Ehe und Liebe, Ehe ohne Liebe, Mann oder Freund, übertriebene Ansprüche ?Hilfe !

pinguin

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02. Juni 2010
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Hallo liebes Forum,

ich könnte zwar einen ganzen Roman vorlegen, aber ich versuche mein Problem in relativer Kürze darzustellen :

ich bin seit über zwanzig Jahren mit meinem Mann verheiratet, er ist ein ganzes Stück älter als ich und wir haben es in unserer Patchworkfamilie auf insgesamt vier Kinder gebracht, von denen nur noch zwei bei uns leben.

Mein Mann ist ein ausgesprochener Intellektueller, die Beschäftigung mit dem Geist steht für ihn an allererster Stelle, an den praktischen Seiten des Lebens und des Alltags nimmt er nur nach Aufforderung und nur nach dem Motto " na gut, das mach ich jetzt mal, dann hab ich wieder ne Weile Ruhe " teil und somit war schon immer die Aufgabe der Kindererziehung, der finanziellen und praktischen Dinge, der Haushalt ,etc.etc. mir überlassen. Ihr merkt schon, da liegt ein Großteil meines Unmuts begraben,dennoch muss ich natürlich zugeben, dass ich ihn viele Jahre mit der selbstverständlichen Übernahme der ganzen Dinge " verwöhnt" ( oder auch nicht in Anführungsstrichen ) habe und somit zum Teil auch selbst schuld bin an der Situation, die mir vor ca. drei Jahren anfing, gegen den Strich zu gehen und über den Kopf zu wachsen.

Dazu kam, dass ich ihm auch in sexueller Hinsicht stets entgegen gekommen bin und ( was er im Nachhinein mit seinem Spaß an der Sache, also der Erfüllung seiner Fantasien , rechtfertigte) Spielchen mitgemacht habe, die eigentlich gegen meine Würde und vor allem meinen Stolz gingen, insofern, als ich das Gefühl bekam, dass er mir als seiner Frau ziemlich wenig Wertschätzung entgegenbrachte, indem er mich auch gerne mit anderen teilte ( wovon ich ihm dann erzählen sollte ) Nach und nach kam heraus, dass auch er seine erotischen Spielereien ( welches Ausmass sie angenommen haben, weiss ich immer noch nicht genau, er behauptet, es habe sich alles auf der Fantasieebene abgespielt , ich hab aber zuviele Indizien, dass das nicht so war). Da werdet Ihr jetzt sagen : ja schön blöd, wenn Du alles mitmachst und Deinen Mund hältst, wie soll er denn dann wissen, dass Du das nicht mittragen möchtest ? Genauso war es aber nicht, ich habe ihm schon mehrmals gesagt, dass ich mich dabei nicht wohl fühle, bzw. dass es mir garnicht gefällt und mir wirklich schlecht geht, bei der Vorstellung, wie er seine Fantasien auslebt. Er hat mich nicht ernstgenommen und ich habe weitergemacht,ich bin immer geschwankt zwischen dem Gefühl, nicht langweilig werden zu wollen und der Enttäuschung, dass er nicht auf mich und meine Bedürfnisse achtete, immer wissend, dass er sich sicher fühlte in seinem Leben. Vielleicht war das für mich auch die einzige Möglichkeit, zumindest in meiner eingeschränkten Selbstwahrnehmung, ihn irgendwie zu lenken, auf ihn Einfluss zu haben , keine Ahnung.

Davon abgesehen, ist er nämlich immer noch ein Mensch, der in vollkommener Überzeugung seiner Meinungen und Qualitäten lebt und auch unsere schwere Krise, ,auf die ich jetzt komme, hat dem allem nichts anheben können.

Vor etwa zwei Jahren habe ich mich in einen Mann verliebt, mit dem mich zunächst über eine lange Zeit eine sehr schöne Freundschaft verband. Wir trafen uns manchmal zum Kaffee ( mein Mann wusste auch davon ,ich hatte ja nicht das Gefühl, irgendetwas verheimlichen zu müssen) und erzählten uns alles mögliche aus unserem Leben , haben viel gelacht und dann doch irgendwann ganz plötzlich und gleichzeitig gespürt, dass da etwas anderes heranreifte, eine ganz herzliche Verbindung, die sich auf dem immer wiederkehrenden Gefühl begründete, so viele Dinge spontan in gleicher Weise zu empfinden und sich an den gleichen Dingen auf ähnliche Weise zu freuen und schwupps, waren wir total verliebt .

Er hat mich auch gefragt, ob ich mir vorstellen könne, eines Tages seine Frau zu werden und ich merkte, wie es immer mehr von beiden Seiten eine echte Liebe wurde.

Das hat mich in fürchterliche Kämpfe mit mir selbst geworfen, ich habe meinem Mann nach drei Wochen von allem erzählt , für ihn brach die Welt zusammen, wir waren bei einer Ehetherapie für fast ein Jahr, ich wollte mich einmal endgültig von ihm trennen,ich habe den anderen Mann in schlimmstes Leiden gestürzt, indem ich ihn mehrmals verliess und dann doch wieder seine Nähe suchte, bis er sich endgültig und zu seinem eigenen Schutz von mir lossagte.

Nun haben wir uns schon lange nicht gesehen und ich vermisse ihn an manchen Tagen so sehr, dass ich nichts zustande bringe und mich beinahe zwingen muss, mir alle Seiten an ihm vorzuführen, die ich auch schlecht hätte mittragen können. Und es nützt fast garnichts, ich will immer noch, wenn ich ehrlich bin, dass mein Mann so fürsorglich und achtsam ist, wie der Mann, den ich immer noch liebe ( oder verwechsle ich hier Sehnsucht nach Eigenschaften, die ich mir von meinem Mann wünsche, mit Liebe zum ganzen Menschen ? ) Ich sehe, ( und er hat es auch mehrmals betont ) dass mein Mann sich keinen Deut geändert hat, dass er zwar im Großen, das für mich tut, was ich mir wünsche, dass er im Alltag aber derselbe geblieben ist. Aber ich bin nicht mehr dieselbe oder ich hab jetzt etwas ausgegraben, was ich immer mit mir herumtrage und ihm nach wie vor nicht wirklich sagen kann. Es gibt nun keine sexuellen Eskapaden mehr,aber Tatsache ist, dass sich bei uns im Ehebett auch eine viel niedrigere Frequenz eingeschlichen hat als zuvor und wenn ich ehrlich bin, ist mir das auch Recht. Ich habe keine große Lust auf ihn, solange mein Herz noch so besetzt ist und ich das Gefühl habe, für ihn eher in der Mama- Versorger-Rolle zu stehen als als Partnerin und ganze Frau angesehen zu werden. Ich weiss nicht, ob sich noch was ändern wird, vielleicht dauert es jetzt nur eine Weile und braucht viel Geduld und Warten auf die richtigen Momente, in denen ich mich ihm erklären kann, damit unsere Beziehung wieder eine Wende erfährt. Bis ich mich ganz innerlich von dem anderen gelöst habe. Was ist dazu nötig ? Soll ich jetzt einfach mal abwarten und aufhören, immer nur an die Zukunft zu denken und was ich nicht alles bei dem andern verpasst habe an Leben und Freude ?Warum bin ich nicht von meinem Mann losgekommen obwohl ich eine wunderschöne, tiefe Liebe für einen anderen empfunden habe, die mich immer noch gefangen hält ?

Bin ich zu schwach, um mir endlich mal einen Plan zu machen , wie sich mein Leben gut für mich anfühlen würde, mit und ohne Mann ? Warum falle ich gedanklich immer wieder in die Bewältigung der Vergangenheit, statt mich endlich in die Zukunft aufzumachen ?

