Ein Dreieck - Kann man zwei Menschen lieben?

Schreiberling

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15. Mai 2013
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Hallo, Allerseits!

Ich habe ein Problem, ein riesiges Problem. Genau genommen verstehe ich mich selbst nicht mehr.

Ich bin nun seit knapp 9 Monaten in einer Beziehung und alles läuft großartig. Ich liebe ihn, er liebt mich. Er tut alles für mich, legt mir quasi die ganze Welt zu Füßen. Wir sind mittlerweile schon an einem Punkt angelangt, an dem es ist, als wären wir gleichzeitig Partner und Beste Freunde. Wir albern herum, wir zocken zusammen - der Sex ist atemberaubend... meine Freunde sagen schon wir wären das perfekte Paar und genauso hat es sich auch die ganze Zeit über angefühlt.

Aber er hat da diese... Minderwertigkeitskomplexe. Es ist in den letzten Monaten schon besser geworden, wir haben da auch ausfürlich drüber geredet. Aber er hat halt Angst mir irgendwann nicht mehr zu "reichen". Mir nicht "schlau" genug zu sein, weil er einen Hauptschulabschluss hat und ich Abitur. Obwohl er richtig richtig clever ist scheint ihm das bis heute zu schaffen zu machen. Oder nicht kreativ genug zu sein. Weil wisst ihr, das Schreiben ist meine Leidenschaft. Schon seit ich Kind bin schreibe ich Geschichten, arbeite momentan an meinem ersten Roman, habe einen eigenen Blog und will Journalistin werden.

Ich habe das natürlich alles immer abgetan. Ich liebe ihn genauso wie er ist. Und genauso soll es auch sein.

Soo... und jetzt fange ich mal ganz woanders an, damit ihr mein Problem begreift. Und zwar einige Jahre zuvor.

Da gab es diesen Typen in meiner Klasse. Eigenartiger Kauz. Nicht an Mädchen interessiert, aber definitiv auch nicht schwul. Statt in Beziehungen stürzte er sich in die Musik. Spielt Klavier, Gitarre, Schlagzeug, ist ein richtiges Naturtalent. In sich gekehrt und ruhig.

Er hat mich immer irgendwie fasziniert. Menschen, die "anders" sind, faszinieren mich immer, das kommt vielleicht vom schreiben. Ich will sie verstehen. Ihre Beweggründe, wie sie gestrickt sind... bei ihm war das genauso. Aber es wurde mehr daraus. Zunächst von seiner Seite aus. Da war ich noch recht jung, 8. oder 9. Klasse vielleicht. Er hat sich mit seinem Freund auf der Schulbank hinter mir über mich unterhalten. Hat zugegeben, etwas für mich zu empfinden, sich irgendwie zu mir hingezogen zu fühlen. Und mir ging es ähnlich. Nicht in dem Maße wie bei ihm, aber ich war nicht gerade abgeneigt. Es wurde jedoch nie etwas daraus. Er ist kollossal schlecht darin, eine Konversation zu führen und ich war zu dem Zeitpunkt noch krankhaft schüchtern.

Ich hatte bis dato immer mal wieder ein Auge auf ihn geworfen als seine Teenagerschwärmerei für mich vermutlich längst vorbei war. Nie wirklich ernsthaft, aber ich hatte immer Interesse daran ihn einfach mal kennen zu lernen und vielleicht festzustellen, dass die Chemie stimmt und aus uns mehr werden könnte.

Und letztes Jahr war es dann so weit für mich: ich verliebte mich so richtig in ihn. Mit allem drum und dran, wie eine 14-jährige. Und zwar in dem Moment, als ich einmal in die Aula kam (ich habe mich da früher immer reingeschlichen um zu lesen, da hat man immer so schön seine Ruhe) und ihn dort am Klavier sitzen sah, wie er einfach nur irgendetwas improvisiertes vor sich hin spielte. Da war es um mich geschehen.

Mir war klar, dass ich nicht mehr allzuviel Zeit hatte: Sobald mein Abitur vorbei war, würden wir uns vielleicht nie wieder sehen. Also zog ich alle Register. Meine Schüchternheit war ja auch verflogen mit den Jahren. Ich setzte mich in den Freistunden zu ihm. Tastete mich langsam an ihn heran. Aber er hat diese weltfremde Art an sich... diese Art sich vollkommen in etwas hineinzuversetzen und nichts um sich herum mitzubekommen. Sei es wenn er ein Buch las, Musik machte oder auch nur Mathe-Hausaufgaben. Und er war nicht nur bei mir so. Bei allen Frauen. Offenbar konnte er immernoch nicht so recht mit ihnen umgehen. Diese Art von ihm hielt mich auf Abstand. Ich war plötzlich eben doch wieder schüchtern, traute mich nicht einen weiteren Schritt zu tun, obwohl er sich mit der Zeit immer mehr in meiner Gegenwart wohl zu fühlen schien. Zumindest war er bei mir nicht mehr ganz so distanziert wie bei anderen Frauen.

