Die Krise, die keine ist.....

this_broken_heart

Neuer Benutzer
22. Juni 2012
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Hallo zusammen,

ich muss mich einfach mal irgendwo ausheulen – ich glaube gerade echt, ich dreh am Rad. Dabei mach ich wahrscheinlich nur aus einer Mücke einen Elefanten… ich weiß aber nicht, wie ich es abstellen soll!

  Ich (34) bin seit Oktober letzten Jahres mit meinem Freund (42) zusammen, also noch nicht so wirklich lang. Und eigentlich passt es auch ganz gut mit uns; wir haben viele gemeinsame Interessen und genießen die Zeit zu zweit. Alles könnte perfekt sein, wenn in mir nicht von Monat zu Monat die Angst grösser und lähmender werden würde, dass alles ein schnelles Ende finden könnte.

  Warum habe ich diese Angst? Der Freund, mit dem ich zuvor zusammen war, hat mich ohne jegliche für mich erkennbare Vorwarnung nach 11 Monaten Beziehung praktisch von einer Sekunde auf die andere verlassen. Ich wäre nicht diejenige welche, das wäre ihm klar geworden, so seine Worte. Das hat mich hammerhart getroffen. Und der vor ihm ist nach nur 10 Monaten auch ziemlich plötzlich zu seiner Ex zurück, auch wenn das Ende da nicht so überraschend kam (wir waren doch sehr unterschiedlich). Diese beiden Erfahrungen haben mich scheinbar sehr geprägt.

  Mit meinem jetzigen Freund habe ich auch viel über sowas geredet. Er hat mir auch von seinen schlechten Erfahrungen und Fehlern erzählt; z. B. von seiner Ex-Frau, mit der er nach einem Monat bereits zusammengezogen ist und die er nach nicht mal einem Jahr geheiratet hat, um kurz darauf festzustellen, dass er und sie gar nicht zusammen passen. Wir wollten diesmal alles besser machen. Aufgrund unserer Berufe, die uns beide viel ins Ausland führen, können wir uns ohnehin nicht täglich sehen, und dann wohnen wir auch nicht in der gleichen Stadt (ca. 40 Min. voneinander entfernt). Am Anfang haben wir uns noch gesagt, dass das gut wäre, denn so hätten wir beide unsere Freiräume und würden einander nicht erdrücken, so wie uns (v.a. ihm) das in vorangegangenen Beziehungen passiert ist.

  Nun, es stellte sich innerhalb kürzester Zeit heraus, dass ich mit all dem, was wir uns schöngeredet hatten, doch nicht zurechtkomme! Ich wünsche mir mehr Zeit mit ihm, und bis vor kurzem hatte ich das Gefühl, ihm ginge es auch so. Er sagte mir oft, dass er sich so richtig dran gewöhnen könne, mich immer um sich zu haben… dass ich schon da wäre, wenn er nach Hause kommt (ich habe seinen Wohnungsschlüssel und er meinen)…

  Ich glaube, irgendwann hat auch er alle guten Vorsätze über den Haufen geworfen, denn er sucht schon lange nach einer Wohnung zum Kauf, und Mitte Januar hatte er eine Wohnung gefunden, die seinen Vorstellungen ziemlich gut entsprach. Sie gefiel auch mir sehr gut, und er fragte mich, ob ich zu ihm ziehen würde, wenn er sie kaufen sollte (sie würde im Sommer fertig werden). Ich war überglücklich in dem Moment, denn tief in meinem Herzen hatte ich mir nichts anderes gewünscht!

Doch dann kam ihm ein anderer Käufer zuvor, und es wurde nichts aus der Wohnung. Seitdem ist meine Gefühlswelt ein Alptraum geworden! Sicher, er war auch verärgert und enttäuscht, aber ich glaube, es hat ihn nicht annähernd so getroffen wie mich! Der Traum vom Zusammenziehen ist einfach so ersatzlos gestrichen worden. Und eine andere Wohnung dieser Art zu finden, wird wohl sehr schwierig sein, weil er da sehr konkrete Vorstellungen hat. Wisst Ihr, es wäre alles gut, wenn es diese andere Wohnung nie gegeben hätte. Aber dass es diese Aussicht gab und dass sie nun weg ist, macht mich fertig. Ich habe ihm das auch schon gesagt, und er meinte, es würde ihn nicht so schwer treffen, weil die Wohnung dann doch nicht hundertprozentig so perfekt gelegen hätte, wie er es sich erträumt hatte, und dass es sicher für etwas gut gewesen wäre…  Und dass ich ja auch zu ihm in seine Mietwohnung ziehen könne, irgendwann, falls wir das wollen würden… auch wenn das sicher komisch für mich wäre, weil er da ja mit einer anderen Frau gewohnt hat… Aber ich kann es nicht so pragmatisch sehen! Ich bin unendlich traurig, weil ich jetzt wieder vor dem Ungewissen stehe, und mein Gehirn hat das ganze scheinbar als „Krise“ verarbeitet. Es ist, als hätten wir entschieden zusammenzuziehen, und dann hätte er einen Rückzieher gemacht (hat er ja nicht – aber für mich fühlt es sich trotzdem so an!).