Ich möchte endlich mal wieder ganz frei mit einem Mann lachen können, mich beim Sex fallen lassen, ihn auch verwöhnen, ohne, dass ich das Gefühl habe, dass das als ganz normal angenommen wird, ich möchte mal wieder mit einer winzigen Kleinigkeit überrascht werden, ich möchte Enthusiasmus verströmen für die Dinge , die mir gefallen und dabei merken, dass der andere manchmal daran teilnimmt. Ist das alles zuviel verlangt ?

Kann man überhaupt etwas verlangen von einer Beziehung oder ist es nur wichtig , auf das zu schauen, was man selbst geben kann ? Wieviel Kritik ist erlaubt und wieviel gut ?

Bitte , erzählt mir von Euch und Euren Erfahrungen . Ich freue mich sehr über jeden neuen Hinweis auf einen geraden Weg.

Liebe Grüße,

pinguin

 
Liebe Pinguin,

ich würde mich an Deiner Stelle einmal nur um mich selbst kümmern. Einen Plan erstellen mit Deinen Wünschen, die Dir selbst als realisierbar erscheinen.

Evtl. hast Du auch Angst vor einem finanziellen Aus und kommst deswegen nicht los.

Gehst Du selbst arbeiten?

Könntest Du dir vorstellen, eine eigene kleine Wohnung zu nehmen?

Wie ist Dein Ehemann jetzt drauf?

Mein Tipp wäre: Komme erst einmal mit Dir allein klar und entscheide dann, wie es mit den Männern weiter geht.

Aber ich hab gut reden, ich bin auch noch dort, wo es nicht schön ist... Trennung nach so langen Jahren ist so furchtbar schwer. Man muss ja nicht nur vom vertrauten Leben (so sch... wie es auch sein mag) Abschied nehmen, sondern auch von allem, was man sich aufgebaut hat. Man weiß nicht, ob das, was kommt, besser ist. Hätte man dann Existenzängste, die man jetzt nicht hat... Nehmen es die Kinder übel...

 
Hallo Pinguin,

in deinem Posting sind mir verschiedene Sachen aufgefallen, die ich (für mich) als bedenklich einstufe.

Seid ihr zwei vielleicht aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten?

Du schreibst, er ist der intellektuelle, gleichzeitig sexuell aberrative Typus, Du hingegen eher die Praktikerin.

Habe ich das richtig verstanden?

Oder wurdest Du in die "Praktiker-Rolle " gedrängt, obwohl Du ebenfalls eher intellektuell veranlagt bist?

Du schreibst, Du bist ihm in sexueller Hinsicht entgegen gekommen, obwohl Du Dich teiweise erniedrigt fühltest- ist das so?

Zu einer sexuell erfüllten Beziehung gehören immer zwei.

Du wärst keine 20 Jahre mit ihm zusammen, wenns nicht beiden Spaß gemacht hätte.

Du schreibst, er teilte Dich mit anderen:

in der Phantasie oder real?

Real finde ich das bedenklich, da es auf eine BDSM-Beziehung hinweist, die nicht unbedingt für jeden der Partner erfüllend sein muss, sondern auf Missbrauch hinaus läuft.

Dass er Deine Bedenken nicht ernst nahm, deutet für mich auf eine sehr egoistische Persönlichkeit hin.

Warum bis Du bei ihm geblieben?

Wegen des Geldes, versorgt- sein, oder hats Dir insgeheim doch Spaß gemacht?

Das ist keine Schande- es gibt viele Menschen, die im alltäglichen Leben dominant und erfolgreich sind, sich insgeheim jedoch danach sehnen, ab und an mal dominiert zu werden!

Bitte verstehe diesen Satz nicht als Angriff.

>>Davon abgesehen, ist er nämlich immer noch ein Mensch, der in vollkommener Überzeugung seiner Meinungen und Qualitäten lebt und auch unsere schwere Krise, ,auf die ich jetzt komme, hat dem allem nichts anheben können.<<

Ein ganz eindeutiges Zeichen einer *** Persönlichkeitsstörung.

Vor sich selbst immer und absolut überzeugt sein, keine andere Meinung gelten lassen und im Widerspruchsfalle unangenehm werden- das ist krass.

Er wird sich diese Krise auch nie anziehen- dafür findet er sich selbst viel zu klasse.

Wenn jemand schuld ist, dann Du, und..., leider hat er Recht.

Er wäre schon längst weg, wenn Du von Anfang an nicht mitgemacht hättest.

Paartherapie/Ehetherapie:

Die setzt voraus, dass BEIDE sich ändern wollen.

Bei Deinem Mann war das offensichtlich nicht der Fall.

Meine Frage:

Warum hast Du Dich damals nicht getrennt?

Geld?

Angst vor dem Sprung in die neue Beziehung?

>>Ich möchte endlich mal wieder ganz frei mit einem Mann lachen können, mich beim Sex fallen lassen, ihn auch verwöhnen, ohne, dass ich das Gefühl habe, dass das als ganz normal angenommen wird, ich möchte mal wieder mit einer winzigen Kleinigkeit überrascht werden, ich möchte Enthusiasmus verströmen für die Dinge , die mir gefallen und dabei merken, dass der andere manchmal daran teilnimmt. <<

Das ist nicht zuviel verlangt, birgt jedoch die Gefahr in sich, enttäuscht zu werden.

Ich vermute, vergib mir, wenn ich daneben liege, dass Du Angst vor Dir selbst hast. Angst vor einem autonomen Leben, das natürlich ganz anders verlaufen kann als das, was Du Dir vorstellst.

Stichwort Kritik:

Kritik ist meines Erachtens _immer_ gestattet, solange sie konstruktiv, also aufbauend, erfolgt.

Destruktive Kritik wie "sie dich doch mal an, wer will denn mit so was wie dir?" z. B. würde bei mir sofort die Reaktion "du, wer sonst?" hervorrufen. Das ernüchtert den Kritisierenden extrem, zerstört aber auf die Dauer das Vertrauen.

Wenn Du wirklich etwas ändern willst, schließe ich mich Windspiels Meinung an:

Fang bei Dir selbst an.

Und wenns mit einer neuen Frisur, einer Ganzkörper-Verwöhnmassage in einem Wellness-Center ist:

Du bist wichtig.

Glaub mir, Dein Mann kann auch ganz hervorragend ohne Dich leben!

Nur ist es für ihn dann schwieriger als jetzt, da Du zur Verfügung stehst.

Du schreibst, ihr seid seit 20 Jahren zusammen- also ist er auch nicht mehr das taufrische, knackige Kerlchen, was er mal war.

Wie, glaubst Du, findet er Erfüllung seiner Wünsche?

Indem er dafür bezahlt?

Der wird hie und da eine Frau finden, die mit macht, aber nie seine Kylie Minogue oder Shakira- die kosten alle verdammt viel Geld ;-)

In diesem Sinne-überlege Dir, was Du machen möchtest.

Und dann entscheide Dich.

Am besten für Dich.

lg

mirrorface

 
Hallo mirrorface,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Das war besonders interessant für mich, weil ich gesehen habe, dass ich einiges beim Runterschreiben nicht richtig ausgedrückt habe und es wohl missverständlich wurde.

So antworte ich am besten 2 zwischen den Zeilen " :

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße !

pinguin

Liebe Windspiel,

vielen Dank für Deine Nachricht !

- ja und was machst Du jetzt ? Bist Du noch dabei, Dich zu trennen von diesem alten Leben , sozusagen in Dir drin, ohne, dass es Dein Mann weiss oder hast Du den Sprung schon gemacht ?

Liebe Grüße,

pinguin

Hallo Mirrorface,

ich wollte natürlich sagen..." ich fühle mich ihm überhaupt " NICHT " intellektuell unterlegen ..."

Freud'scher Fehler ? Mh...

Liebe Grüße,

pinguin

 
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