Das war auch die Zeit, in der ich ihm eine Freundschaftsanfrage in Facebook schickte. Aber er nahm sie nie an. War allerdings auch einfach fast nie online. Mal einige Monate lang nicht, mal einige Wochen lang nicht. Ich brachte mein Abitur hinter mich und der Kontakt brach ab. Ich "vergaß" ihn und lernte viele Monate später meinen Freund kennen.

Ich weiß, das ist ein ziemlich langer Text aber ich hoffe, dass ihr euch die Mühe macht ihn durchzulesen denn jetzt kommt mein eigentliches Problem:

Er bestätigte meine Freundschaftsanfrage. Vor einigen Wochen. Da war nichts mehr bei mir, wirklich nicht, ich war glücklich mit meinem Freund. Vermisste hin und wieder die Schmetterlinge in meinem Bauch die mit der Zeit verschwunden sind, aber es lief gut.

Also schrieb ich ihn an. Einfach so, freundschaftlich. Und aus Neugier. Ich wollte wissen was so aus ihm geworden war, ob er wirklich seiner Leidenschaft nachgegangen war nach dem Abi und Musik studierte.

Ich hätte die Warnungen ernst nehmen sollen. Den kleinen Hüpfer, den mein Herz gemacht hatte, wenn ich sah, dass er mir antwortete oder dass ich immer sofort den Drang verspürte ihm etwas zurückzuschreiben.

Wir schrieben bis tief in die Nacht. Und es war unglaublich. Ich habe nie einen Menschen kennen gelernt, der es so versteht wie er, in einer Sache wie dem schreiben (oder in seinem Fall der Musik) so aufzugehen wie ich es tue. Wir hatten eine Gemeinsamkeit, eine RIESIGE Gemeinsamkeit und ich fühlte mich ihm direkt verbunden. Bin in diesem Gespräch richtig aufgegangen.

Irgendwann ging ich dann ins Bett, nachdem wir uns versprochen hatten das Gespräch auf jeden Fall weiterzuführen.

Und das war die erste Nacht seit fast einem Jahr in der ich nicht das Gesicht meines Freundes im Kopf hatte als ich einschlief. Sondern seines. Ich träumte von ihm, etwas sehr romantisches. Ich stand am nächsten Morgen auf und dachte an ihn. Als ich mich in facebook einloggte, sah ich ständig nach ob er online war - wie ein verknallter Teenager.

Und da kam dann das schlechte Gewissen.

Ich hatte meinem Freund immer gesagt, dass seine Ängste unbegründet sind. Dass ich ihn genauso liebe wie er ist. Und das tue ich auch! Aber wie kann es sein, dass ich gleichzeitig bei dieser anderen Person Schmetterlinge im Bauch habe und zwar so viele wie nie zuvor? Dass ich mich einfach nicht entscheiden kann? Dass ich überhaupt vor einer Entscheidung stehe?! Sollte Liebe nicht etwas sein, was das Herz ganz einnimmt? Da war nie Platz für einen anderen. Selbst wenn ich es versucht hätte, ich konnte mir gar keinen anderen Mann an meiner Seite vorstellen, als meinen Freund. Und ich glaube auch, dass das mit mir und dem Musiker keinen Bestand hätte. Er ist einfach zu verschlossen. Aber gleichzeitig wünsche ich mir so sehr, hinter seine Maske blicken zu können. Es ist einfach furchtbar. Ich fühle mich furchtbar. Ich meine was bin ich für ein Mensch, meinem Freund zu sagen wie sehr ich ihn liebe und gleichzeitig einen anderen im Hinterkopf zu haben? Diese andere Person ahnt da natürlich nichts von. Wie gesagt das ist wie eine Teenagerschwärmerei. Er ist einmal alle paar Wochen in Facebook online und wir haben in den paar Wochen seit dem ersten mal nur 3 mal geschrieben. Das erste Mal schrieb ich ihn an und die anderen Beiden Male er mich - auf eine total verpeilte unsichere Art und Weise.

