Entlieben/ BPS, ADHS und Narzissmus

mirrorface

Neuer Benutzer
29. Juni 2010
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Hallo in die Runde,

da ich neu hier bin, habe ich mich soeben im Vorstellungsbereich kurz beschrieben.

Ich hatte vier Monate lang einen neuen Freund, nach 2,5 Jahren solo.

Der davor war auch nur eine kurze Affäre von 3 Monaten.

Vor dreieinhalb Jahren ist mein langjähriger Lebenspartner gestorben, mit dem ich eine "auf und ab", aber insgesamt sehr erfüllende Beziehung führte.

Kurzum, ich habs nach den 2,5 Jahren seit der letzten gescheiterten Affäre noch mal gewagt, was Neues zuzulassen. Mit jemandem, den ich von meinem verstorbenen Lebenspartner kannte.

Das ist gründlich daneben gegangen.

Wir waren nie "Typen" füreinander. Früher ignorierten wir uns. Wahrgenommen haben wir uns, aber eher bestaunt:

"So was gibts auch?!"

Per Zufall trafen wir uns Mitte Februar, und zwei Wochen später lud er mich zum Kaffee zu sich nach Hause ein. Er ist Alkoholiker (Quartalstrinker), leitet dennoch seine kleine feine Firma gut und schreibt bis heute schwarze Zahlen.

Wir unterhielten uns über meinen verstorbenen Freund, der sein Angestellter war und irgendwie kamen wir uns näher.

Im Bett klappte es von Anfang an nicht.

Aber absolut nicht!

Das habe ich in 49 Jahren noch nie erlebt.

Ich kam mir vor wie die hässlichste Satteldecke (Schabracke) unterm Himmelszelt.

Ach was, sagte ich mir, wir sind beide aus der Übung (er ist seit 5 Jahren geschieden und seither von gelegentlichen One-Night-Stands abgesehen allein, was frau auch merkt). Mit etwas Geduld und Zärtlichkeit und Nähe kriegt man das schon hin.

Dachten wir vielleicht beide- keine Ahnung.

Zuerst wars eine Wochenend-Beziehung. Er rief ab und an in der Woche an, ich rief ebenfalls an, und die "Linge schmetterten" (die Schmetterlinge).

Nach drei, vier Wochenenden, an denen sex*** nix klappte, reduzierte er seine Anrufe auf Null. Ich telefonierte ihm nach- keine Antworten.

Ok, sagte ich, das kann ich auch.

Eine Woche Schweigen.

Dann rief er wieder an.

An den Wochenenden.

Ich fuhr zu ihm, oder er kam zu mir.

Da fielen mir zum ersten Mal die Lügen auf, die er erzählte.

Wenn jemand eine Geschichte fünf Mal erzählt, und jedesmal in einem anderen Zusammenhang, insbesondere finanzielle Zusammenhänge, werde ich skeptisch.

Er erzählte ununterbrochen von sich selbst. Was für ein toller Typ er doch wäre, in welcher "Oberliga" er mal gespielt habe.

Ach ja.

Sobald ich Fragen stellte oder Einwürfe wagte, wurden die gleich totgeredet, indem er gar nicht erst darauf einging.

Ok?

Ok!

Sexuell blieb alles beim Alten, nämlich Selbstbefriedigung zu zweit, weil mehr nicht drin war. Sehr ernüchternd.

Andererseits war er aufmerksam, liebevoll, zärtlich- nachdem ich die Vorgaben dazu lieferte.

Immer wieder kamen zwischendurch Bemerkungen von ihm, die tief unter die Gürtellinie gingen.

Das tat weh, aber ich dachte noch, dass das vielleicht eine Charaktereigenschaft eines emotional verletzten Kindes (er war Gewalt in der Familie ausgeliefert) wäre.

Er war hilfsbereit, aber nur, wenn ich direkt und fordernd (dominant) war.

Ansonsten wurde alles auf die lange Bank geschoben.

Anrufe kamen schließlich nur noch von mir.

Von ihm, wenn er etwas von mir wollte (sic!).

Meine Alarmglocken schrillten bereits seit Ende April.

Vorsicht, der benutzt dich!

Indem er sich fürsorglich gibt, immer was zu essen macht und charmant, manchmal auch zärtlich ist, lullt er dich ein, Dinge zu tun, die du für deinen verstorbenen Lebenspartner nie getan hättest (z. B. Schnaps kaufen usw).

Dann verstrickte er sich in Lügengebilde, die Fassade des immer hilfsbereiten, verständnisvollen Mannes begann zu bröckeln.

Wenn ich gegen Mitternacht schlafen wollte, da ich morgens um 8°° Uhr Termine hatte und er als nachtaktiver Geschäftsmann keine Lust auf Schlaf hatte, wurde der Fernseher im Schlafzimmer auf volle Lautstärke gestellt, ich wurde geschüttelt und gekniffen, um wieder wach zu werden. Bis ich mich ins Wohnzimmer verzog.

