Hallo ihr Lieben,
meine Geschichte ist sehr lang und wohl eine der ungewöhlichsten hier, ich glaub sogar, bald schon filmreif...mittlerweile weiß ich echt nicht mehr, wie es noch weitergehen soll. Ich hoffe, dass trotzdem jemand die Zeit hat, das zu lesen... Mir gehts richtig beschissen.
Alles begann vor vier Jahren, im Februar 2007. Damals war ich 18 und spätabends im ICQ unterwegs, wollte gerade offline, als mich ein Norweger anschrieb. Gelangweilt wie ich war, antwortete ich ihm. Wir verstanden uns gut und so wurde eine Internetfreundschaft daraus, er war für mich da, wenn ich mit meinem damaligen Freund Stress hatte, ich war für ihn da, wenn er jemanden zum Reden brauchte (Liebeskummer wegen einer Deutschen, seiner großen Liebe, für die er runterziehen wollte und die Schluss gemacht hatte). Kurzum, wir waren füreinander da, Webcam jeden Abend, knapp ein Jahr später ging meine Beziehung den Bach runter und so verliebten wir uns irgendwann, ohne uns gesehen zu haben, es war alles gefühlsmäßig sehr intensiv zwischen uns damals, wir vermissten uns, wenn einer nicht online war, usw. Für mich war es die intensivste Bindung, die ich zu jemandem hatte bisher und damals sagte er, es war genauso für ihn.
Sommer 2008 trafen wir uns dann in Spanien, da wir beide gleichzeitig mit unseren Freunden dort waren. Es wurde eine viertätige Sommerliebe. Als ich wieder zuhause war, hörte ich nichts mehr, er ging absolut auf Distanz, auch aus Angst, nicht nochmal verletzt zu werden und es war alles doch nicht so wie gewünscht. Ich war am Boden zerstört und brach den Kontakt ab.
Im Herbst flog ich zu einer Freundin aus Norwegen (die ich über ihn kannte), so traf ich auch ihn, der völlig perplex war. Er nahm wieder Kontakt auf, wir schrieben wieder, bis er im Frühling 2009 meinte, er bereut dass es nichts geworden war, ich fehle ihm. Zeitgleich hatte ich mich für eine Stelle als Au Pair beworben (in seiner Stadt und ja, damals war es wegen ihm), also flog ich hoch, um das klar zu machen und wollte bei Gelegenheit auch gleich ihn treffen. Ende vom Lied war, dass ich auf ihn gewartet hab und er nicht kam, er hatte riesengroße Angst davor, mich zu treffen, sofern wir alleine waren. Ich bekam die Zusage für das Auslandsjahr und ging im Sommer, lebte in der Nachbarstadt, wir trafen uns genau einmal, gingen abends aus, landeten (nur!!) kuschelnd im Bett, am nächsten Tag schob er es auf den Alkohol, ich wusste, er war nüchtern gewesen. Er meinte, er will mich nicht nochmal verletzen.
Nachdem das geschah, hatte ich mit einem langen Brief über meine Gefühle den Kontakt abgebrochen, weil ich es nicht mehr aushielt vor Schmerz. Er sagte, der traf ihn ins Herz, wollte mich auf einmal zurück. (Ich lebte ja nur 10 Kilometer von ihm weg). Ich ließ ihn, wir versuchten Freunde zu werden, treffen konnte er mich jedoch immer noch nicht allein. Ich litt wie ein Hund und stand vor der Wahl: Reiße ich die Zelte ab, vergesse ich alles, was je damit zu tun hatte oder beiße ich mich durch, gebe diesem Land, das mir so fremd ist, noch eine Chance?
Ich entschied mich zu bleiben.
Heute bin ich 23 und lebe noch immer in Norwegen. Ich bin quasi ausgewandert, spreche fließend norwegisch, studiere hier und ich liebe das Land mehr als irgendwas. Ich musste mich zu Beginn durch so viele Gerüchte durchkämpfen, als ich hierher kam (ging hier wie ein Lauffeuer durch die Stadt, dass ich wegen ihm hiersei, was auch stimmte zu Beginn). Ich arbeitete aus vollster Kraft daran, das für mich selbst zu ändern und schaffte es schließlich auch. Heute hat mein Leben hier mit ihm nichts mehr zu tun. Wenn ich daran zurückdenke, wie es anfing, ist das eine Mischung aus Stolz und... als wäre es unrealistisch. Ich hab mir was aufgebaut, habe einen Freundeskreis, möchte mein Leben hier verbringen, kurzum, ich kann ihm ein bisschen dankbar dafür sein, dass ich das hier gefunden habe. Nach und nach kam sogar von Seiten seiner Freunde großer Respekt, dass ich einfach auswandere, die Gerüchte verschwanden.