Ich habe nie wirklich geliebt. Mein jetziger Freund ist der erste, mit dem ich solche starken Gefühle teile, stärkere als bei meinem Ex-Freund. Ich bin auch so rational mir zu denken, dass es vielleicht normal ist in einer LÄNGEREN Beziehung (ich rede dabei von 10 jahren oder so) hin und wieder eine kleine Schwärmerei für jemand anderen zu haben, die man dann zu überwinden hat. Aber bereits nach 9 Monaten? Was läuft da falsch? Was für ein Mensch bin ich eigentlich? Bin ich vielleicht eine dieser Leute, die nach den Schmetterlingen im Bauch suchen und zur echten Liebe gar nicht geschaffen sind? nicht in der Lage, eine längere Beziehung zu führen?

Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Die einzige Lösung die mir einfällt wäre, den Kontakt zu dem Musiker abzubrechen, also auf keine Nachrichten mehr zu reagieren und ihn zu vergessen. Aber das bringe ich nicht einmal fertig. Ich muss ein schlechter Mensch sein, oder? Und wo wird das hinführen, das nimmt doch niemals ein gutes Ende!

 
Liebe Schreiberling,

du klingst begeistert, während die Beziehung zu deinem Freund vor Allem pragmatisch zu sein scheint. Da ist wahrscheinlich auch keine Maske bei dem Musiker. Er hat eine Leidenschaft, die dich anspricht. Ich verstehe das vollkommen. Warum verurteilst du dich dafür? Wenn sich Einer von sich aus für etwas begeistert, dann wird er unwiderstehlich. Unfair wäre es bloß, gleichzeitig die Beziehung mit dem Anderen zu führen.

Du weißt: Nur wer etwas wagt, gewinnt auch etwas. Und lieber probieren und scheitern als womöglich lange zu bereuen, es nie probiert zu haben.

 
Also zuallererst einmal finde ich, dass Du aufhören solltest, Dich selbst so zu geisseln. "Was bin ich für ein schlechter Mensch ...etc." In dieser Häufigkeit finde ich es recht unglaubwürdig und das kommt mir vor als wärst Du eine kleine Dramaqueen. Akezptier es halt erstmal, wie Du fühlst, noch hast Du Deinen Freund ja weder betrogen, noch sonst irgendwie zurückgesetzt. Du schreibst mit einem anderen, den Du interessant findest. So what, komm mal runter...

Des Weiteren: Dein Freund hat schon recht und da Du mir intellektuell hochkultiviert zu sein scheinst, wird das auf kurz über lang zum Problem werden, sollte die Beziehung weitergehen. Entweder wird er Dir wirkolich nicht reichen, weil Du vielleicht anspruchvollere Freizeitaktivitäten anstrebst als zu zocken. Zudem ist es für Männer schwierig, so eine Situation zu akzeptieren. Meinst sind "Unterstellungen" an andere nur Projektionen der eigenen Ansgt bzw der eigenen Gednaken. Ich denke also eher, dass er Angst hat, irgendwann nicht damit klarzukommen, dass er gesellschaftlich schlechter gestellt ist als Du (was noch deutlicher wird, wenn Du einen akademischen Grad erlangt hast) und dementsprechend voraussichtlich auch weniger verdienen wird als Du (kommt auf seine Ausbildung an / ob er sich selbstständig macht und was Du mit dem Abi machst) aber im Grunde hat er Recht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die wenigsten Männer es akzeptieren können, wenn die Frau ihnen in berfulicher Hinsicht überlegen ist. Der männliche Stolz kann das nur schwer ertragen. Und wenn er jetzt schon mit solchen Aussagen anfängt... Ich kann mich täuschen, aber die Realität ist eben oft so, wie er sagt.

Nun zum "Problem" mit dem Musiker. Ihr habt beide die selbe Leidenschaft, dass macht ihn anziehend. Mehr ist wohl nicht an ihm, zumindest schreibst Du nicht, dass Du sonst noch irgendeine Eigenschaft an ihm anziehend findest. Ich glaube auch nicht, dass Du für ihn mehr, als ein Zeitvertreib bist, Deinen Ausführungen nach. Da finde ich ein weiteres Mal, dass Du alles etwas zuuuu romantisch siehst und wieder in Richtung Dramaqueen tendierst.

