Einsicht

nightfire

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07. Dez. 2004
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Ist es nicht traurig? Zwei Menschen lernen sich kennen und auch wenn alle Zeichen gegen die Liebe stehen, schaffen die beiden es doch noch, alle Probleme zu überwältigen, die Angelegenheiten so gut es geht zu meistern. Sogar wenn beide dadurch einige Verluste hinnehmen müssen. Die beiden haben erkannt: Wir haben die ersten Hürden bereits gemeinsam überstanden, ohne überhaupt einander richtig zu kennen. Es ging nicht anders. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, ihre Liebe verfestigt immer mehr, und das gegenseitige Vertrauen wächst und wächst. Die Beziehung ist wundervoll, die gemeinsame Zeit ist sehr intensiv und schön.

Und doch kommt der Moment, mehr als ca. 1 1/2 Jahr später bin ich an dem Punkt gelangt, an dem ich sagen kann: Ich habe sie vergessen.

Ist es nicht traurig? Dass sich zwei Menschen, die sich so vertrauten, sich so liebten, so viel bewegten, so viel erlebten... Dass sich diese beiden Menschen heute nicht mehr kennen. Ja einander auf der Strasse nicht einmal mehr anschauen. Einander sogar mit Worten willentlichen verletzten können? Nicht einmal entschuldigen konnten wir uns. Wir gaben uns beide keine Möglichkeit dazu. Warum nur können sich zwei Menschen, die sich so sehr verstanden, nicht einmal mehr streiten? Wieso ensteht diese unumgängliche Grenze zwischen uns?

Und doch bin froh! Gelernt damit umzugehen, meine Entscheidung zu akzeptieren und los zulassen. Auch es weh tat, es war besser so. Die Liebe ist erfroren. Der Kampf ist verloren. Doch nicht für mich! Ich hab's geschafft, die Situation für mich wieder in den Griff zu bekommen. Auch wenn ich noch manchmal daran denke. Ich kann morgens in den Spiegel schauen und zu mir sagen: Ja, das bin ich.

Zum Glück ist das Vergangene vergangen und nicht mehr relevant. Zum Glück kann ich das Gute an der Zukunft wieder sehen. Doch muss ich mich anstrengen, in der Zukunft einige Fehler nicht mehr zu begehen.

Denn ich habe das Gefühl, dass ich eine andere Frau getroffen habe, die sehr viel mehr Charakter zeigt, sie ist womöglich zur Zeit nicht bereit. Doch nur schon die Tatsache, dass es andere Frauen gibt, die mich auch nur ein wenig mehr verstehen, als meine Ex-Freundin, gibt mir ein verdammt gutes Gefühl :super:

Auf eine hoffnungsvolle Zukunft.

nightfire

 
Gut formuliert! Du hast völlig recht, es ist schon sehr traurig und eigentlich auch erschreckend, wenn man eine Person, die einem unheimlich viel näher war als jeder andere Mensch, mit der man alles unternommen und alles geteilt hat, plötzlich "gar nicht mehr kennt".

Ich z.B. hab damals bergeweise Geschenke und wunderschöne Liebesbriefe, die mich einst zu Tränen rührten, einfach vernichtet.

Sollte nicht so intensiv daran denken, darum hör ich jetzt auf. Auf jeden Fall ein sprechender Beitrag von Dir!

 
Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Sehr. Du bist noch so jung - und machst Dir solche Gedanken - über ein solch tiefgründiges Thema. Beeindruckend.

Weisst Du - bei mir kam diese Erkenntnis nach 23 langen Jahren ... kaum vorstellbar. Ein Mensch den ich so lange kannte, hat sich innerhalb von 12 Stunden (! - kaum vorstellbar und für Aussenstehende sicherlich nicht nachvollziehbar) so verändert, dass er zwar noch aussah wie "er" - aber ein ganz anderer Mensch war. Erschreckend. Und dies zu erleben kam mir vor - und tut es im Rückblick immer noch - wie ein Horrorstreifen der schlechten Art.

Ich habe daraus eines gelernt: Diese Situation akzeptieren und den Menschen loslassen. Nicht alten Dingen nachhängen. Die guten Jahre so stehen lassen, wie sie waren. Als gut. Aber den Schluss-Strich ziehen, dort wo gut zu Ende war. Nicht mehr gross darüber nachdenken - man verharrt sonst in einer Art Lähmung, denn eine wirkliche Erklärung wird man nicht finden.

Klar ist das jetzt so locker hingeschrieben - der Weg dahin ist aber alles andere als locker. Diese Einsicht muss man sich hart erarbeiten. Ich muss heute nicht mehr alles verstehen um es zu akzeptieren. Mein Gefühl sagt mir, wann die Zeit gekommen ist. Nicht mein Verstand.

Die 23 gelebten Jahre versteh ich heute als eine Art Wegstrecke. Ein schöner Lebensweg - bis hin zur Weggabelung. Da trennten sich die Wege. Ich geh den meinen Weg jetzt weiter, es wurde mir auch das grosse Glück geschenkt, in einen wunderschönen Weg, voller Rosen und weichem Moosboden, einzumünden.

Ich würde mir mehr als alles andere wünschen - dass ich diesen Weg bis ans Ende gehen kann. Ohne Weggabelung.

Dir wünsche ich alles Liebe - im wahrsten Sinne des Wortes.

Sternenzauber

 
hi nightfire,

du hast so recht mit deinem beitrag...und diese tatsache, dass man nach einer so schönen zeit miteinander umgeht als hätte man sich nie wirklich gekannt, finde ich sehr traurig. ich komme damit im moment auch noch nicht so wirklich klar, ich kann mir noch nicht so wirklich vorstellen, dass mein freund jetzt anscheinend so anders denkt als vorher. die einsicht, zu der du schon gelangt bist, ist bei mir noch nicht so ganz angekommen.

ich finde vor allem wenn man so plötzlich verlassen wird, ist es noch mal doppelt so hart. als er mir gesagt hat, seine gefühle wären einfach nicht mehr dieselben, stand ich nur da, habe ihn angeschaut und konnte es ihm nicht glauben.

er war doch eigentlich noch derselbe mensch und irgendwie auch wieder nicht.

wenn ich ihn jetzt treffe, hat er so etwas fremdes an sich. es ist ganz komisch, einerseits macht er manchmal irgendeine geste oder irgendwas und das ist mir dann so vertraut, aber die art wie er sich jetzt verhält und was er sagt, das ist nicht mehr der mit dem ich zusammen war.

es ist wirklich traurig!

 
Genau meine Gedanken in der letzten Zeit...

@Nightfire Du sprichst mir aus der Seele!

Der gröbste Schmerz ist bei mir überwunden, die Situation zwangsläufig akzeptiert. Der Focus wieder auf mich selbst gerichtet und auch ich kann wieder in den Spiegel schauen, da ich mich selbst wieder gefunden habe.

Verstehen aber kann ich die Tatsache auch nicht und ich fürchte mich davor sie wiederzusehen... ob es überhaupt ein "Hallo" gibt? Oder wird man sich nur ignorieren? Und das wo man sich einmal so nah war...

 
hi du!

schliesse mich sternenzauber an ...

für dein alter eine wirklich reife leistung und schöne zusammenfassung eines fakts ...

aber man blickt da eben mit verwunderung zurück und einem kleinen ziehenden schmerz weil man weiss wie schön es einmal gewesen ist ...

aber das ist unser leben ... es geht weiter, weiter mit uns, ob wir wollen oder nicht ... auch wenn wir uns krampfhaft an bestimmten dingen festhalten werden unsere kräfte es zu umklammern schwächer und wir werden mitgerissen, auch wenn mit wehmütigen blicken zurück sehen ... wird unser blick wieder nach vorne gerichtet ...

irgendwie ...

aber deine zukunft liegt vor dir ... mach was draus!

alles liebe

venice

 
Hallo zusammen.

Vielen Dank für euer Feedback. Es tut gut zu wissen, dass man mit Fragen, die niemand wirklich beantworten kann, nicht alleine da steht. Manchmal habe ich das Gefühl, es wäre besser darüber nicht nachzudenken.

Doch auch wenn niemand es richtig verstehen oder erklären kann, ich glaube es tut einfach nur gut, sich seine Gedanken darüber zu machen.

Mir persönlich hilft das auf jedenfall immer sehr.

Das Wichtigste ist mir aber, dass ich nach einer gewissen Zeit immer wieder zu mir selbst finde. Und ich glaube dies ist mir bis jetzt meistens sehr gut gelungen. Zum Glück.

Kenne dieses Forum erst seit kurzer Zeit. Finde aber, dass es hier wirklich ein paar Dinge gibt, von denen man noch lernen kann. :super:

Viele Grüsse

nightfire