Doch lasst mich noch ein Jahr zurückblicken. So kam es, wir sahen uns im Juli 2010 wieder, auf einer Hausparty mit Freunden. Wie das Schicksal es wollte, schliefen wir letzten Endes bei einem gemeinsamen Freund (konnten erst morgens mit dem Bus zurück), ich lag neben ihm und versuchte zu schlafen, er blickte mich permanent an. Wir fingen an zu reden (damals noch auf Englisch) und redeten das erste Mal über die Dinge, die passiert sind, er habe alle Mädchen verletzt nach seiner großen Liebe, er will mir, gerade mir, nicht nochmal wehtun. Irgendwann wolte er mich küssen, ich fing an zu weinen, weil ich das nicht packte nach allem und er entschuldigte sich sofort, hielt mich im Arm. Könnten wir es schaffen? Könnten wir es probieren, mit Geduld und langsam, wenn die Semesterferien vorbei sind und er wieder in der Stadt ist?, fragte er. Ich stimmte zu, sagte, wir brauchen Zeit. Er wollte nicht, dass in jener Nacht irgendwas passierte, es hätte viel zerstören können, er hielt mich einfach nur im Arm und gab mir hin und wieder einen Kuss. Morgens verabschiedeten wir uns, danach war jedoch erstmal Funkstille. Eine Woche später kam er wieder in die Stadt, ich lebte nun auch dort zwecks Uni.
Er schrieb mir dann.. er habe 100 x überlegt und hat es sich letzten Endes geschworen, er will mich nicht nochmal verletzen, hat Angst dass das passieren kann. Er sehe dennoch nichts Falsches, wenn zwei Menschen Single seien und er, so lange er die Richtige noch nicht gefunden habe, den Drang nach Nähe mit einer anderen stillt. Der Satz hatte sich in meinen Kopf gebrannt. Wir einigten uns auf Freundschaft, ich sagte, dann musst du dich auch darum bemühen. Das geschah jedoch nicht. Eine Anfrage meinerseits, ob er die Tage Zeit für ein Bier am Hafen hat, wurde mit "Hab die Tage leider keine Zeit, anderes Mal" abgewertet. Angst. Ich gab ihm exakt drei Monate Zeit, dann brach ich den Kontakt ab, schmiss ihn aus Facebook und allem. Ein Jahr, genau bis diesen Juli herrschte absolute Funkstille, ich lebte mein Leben hier, mir ging es prima. Auch, wenn ab und zu schwere Momente kamen, in denen es wehtat.
Im Juli geschah das Unglück auf der Insel hier in der Nähe, bei dem eine Freundin von mir starb. Er nahm Kontakt zu mir auf, sagte, es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, aber es tue ihm leid, dass ich jemanden verloren habe. Ich antwortete ihm nach langem Überlegen, bedankte mich. Vor zwei Wochen schrieben wir uns erneut. Er schrieb, er habe mich vermisst.
"Du hast irgendwas an dir, das ich einfach nicht aus meinem Leben bekomme. Ich brauch dich in meinem Leben, basta.", sagte er.
Gleichzeitig erfuhr ich, er hatte ein halbes Jahr lang endlich wieder eine Freundin gehabt, die ihn aber im Juni verlassen hatte (Distanz - 100 km.. ein Witz). Laut seiner Deutschen Ex (mit der ich seit 2-3 Jahren in Kontakt stehe und die immer eine ganz gute Beraterin war) schien das ziemlich reingehauen zu haben. Klar, da pusht es natürlich auch das Ego, wenn er alleine ist und ich zu ihm komme.
Wir schrieben wieder regelmäßig miteinander, sahen uns sogar das erste Mal nach vier Jahren wieder über eine Webcam. Seit diesem Jahr kommunizierten wir nur auf Norwegisch, was ihm extrem imponierte, da er sich auch gefühlsmäßig so besser ausdrücken konnte. Fragte dann, ob ich die kommende Woche Zeit habe. Ich sagte, ich muss schauen. Wollte ihn auf Distanz halten. Sagte ihm, ich hab keine Lust, dass du letzten Endes nicht auftauchst. Er versprach es mir, sich Montag zu melden und er hielt sein Versprechen, schrieb mir diesen Montag: Morgen steht? Ich melde mich um sechs, wenn ich von der Uni komme. Den ganzen Montag kämpfte ich mit mir, ob ich absagen sollte, ich kämpfte mit meinem Stolz, mit meinem Herz, mit allem. Ich fuhr drei Stunden ziellos durch die Gegend, am Strand entlang, teilweise voller Bitterkeit, weil so viel passiert war. Weil ich wusste, ich war schwach, ich war mir letzten Endes so sicher, ich würde absagen.