  Seitdem beobachte ich auch voller Argwohn sein Verhalten, und ich bilde mir ein, dass es sich verändert hätte. Ich weiß, dass er jetzt drei sehr arbeitsintensive Monate vor sich hat, und von Kunden von früh bis spät belagert wird, und wahrscheinlich deshalb auch öfter etwas abwesend ist, aber so sehr ich mit mir auch verhandle, mein Kopf will keine Einsicht haben, dass alles gut und normal ist. Mein Gefühl sagt, wir haben eine Krise, und ich bin jede Sekunde alarmiert, weil ich ständig denke, dass sich seine Gefühle für mich verändert haben.

  Es geht so weit, dass ich neulich aus heiterem Himmel vor ihm in Tränen ausgebrochen bin. Er sagte mir, ich solle mir doch nicht so viel Stress machen, und dass alles gut wäre; er würde es mir sagen, wenn dem nicht so wäre. Nur leider fällt es mir so schwer das zu glauben… Dieses Gefühl in mir ist so viel stärker als jede Vernunft!

  Ich denke sehr oft „Ach, wäre ich doch so bedürftig wie seine Ex-Frau, dann hätten wir auch schon zusammen gewohnt!“ Das habe ich ihm nie gesagt, denn ich weiß, dass es ein kranker Gedanke ist, aber ich denke ihn trotzdem (sie wohnte damals bei ihrem Ex, als er sie kennenlernte, und er hat sie und ihre Tochter praktisch „errettet“).

  Ich habe große Angst, dass ich alles zwischen uns kaputt mache, wenn ich mich noch länger so verhalte. Es heißt ja immer, dass alles, was uns passiert, uns stärker macht, aber die beiden vorhergehenden Beziehungen haben eher das Gegenteil in mir bewirkt. Ich war deshalb auch schon in Therapie und mir wurde eine Anpassungsstörung diagnostiziert, aber geholfen hat mir das auch nicht wirklich. Mit meiner Angst nerve ich nicht nur andere zu Tode, sondern mache auch mein Leben nicht lebenswert.

  Ich weiß, dass Ihr mir da auch nicht helfen könnt. Niemand kann in die Glaskugel blicken und sagen, ob eine Beziehung bestehen bleiben wird oder nicht. Aber es würde mir sehr helfen, mich mit jemandem austauschen zu können, dem es vielleicht schon genauso gegangen ist.

 
liebe this_broken_heart

Du sagst es schon selbst: eine Krise die eigentlich gar keine ist. Du machst sie Dir selbst, weil Du nicht das Gute geniesst sondern auf das Böse wartest. Ich möchte dazu gar nicht viel sagen, da Du dass ja schon selber erkannt hast und Du diesbezüglich an Dir arbeiten musst, der Beziehung zu vertrauen, dass sie das ist, was sie ist: gut.

Was völlig unsinnig ist, ist Dir zu wünschen wie seine Ex zu sein. Diese ist ja schliesslich nicht umsonst seine Ex. Ich finde es auch gut, dass ihr es langsam angehen wolltet. Aber Du solltest jetzt nicht Dich in eine Krise reinsteigern, weil er die Wohnung nicht erhalten hatte. Er möchte ja offensichtlich in Zukunft mit Dir zusammen ziehen! Darauf würde ich meinen Blickwinkel richten. Und vielleicht ist es doch ganz gut, wenn ihr nun noch nicht gleich eingezogen seid. Kommt dem "Langsam angehen" entgegen. ;)

Du sagst, Dir wurde dieses Störung diagnostiziert. Arbeitest Du noch mit Deinem Therapeuten zusammen oder hast Du das fallen lassen? Wenn ja, dann wäre es jetzt doch der Moment wieder hin zu gehen und ganz spezifisch die jetzige Situation für Dich klärst.

Alles Liebe und Gelassenheit

Minusch

 
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Hallo Minusch, danke für Deine Antwort!

Ja, ich gehe immer noch zu dem Therapeuten, habe aber erst nächste Woche wieder einen Termin :/

Es fällt mir echt schwer, nicht auf die Ex-Frau eifersüchtig zu sein. Natürlich ist sie die EX... aber ich hatte halt schon mal den Fall, dass mein damaliger Freund urplötzlich zu seiner Ex zurück gegangen ist... Der Schock sitzt mir selbst nach all den Jahren noch in den Knochen.