Er hat ewig gebraucht, die Freundschaftsanfrage zu bestätigen, obwohl er online war. Er hat sie erst bestätigt, als er nicht mehr Gefahr lief, Dir täglich über den Weg zu laufen. Er hat kein Interesse, Dich öfter zu kontaktieren als zu den Zeiten, an denen er sowieso zufällig online ist. Meiner Ansicht nach ist es bei Dir eine Schwärmerei für einen Mann, der intellektuell fasziniert (aha!) und Du weißt, dass Du ihn nicht haben kannst. Dein Jagdtrieb ist geweckt. Und er scheint, wie gesagt, kein Interesse in Hinblick auf Liebe / Beziehung zu haben.

Ich denke, Du solltest Dir mal Gedanken machen, was Du willst. Du bist Dir selber gerade unsicher, vielleicht ist Deine Schwärmerei für den Soziopathen auch ein Hinweis darauf, dass Dein Freund Recht hat. Also, mach Dir in Ruhe Gedanken, aber sachlich - Dein Leben ist kein Roman oder eine Daily Soap. In einer langen Beziehung reflektiert man immer wieder und etweder ist nach so einer Zeit wieder alles gut, oder man merkt eben, dass es nicht mehr reicht.

 
@ serene

du hast recht, ich bin begeistert. Bzw neugierig. Ich habe eine ziemlich gute Menschenkenntnis und versuche Menschen zu durchschauen, wenn das bei jemandem nicht funktioniert - wie im Fall des Musikers - fasziniert er mich eben. Mein Freund hat mich anfangs auch fasziniert, dadurch sind wir erst in Kontakt getreten. Mittlerweile kenn ich ihn sehr gut und die Faszination hat etwas anderem (eben der Liebe) platz gemacht. Das mit dem Musiker hätte keinen Bestand. Er ist ein Künstler, ich bin einer. Aber Musiker, Maler, Schriftsteller haben immer etwas gemeinsam und zwar, dass sie dazu neigen, den Boden unter den Füßen zu verlieren, sich in allerhand Träume hineinzusteigern, sich für alle Möglichen Dinge begeistern zu können. Oft alle paar Wochen für etwas anderes. Deshalb sind viele von ihnen ja auch einfach nicht für längere Beziehungen (oder wie vermutlich im Fall des Musikers überhaupt nicht für Beziehungen) geschaffen. Das Bild des faszinierenden weltfremden Malers, der Frauen umwirbt wie ein Genie, aber sich gleichzeitig nicht binden will und genau deswegen aufs andere Geschlecht anziehend wirkt, kennt ja jeder. Wenn zwei Menschen in einer Beziehung sich da nicht ergänzen können, sondern beide so sind, klingt das zwar unheimlich romantisch, aber das Chaos wäre vorprogrammiert. Ich brauche jemanden, der mich regelmäßig auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Und mein Freund ist so jemand. Und meine Entscheidung für ihn steht fest. Nur meine Gefühle verwirren mich. Mein Freund ist so ein großartiger, selbstloser, hilfsbereiter Mensch, der hat sowas nicht verdient. Das ist es was mich so fertig macht. Manchmal denke ich mir er hat was besseres als mich verdient. Jemanden, der so bodenständig ist wie er und nicht so ein Träumer. Und obwohl da überhaupt nichts gewesen ist, hab ich das Gefühl ihn betrogen zu haben. Klingt bescheuert, ich bin halt treu wie ein Hund. Wenn ich mit jemandem eine Beziehung beginne, sollte es nur diesen einen Mann für mich geben. Früher oder später werden meine Gefühle für den Musiker nachlassen, ich muss nur auf Abstand gehen.

@ caligirl

mir geht es in keinster weise um den Musiker an sich. Und ich käme im Traum nicht auf die Idee etwas mit ihm anzufangen oder davon auszugehen, dass da etwas draus werden könnte, was Zukunft hat. Ich versteh nur nicht, wie ich mich zu jemandem hingezogen fühlen kann, der nicht mein Freund ist, den ich über alles liebe. Das klingt naiv, aber das war für mich immer quasi unmöglich, das konnte ich mir nie auch nur vorstellen.

Mein Freund macht derzeit eine Kaufmännische Ausbildung und wird voraussichtlich auch mehr verdienen als ich, ist definitiv nicht dumm (Als ich erfahren hab, dass er regelmäßig den Spiegel liest, hat ihn das für mich sogar noch attraktiver gemacht :D ) und ich denke nicht dass uns das im Wege stehen würde - solltest du nicht Recht behalten und er irgendwann ein Problem damit haben. Aber soweit ich das nach den paar Monaten sagen kann ist er die Liebe meines Lebens und ich hab das Gefühl dieser Musiker steht dem im Weg.

Eine Freundin hat dazu mal eine Erklärung gebracht, die ich ziemlich logisch finde und zwar, dass ich damals in den ganzen "Verknalltheits-Phasen" einfach emotional nicht befriedigt wurde. Halt immer mit ihm in Kontakt treten wollte, aber es jetzt erst kann und dadurch all die "kindischen" Gefühle von früher wieder hoch kommen. Also nichts ernstes oder so.

Mich verwirrt es einfach, dass ich so etwas für jemand anderes empfinden kann, als für meinen Freund. Das hatte ich noch nie und gerade jetzt wenn alles eigentlich so perfekt ist macht mir das besonders zu schaffen. Ich mache mir Vorwürfe weil er das nicht verdient hat und ich weiß, dass mich das andersherum auch verletzen würde, wenn so etwas in ihm vorgehen würde. Klar, will ich nicht nur zocken. Wir schreiben momentan auch gemeinsam an meinem Roman. Wird etwas politisches/fantasy-mäßiges. Er hilft mir die Geschichte aufzubauen und ich schreibe es dann anschließend auf. Da sind wir ein richtig gutes Team und ergänzen uns super.

Und BTW: "Dramaqueen" klingt irgendwie hart, bringt es aber schon auf den Punkt. Ich bin eine. War ich schon immer. Ich glaube wenn man schreibt, kann man nicht anders :D Beim Schreiben ist das natürlich von Vorteil, im Alltag allerdings eher weniger. Aber abstellen kann ich es deswegen leider nicht :D





EDIT (automatische Beitragszusammenführung)





@ caligirl

noch ein kleiner zusatz:

"intellektuell hochkultiviert" klingt irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass mein einziges wirkliches Talent im Literatur-Bereich liegt, ich mein Abi nur mit Hängen und Würgen bestanden habe und sicher kein "Akademiker" werde - ich kann von Glück reden, wenn ich dieses Wintersemester noch einen Studienplatz bekomme. Ich bin nicht dumm, das ist wahr, aber das ist keine Frage des Schulabschlusses. Wenn es nicht um Literatur geht ist mir mein Freund in jeglicher Hinsicht überlegen was Allgemeinwissen ect angeht. Also es ist keinesfalls so, dass ich aus einer Familie komme in der generationenübergreifend alle Abitur hatten, während mein Freund wie im Mittelalter unter mir stehen würde. Wir sind da gleichauf. Aber ich merke ja auch an seinen Ängsten, dass ihm das zu schaffen macht und er den Drang hat mit meinem Abitur gleichziehen zu müssen, obwohl er als IT-Kaufmann eigentlich nichts zu meckern hätte. Mir ist sein Schulabschluss vollkommen egal, was im Köpfchen steckt ist das was zählt. Darüber, dass er sich irgendwann von mir "entmannt" fühlen könne, habe ich nie nachgedacht. Ich hoffe dass es nicht so ist. Er kennt meine Träume, in den Journalismus zu gehen und betont immer wieder, dass er da zu 100% hinter mir steht und mich unterstützt wo er nur kann, damit ich diesen Traum auch leben kann.

Glaubst du echt, dass uns das irgendwann im Weg stehen könnte? Vielleicht bin ich zu naiv, aber da habe ich wirklich noch nie drüber nachgedacht. :(

 
Aus meiner Sicht muss unterschiedliche akademische Bildung kein Hindernis in einer Beziehung sein. Da kenne ich unterschiedliche Beispiele: sehr gebildete Schreiner oder Männer, die sich ein bequemes Leben machen und sich Nichts daraus machen, dass ihre Frau vornehmlich arbeitet. Der akademische Grad ihrer Frau ist ihnen herzlich gleich.

Ein akademischer Abschluss sagt doch wenig über den Bildungsgrad eines Menschen aus. Bei manchen Ärzten wundert es mich sowieso, dass sie überhaupt studiert haben.