Punkt sechs Uhr kam eine SMS: Bin zuhause! Ich räume schnell auf und dann kannst du reinschneien. Ich ignorierte diese zunächst, dachte, nein, ich melde mich nicht. Ich sage kurz davor ab. Dann kam ich zurück in die Stadt, gerade als er schrieb: Bin fertig. Wann kommst du?, und irgendwie brannten mir die Sicherungen durch und ich fuhr zu ihm. Es war eine Mischung aus dem Gefühl, vielleicht sehe ich ihn nie wieder, hat an einem anderen Tag wieder Angst, was weiß ich. Ich war sogar zu scheu, zu fragen, ob wir uns nicht in der Stadt treffen wollten (was mir lieber gewesen wäre - fataler Grund, der sich bestätigt hat, kommt nämlich gleich).
Wir umarmten uns, sprachen miteinander, er war hin und weg, dass er fließend mit mir reden kann, sagte, das sei so ungewohnt, aber schön. Sahen uns Toy Story an, sprachen miteinander, während wir nebeneinander auf dem Sofa saßen. Sahen uns dann auch noch einen zweiten Film an. Und irgendwann hat es nur eine falsche Sofaposition gebraucht, als man sich auf gleicher Höhe zurücklehnte, einen viel zu langen Blick, den ich nach zwanzig Sekunden nicht mehr aushielt. Ich weiß nicht, wer wen geküsst hat, aber ich glaube, ich war's, wenn auch zaghaft. Er ging jedoch darauf ein, wenn auch zögerlich. Ich sagte, das ist keine gute Idee. Er ebenfalls. Küssten uns trotzdem irgendwann wieder, bis er fragte, ob ich nicht über Nacht bleiben will. Ich: Sowieso schon hoffnungslos. Lagen dann kuschelnd im Bett, schliefen ein. Es war wieder eine dieser Nächte, in denen ich ständig auf den Wecker blickte, ihn ansah, wusste, es hält nur wenige Stunden, so wunderschön und so schmerzhaft zugleich, weil er mir nicht gehört. Er hielt mich im Arm, irgendwann küssten wir uns und es ging das erste Mal weiter. Er meinte, das ist keine gute Idee, ich genauso. Aber wir konnten uns beide nicht zurückhalten, es ging einfach nicht. Es war trotzdem alles sehr liebevoll und zögerlich. Es kam wie es kommen musste und wir schliefen miteinander, das allererste Mal in den vier Jahren. Danach lagen wir da, einigten uns, es kann so nicht weitergehen. Ab morgen Freunde, sagte ich, wir vergessen diese Nacht. Er stimmte mir zu, sagte, wir müssen versuchen, Freunde zu bleiben, wir verlieren uns komplett und ich will dich nicht verlieren. Sowas soll nicht mehr passieren.
Gestern morgen wachten wir also auf, er ging duschen, ich zog mich an, wir standen uns dann gegenüber wie zwei Idioten. Lächelten uns an, weil wir die Situation des Abschieds schon öfters hatten. "So." - "So." - "Freunde?" - "Freunde." Donnerstag würde er mit Freunden ausgehen, ob ich mitkommen wollte... er würde mir einfach eine SMS schreiben.
Wir umarmten uns... auffallend lange, extrem lange. Wir hielten uns ungefähr zwei Minuten lang nur stumm ganz fest, ohne irgendwas zu sagen.
Dann ging ich.
Ich kam gestern zurück und wusste, du darfst nicht jammern, du hast es gewusst und das sind die Konsequenzen. Vor zwei Jahren hätte und habe ich geweint, wäre tagelang unbrauchbar gewesen, heute sehe ich es lockerer, aus Erfahrung der letzten Jahre. Ich weiß irgendwie, es ist nie das letzte Mal, da wir es einfach nicht packen. Er packt es nicht. Ich hab den Kontakt so oft abgebrochen bzw. einfach einschlafen lassen, weil ich nicht mehr konnte, er hat mich jedes Mal vermisst, sich jedes Mal gemeldet und wollte mich dann auch irgendwie sehen. Bei ihm war es in der Nacht wohl auch viel von Bestätigung - klar, die Ex ist weg, er ist allein.
