Er weiß nicht, ob er mich noch liebt

Lisa Doe

Neuer Benutzer
27. Mai 2013
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Hallo ihr,

ich bin beim Googlen auf dieses Forum gestoßen und hab nach einigem hin und her beschlossen, euch mein Herz einmal auszuschütten, vielleicht in der Hoffnung, dass es mir hilft besser klar zu kommen mit der jetzigen Situation. Ich weiß teilweise einfach wirklich nicht mehr weiter.

Ich bin seit 4 Jahren mit meinem ersten Freund zusammen. Auch für ihn ist es die erste Beziehung.

Wir machen viel zusammen, lachen auch viel zusammen und blödeln herum, teilen die gleichen Interessen. Die erste drei Jahre war es eine Fernbeziehung, nun ist er zum Studium näher zu mir gezogen, so dass wir uns auch öfters sehen.

Richtigen Krach hatten wir eigentlich nicht wirklich,wir haben uns nie so gefetzt, dass Funkstille oder ähnliches war.

Aber die letzte Woche war wirklich besch*ssen. Vorletzten Donnerstag, am Tag bevor er eine Exkursion zu seinem Studiengang machte, hatten wir normal telefoniert, als er einen Witz gemacht hatte, den ich als verletzend empfand. Das "lustige" ist, dass ich mich nicht mal daran erinnern kann, was er sagte, nur, dass ich eingeschnappt war. Ich legte auf, war aber auch nach einer Stunde noch ein bisschen wütend und habe ihm dann, schon spät, eine Email geschrieben. Gespickt mit einigen Vorwürfen, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass ich ihm nicht wichtig bin, etc. Der totale Schwachsinn, aber ich war sauer. Am nächsten Morgen schon tat es mir leid und ich habe ihm eine weitere Mail geschrieben, dass ich es nicht so meinte, aber er mir eben ab und an mehr zeigen könnte, dass ich ihm wichtig bin.

Ich hatte das ganze Wochenende ein wirklich schlechtes Gewissen ihm gegenüber, weil ich so anstrengend war und rumgesponnen hatte. Montags, als er dann wieder kam, haben wir wieder telefoniert. Wir haben normal geredet, bis ich mich beschwerte, dass er mir so wenig von seiner Reise erzählt. Nachdem wir aufgelegt hatten (wir nutzen meist Skype), hatte ich ihm geschrieben dass ich es schade finde, dass er mir so wenig erzählt, er kann ja auch z.B. mit anderen viel plaudern und ich mag ihm nicht immer alles aus der Nase ziehen. Habe ihm aber auch geschrieben, dass ich ihn liebe und ich weiß, dass er es manchmal nicht leicht mit mir hat.

Dienstags ging er dann nicht ans Handy, und antwortete auf keine SMS. Ich bekam erst Angst, dass er mit mir nicht reden will wegen den zwei anstrengenden Tagen mit mir, dann bekam ich natürlich Angst, dass ihm was passiert sei. Ich hatte mich total aufgeregt, konnte nichts essen und nicht richtig mich auf irgendwas konzentrieren. Am Mittwoch kam dann die Entwarnung, dass er sein Handy verloren hatte, und so um 20 Uhr zu Hause wäre. Leider kam er dann nicht im Skype online und ging auch nicht an sein Telefon. Ich hatte mir dienstags lange überlegt, was ich von nun an besser in der Beziehung machen will, nämlich aufhören grundlos so ein Drama zu machen. Als er Donnerstags dann endlich im Skype war, hatte ich ihm geschrieben, dass es mir leid tut, dass ich dieses "Anstrengend" sein und die Vorwürfe und das Schmollen abstellen werde (es ist nicht so, dass ich das jeden Tag oder auch jede Woche mache, aber ab und zu meckere ich halt schon). Als Antwort kam von ihm, dass es ihm leid tue, dass er nicht fair zu mir gewesen wäre. Dann rief er mich unter Tränen an und meinte, er wisse nicht, was mit ihm momentan los sei. Das etwas anders sei. Ich fragte ihn, ob er mich noch liebt. Er meinte, er weiß es nicht.

