Die Liebe und wie sie mich Zerstoert

chrisu

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27. März 2005
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Zwei Tage, nachdem ich mich bei einem Telefongespraech mit der

Person die ich liebe laecherlich gemacht hab, schreibe ich

nun diese Zeilen.

Begonnen hat alles vor gut 5 Jahren. Sommer 2000, es war ein

unglaublich schoener Tag und ich hab gerade aus dem Fenster

unseres Wohnzimmers rausgeschaut. Da sah ich sie zum ersten

Mal, mit einem Fahrrad entlangfahren. Wie schnell sich doch

das Leben aendern kann. Ich habe sie kaum gesehn, da durchfuhr

es mich Blitzartig durch den ganzen Koerper. Sie ist wunderschoen.

Wie ein Engel so zart und guetig. Wunderschoen anzusehen, wie

die Polarlichter am Nord- und Suedpol. Sie hatte schoene Haare,

eine Art Dreadlocks zusammengebunden zu einem Zopf. Mein Herz

fing an zu pochern. Seit diesem Augenblick muss ich jeden

Tag an sie denken. Am Bahnhof hab ich sie fast jeden Morgen

gesehen, wenn ich zur Schule fuhr. Wie merkwuerdig die Liebe zu

sein scheint. Was macht sie bloss mit uns? Egal wie viele Leute am

Bahnhof standen, sie ist mir immer sofort aufgefallen.

Sie ist ein so schoenes Geschoepf. Ihre Haare, die durch den Wind

leicht bewegt werden. Ihre Augen, ihre Nase, ihr Laecheln, welches

ihr Gesicht zirt.

Und jedes mal wenn ich sie sah, fing mein Herz an zu pochern und

eine Armee von Schmetterlingen durchfliegt meinen Koerper. Ich

muss tief Luft holen. Dann kann ich die naechsten paar Stunden

wieder nichts machen, zu intensiv sind die Gedanken, die mein

Gehirn ihr widmet. Und ich kann nicht mal etwas dagegen tun. Ich kann

mich nicht mehr ordentlich konzentrieren, bin nicht richtig

Aufnahmefaehig und wenn ich Buecher lese, vergesse ich nach

zwei/drei Saetzen bereits wieder das, was ein/zwei Saetze vorher

stand. Ueberall hin begleiten mich die Gedanken an sie. Ich

versuche mich abzulenken, aber es gelingt mir nicht.

Wie gern wuerde ich ihr sagen, was ich fuer sie empfinde,

aber ich trau mich nicht. Manchmal hab ich das Gefuehl gehabt,

als wenn ich des oeffteren mal ihre Aufmerksamkeit hatte. Aber

wahrscheinlicher ist, dass mir die Lieber hier einen Streich

spielte und ich mehr ihre Blicke zu mir wahrnahm als alles

andere.

Und je mehr Tage vergingen, desto mehr versuchte

ich es zu verdraengen. Aber je mehr ich versuchte es zu verdraengen,

desto staerker wurde die Sehnsucht nach ihr. Wie kann ich

Sehnsucht nach jemandem haben, den ich nicht einmal kenne? Was

ist das fuer eine unsichtbare Macht, die mir den Schlaf raubt, die

mir in jeden Gedankengang den ich hege, Gedanken an sie mit auf

den Weg gibt. Die mich sie in einer Menschenmasse zielgenau

ausfindig machen laesst und mich innerlich zereisst. Auf einer

Disco sah ich sie nicht weit von mir auf einem Tisch

mit einer Freundin sitzen. Wie in jeder anderen Situation konnte ich

auch hier nicht den Blick von ihr lassen. Sie haben zu mir rueber-

geschaut und haben dann einwenig gelacht. Ich schaute weg, hab ich

mich laecherlich gemacht? Wieso kam es mir wie ein Faustschlag in

die Magengegend vor? Als ich mit meiner Ausbildung began, sah ich

sie kaum noch, aber trotzdem muss ich Tag fuer Tag an sie denken.