Aber eine Sexbeziehung will er nicht, nicht mit mir, sagt er. Ich bin ihm zu wichtig, er will ja unbedingt Freunde bleiben und besteht da jetzt drauf. Nur, was ist das? Warum können wir nie nie nie die Finger voneinander lassen, letztes Jahr, die Jahre davor, es ging von ihm aus. Ich darf mittlerweile nicht mal mehr mit Freunden drüber reden, ist bei ihm genauso, die sagen alle, das ist unfassbar mit uns, weil's nie endet und doch irgendwie nichts ist und das alles ist so verrückt.
Er hat sich gestern dann auch nicht mehr gemeldet, hab ich auch so erwartet (Norweger eben.. die diskutieren nicht, sondern sind eher still). Bleibt abzuwarten, ob das heute Abend noch steht oder ob er nicht wie ich so lange nachgedacht hat... ich weiß nicht mehr, wie es weiter gehen soll.
Und natürlich sind bei mir Gefühle vorhanden, die waren immer da. Weil er für mich genau das ist, was seine deutsche Ex für ihn war, allerdings lasse ich ihn das nicht spüren. Ich schreibe ihn nie an, ich melde mich nicht von mir aus, ich umarmte ihn auch nicht von hinten, als ich neben ihm im Bett lag, drehte mich auch mal weg, ließ ihn das tun.
Die Geschichte mit uns ist so lang, geht jetzt schon vier Jahre und es ist irgendwas zwischen uns, das ihn immer wieder schwach werden lässt. Es ist eine Verbindung da, aber vielleicht bilde ich mir das auch ein. Ich bin die Einzige, mit der er über einen so langen Zeitraum so befreundet ist, denke ich mal. Alle anderen Mädels kamen und gingen, von denen liest, hört und sieht man nichts mehr. Er gibt das mit mir Freunden gegenüber auch nicht zu (klar, redet eben, wie Männer reden "sie war hier, wieder alles in die Scheiße geritten mit ihr letzte Nacht" z.B. letztes Jahr, hab ich über nen gemeinsamen Freund mitgelesen...der hats mittlerweile auch aufgegeben, noch irgendwas dazu zu sagen), aber ich versteh's einfach nicht, warum er keine Beziehung packt, warum es so schwierig für ihn ist, es freundschaftlich zu lassen, aber mehr geht nicht. Für Sexbeziehung bin ich ihm dann wieder als Mensch viel zuviel wert, der Typ dafür ist er offenbar nicht.
Es ist nur immer dasselbe Muster... Gehe ich auf Distanz, kommt er nach Wochen an, fragt, wie es mir geht, vermisst mich irgendwann, wir sehen uns, küssen uns - blöde Situation hinterher, Funkstille.
Immerhin hat er diesmal schon hinbekommen, keinen Rückzieher mehr zu machen, er hielt die Verabredung ein, sagt selbst "Ich hab viel Mist gebaut damals."
Er sagt, wir sollten eine Freundschaft aufbauen, wir sollten uns endlich mal besser kennenlernen. Das ist auch noch so eine Sache, nach bald vier Jahren kennen wir uns eigentlich wirklich kaum. Wir reden fast nur über die Vergangenheit, oder nur kurz über Neuigkeiten, reden überhaupt nicht über das, was uns als Person ausmacht (früher, bevor all das begann, schon, aber da waren wir noch Jugendliche). Wir haben nie was gemeinsam ganz normal tagsüber unternommen, es war entweder eine Party, ein DVD Abend (sowieso zum Scheitern verurteilt) oder Ähnliches...
Am schlimmsten ist es, dass ich mit jetzt Vorwürfe mache, dass der Sex gestern, wenns auch kurz und zärtlich war, endgültig den Ofen ausgemacht hat, dass der ganze Reiz jetzt weg ist. Deshalb und wirklich nur deshalb leide ich seit gestern total und weiß nicht, ob das noch irgendwie kittbar ist, ob er denkt "Prima. Kann ich jetzt immer haben, wozu also Beziehung" oder doch alles ganz anders ist. Ich hab das Gefühl, ich hab meinen Stolz verloren und das ist das Schlimmste für mich.