Und dann hadere ich immer mit mir, dass mich mein jetziger Freund vielleicht weniger lieben könnte, als er sie am Anfang geliebt hat. Ich weiss schon, dass es Blödsinn ist, aber er hat auch mal erzählt, dass das erste Jahr mit ihr das schönste seines Lebens war (die zwei danach waren dann wohl die schlimmsten), und ich frage mich, ob ich da mithalten kann... Wenn ich darüber nachdenke, könnte ich schon wieder in Tränen ausbrechen. Es gibt einfach noch so viele Spuren ihres Glücks auf Facebook, die ich mir täglich vor Augen führen kann (schön blöd von mir, ich weiss). Und ich denke mir immer, wenn sie das nicht gelöscht haben, dann wird das wohl einen Grund haben. Mein Freund meinte dazu mal, er habe natürlich einiges gelöscht von früher, aber ein paar Sachen habe er wohl übersehen... Ich möchte das glauben, aber es fällt mir so schwer! 

Ich denke immer wieder, vielleicht sieht sie eines Tages ein, was für einen tollen Mann sie da verloren hat, und will ihn  zurück...

Ich weiss, dass ich es dann auch nicht ändern könnte und dass ich mir zwischenzeitlich nur das Leben schwer mache, aber es ist so viel stärker als ich! 

 
Mit der Ansicht, dass seine Aussage: 2Das erste Jahr mit dir war sein schönste Jahr überhaupt", bedeutet, dass die zwei nächsten dann die schlimmsten sein mussten, liegst du, wie mit allen deinen Ansichten, ziemlich quer. Du weisst zwar, dass das alles sehr dumm ist, was du dir ausdenkst, weil du keinerlei Beweise hast, dass es auch so ist, und trotzdem lässt du dich davon herunterziehen.

Es gibt also entweder nur das beste, oder dann eben , wenn man es nicht als das beste benennt, nur noch das schlimmste.

Kleine Auswahl, schlecht für's Leben.

Und dann findet das reale Leben ja auf FB statt, dort ist es angesiedelt, und was dort im Nebel der Bits und Bytes herumgeistert, das ist viel wichtiger als das, was dir der Partner neben dir sagt.

Ja, man kann die Welt so sehen, aber ich befürchte, dass das nicht gut kommt, wie dein Thread ja schon 'mal zeigt.

Da hilft nur Therapie beim Psychologen, damit er deine verqueren Denkstrukturen wieder löst.

 
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Also um Dir die Angst wegen der Ex zu nehmen, keine Sorge. Liest man Deine Texte hier, musst Du Dir wirklich keine Gedanken machen, im Vergelich bist Du offensichtlich noch viel bedürftiger als sie. Du sagst es ihm halt nicht sondern dritten in einem Forum. Aber im grunde schreibst Du ja, dass Du vollkommen alles vergisst und an nichts anderes denken kannst als das die beziehung mit ihm unbedingt unter allen Umständen und sei es mit Gewalt - funktionieren muss.

Ich denke da übetriffst Du seine Ex bei weitem.

Da Dir dieses Konkurrenzdenken zu ihr so wichtig ist, kann ich Dir da getrost sagen - keine Angst. Du bist wesentlich bedürftiger und instabiler als seine Ex. Diesen Vergleich:

Ich denke sehr oft „Ach, wäre ich doch so bedürftig wie seine Ex-Frau, dann hätten wir auch schon zusammen gewohnt!“ Das habe ich ihm nie gesagt, denn ich weiß, dass es ein kranker Gedanke ist, aber ich denke ihn trotzdem (sie wohnte damals bei ihrem Ex, als er sie kennenlernte, und er hat sie und ihre Tochter praktisch „errettet“).
brauchst Du also nicht zu scheuen.

Ich hoffe Dir ist klar, dass die Beziehung mit seiner Ex genau deswegen in die Brüche ging.

Die Krise die keine ist, ist sehr wohl eine. Eine die Du konstruierst. Damit ist sie real. Da sie nichts mit ihm zu tun hat, kannst nur Du sie lösen. Selbst wenn Du mit ihm morgen zusammen wohnen würdest, würde sich in Deinem Denken nichts ändern, da Dein Denken darauf ausgerichtet ist, Krisen um erdachte Probleme zu entwickeln. Das wird dann genau so passieren. Dann ist es eben die Aldi Kassiererin, die ihn angelächelt hat und Du konstruierst daraus eine Affäre.

Alles Sachen die man mit der Zeit verändern kann, nicht weiter tragisch. Kannst aber nur Du. Nicht er.

Ich weiss, dass ich es dann auch nicht ändern könnte und dass ich mir zwischenzeitlich nur das Leben schwer mache, aber es ist so viel stärker als ich!
Ist es nicht, mit dieser Sichtweise aber auf jeden Fall. Denn Du siehst überall Feinde die es zu bekämpfen gilt. Das Nicht-Zusammen-Wohnen. Sein Verhalten. Dein Verhalten.

Alles böser Feind, der so nicht sein darf.

Du wirst aber immer verlieren. Also gib lieber gleich auf. Versöhn Dich mit Dir, ihm, der Situation, auch mit Deinem Verhalten. Ist halt so. Ist schon okay. Es wird sich in kleinen schritten verändern, wenn alles m Dich rum nicht mehr Feindbild ist. Der Therapeut Deines Vertrauens wird Dir dabei helfen. Aufbauschen der Feindbilder nicht.