Dass sich die Geschichte nun langsam entwickelt, heißt Nichts. Gefühle haben nun mal ein Eigenleben. Ich weiß nicht, wer zu dir passt, aber es passt jedenfalls nicht, von Einem zu schwärmen und mit dem Anderen zusammen zu sein. Es spricht auch Nichts dagegen, eine Dramaqueen zu sein, wenn man selbst sein Leben inszeniert. (Der Begriff ist negativ besetzt, meint damit aber eher hysterisches Gebaren.) Vielleicht gelingt es dir, deine Beziheung mit vernünftigen Gründen aufrecht zu erhalten, Gefühle kann man sich jedoch nicht einreden.

 
liebe schreiberling

ich kann dich gut verstehen, da ich sehr ähnlich zu ticken scheine wie du. auch was das 'drama queen' ding und die selbstvorwürfe angeht. ich habe inzwischen gelernt weder das eine noch das andere übermässig zu zelebrieren, ganz weg kriege ich es wohl nie. ich finde die erklärung deiner freundin sehr treffend. hat nicht jeder irgendwo in der vergangenheit einen mr. darcy, mit dem es nie etwas wurde? dass du jetzt deine romantischen fantasien auf ihn projizierst ist verständlich und logisch. die leidenschaft, mit welcher du das schreiben betreibst, wird auch sonst in deinem leben vorhanden sein. bei deinem freund ist inzwischen sicherlich so etwas wie alltag eingekehrt. das heisst nicht, dass du ihn nicht über alles liebst. es ist nur so, dass ein teil in dir dieses andere gefühl braucht. das ist nicht mit der liebe gleichzusetzen, die du für deinen freund hast. denn dieses gefühl hat praktisch ausschliesslich mit dir zu tun und nicht mit dem musiker an und für sich. es könnte irgendwer sein, selbst ein schauspieler oder ein lehrer oder ähnliches. ich schätze dich auch nicht so ein, als würdest du mit diesem musiker etwas anfangen wollen, wenn sich die gelegenheit böte. er füllt lediglich eine kleine lücke, die dein freund nicht ausfüllen kann, weil er nicht so gestrickt ist. das ist auch nichts negatives. ich brauche auch jemanden, der mich auf dem boden hält. mit den männern, die genauso in den wolken schweben wie ich, war das immer ein desaster.

dieser musiker ist ein reines fantasieobjekt, denn in der realität ist er ja nicht so, wie du ihn dir zusammenkonstruierst. selbst wenn dieses verschroben asoziale durchaus einen reiz ausübt, lese ich aus deinen zeilen, dass du eigentlich so einen partner nicht möchtest.

für mich ist der mann, den ich liebe stets der einzige 'held' in meinem leben. andere männer sehe ich gar nicht mehr. ich wäre manches mal froh, wenn ich anderweitiges interesse hätte, nur um das ausmass an vergötterung im zaum zu halten. denn das ist ja auch mehr als kontraproduktiv für eine beziehung.

also, mein rat an dich: gib dem musiker nicht eine bedeutung, die er nicht hat. die 'gefühle', die du für ihn hast sind ein reines fantasieprodukt. versuch dir deswegen auch nicht allzu viele vorwürfe zu machen. wenn für dich der zeitpunkt gekommen ist, an dem er seinen zweck erfüllt hat, wirst du automatisch weniger kontakt haben- wenn überhaupt. zweck ist ein zu hartes wort, es fällt mir gerade kein besseres ein.

ist schon komisch. wenn ich das jetzt nochmals lese realisiere ich, dass ich in meiner geschichte der musiker war. nur hatte ich mich verliebt, er zwar auch, aber eben nur in das fantasieprodukt und nicht wirklich in mich. so hat er sich scheinbar problemlos zurück gezogen, als ich meinen zweck erfüllt hatte, und ist zu seiner wahren liebe zurück gekehrt. demzufolge hier noch ein kleiner zusatz... falls du merkst, dass der musiker gefühle hat, mach ihm von anfang an keine hoffnungen. es sei denn du hast deine bisherige meinung geändert.

alles liebe anne

 
@ serene:

"Ein akademischer Abschluss sagt doch wenig über den Bildungsgrad eines Menschen aus."

GENAU das denke ich mir auch! Heutzutage sind viel zu viele Leute der Ansicht, dass man Schulabschlüsse oder die Berufe die ein Mensch ausübt mit dessen Intelligenz oder dessen Bildungsgrad gleichsetzen kann. Das ist totaler Blödsinn. Der Schulabschluss, den man erreicht wird heutzutage zu 80% durch die Geschwindigkeit bestimmt, in der Kinder in der Grundschule lernen. Die einen entwickeln sich anfangs schnell und lassen später dann oft nach und bei anderen läuft es eben genau andersherum. Manchmal reicht auch oft ein schwieriger Start in den Schulalltag, mein Freund kommt zum Beispiel aus einer Imigrantenfamilie. Er wurde zwar in Deutschland geboren, aber seine Eltern konnten ihm damals in Schulfragen, vor allem in Deutsch und Englisch einfach nicht in dem Maße zur Seite stehen. Fast Alles was ich heute weiß, was Geschichte oder Politik angeht habe ich von meinem Vater über die Jahre vermittelt bekommen, während er sich all das selbst beibringen musste. Ich finde das bewundernswert, dass er es ganz alleine so weit gebracht hat. Er hatte bisher zu jede meiner Fragen über Politik oder Geschichte oder selbst Philosophie stets eine Antwort parat.

Diese Gedanken von ihm, mir eventuell irgendwann nur aufgrund seines Schulabschlusses eventuell nicht "reichen" zu können, muss ich ihm auf jeden Fall noch austreiben :D Aber du tröstest. Weil ein wenig Angst gemacht hat mir caligirl jetzt schon. Wenn er all seine Ängste mir gegenüber früher oder später auf sich selbst projezieren würde, hätten wir ein ernsthaftes Problem.

@ anne40:

Fantasieprodukt trifft es ganz gut, denke ich. Immerhin weiß ich von dem Musiker so gut wie gar nichts. Es ist einfach nur diese eine Verbundenheit, eine Leidenschaft zu haben und sich durch diese auszudrücken, die mich an ihm so anzieht. Er trifft da einfach einen Nerv bei mir, den niemand treffen kann, der so etwas nicht selbst erlebt und diese Leidenschaft nicht teilt. Vielleicht habe ich mich unterbewusst ja immer nach so etwas gesehnt. Jemanden mit dem ich genau darüber reden kann, der mich in dieser Hinsicht versteht und da genauso tickt wie ich. Für alle anderen ist das Schreiben nur ein Handwerk, irgendwas, was ich mal eben so mache, weil es mir Spaß macht und weil ich eventuell gut darin bin. Aber was an Emotionen und Herzblut dahinterstecken versteht nur jemand, der das selber macht und kennt. Das ist, denke ich, auch die einzige Gemeinsamkeit die er und ich haben. Wenn er eine Frau wäre, würde ich sie vermutlich als beste Freundin haben wollen... aber da er nun einmal ein Mann ist, weckt er dann eben Euphorie und romantisches Interesse. Aber das hätte alles keinen Bestand.

"Zweck" ist wirklich unglücklich formuliert. Ich würde ihn ja nie ausnutzen wollen oder so. Genau genommen will ich gar keinen Kontakt mit ihm weil ich das Gefühl habe, dass er zwischen meinem Freund und mir steht. Aber andererseits kann ich gar nicht KEINEN Kontakt mit ihm haben, weil ich mich einfach in ihn - oder viel eher in diese Leidenschaft, die ich mit ihm teilen kann - verliebt habe. Ich habe da einen Ansprechpartner, den ich nie hatte. Wenn die Schmetterlinge nicht wären, würde ich auch überhaupt kein schlechtes Gewissen haben. Wir flirten nicht einmal. Nur jedes mal, wenn wir schreiben, gehe ich meinem Freund irgendwie emotional fremd. Zumindest fühlt es sich so an...

Ich finde es immer schade, wenn man einen anderen Menschen als Leinwand benutzt, auf die man malt was immer man sich von einem Partner wünschen würde und dann einen Rückzieher macht, wenn man sein Gegenüber gut genug kennen lernt um nicht mehr in der Lage zu sein, in ihm einen Menschen zu sehen, der er gar nicht ist. Aber das macht vermutlich jeder irgendwann. Ich höchstwahrscheinlich gerade jetzt. Aber verletzen will ich damit ganz bestimmt niemanden.

 
Ich finde Deine Fragestellung nicht korrekt. Du liebst nicht zwei Menschen, sondern Du liebst dieses Gefühl, dass Dich treibt. Laut Deiner Aussage liebst Du nur Deinen Freund.

Der Musiker teilt mit Dir eine Leidenschaft für eine Sache, das verbindet und gleichzeitig ist da für Dich einfach etwas unerledigtes, weil Du ihn noch nicht zu Deiner Zufriedenheit "geknackt" hast.

So wie Du Dich und Deine Leidenschaft bewertest, zeigt es, dass Du es schon darauf anlegst Informationen über Menschen zu sammeln, die Du dann verarbeiten möchtest.

Das geht oft auf Kosten der Menschen, die sich öffnen, da das Interesse meist erlischt, wenn sich jemand faszinierendes am Ende immer nur als Mensch entpuppt.

Gefühlsüberschwang ist zwar ein altmodisches Wort, aber trifft es meines Erachtens ganz gut, was Dich umhertreibt. Und das ist doch zumal in Deinem Alter auch richtig.

Wahrlich nicht jeder Schriftsteller und jeder Maler sitzt koksend und Ohren abschneidend vor seinem Werk und schafft dadurch geniales.

Thematisiere den vermeintlichen Bildungsunterschied zu Deinem Freund nicht, auch wenn es von ihm ausgehen sollte. So wird es nämlich, auch wenn Du meinst, dass Du da immer positive Rückmeldung gibst zum unterschwellig vorhandenen Dauerthema.

Und überlege Dir, was Dir die Korrespodenz mit dem Musiker überhaupt bringt. Willst Du Dich mit ihm treffen? Nur austauschen? Worüber austauschen? Wie schwer würde es Dir fallen darauf zu verzichten und wenn es Dir schwer fiele, warum?

 
"intellektuell hochkultiviert"
hab ich nicht ironisch gemeint, sondern ehrlich. Das merkt man ja schon immer an dem Schreibstil der Leute. Außerdem hast Du klare Ziele für Deine Zukunft, weißt was Deine Stärken sind und setzt diese auch ein. Das ist was für mich diese Begriffe ausmachen.Also ich wollte Dich keineswegs beleidigen, im Gegenteil.

Zu der anderen Sache, ich kann halt aus eigener Erfahrung sagen, dass es bei mir bisher immer zu Problemen kam, da ich mir auch immer dachte "der Schulabschluss ist doch nicht wichtig". Für mich ist das auch so. Aber die Männer kamen früher oder später nicht damit klar.

Dies äußerte sich in körperlicher Gewalt mir gegenüber, ein anderer hat mich psychisch unter Druck gesetzt und so mein Selbstbewusstsein zerstört. Einer hatte solche Probleme, dass er im wahrsten Sinne des Wortes die Männlichkeit verloren hat und wir in 2 Jahren Beziehung nie wirklich miteinander schlafen konnten... Einer hat nach 2 Monaten Schluß gemacht. Nachdem er erfahren hat, dass ich mehr verdiene als er, obwohl ich jünger bin (und eine Frau...). Du siehst... ich habe so meine negativen Erfahrungen gemacht...

ABER: Es gibt immer die Gegenbeispiele! Und bloß weil es bei mir so war, muss es bei Deinem Freund nicht auch so sein. Aber grundsätzlich kann ich persönlich es nicht von der Hand weisen...

 
Also kommen wir doch mal auf den Punkt. Hast Du sexuelles Interesse an ihm? Hast Du sexuelle Fantasien mit ihm? Du schreibst von einem romantischen Traum. Romantik ist zumeist "nur" ein schönes Deckmäntelchen, um das Triebhafte zu umhüllen und ihm so einen zusätzlichen Reiz zu verleihen.

Handelt es sich wirklich bloss um eine Schwärmerei, wie Du und Andere dies ein wenig verniedlichend betitelt? Ergäbe sich daraus bereits ein schlechtes Gewissen? Vielleicht ist das schlechte Gewissen tatsächlich gar nicht so gross, sondern Du zelebrierst es mehrheitlich, da Du, wie Du selber einräumst, eine kleine Dramaqueen bist. ;) Ich vermute aber, dass das schlechte Gewissen durchaus seine Berechtigung hat. Du schreibst von kleinen Hüpfern, die ein Herz gemacht hat, sobald was von ihm kam. Ich finde, das geht über reines Schwärmen oder über Faszination hinaus.

Mir kommt es so vor, als ob Du hier nicht ganz ehrlich mit Dir selber bist. Du betreibst Augenwischerei an zwei Fronten gleichzeitig. Einerseits relativierst Du Deine Gefühle ihm gegenüber, andererseits versuchst Du Dir mittels überzeichnetem Schlechten Gewissen ebendieses auszutreiben. Es gelingt Dir aber nicht.

Es gäbe da noch die Variante Platonische Liebe. Aber irgendwie scheint sie mir nicht richtig zu Deiner Geschichte zu passen...

Was ist meiner Meinung nach zu tun? Du sagst Du liebst Deinen Freund. Also solltest Du aus Respekt ihm gegenüber entweder ehrlich zu deinen Gefühlen stehen oder den Kontakt zum Musiker abbrechen.