Ich weiß nicht mehr weiter, wirklich nicht. Wir kommen einfach nicht voneinander los, können nicht ohne einander, aber für das miteinander fehlt mehr als nur eine Basis...
ich bin ratlos. ;(
meine Geschichte ist sehr lang und wohl eine der ungewöhlichsten hier, ich glaub sogar, bald schon filmreif...mittlerweile weiß ich echt nicht mehr, wie es noch weitergehen soll. Ich hoffe, dass trotzdem jemand die Zeit hat, das zu lesen... Mir gehts richtig beschissen.
Alles begann vor vier Jahren, im Februar 2007. Damals war ich 18 und spätabends im ICQ unterwegs, wollte gerade offline, als mich ein Norweger anschrieb. Gelangweilt wie ich war, antwortete ich ihm. Wir verstanden uns gut und so wurde eine Internetfreundschaft daraus, er war für mich da, wenn ich mit meinem damaligen Freund Stress hatte, ich war für ihn da, wenn er jemanden zum Reden brauchte (Liebeskummer wegen einer Deutschen, seiner großen Liebe, für die er runterziehen wollte und die Schluss gemacht hatte). Kurzum, wir waren füreinander da, Webcam jeden Abend, knapp ein Jahr später ging meine Beziehung den Bach runter und so verliebten wir uns irgendwann, ohne uns gesehen zu haben, es war alles gefühlsmäßig sehr intensiv zwischen uns damals, wir vermissten uns, wenn einer nicht online war, usw. Für mich war es die intensivste Bindung, die ich zu jemandem hatte bisher und damals sagte er, es war genauso für ihn.
Sommer 2008 trafen wir uns dann in Spanien, da wir beide gleichzeitig mit unseren Freunden dort waren. Es wurde eine viertätige Sommerliebe. Als ich wieder zuhause war, hörte ich nichts mehr, er ging absolut auf Distanz, auch aus Angst, nicht nochmal verletzt zu werden und es war alles doch nicht so wie gewünscht. Ich war am Boden zerstört und brach den Kontakt ab.
Im Herbst flog ich zu einer Freundin aus Norwegen (die ich über ihn kannte), so traf ich auch ihn, der völlig perplex war. Er nahm wieder Kontakt auf, wir schrieben wieder, bis er im Frühling 2009 meinte, er bereut dass es nichts geworden war, ich fehle ihm. Zeitgleich hatte ich mich für eine Stelle als Au Pair beworben (in seiner Stadt und ja, damals war es wegen ihm), also flog ich hoch, um das klar zu machen und wollte bei Gelegenheit auch gleich ihn treffen. Ende vom Lied war, dass ich auf ihn gewartet hab und er nicht kam, er hatte riesengroße Angst davor, mich zu treffen, sofern wir alleine waren. Ich bekam die Zusage für das Auslandsjahr und ging im Sommer, lebte in der Nachbarstadt, wir trafen uns genau einmal, gingen abends aus, landeten (nur!!) kuschelnd im Bett, am nächsten Tag schob er es auf den Alkohol, ich wusste, er war nüchtern gewesen. Er meinte, er will mich nicht nochmal verletzen.
Nachdem das geschah, hatte ich mit einem langen Brief über meine Gefühle den Kontakt abgebrochen, weil ich es nicht mehr aushielt vor Schmerz. Er sagte, der traf ihn ins Herz, wollte mich auf einmal zurück. (Ich lebte ja nur 10 Kilometer von ihm weg). Ich ließ ihn, wir versuchten Freunde zu werden, treffen konnte er mich jedoch immer noch nicht allein. Ich litt wie ein Hund und stand vor der Wahl: Reiße ich die Zelte ab, vergesse ich alles, was je damit zu tun hatte oder beiße ich mich durch, gebe diesem Land, das mir so fremd ist, noch eine Chance?
Ich entschied mich zu bleiben.
Heute bin ich 23 und lebe noch immer in Norwegen. Ich bin quasi ausgewandert, spreche fließend norwegisch, studiere hier und ich liebe das Land mehr als irgendwas. Ich musste mich zu Beginn durch so viele Gerüchte durchkämpfen, als ich hierher kam (ging hier wie ein Lauffeuer durch die Stadt, dass ich wegen ihm hiersei, was auch stimmte zu Beginn). Ich arbeitete aus vollster Kraft daran, das für mich selbst zu ändern und schaffte es schließlich auch. Heute hat mein Leben hier mit ihm nichts mehr zu tun. Wenn ich daran zurückdenke, wie es anfing, ist das eine Mischung aus Stolz und... als wäre es unrealistisch. Ich hab mir was aufgebaut, habe einen Freundeskreis, möchte mein Leben hier verbringen, kurzum, ich kann ihm ein bisschen dankbar dafür sein, dass ich das hier gefunden habe. Nach und nach kam sogar von Seiten seiner Freunde großer Respekt, dass ich einfach auswandere, die Gerüchte verschwanden.