Nach Hause fahren konnte ich nicht, da ich entweder ohne Auto bei ihm war (bin sportlich), oder aber kein Geld fürs Taxi (bin Sozialrentnerin) hatte.

Nachts 45 Minuten durch den dunklen Park zwischen seiner und meiner Wohnung zu joggen ist nicht mein Ding, tagsüber geht das locker.

Die Zeit der Tränen begann.

Mein Herz verstand gar nichts, mein Verstand sehr wohl:

"Das ist einer der Seelenfresser, dem es nur um sich, aber nicht um dich geht, mirrorface! Der macht so lange weiter, bis du nur noch ein Schatten Deiner selbst bist und dann sagt, dass du selbst schuld bist- hättest ja gehen können, dich hält niemand auf."

Ich habe es mir noch einen Monat lang angetan.

Zwei Wochen von diesem Monat lag er im KH, psychosomatische Magen-, Darm-, Gallen-, Milzprobleme, für die es keine Ursache zu finden gab.

Ach ja?!

Angst, Panik vor Kontrollverlust...?

Vor zwei Wochen habe ich mich schmerzlos getrennt.

Indem ich Widerspruch zu einer seiner mich verplanenden Aktionen einlegte.

Das reichte für ihn, seine "Maske" aufzusetzen bzw. sein wahres Gesicht zu zeigen:

Ich war ihm herzlich gleichültig.

Solange ich seine Bedürfnisse jetzt und sofort und spontan, ohne Rücksicht auf meine eigenen Belange befriedigte, war ich seine "Süße", seine "Hübsche", seine "Allerbeste", seine "Seelenpartnerin".

Toll.

Einmal nein sagen, und das wars.

Ich empfinde keinen Schmerz. Den habe ich im April und Mai schon weggeweint.

Erleichterung?

Nicht wirklich.

Es ist zu vieles offen, was bei solchen Menschen immer offen bleiben wird.

Weil sie in ihrer eigenen Welt leben, in der die Individualität des Anderen keinen Platz hat.

Nachtrauern?

Ja, sicher.

Er ist ein begnadeter KFZ-Techniker, der mir preiswert hätte helfen können, mein Auto zu reparieren, das zur Zeit arg im Eimer ist.

Aber dafür mich selbst aufgeben?

Für ein paar hundert Euronen, die ich in einer anderen Werkstatt mehr zahlen müsste?

Nö.

Dazu bin ich zu alt.

Manche Frauen (oder auch Männer) meinen, für den "kleinen Vorteil" den großen Nachteil einer Beziehung mit einem Narzissten in Kauf nehmen zu müssen.

Das ist falsch.

Dafür habe ich zu viele dieser "Patienten" hinter mir.

Einer von denen kostete mich 1994 meine Existenz.

Ich bin gebranntes Kind, höre solchen Leuten ununterbrochen in ihrer Selbstbeweihräucherung zu, bis ich die ersten Risse in der Fassade wahr nehme, und die kommen ganz schnell.

Niemand kann auf Dauer so perfekt lügen.

Nicht mal ein narzisstischer BPS-Patient mit ADHS.

Meine "Schmetterlinge" interessiert das nicht, aber meinen Verstand durchaus.

Ich habe diese Erfahrung aufgeschrieben, weil ich all jene bestätigen möchte, die "Schmetterlinge im Bauch", aber einen klaren Verstand haben, der ihnen _nein_ sagt.

Danke fürs lesen.

lg

mirrorface

 
Wo liebt der Mann sich denn selbst? Er belügt sich selbst, damit er nicht der Wahrheit ins Auge sehen muss, welche dir natürlich sofort offenbart wird, durch deine Intuition und Lebenserfahrung. So hast auch du dich belogen, als die Linge schmetterten. Und jap..du bist selbst schuld.

Gut aus der Situation gerettet, jedoch hat dieser Mann dich nicht geliebt, denn er liebt nicht mal sich selbst. Für seine Lügen kann er nichts, denn er denkt ja selbst nicht, dass er lügt. Du kannst jedoch was dafür, dass du dir selbst nicht treu warst. Dennoch...haste feiiiiiiin gemacht! Toll, toll, toll und ich hoffe, dass nächste mal gehst du sofort, wenn die Alarmgocken leuten.

Viel Glück weiterhin!

 
Hallo Knoxx,

ob er sich selbst liebt oder sich vor sich versteckt- keine Ahnung.

Meine Hormone haben mich im Laufe meines Lebens oft belogen.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen war ich als Frau "hormongesteuert"- worauf ich nicht stolz bin.

Es ist, wie es ist; war, wie es war.

Ich bin anfangs davon ausgegangen, dass ich für ihn ein gerade zur Verfügung stehendes Spielzeug war- er für mich auch.

Hätte schön passen können.

Wenn sonst nix da ist, war er besser als nothing (ich besser als nothing).

Verliebt habe ich mich erst nach etwa vier Wochen- da hätte ich es schon besser wissen müssen ;-)

Aber nein- meine Hormone spinnen _immer_ noch.

Dabei sollte ich schon längst in den Wechseljahren sein *lach*.

Du hast Recht- der denkt nicht, dass er lügt.

In seiner uferlosen Grandiosität ist er einfach göttlich (meint er).

Und sieht sein Versagen auf menschlicher breiter Linie nicht einmal- die Anderen versagen alle. Loggo.

Was kann ich dafür, dass ich mir selbst nicht treu war?

Weil ich mir nach drei Jahren des Alleinseins wenigstens die Illusion von Wärme und Nähe gönnen wollte?

Die wenigen Tage waren es wert.

Den Preis, den ich für eine längerfristige Beziehung hätte zahlen müssen, nicht.

Hast Recht- ich finde es auch gut, dass es so schnell mit den schmetternden Lingen zuende ging.

Ich frage mich, ob ich in der Lage bin, nach meinem verstorbenen Lebenspartner, mit dem es alles Andere als einfach, aber dennoch erfüllend und beglückend war, eine neue Beziehung einzugehen.

Da ist die Furcht übermächtig, wieder an einen "Seelenfänger" zu geraten wie 20 Jahre lang vor meinem verstorbenen Lebenspartner und nun zweimal nach seinem Tod.

Diu schreibst, gehe sofort, wenn die Alarmglocken läuten- tolle Sache, wenn die Linge schmettern :-(

Dieses Mal hatte ich riesiges Glück, dass es sex*** nicht klappte.

Was wäre, wenn- nicht auszudenken!

Krassestes Gefühlschaos mit Suizidgedanken- nee, ist alles ok so, wie es ist.

Se* war und ist für mich wichtig.

Ist ein Bindungsglied, wenn sonst nix klappt.

Hörigkeit?

Ist ein anderes Thema, kam hier aber nicht in Frage.

Hier war nur noch "aha- ich hatte damit gerechnet. Also tschüss."

Der kommt schon allein klar.

Ich auch ;-)

Danke für Deine Antwort schreibt

mirrorface

 
Mirrorface - diese Portion Selbstbewusstsein, die Du an den Tag gelegt hast, möchte ich auch haben. Dieses ohne zu Zögern "Schluss-Aus" sagen zu können, natürlich mit Tränen verbunden - dennoch durchziehen - dieses "Scheiß auf mein kaputtes Auto" aushalten, ohne in Existenzängste zu verfallen - wie machst Du das nur.

Im Übrigen bin ich von Deinem Schreibstil tierisch entzückt. Hut ab!

PS: Ich hoffe, du schreibst hier noch öfter auf Beiträge.

 
Hallo Windspiel,

das ist kein Selbstbewusstsein, sondern Abgeklärtheit.

Ich habe solche Affären zigmal hinter mir, kenne alle Anzeichen und falle trotzdem, siehe mein Posting an Knoxx, hormongesteuert meist darauf rein.

Dieses Mal hatte ich verdammtes Glück, dass im Bett absolut Null lief (alle Exfreundinnen waren besser als ich, logo, aber, Hand aufs Herz: kein Mann war so schlecht wie er.).

So war es einfach, die Herzensgefühle zu steuern. Wenn die Hormone bei mir erst mal spinnen, habe ich keine Chance gegen sie, leider. Ich hoffte immer, dass ich mit zunehmendem Alter diese Gefühle loswerden würde- Fehlanzeige.

Ich denke noch oft an ihn, eigentlich täglich, wenn auch nicht ununterbrochen.

Nur ist da nix mehr, was Erotik anbelangt.

Da war nie was.

Das, was der konnte, kann ich besser allein.

Trotzdem denke ich noch oft an ihn- weil er mir Sachen am Auto zeigte, die ich allein nie geschafft hätte.

Weil er mir Nahrungsmittelverträglichkeiten zeigte, die mir nie aufgefallen wären.

Der war echt gut, auf seine Weise.

Nur- verlieben, tja, habe ich versucht, bin aufgeschlagen,- das konnte ich mich letztendlich in niemanden, der mit mir nicht guten Sex macht.

Immer nur mit Hilfsmitteln, selbst dann nicht, immer nur Marke Eigenbau- neee.

Nicht nach drei, vier Monaten.

Ist ja ein netter, selbstverliebter, toller Kerl, begnadeter Techniker, aber nichtsdestotrotz ein kaltes, gefühlloses Wesen, das vorspielt, ein Mensch zu sein.

