Er hat mich wegen seiner Lebenskrise verlassen

Elfentanz

Neuer Benutzer
29. Nov. 2011
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Hallo Ihr Lieben,

Bitte entschuldigt, dass ich soviel schreibe. Ich möchte, dass ihr euch Bild machen könnt.

Als ich meinen Ex-Freund vor 4 Jahren kennenlernte waren wir beide in einer eher depressiven Verfassung. Er weil er schon seit Jahren an Schlafstörungen leidet und ich, weil ich den Tod meines Vaters trauerte.

Wir haben uns von Anfang an gut verstanden, aus anfänglichen Umarmungen die uns beiden einfach nur gut taten wurde innerhalb weniger Wochen mehr. Es war als wären alle Sorgen vergessen. Ich hat mir zugehört, ich hörte ihm zu, wir haben uns gegenseitig aufgebaut und einen neuen Lebensinn gegeben. Das ist vielleicht nicht die beste Vorraussetzung für eine Beziehung, aber damals wars für uns beide glaub ich genau das Richtige. Wir wollten jede Minute zusammensein, hatten wieder Freude am Leben und die Gefühle wurden immer stärker. Er ist dann auch ziemlich bald bei mir eingezogen.

Nach ca. 2 Jahren hat er mich dann schweren Herzens verlassen, nachdem ich durch sowas wie ein Burnout in ein Loch gefallen bin, aus dem er und seine Liebe mir nicht heraushelfen konnten. Ich hatte absolute Null-Bock Laune und hat ihn zwischendurch auch einfach ignoriert, weil ich meine Ruhe wollte. Nach 3 Monaten in diesem Zustand ist er gegangen und hat gemeint, er könne nicht mehr und ich soll auf mich schaun und er warte auch mich, bis es mir wieder besser geht.

Ich bin ihm dafür nicht böse. Dass er mich verlassen hat war das Beste, was er für uns beide tun konnte. Den Hieb hab ich wohl gebraucht, um wieder aufzuwachen. Ich hab mir dann professionelle Hilfe gesucht und hab mein Tief dann innerhalb von 2 Monaten so ziemlich überwunden. Ich habe MICH wiedergefunden. In der Zeit haben wir uns nur wenige Male getroffen, dann wurde es immer öfter und ich konnte ihn wieder für mich gewinnen. Nur diesmal sind wir nicht wieder zusammengezogen. Es sollte jeder seine Eigenständigkeit behalten.

Ich wusste, dass er da immer noch Probleme mit sich hatte. Seine überängstliche Mutter, um die er sich sorgt und gegen deren Bevormundung er nicht ankommt. Sein Vater, der ihn als Kind verlassen und nie Interesse für ihn gezeigt hat. Er ist auch absolut perspektivlos und wusste lange nicht, was er tun soll. Für alles gibt er seinem Vater die Schuld, weil dieser nie da war, denn von seiner schwachen Mutter hätte er das Leben nie gelernt. Er hat viele Kurse begonnen, die er aber nie beendet hat, weil es doch nicht das richtige für ihn war. Ich hatte oft das Gefühl, er weiss gar nicht, was er will und versucht einfach mal dies mal das, weil man das von ihm erwartet. Besonders seinem Vater wollte er es immer Recht machen, was natürlich nie gelang. Das macht ihn alles ziemlich fertig. Es sagt oft, er hat keine Kraft mehr, nicht mal für sich selbst.

Ich habe versucht, ihm Ratschläge zu geben, wie ich sie aus meiner damaligen Therapie kannte. Besinn dich auf dich selbst, du bist für niemanden verantwortlich als für dich selbst, du musst es niemand anderem rechtmachen, sei nicht zu streng mit dir,... Es war ausweglos. Er konnte von mir nichts annehmen. Alle Ratschläge hat er zerschmettert noch bevor ich sie gänzlich ausgesprochen habe. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass er vielleicht gerne leidet oder vielleicht auch meint, er hätte nichts anderes verdient.