Doch lasst mich noch ein Jahr zurückblicken. So kam es, wir sahen uns im Juli 2010 wieder, auf einer Hausparty mit Freunden. Wie das Schicksal es wollte, schliefen wir letzten Endes bei einem gemeinsamen Freund (konnten erst morgens mit dem Bus zurück), ich lag neben ihm und versuchte zu schlafen, er blickte mich permanent an. Wir fingen an zu reden (damals noch auf Englisch) und redeten das erste Mal über die Dinge, die passiert sind, er habe alle Mädchen verletzt nach seiner großen Liebe, er will mir, gerade mir, nicht nochmal wehtun. Irgendwann wolte er mich küssen, ich fing an zu weinen, weil ich das nicht packte nach allem und er entschuldigte sich sofort, hielt mich im Arm. Könnten wir es schaffen? Könnten wir es probieren, mit Geduld und langsam, wenn die Semesterferien vorbei sind und er wieder in der Stadt ist?, fragte er. Ich stimmte zu, sagte, wir brauchen Zeit. Er wollte nicht, dass in jener Nacht irgendwas passierte, es hätte viel zerstören können, er hielt mich einfach nur im Arm und gab mir hin und wieder einen Kuss. Morgens verabschiedeten wir uns, danach war jedoch erstmal Funkstille. Eine Woche später kam er wieder in die Stadt, ich lebte nun auch dort zwecks Uni.
Er schrieb mir dann.. er habe 100 x überlegt und hat es sich letzten Endes geschworen, er will mich nicht nochmal verletzen, hat Angst dass das passieren kann. Er sehe dennoch nichts Falsches, wenn zwei Menschen Single seien und er, so lange er die Richtige noch nicht gefunden habe, den Drang nach Nähe mit einer anderen stillt. Der Satz hatte sich in meinen Kopf gebrannt. Wir einigten uns auf Freundschaft, ich sagte, dann musst du dich auch darum bemühen. Das geschah jedoch nicht. Eine Anfrage meinerseits, ob er die Tage Zeit für ein Bier am Hafen hat, wurde mit "Hab die Tage leider keine Zeit, anderes Mal" abgewertet. Angst. Ich gab ihm exakt drei Monate Zeit, dann brach ich den Kontakt ab, schmiss ihn aus Facebook und allem. Ein Jahr, genau bis diesen Juli herrschte absolute Funkstille, ich lebte mein Leben hier, mir ging es prima. Auch, wenn ab und zu schwere Momente kamen, in denen es wehtat.
Im Juli geschah das Unglück auf der Insel hier in der Nähe, bei dem eine Freundin von mir starb. Er nahm Kontakt zu mir auf, sagte, es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, aber es tue ihm leid, dass ich jemanden verloren habe. Ich antwortete ihm nach langem Überlegen, bedankte mich. Vor zwei Wochen schrieben wir uns erneut. Er schrieb, er habe mich vermisst.
"Du hast irgendwas an dir, das ich einfach nicht aus meinem Leben bekomme. Ich brauch dich in meinem Leben, basta.", sagte er.
Gleichzeitig erfuhr ich, er hatte ein halbes Jahr lang endlich wieder eine Freundin gehabt, die ihn aber im Juni verlassen hatte (Distanz - 100 km.. ein Witz). Laut seiner Deutschen Ex (mit der ich seit 2-3 Jahren in Kontakt stehe und die immer eine ganz gute Beraterin war) schien das ziemlich reingehauen zu haben. Klar, da pusht es natürlich auch das Ego, wenn er alleine ist und ich zu ihm komme.
Wir schrieben wieder regelmäßig miteinander, sahen uns sogar das erste Mal nach vier Jahren wieder über eine Webcam. Seit diesem Jahr kommunizierten wir nur auf Norwegisch, was ihm extrem imponierte, da er sich auch gefühlsmäßig so besser ausdrücken konnte. Fragte dann, ob ich die kommende Woche Zeit habe. Ich sagte, ich muss schauen. Wollte ihn auf Distanz halten. Sagte ihm, ich hab keine Lust, dass du letzten Endes nicht auftauchst. Er versprach es mir, sich Montag zu melden und er hielt sein Versprechen, schrieb mir diesen Montag: Morgen steht? Ich melde mich um sechs, wenn ich von der Uni komme. Den ganzen Montag kämpfte ich mit mir, ob ich absagen sollte, ich kämpfte mit meinem Stolz, mit meinem Herz, mit allem. Ich fuhr drei Stunden ziellos durch die Gegend, am Strand entlang, teilweise voller Bitterkeit, weil so viel passiert war. Weil ich wusste, ich war schwach, ich war mir letzten Endes so sicher, ich würde absagen.