Und immer wenn ich nicht mehr so ein starkes Gefuehl habe, das mich

innerlich zereisst, sehe ich sie. Ob von der Bank kommend oder

vom Zug. Es wie ein Fluch und dann faengt es wieder an. Mein Herz

pochert, ich fange an schneller Luft zu holen, tausend Gedanken

ueber sie rassen blitzartig durch mein Gehirn. Des oeffteren bekomme

ich ein stechenden Schmerz in meine linke Brust. Nur noch kurze,

schnelle Atemzuege kann ich machen, denn jeder tiefere Atemzug laesst

den Schmerz staerker werden. Es macht mich fertig sie zu sehn, aber

sie nicht zu kennen. Ob ich sie einfach ansprechen sollte? Was haette

es fuer einen Sinn? Ich will sie in meine Arme nehmen duerfen. Sie muss

nur bei mir sein, um mein Herz zu beruhigen. Warum haelt dieser Schmerz

so lange an? Warum vergeht diese Liebe nicht einfach nach so langer Zeit?

Am 21.03.05 sah ich sie zum an der Kreuzung in unserem Dorf.

Sie hat sich nicht veraendert. Sie faehrt einen gelben Twingo. Warum

tut mir die Liebe das an? Hat sie nichts besseres zu tun? Mein Magen

knurrt, aber verlangt nicht nach was essbarem. Seit einer Woche habe

ich durchgehend Herzrassen und es beruhigt sich nicht. Auf der Arbeit

kann ich nicht ordentlich Arbeiten. Stundenlang sitze ich vor dem

Bildschirm, schaue nur ein paar Zeilen an. Meine Konzentrationsfaehigkeit

scheint vollstaendig eleminiert zu sein. Ich bin sehr Muede. Schon seit

den letzten paar Jahren schlafe ich sehr viel. So kann ich dir Realitaet

entkommen und muss nicht staendig an sie denken. Am 25.03.2005

konnte ich es nicht mehr aushalten. So intensiv war das Gefuehl noch nie.

Ich rief einen Freund an und schilderte ihm, was ich von ihr wusste. Ich

sagte ihm lediglich, dass ich sie an der Kreuzung gesehen hab. Ein wenig

wie sie ausschaust. Er konnte mir weiterhelfen. Um ca. 20:05Uhr hab ich

mich schweren Herzens ueberwunden und sie angerufen.

Mein Herz pocherte extrem. Mehrmals musste ich tief Luft holen. Ich habe

mir sogar vorher aufgeschrieben, wie ich denn das Gespraech mit ihr beginnen

sollte. Ich sagte ihr, dass wir uns nicht kennen und fragte sie, ob wir

uns kennenlernen koennten. "...aber ich habe ja einen Freund...". Wie ein

Faustschlag ins Gesicht streckte es mich zu Boden. Wie konnte ich nur so

bloed sein zu denken, dass eine solch schoene Frau keinen Freund haben konnte.

Wahrscheinlich mit dem Wissen, dass ich es nie tun werde, sagte sie noch, ich

solle sie ruhig einfach ansprechen, wenn ich sie nochmal sehe. Dann beendeten

wir das Gespraech. Ich glaube ich habe mich sehr laecherlich gemacht.

Ich bin so fertig, so ausgelaugt. Immernoch habe ich dieses Sehnsuchtgefuehl.

Das verlangen nach ihr ist so gross. Ich will sie einfach nur bei mir haben.

Nicht mehr und nicht weniger. Was tut die Liebe da bloss mit mir. Warum

gibt es keinen Ausschaltknopf wie an einem Computer oder einer Kaffeemaschine.

Sie zereisst mich mehr und mehr und zert an den letzten Kraftreserven die ich

besitze. Ich bin sehr Muede, ich will schlafen. Ich will nicht mehr an sie

denken. Mir ist schwindelig und schwarz vor Augen. Sie ist so stark und ich

kann sie nicht ignorieren. Ist es eine Krankheit? Ist es Ironie des Schicksals,

dass dieser durch die Liebe erzeugte Schmerz nur durch eben diese selbst geheilt

werden kann? Er sitzt so tief. Was soll ich tun? Ich will dieses Gefuehl nicht

mehr haben.

"Und ich buerdete der Liebe, die Summe der Wut und des Hasses der ganzen

Menschheit auf. Waere mein Leib eine Kanone, ich haette mein durch sie

zerstoertes Herz auf sie geschossen".

Ich hasse dieses Gefuehl.

Ein letztes mal Atme ich tief ein und denke an sie. Noch einmal durchwandert eine

Armee von Schmertterlingen meinen Bauch. Eine Traene meines linken Auges sucht

sich den Weg ueber meine Wange zu meinem Kinn, wo sie wie ein Regentropfen zu

Boden faellt. Meine Gedanken sind bei ihr.