Zuletzt hat er fast nur mehr genommen. Ich war da wenn er Trost brauchte, wenn er wütend und verzweifelt war hab ich ihn in den Arm genommen und versucht halt zu geben, hab versucht ihn wieder auf andere gedanken zu bringen. er hat sich dann auch bei mir dafür bedankt. Er wollte auch immer öfter Sex. Ich denke, weil er dabei noch am Besten abschalten konnte. Auch geschlafen hat er danach besser. Kuscheln gabs fast gar nicht mehr und wenn hat er mich recht bald zu seinem besten Stück dirigiert. Er hat mir dann vorgehalten, ob ich keine Lust mehr auf ihn hab weil er immer beginnt. Ich hab darauf gesagt, wie soll ich denn als erste Lust bekommen wenn du vorher schon über mich "herfällst" und mir gar keinen Raum dafür lässt. Und das ich manchmal auch einfach nur in seinen Armen liegen mag, besonders wenn ich selbst einen stressigen Tag hatte. Da ich gestresst war, kanns schon sein, dass das wie ein Vorwurf rübergekommen ist. Wir haben dann eine Woche nichts voneinander gehört. Er hat dann per SMS gefragt, ob ich noch sauer wäre. Ich war gar nicht sauer, aber auf die Frage hab ich dann doch etwas provokant reagiert. Warum auch immer per SMS? Geschrieben kommen Worte doch oft ganz anders rüber als sie gemeint sind. Warum will er trotzdem nicht reden sondern immer nur schreiben. Missverständnisse über Missverständnisse, echt. Das macht mich fertig. Ich bin überzeugt, dass er mich falsch verstanden hat.

Tja, und das wars dann. Per SMS hat er mir mitgeteilt, dass er versagt hat, bei sich und bei mir, und dass er mir jemanden wünscht, der mir keine Geborgenheit mehr geben kann. Er hätte keine Kraft mehr dafür. Er hätte damals, als es mir schlecht ging vor der ersten Trennung, schon so viel Kraft investiert. Das ist jetzt 5 Tage her. Vor 2 Tagen war ich bei ihm, ihm sein Gewand bringen und meinen Schlüssel abholen. Er hat ihr mir nicht in die Hand gegeben sondern im Vorzimmer hingelegt. Er hat mich dann noch um Hilfe gebeten weil er gerade was zusammengebaut hat und wir haben uns dann noch ganz belanglos über Ernährung und Vitamine unterhalten und dass er einen Bericht gesehen hat, dass falsche Ernährung zu depressiver Stimmung führen kann. Eigentlich ein normales Gespräch, so wie immer, nur dass wir halt nicht mehr zusammen sind.

Beim Abschied hat er mich in der Arm genommen und ein Bussi gegeben und gemeint, wir sehn uns. Ich weiss, dass kann alles heissen. Vielleicht dass er einfach nur mal ein bisschen Abstand braucht oder er wollte es mir einfach nicht so schwer machen. Meine Tränen konnte ich mehr oder weniger gut verbergen.

Ich weiss für mich, dass er mein Mann ist, meine Liebe. Und auch mein bester Freund. Ich wusste das von Anfang an. Ich war damals die, die um Ihn geworben hat. Das erste Mal in meinem Leben hab ICH mir meinen Mann ausgesucht. Ich weiss das er mich noch lieb hat. Nicht nur weil ers gesagt hat. Es gab so viele Situationen, auch in den letzten Wochen noch, in denen ich das gespürt hab, Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass es nun vorbei sein soll. Ich verstehs einfach nicht. Keiner hat den anderen betrogen, keiner hat gelogen oder sonst wie hintergangen. Es war einfach nichts, aber führ ihn wars trotzdem zuviel.

Und ich weiss, dass ich ihm Raum geben muss, damit er wieder zu sich kommt. Aber ehrlich gesagt, mir dauert das alles zu lang. Er fehlt mir, ich würd ihn so gern in die Arme nehmen, ihn spüren, ihn riechen, mir ihm reden. Mir gehts grad echt beschissen. Auch wenn ich die letzten Tage ganz gut damit umgegangen bin, ich hab die Wohnung von Grund auf geputzt, war Freunde besuchen und hab zwischendurch gar nicht an ihn gedacht. Und dann sind wieder so Phasen, da heul ich mir die Augen wund. Ich möchte so gern mit ihm darüber reden. Ich muss mich irrsinnig beherrschen, ihn nicht anzurufen oder zu schreiben. Ich werds nicht tun. Ich glaub das wär der grösste Fehler.

Ich möchte ihn so gern zurück und weiss im Moment gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich werde ihm Zeit geben müssen, ihn in Ruhe lassen. So schwer es mir auch fällt. Ich will aber auch nicht, dass er dann glaubt ich will von ihm nichts mehr wissen und sich nochmehr abwendet. Habt ihr Erfahrung mit so einer Situation? Ich bin für jeden Ratschlag offen. Bitte helft mir!

Auf jeden Fall danke fürs zuhören bzw. lesen.

lg.

 
Hallo,

es ist eine schlimme Situation so in der Schwebe zu hängen.

Immer die Hoffnung zu haben, dass es doch noch funktionieren könnte weil der endgültige Schlussstrich eben noch nicht gezogen wurde.

Ich denke nur, eure Depressionen sind eine ganz schlechte Voraussetzung für eine intakte Beziehung. Erstmal solltet ihr beide an euch selber arbeiten.

Und das ist eine Sache, die sich hinziehen kann. Gerade die einzelnen Punkte die du bei ihm so aufgezählt hast.

Möchte er sich denn Hilfe suchen? Oder lebt er sein Leben so und hat sich damit abgefunden?

 
danke für deine antwort,Nomi

ich hab meine depression durch eine gesprächstherapie und antidepressive (wellbutrin) seit 2 jahren ziemlich gut im griff. ich fühl mich zwar noch nicht sicher genug, die antidepressiva wegzulassen, aber ich hab wieder freude am leben gefunden, arbeite wieder gern, kann wieder lachen und hab freude am leben und möchte wieder was erleben. also mir gehts ganz gut zur zeit. natürlich hab ich auch mal traurige zeiten, die höhen und tiefen, die glaub ich auch jeder "normale", gesunde mensch durchmacht.

mein ex leidet seit jahren an schlafstörungen (er grübelt viel). ich denke, dass seine mutter ihn seit jahren so einengt und mit ihren eigenen ängsten so stark beeinflusst, dass er sich gar nicht richtig entwickeln konnte, nicht er selbst sein konnte. er weiss auch oft gar nicht, wer er eigentlich ist, was ihm freude bereitet, was ihn interessiert, was er eigentlich tun möchte. manchmal schlägt er einfach wütend um sich (bildlich gesprochen) weil ihm das alles schon zu viel ist. er geht davon aus, dass das nicht-richtig-schlafen-können sein hauptproblem ist. er sagt auch selbst, dass er eine depression hat. ich glaub eher er hat angst, sich damit auseinander zu setzen. er verdrängt lieber als sich mit themen aus seiner vergangenheit auseinanderzusetzen.

seine situation belastet ihn schon so sehr, dass sich körperliche symtome zeigen. er fühlt sich ausgelaugt, hat ständig halsschmerzen, magenschmerzen, bekommt immer wieder mal antibiotika verordnet (was ihn auch sehr belastet). er läuft von einem arzt zum anderen, weil keiner wirklich eine ursache für seine wehwechen findet.

die trennung ist jetzt 8 tage her. gestern war ich ihn besuchen. wir haben zusammen ferngesehen und wir konnten auch zusammen lachen. ich hab es natürlich vermieden, mit ihm über "uns" zu sprechen, dass ist jetzt erst mal zweitrangig. er hat mich allerdings von sich aus in den arm genommen und geküsst. ich glaube ich kann ein bisschen hoffe, dass wieder was aus uns wird. ich versuche aber trotzdem, mich nicht allzu sehr darüber zu freuen, falls es dann doch nichts wird.

wir haben uns auch darüber unterhalten, wies ihm geht. er fühlt sich hilflos, er hat selbst keine idee, wo er sich hilfe holen kann. ein hausarzt hat ihm schon mal antidepressiva verschrieben, die ihm bei seinen schlafproblemen helfen sollten. 2-3 monate konnte er auch besser schlafen, aber er kam dann vor 14 uhr gar nicht aus dem bett und dann war der tag fast um und er brachte so nichts mehr weiter. das hat ihn auch wieder belastet. er hat die AD dann natürlich wieder abgesetzt. ich glaub es waren einfach nicht die richtigen für ihn.ich selbst hab auch 3 verschiedene ausprobiert, bis ich die richtigen gefunden habe, die mir auch wirklich helfen.

ich hab ihm gestern gesagt, dass sein hausarzt ihm hier auch sicher nicht die richtige hilfe geben kann und er sich lieber an einen neurologen oder psychiater wenden soll. ich hab ihm auch ein paar adressen rausgesucht. ob er aber auch tatsächlich hingeht, kann ich nur hoffen.

er ist schon sehr verzweifelt momentan. als ich sagte, dass er sich vielleicht besser für ein paar monate eine auszeit nimmt, sich hilfe sucht und mal richtig auf sich und sein problem konzentriert statt so weiterzumachen und in einem jahr gehts ihm immer noch genauso...da standen ihm fast die tränen in den augen.

ich hoffe, dass er sich helfen lässt. ich bin jedenfalls für ihn da, dass weiss er. er ist nicht allein.

lg.

 
ich glaub eher er hat angst, sich damit auseinander zu setzen. er verdrängt lieber als sich mit themen aus seiner vergangenheit auseinanderzusetzen.
wenn es seine ganze Kindheit solche Probleme mit seiner Mutter gab, bezweifle ich, dass er das überhaupt alleine bewältigen kann. Da braucht er wohl schon therapeutische Hilfe um das aufzuarbeiten.

er hat selbst keine idee, wo er sich hilfe holen kann.
Er soll sich bei seinem Hausarzt verschiede Nummern von Therapeuten geben lassen oder durch die Gelben Seiten selber auf die Suche gehen.

Im Normalfall kommt er (wenn er nicht ganz viel Glück hat) auf eine Warteliste und muss etwa ein halbes Jahr auf eine Therapie warten.

AD können zwar mitunter nützlich sein, aber dadurch wird die Ursache ja nicht bekämpft.

Du kannst ihm ja mal nahelegen, ob eine Gesprächstherapie für ihn in Frage käme.

 
er war schon mal in einer gesprächstherapie, er hat sogar mal seine mutter zu einer sitzung mitgenommen. er hat aber erzählt, dass sie total geblockt hat. sie will wahrscheinlich auch nicht wahrhaben, dass sie ihrem sohn mit ihrem verhalten mehr schadet als hilft. aus ihrer sicht tut sie alles ja nur zum wohl ihres sohnes.

er hat dann irgendwie gedacht, das nutzt eh alles nichts und hat die therapie wieder abgebrochen.

das war noch, bevor wir uns kennengelernt haben, also vor 5-6 jahren oder so.

ich hab ihm mal die adresse vom psychosozialen dienst gegeben und hoffe, dass er sich da mal beraten lässt. dazu drängen kann ich ihn natürlich nicht.

lg.

 
diese Therapie sollte er auch nicht mit seiner Mutter machen sondern alleine für sich. Seine Mutter steht ihm dabei nur im Weg.

Er muss die Situation verarbeiten und nicht seine Mutter.

Und wenn er sie abgebrochen hat, wundert es mich auch nicht, dass er bis heute keinen Weg aus dieser Krise findet.

 
er hat seine mutter nur einmal auf anraten seines therapeuten mitgenommen. ist vielleicht falsch rübergekommen.

er dachte, die therapie hat keinen sinn, wenn seine mutter nicht einsieht, dass ihr verhalten ihn belastet und sie nicht auch was ändert oder ihn einfach etwas mehr sein lässt.

seine ma ist überängstlich, überfürsorglich und, wie er sagt, übergriffig. sie "tyrannisiert" ihn mehrmals täglich. aber mal für ne zeit den kontakt abbrechen kann er auch nicht. das bringt er nicht fertig, weil er sich um sie sorgt und sich vorwürfe machen würde.

an sie kommt man aber auch nicht ran. sobald man was sagt, was sie nicht hören will, macht sie dicht und will einen nie mehr sehen. bei der einen sitzung mit seinem therapeuten ist sie auch einfach aufgestanden und gegangen.

es ist irgendwie festgefahren

 
er dachte, die therapie hat keinen sinn, wenn seine mutter nicht einsieht, dass ihr verhalten ihn belastet
sie muss nichts einsehen, wird sie auch nicht. er muss einsehen, dass er nicht für das Leben oder das Glück seiner Mutter verantwortlich ist.

es ist irgendwie festgefahren
sehe ich nicht so. Er muss nur mal den Hintern hoch bekommen und versuchen was zu ändern. Und das dann vor allem auch durchziehen.