Punkt sechs Uhr kam eine SMS: Bin zuhause! Ich räume schnell auf und dann kannst du reinschneien. Ich ignorierte diese zunächst, dachte, nein, ich melde mich nicht. Ich sage kurz davor ab. Dann kam ich zurück in die Stadt, gerade als er schrieb: Bin fertig. Wann kommst du?, und irgendwie brannten mir die Sicherungen durch und ich fuhr zu ihm. Es war eine Mischung aus dem Gefühl, vielleicht sehe ich ihn nie wieder, hat an einem anderen Tag wieder Angst, was weiß ich. Ich war sogar zu scheu, zu fragen, ob wir uns nicht in der Stadt treffen wollten (was mir lieber gewesen wäre - fataler Grund, der sich bestätigt hat, kommt nämlich gleich).
Wir umarmten uns, sprachen miteinander, er war hin und weg, dass er fließend mit mir reden kann, sagte, das sei so ungewohnt, aber schön. Sahen uns Toy Story an, sprachen miteinander, während wir nebeneinander auf dem Sofa saßen. Sahen uns dann auch noch einen zweiten Film an. Und irgendwann hat es nur eine falsche Sofaposition gebraucht, als man sich auf gleicher Höhe zurücklehnte, einen viel zu langen Blick, den ich nach zwanzig Sekunden nicht mehr aushielt. Ich weiß nicht, wer wen geküsst hat, aber ich glaube, ich war's, wenn auch zaghaft. Er ging jedoch darauf ein, wenn auch zögerlich. Ich sagte, das ist keine gute Idee. Er ebenfalls. Küssten uns trotzdem irgendwann wieder, bis er fragte, ob ich nicht über Nacht bleiben will. Ich: Sowieso schon hoffnungslos. Lagen dann kuschelnd im Bett, schliefen ein. Es war wieder eine dieser Nächte, in denen ich ständig auf den Wecker blickte, ihn ansah, wusste, es hält nur wenige Stunden, so wunderschön und so schmerzhaft zugleich, weil er mir nicht gehört. Er hielt mich im Arm, irgendwann küssten wir uns und es ging das erste Mal weiter. Er meinte, das ist keine gute Idee, ich genauso. Aber wir konnten uns beide nicht zurückhalten, es ging einfach nicht. Es war trotzdem alles sehr liebevoll und zögerlich. Es kam wie es kommen musste und wir schliefen miteinander, das allererste Mal in den vier Jahren. Danach lagen wir da, einigten uns, es kann so nicht weitergehen. Ab morgen Freunde, sagte ich, wir vergessen diese Nacht. Er stimmte mir zu, sagte, wir müssen versuchen, Freunde zu bleiben, wir verlieren uns komplett und ich will dich nicht verlieren. Sowas soll nicht mehr passieren.
Gestern morgen wachten wir also auf, er ging duschen, ich zog mich an, wir standen uns dann gegenüber wie zwei Idioten. Lächelten uns an, weil wir die Situation des Abschieds schon öfters hatten. "So." - "So." - "Freunde?" - "Freunde." Donnerstag würde er mit Freunden ausgehen, ob ich mitkommen wollte... er würde mir einfach eine SMS schreiben.
Wir umarmten uns... auffallend lange, extrem lange. Wir hielten uns ungefähr zwei Minuten lang nur stumm ganz fest, ohne irgendwas zu sagen.
Dann ging ich.
Ich kam gestern zurück und wusste, du darfst nicht jammern, du hast es gewusst und das sind die Konsequenzen. Vor zwei Jahren hätte und habe ich geweint, wäre tagelang unbrauchbar gewesen, heute sehe ich es lockerer, aus Erfahrung der letzten Jahre. Ich weiß irgendwie, es ist nie das letzte Mal, da wir es einfach nicht packen. Er packt es nicht. Ich hab den Kontakt so oft abgebrochen bzw. einfach einschlafen lassen, weil ich nicht mehr konnte, er hat mich jedes Mal vermisst, sich jedes Mal gemeldet und wollte mich dann auch irgendwie sehen. Bei ihm war es in der Nacht wohl auch viel von Bestätigung - klar, die Ex ist weg, er ist allein.