Bei seiner Tocher ist er sanft, einfühlsam.

Das sieht aber nur so aus.

Sie ist jetzt im Sportverein, 21 jahre jung, hat gerade von 70 auf 65 Kilo abgenommen bei 1,64m Kleinheit.

Sie erzählt ihm voller Stolz, was sie macht, zeigt ihm die Übungen, und er macht sie vor mir nieder- das geht nicht, das ist alles falsch, was sie tut, sie muss das anders machen...

Ihr fiel alles aus dem Gesicht.

Anstatt gelobt zu werden, weil sie sich bewegt, macht er sie nieder!

Sie setzte die starre Maske auf, die er so liebt und verschwand in ihrem Zimmer.

Am nächsten Tag war unsere Freundschaft beendet.

Er hat Gefühle-ansonsten würde er nicht jahrzehntelang Blickkontakt mit Ex-Freundinnen vermeiden. Aber seine Gefühle reichen nicht aus, andere Meinungen zuzulassen.

Ja, und?

Bin ich "meines Brudes Hüter"?

Nee.

Ich bin auch nicht viel anders.

Wer mich nicht mag, das habe ich in langen schmerzhaften Jahrzehnten gelernt, mag mich auch nicht, wenn ich mich verbiege.

Also bleibe ich, wie ich bin.

Tat früher verdammt weh, mittlerweile habe ich mich an den Schmerz gewöhnt.

So schlimm ist der nicht mehr.

Kommt ein Anderer.

Früher oder später.

Oder auch nicht, oder...

In diesem Sinne

mirrorface

 
Eigentlich kann es mir ja egal sein, aber du bist nicht ausschließlich Hormongesteuert, sondern glaubst zu wenig an dich selbst. Lerne dir selbst das zu geben, was du in einem Partner suchst und durchaus, in deinem Falle geht das, wirst du glücklich werden. Falls du dich dann nochmal verliebst reden wir von Liebe. Bis dahin ist es die Euphorie über das "geliebt werden". ;) So wie es gute 90 % machen. Liebe wird in der heutigen Zeit leider zu oft ausgenutzt, um aus reiner Bequemlichkeit das zu erhalten, wofür man sonst arbeiten würde. Wofür? Na das du realisiest, dass du liebenswert bist und dich selbst auch liebst. Das können nur Menschen, die was auf sich halten und sich selbst als Besonders empfinden. Kennste den Spruch "Dumm hat Glück"? So ist es auch, denn sie sind einfach happy in ihrer kleinen Welt. Wer zu weit denkt, wird nicht glücklich, so lang er nichts unternimmt.

Dir fehlt Nähe? Glaube ich nicht, denn die kann man als Frau überall haben. Dir fehlt der Glauben, dass du nicht alleine dein Leben bestreiten musst. Versuche bitte dein Leben so umzukrämpeln, dass du alleine bist, aber nicht einsam. Werde alleine glücklich und dann hast du auch keine Linge mehr, die schmettern, weil sie aus deiner Sicht hormonuell bedingt sind. ;)

Viel Glück weiterhin!

 
Hallo Knoxx,

das mit dem "hormongesteuert" kann man interpretieren wie man will.

Ich finde mich ganz gut- welcher Mensch findet sich hundertprozentig perfekt?

Ich hab hier Fehler, da Fehler, die ich ganz gut in Vorteile verwandeln kann ;-)

So lebe ich seit Jahrzehnten.

Nur in der "Liebe" klappt das nicht.

Da fällt die "Maske", und dann kommt die Vielfältigkeit meiner Persönlichkeit zum

Vorschein. Mal so, mal so.

Die ersten zwei, drei Monate devot, dann zunehmend dominant, wobei das eine das Andere nicht ausschließt.

Aber nie 24/7.

Mal Perfektionistin, mal schlampertes Arbeiten.

Mal spontan, mal genervt von plötzlichen Veränderungen.

Und, ja, ich liebe meinen Körper.

Mit seinen Macken und Vorteilen.

Was ich verändern kann, versuche ich zu verändern- was nicht, akzeptiere ich.

Was ich nicht annehmen kann, ist, dass andere Menschen mich zu verändern suchen- sorry.

Habe ich lange Jahre mitgemacht, zu meinem Nachteil- nie wieder.

Liebe ist Akzeptanz und Toleranz, gepaart mit einer Menge Geduld, und daraus wachsendem Vertrauen.

Den Anderen so annehmen, wie man sich selbst annimmt.

Wenn dies immer nur einseitig erfolgt, stimmt was nicht.

Und zwar auf beiden Seiten.

Ich lerne lebenslang dazu.

Danke für Deine positive Prognose meiner Zukunft, Knoxx *g*.

lg

mirrorface