Ich habe sie nie kennengelernt. Nur in diesem sehr kurzen Gespraech habe ich mit

ihr geredet. Es tat gut, ihre Stimme zu hoeren.

Nun sitze ich hier und schreibe meine letzten Zeilen nieder, bevor ich mich,

in der Hoffnung das sie in meinem Traum bei mir ist und mich in ihre Arme nimmt,

ein letztes Mal schlafen lege.

Ich wuensche dir alles Glueck der Welt in deinem Leben.

R. B. aus B. B. - Ich liebe dich!

cu

 
Hallo chrisu,

Sehr poetisch was du dort schreibst. Wer will nicht so geliebt werden? seufz

Ich finde es sehr mutig von Dir das Du sie angerufen hast! :) Ich glaube nicht das du dich lächerlich gemacht hast. Sie fühlte sich bestimmt geschmeichelt, du konntest ja nicht wissen dass sie einen Freund hat!

Vor Jahren ging es mir ähnlich, aber ich hab ihn erst angesprochen als er keine Freundin mehr hatte. Ich bin auch mit ihm zusammen gekommen, ich kann sagen er war meine größte Liebe und wer weiß vielleicht ist er es noch. Doch eines mußt du wissen die Menschen sind leider oft nicht so wie sie aussehen. Diese Erkenntnis kam erst nach vielen Jahren. Ich dachte er sei jemand anders, doch er war es nicht :nono: Er war jemand anders, ganz anders als ich dachte. Aber um das zu erfahren mußt du sie kennenlernen, vielleicht gibt es ja eine andere Möglichkeit sie kennen zu lernen? Ohne mit der Tür ins Haus zu fallen ;) sondern erst mal auf normalen wege durch einen kurzen unverbindlichen plausch oder kennt einer deiner Freunde sie, so dass ihr euch rein zufällig :) ) mal trefft?

So lernst du die wirkliche Person kennen! Lass dir jetzt aber erstmal Zeit, sie hat nunmal einen Freund... Wer weiß was in der Zukunft sein wird.

Tut mir leid das ich Dir keine gute Hilfe sein kann

Lisa

 
Hallo chrisu, ich finde das sehr bewegend, was Du da geschrieben hast. Man merkt richtig, wie Du leidest.

Aber Du hast auch viel Mut bewiesen, indem Du sie angerufen hast. Ich bewudere dich dafür. Das hat gar nichts mit lächerlich machen zu tun. Das hätten wohl nicht viele gemacht. Und Mut wird normalerweise belohnt:

Sie hat dir ja gesagt, dass Du sie mal ansprechen sollst. Warum versuchst Du es nicht mal, wenn Du sie wieder siehst? Vielleicht kannst Du sie dadurch etwas näher kennenlernen?

lg flips

 
Wow, ich bin echt tief beeindruckt, von dem was du geschrieben hast. Für mich ist das kaum greifbar, daß man seit 5 Jahren für einen Menschen so empfinden kann, den man nicht mal richtig kennt bzw. kennengelernt hat.

Einen Rat zu geben fällt hier wahrlich schwer... ich würde sie beim nächsten Mal einfach ansprechen, du hast nichts zu verlieren!!

 
hei chrisu!

Fand deine Zeilen wirklich sehr schön, die du geschrieben hast. Schön, aber sehr traurig.

Mit deiner Aussage:

Nun sitze ich hier und schreibe meine letzten Zeilen nieder, bevor ich mich,

in der Hoffnung das sie in meinem Traum bei mir ist und mich in ihre Arme nimmt,

ein letztes Mal schlafen lege.

Machst du mir aber gehörig Angst!!!

 
Original von sadlisaIch glaube nicht das du dich lächerlich gemacht hast. Sie fühlte sich bestimmt geschmeichelt,
So bleibt, wie ich mir schon dachte, das Argument der Laecherlichkeit jediglich ein

schein Argument, mit welchem ich die Niederlage schoenreden tat.

Original von flipsHallo chrisu, ich finde das sehr bewegend, was Du da geschrieben hast. Man merkt richtig, wie Du leidest.

Aber Du hast auch viel Mut bewiesen, indem Du sie angerufen hast. Ich bewudere dich dafür. Das hat gar nichts mit lächerlich machen zu tun. Das hätten wohl nicht viele gemacht. Und Mut wird normalerweise belohnt:

Sie hat dir ja gesagt, dass Du sie mal ansprechen sollst. Warum versuchst Du es nicht mal, wenn Du sie wieder siehst? Vielleicht kannst Du sie dadurch etwas näher kennenlernen?
Betrachten wir einmal die beiden in frage kommenden Moeglichkeiten und wollen zu

aller erst einmal Annehmen, ich wuerde bei einem Gespraech mit ihr eine Flamme in ihr

entzuenden, welche mich fuer sie sichtbar macht, so komme ich in einen Zielkonflikt

zwischen meinem Herzen und meinem Verstand. Mein Herz schreit ja, du solltest es

versuchen und mein Verstand sagt mir, sie ist gluecklich, halt dich aus ihrem Leben

raus und nutze nicht das Argument der Liebe, einen nicht fuer unseren Verstand

begreifbaren Begriff und unsichtbaren Macht, zur Legimitation dazu, eine bestehende

Beziehung in die Brueche zu fuehren.

Und nehmen wir einmal die zweite in frage kommende Moeglichkeit an, dass es keine

zu entzuendende Flamme gibt, so bleib ich vor ihr stehn, wie ein Schwarzes Loch,

durch das durch eine Art Gruemmung der Mensch und auch sie, das Gefuehl haben,

wir wuerden durch es hindurch auf die andere Seite blicken und so bleibe ich nichts

weiter als ein durch eben jenes Loch verzerrtes Bild, mit dem Unterschied, dass

ich keine ihm wuerdige Anziehungskraft auf die Person habe, die ich Liebe. Was haette

ich davon, ausser der Liebe noch mehr Nahrung zu geben, auf welche sie sich wie eine

Horde Piranjas wirft, um nichts mehr von ihrem Opfer uebrig zu lassen, ausser eine

toten Seele, die nicht mehr zu lieben imstande ist.

Und so werde ich wohl einmal mehr auf meinen Verstand hoeren, der mir sagt, ich

solle mich nicht noch einmal versuchen, mich in ihr Leben einzumischen. Sie ist

gluecklich und um nichts in der Welt, soll sich dieses Glueck gegen sie wenden.

Original von sad girlMit deiner Aussage:

Nun sitze ich hier und schreibe meine letzten Zeilen nieder, bevor ich mich,

in der Hoffnung das sie in meinem Traum bei mir ist und mich in ihre Arme nimmt,

ein letztes Mal schlafen lege.

Machst du mir aber gehörig Angst!!!
Viel mehr Angst, als die Konzequenz die diese Aussage birgt, laesst die Frage

aufkommen, verpasse ich hierdurch vielleicht die Moeglichkeit, doch einmal mit ihr eine

Beziehung eingehen zu koennen? Und wie sollte es dazu ueberhaupt kommen, sehe ich

sie ja nur ab und zu?

cu

 
Hi chrisu,

Mein Herz schreit ja, du solltest esversuchen und mein Verstand sagt mir, sie ist gluecklich, halt dich aus ihrem Leben

raus und nutze nicht das Argument der Liebe, einen nicht fuer unseren Verstand

begreifbaren Begriff und unsichtbaren Macht, zur Legimitation dazu, eine bestehende

Beziehung in die Brueche zu fuehren.
Ich denke im Grunde auch so. Ich finde, wenn jemand eine Beziehung führt hat man kein Recht darauf, ihm die streitig zu machen. Aber hier geht es nicht darum, dass Du ihr gleich deine Liebe gestehst. Sie hat selber gesagt, dass Du sie ansprechen sollst. Wieso versuchst Du das nicht? Einfach nur mit ihr reden. Vielleicht wills sie ja ihre Beziehung beenden, vielleicht hat sie nicht wirklich eine?

lg flips

 
Original von flipsHi chrisu,

Ich denke im Grunde auch so. Ich finde, wenn jemand eine Beziehung führt hat man kein Recht darauf, ihm die streitig zu machen. Aber hier geht es nicht darum, dass Du ihr gleich deine Liebe gestehst. Sie hat selber gesagt, dass Du sie ansprechen sollst. Wieso versuchst Du das nicht? Einfach nur mit ihr reden. Vielleicht wills sie ja ihre Beziehung beenden, vielleicht hat sie nicht wirklich eine?

lg flips
Eine einfache Frage, die meine Argumentation zu nichte macht. Bleibt die Frage, ob

ich noch einmal die Kraft aufbringen kann, um auf sie zuzugehen und sie anzusprechen,

denn all der Rat eurerseits baut auf der Tatsache auf, dass ich sie ansprechen muss,

nur weiss ich nicht wie und wo?

cu