Hirn war nur begrenzt zu eigenem Willen fähig, es fehlte ein Hirnbaustein für den ganzen Willen. Doch die Frau hatte das passende Ergänzungsstück in ihrem Schädel sitzen, universell passend für alle Männer in allen Altersklassen und Lebenslagen. Auf diesem Wege konnte die Frau ihre Interessen in jeder Situation gegenüber jedem Manne vertreten, und ganz ohne Frau konnte ein Mann nur halbblind umherirren. Das wollte der Mann aber auf keinen Fall wahrhaben, das war der schlimmste Gedanke für ihn überhaupt: Männliche Abhängigkeit von einer Frau!
Nicht nur, dass er es selbst nicht wusste, was er wirklich wollte, er wusste es von allein nicht einmal, was er unbedingt brauchte, was für ihn absolut unverzichtbar war! Er nahm es seinen eigenen Gefühlen krumm, dass sie sich einer Frau unterordnen wollten! Als Kind war er zu stolz gewesen, seine Leitung durch die Mutter nach Außen zuzugeben. "Mamasöhnchen" war eine Spitze der Gehässigkeiten, die Jungen sich gegenseitig an den Kopf warfen. Doch ging es einem von ihnen dreckig, dann rannte er garantiert sofort zu seiner Mutter.
Als erwachsener Mann wollte er über dem Verdacht erhaben sein, dass er sich von irgendeiner Frau auch nur irgendetwas sagen ließe. Er wollte also so scheinen, als ob er alle Frauen, einschließlich seiner eigenen, gar nicht ernst nehmen würde. Und ebenso wollte er nicht in den Verdacht geraten, seine Frau auch nur ein einziges Mal um eine Gefälligkeit bitten zu müssen. Er wollte also auch noch so tun, als ob seine eigene Frau seine willenlose Befehlsempfängerin sei, die jederzeit zu springen habe, sobald er mit den Fingern schnippe.
Doch das war alles noch gar nichts im Vergleich zu dem Allerschlimmsten aus seiner Sicht: Unter gar keinen Umständen wollte er in den Verdacht geraten, seine eigene Frau zu vergöttern! Denn seine eigene Frau musste er wie eine dumme und unterwürfige Magd behandeln, wenn er von anderen Männern akzeptiert werden wollte. Denn so machten es ja alle Männer, ganz besonders die, die davon überzeugt schienen, dass sie die Größten waren. In Wahrheit hatten gerade sie zwar nichts zu bieten, doch das fiel anderen Männern nicht auf. Denn wie sollte ein Mann andere Männer verstehen, wenn er sich selbst nicht verstand? Und darum hatten gerade die größten Flaschen unter den Männern darüber zu bestimmen, wer überhaupt ein Mann war.
Ein Mann musste also ein wahrer Prahlhans sein, ohne dass er auch nur irgendetwas zu bieten hatte, und er musste alles ganz genau andersherum machen, als er es in Wahrheit wollte. Das war der Maßstab, der zu erfüllen war, wollte ein Mann ein ganzer Mann sein. Sonst musste er sich schämen, sonst war er ein Schwächling und Versager, ein Weiberknecht! Und das war es, was er garantiert nicht sein wollte: Ein Schwächling, ein Versager und ein Weiber- knecht.