Aber eine Sexbeziehung will er nicht, nicht mit mir, sagt er. Ich bin ihm zu wichtig, er will ja unbedingt Freunde bleiben und besteht da jetzt drauf. Nur, was ist das? Warum können wir nie nie nie die Finger voneinander lassen, letztes Jahr, die Jahre davor, es ging von ihm aus. Ich darf mittlerweile nicht mal mehr mit Freunden drüber reden, ist bei ihm genauso, die sagen alle, das ist unfassbar mit uns, weil's nie endet und doch irgendwie nichts ist und das alles ist so verrückt.
Er hat sich gestern dann auch nicht mehr gemeldet, hab ich auch so erwartet (Norweger eben.. die diskutieren nicht, sondern sind eher still). Bleibt abzuwarten, ob das heute Abend noch steht oder ob er nicht wie ich so lange nachgedacht hat... ich weiß nicht mehr, wie es weiter gehen soll.
Und natürlich sind bei mir Gefühle vorhanden, die waren immer da. Weil er für mich genau das ist, was seine deutsche Ex für ihn war, allerdings lasse ich ihn das nicht spüren. Ich schreibe ihn nie an, ich melde mich nicht von mir aus, ich umarmte ihn auch nicht von hinten, als ich neben ihm im Bett lag, drehte mich auch mal weg, ließ ihn das tun.
Die Geschichte mit uns ist so lang, geht jetzt schon vier Jahre und es ist irgendwas zwischen uns, das ihn immer wieder schwach werden lässt. Es ist eine Verbindung da, aber vielleicht bilde ich mir das auch ein. Ich bin die Einzige, mit der er über einen so langen Zeitraum so befreundet ist, denke ich mal. Alle anderen Mädels kamen und gingen, von denen liest, hört und sieht man nichts mehr. Er gibt das mit mir Freunden gegenüber auch nicht zu (klar, redet eben, wie Männer reden "sie war hier, wieder alles in die Scheiße geritten mit ihr letzte Nacht" z.B. letztes Jahr, hab ich über nen gemeinsamen Freund mitgelesen...der hats mittlerweile auch aufgegeben, noch irgendwas dazu zu sagen), aber ich versteh's einfach nicht, warum er keine Beziehung packt, warum es so schwierig für ihn ist, es freundschaftlich zu lassen, aber mehr geht nicht. Für Sexbeziehung bin ich ihm dann wieder als Mensch viel zuviel wert, der Typ dafür ist er offenbar nicht.
Es ist nur immer dasselbe Muster... Gehe ich auf Distanz, kommt er nach Wochen an, fragt, wie es mir geht, vermisst mich irgendwann, wir sehen uns, küssen uns - blöde Situation hinterher, Funkstille.
Immerhin hat er diesmal schon hinbekommen, keinen Rückzieher mehr zu machen, er hielt die Verabredung ein, sagt selbst "Ich hab viel Mist gebaut damals."
Er sagt, wir sollten eine Freundschaft aufbauen, wir sollten uns endlich mal besser kennenlernen. Das ist auch noch so eine Sache, nach bald vier Jahren kennen wir uns eigentlich wirklich kaum. Wir reden fast nur über die Vergangenheit, oder nur kurz über Neuigkeiten, reden überhaupt nicht über das, was uns als Person ausmacht (früher, bevor all das begann, schon, aber da waren wir noch Jugendliche). Wir haben nie was gemeinsam ganz normal tagsüber unternommen, es war entweder eine Party, ein DVD Abend (sowieso zum Scheitern verurteilt) oder Ähnliches...
Am schlimmsten ist es, dass ich mit jetzt Vorwürfe mache, dass der Sex gestern, wenns auch kurz und zärtlich war, endgültig den Ofen ausgemacht hat, dass der ganze Reiz jetzt weg ist. Deshalb und wirklich nur deshalb leide ich seit gestern total und weiß nicht, ob das noch irgendwie kittbar ist, ob er denkt "Prima. Kann ich jetzt immer haben, wozu also Beziehung" oder doch alles ganz anders ist. Ich hab das Gefühl, ich hab meinen Stolz verloren und das ist das Schlimmste für mich.
Ich weiß nicht mehr weiter, wirklich nicht. Wir kommen einfach nicht voneinander los, können nicht ohne einander, aber für das miteinander fehlt mehr als nur eine Basis...
ich bin ratlos. ;(
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: