Er gibt immer seiner Familie recht

Lily05

Neuer Benutzer
28. Aug. 2011
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Hallo,

mein Freund, jetzt Exfreund, und ich waren ungefähr ein dreiviertel Jahr zusammen. Er ist ein paar Jahre jünger als ich und wir sind aber beide Studenten. Ich habe die Beziehung aus zwei Gründen, die vermutlich konform gehen, beendet. Der erste Grund war, dass er sich körperlich sehr hängen lässt. Er ist stark übergewichtig, macht keinen Sport, isst was und wie viel es ihm gerade gefällt. Dazu wohnt er noch bei seinen Eltern, die ihn mässten, sorry, wie ein Schwein. Er kriegt als Zwischenmahlzeit Döner, Nachts gibts alle paar Tage gebackenen Käse als Nacht-Nachtisch. Ohne Übertreibung.

Das ist noch kein Grund Schluss zu machen. Denn er war vorher auch schon sehr dick, als ich ihn kennen lernte. Aber dass er diesbezüglich jedem Gespräch nicht nur aus dem Weg geht, sondern gleich total verletzt ist, gemein wird, und dass man stundenlang nicht mehr mit ihm reden kann, kommt dazu. Ich weiß, dass er sehr darunter leidet. Aber trotzdem zieht er sich das Essen rein, wie als hätte er tagelang nix gehabt.

Nun ja. Der Hauptgrund, warum Schluss ist, ist, dass egal worum es geht, seine Familie immer recht hat. Ganz besonders seine Schwester. Wenn er bei mir zu Besuch ist (wir wohnen relativ weit auseinander, so dass er immer bei mir übernachten muss, damit sich die Fahrt lohnt), MUSS er seiner Schwester mindestens einmal am Tag ausführlichst erzählen, was er so macht, wie es ihm geht, sie müssen über ihre Eltern reden usw. Zudem muss er sich auch täglich bei seinen Eltern melden. Der Typ ist erwachsen!!! Sonst ist er vom Chrarakter überhaupt nicht unselbstständig. Er hat einen wachen, regen und sehr selbstständigen Geist, eine eigene feste Meinung normaler Weise. Er kann Situationen sehr objektiv beurteilen und überblickt vieles besser als ich. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich in ihn verliebt habe.

Aber wenn ich z.B. sage, musst du jetzt so ausführlich mit deiner Schwester reden? Dann kommt von ihm, was ich denn gegen seine Familie hätte. Da hätte ich überhaupt nichts gegen zu sagen. (Nein, er ist kein Ausländer.)

Wenn ich sage, deine Schwester ist eifersüchtig und kann es nicht ertragen, wenn du plötzlich eine andere auf Händen trägst (Das tut er.), versucht sie sich dazwischen zu drängen. - Selbes Spiel. Seine Schwester ist der reinste Engel, der Reinsten, absolut gottesgleich. Er würde niemals auch nur den kleinsten schlechten Gedanken an seine Familie zulassen. Selbst, wenn es nicht mal als solcher, wie in meinem Fall, gemeint ist.

Es verletzt mich, immer die hinterletzte Geige nach seiner Familie zu spielen. Ich will mit ihm Zeit verbringen und die Beziehung mit ihm festigen. Aber wie soll das gehen, wenn ich das fünfte Rad am Wagen bin? Ich habe doch eine Beziehung mit ihm.

Wenn ich versuche, mit ihm darüber zu reden, heisst es, ich soll bloß nix gegen seine Familie sagen. Und er sieht überhaupt nicht, dass da irgendwas wäre.

Ich habe mehrere Wochen versucht, das Problem irgendwie mit ihm zu lösen. Aber bis heute hat sich da nichts geändert. Sogar kürzlich, als ich Geld von ihm zurück bekommen sollte, hat sich gleich wieder die Schwester eingemischt. Das geht die doch nen Scheissdreck an, oder? Sie wollte ganz neugierig wissen, was das solle. Und die gibt auch erst Ruhe, wenn die ganze Familie in Alarmbereitschaft ist - inklusive ihr Freund, und die Freunde ihres Freundes. Alles ziemlich krank irgendwie.

Was kann man da tun?

Ich habe arge Zweifel, dass er sich in dieser Beziehung ändern wird. Er meinte auch, er will vielleicht erst mit Mitte 30 von zu Hause ausziehen, weil es ihm doch gut dort geht. Er hat alles was er braucht und er versteht sich gut mit seiner Familie. Also warum sollte er da ausziehen?

Ich sagte, vielleicht damit du etwas selbstständiger wirst und eventuell mal was mit jemand anderem aufbauen kannst? Er antwortet dann, dass sowas doch nich nötig ist, weil seine Familie damit doch gar nichts zu tun hätte. Ich frag mich, wie jemand, der sonst so intelligent ist, darin so dermaßen kurzsichtig und egoistisch sein kann.

 
Dein Ex scheint eine ziemlich verfestigte Meinung zu haben was die beiden Kritikpunkte - Essen und Familie - angeht. Scheinst da nicht recht dranzukommen.

Ich würd da dem Motto treu bleiben "Love him, leave him or change him." Da du ihn nicht in Gänze lieben und ihn offenbar auch nicht verändern kannst, würde ich ihn verlassen. Das hast Du ja offensichtlich schon getan. Denn das was Du erzählt hast, sind zwei so wichtige Punkte, dass ich denke, das geht irgendwie nicht zusammen. Vielleicht wird er glücklich mit einer ebenfalls Adipösen, die auch so dicke mit ihrer Familie ist. Du bist da vielleicht ein bissel weit weg von seiner Mentalität und erreichst ihn mit Deiner Kritik nicht.

Ich wünsch Dir viel Glück.

Liebessehnen

 
Hallo Liebessehnen,

du hast recht, er kann in manchen Dingen so stur sein, als gäbe es diese Realtität "neben ihm" einfach nicht. Und da geht er mit einer Ruhe in der Ignoranz dran, dass man einfach nur irre wird, weil man nur hilflos dagegen an redet. Es ist auch völlig egal, welche Methoden man anwendet. Ich hab da echt schon alles durch. Bis jetzt hat da nichts genützt. Darum jetzt also letzten Endes doch die Trennung.

Witzig fand ich den Satz mit der Adipösen, aber zweifelhaft, ob er das irgendwann umsetzen würde. Denn, obwohl er das niemals zugeben würde, er schaut massiv aufs Aussehen! :cool:

Da fragt man sich, wie der dazu kommt. Aber das gibts ja häufiger. Nur erschreckend, dass er sich nicht mal die Mühe macht. Er hat ja auch schon alles mögliche probiert, aber die Familie hat so viel Gewicht (haha), dass er einfach von dieser Esserei nicht loskommt. Er ist auch schon dementsprechend demotiviert. Ich kann da einfach nichts mehr für ihn tun. Bin mit meinem Latein am Ende. (Sonst ist niemand übergewichtig in seiner Familie.)

Und zwingen kann man ja sowieso niemanden. Das würde ich auch nicht wollen. Er muss es ja selbst einsehen und es wollen.

Es stimmt, es sind zwei sehr wichtige Punkte. Genau die, die eigentlich für das Leben wichtig sind. Die Gesundheit und die Familie, oder eben die neue, eigene Familie, sofern man denn eine gründen möchte.

Das mit der Mentalität verstehe ich nicht ganz. Meinst du, dass er eben ein Familientier ist und ich nicht so? Denn tatsächlich auf die Mentalität bezogen, wäre ich eigentlich die jenige, die mehr Kontakt zu ihrer Familie haben "sollte".

Nun ja, für mich ist der Braten gegessen, um mal bei der Gewichtsmetapher zu bleiben, denn ich finde es ziemlich gefährlich, wenn er immer zu seiner Familie hält. Wie soll das dann werden, wenn wir mal Kinder haben sollten? Unvorstellbar.

LG,

Lily

 
Hallo Lily,

genau, wenn man dann all die Jahre immer mit so einer Familie konfrontiert ist, die so extrem zueinander hält, da kommt man doch niemals gegen an! Also ich finde das doch etwas merkwürdig, so gar keinen Abstand zu haben, und dann die Esserei und seine Abwehr gegen Diäten. Klingt sehr danach, als hätte er mit Familie und Essen einen Wall um sich rum gebaut, den bloß niemand einrennen darf. Die Festung wirst Du nicht erobern.

Mädel, es gibt soooo viele anderer Mütter Söhne unter der Sonne!! Hübsche, ebenfalls gescheite, abgenabelte Söhne, die auf sich achten und ein intelligentes Mädchen schätzen. :)