Abends war er dann bei mir. Als er kam, haben wir gekuschelt und darüber geredet. Ich habe mich nochmal entschuldigt. Er weinte wieder und meinte, er wisse nicht, was los sei, es wäre einfach irgendwas anders und er wisse nicht was und das bedrücke ihn. Ich vermute, dass ich es vielleicht bin, die anders ist...ich bin unzufrieden, weil ich in der Uni nicht vorankomme (muss ein Jahr länger machen, weil ich eine Prüfung verhauen habe) und das frustriert mich schon ziemlich. Ich hatte eigentlich geplant, nach dem Abschluss mir eine Arbeit zu suchen, und dann mit ihm zusammenzuziehen, was natürlich nun erstmal nicht klappt. Ich sagte ihm das auch so, dass mich das eben frustriert und er vielleicht deswegen das denkt, das was anderes ist; vielleicht verhalte ich mich dadurch unbewusst anders, ich weiß es nicht. Auch meine Familie, ich wohne noch zuhause, stresst mich ab und an arg, das könnte auch noch mitreinspielen.

Wir haben dann das Wochenende zusammen verbracht. Teilweise war es wie immer, wir haben rumgeblödelt, gekuschelt, auch uns geküsst. Wir haben auch zusammen geweint, uns macht die Situation beide sehr fertig. Mich macht sie fertig, weil ich nicht weiß, was mit ihm los ist, ihn macht fertig, dass er nicht weiß was mit ihm los ist und weil es mich fertig macht. Ich fragte ihn, ob er denn noch mit mir zusammen sein will. Er antwortete: "Eigentlich ja."

Gestern bevor ich ging haben wir uns auch noch einen Film angeschaut, und er hat meine Hand genommen und sie gestreichelt und so haben wir die ganze Zeit händchenhaltend den Film geschaut - das haben wir am Anfang der Beziehung auch oft gemacht.

Nun bin ich gegangen und weiß halt nicht mehr, was ich machen soll. Mein Freund ist ein hochsensibler und abgrundtief ehrlicher Mensch, der wenn ihn etwas fertig macht auch leicht in Melancholie abdriften kann und alles immer ganz richtig machen will, sich teilweise dann auch in seinen Gedanken verheddert. Ich sagte ihm vor dem Gehen, dass ich ihn liebe, und dass er keine Schuldgefühle nun mir gegenüber haben soll, dass sowas eben in Beziehungen vorkommen kann, vor allem wenn man auch schon so lange zusammen ist, und er auch kein schlechtes Gewissen haben muss oder ähnliches. Ich sagte auch zu ihm, dass er nun bitte in kein schwarzes Loch fallen soll, und eben nochmal, dass ich, als ich dienstags Angst hatte, dass er sich nicht meldet weil er wütend ist, gemerkt habe, was ich anders machen muss in unserer Beziehung.

Ich hatte ihm vorgeschlagen, dass ich ihn nun mal komplett in Ruhe lasse. Keine SMS, kein Internetchat, kein Skype, auch sonst 0 Kontakt. Damit er Zeit hat, sich zu ordnen. Mir geht es im Moment natürlich superschlecht. Ich habe Angst, ihn zu verlieren, aber ich habe auch Angst um ihn. Ich stelle mir vor, wie er alleine in seiner Wohnung ist und depressiv die Decke anguckt und nicht mehr weiter weiß, und das macht mich noch mehr fertig. Ich will, dass es ihm gut geht. Ich bin nicht wütend auf ihn, aber ich kann mir das alles nicht erklären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich plötzlich entliebt, vor allem da vorletzten Mittwoch alles noch paletti war.

Ich versuche mir die ganze Zeit einen Reim darauf zu machen, aber anders als dass ihn vielleicht noch irgendwas fertig macht, was er selbst nicht merkt (er ist momentan in der Uni extrem überarbeitet, selten sogar mal Wochenende frei, an drei Tagen bis spät abends Uni), weiß ich es halt auch nicht. Mich macht das total fertig.

Nun kann ich natürlich nichts anderes mehr tun, als abwarten. Ich sagte ihm, er soll sich melden wenn er bereit ist, habe ihm keine Frist gestellt, aber auch gesagt, dass es bitte nun nicht vier Wochen sein sollten.

In manchen Momenten stelle ich mir vor, dass alles gut wird - würde er mich nicht mehr lieben, dann würde er von sich aus nicht meine Nähe suchen, denke ich. Aber ich weiß es halt nicht :(

 
Liebe Lisa Doe,

herzlich Willkommen im Liebeskummer-Forum!

Wie alt seid ihr beiden?

Wie habt ihr Euch vor 4 Jahren kennengelernt? Wie weit habt ihr damals auseinander gelebt? Wie oft habt ihr euch gesehen?

Und heute? Wie groß ist die Entfernung nachdem er für sein Studium näher gezogen ist? Wie oft seht ihr Euch jetzt?

Habt ihr darüber gesprochen, dass Du nach Deinem Studium zu ihm ziehen wirst? Wie lange dauert das noch?

Am Gelingen genauso wie am Misslingen einer Beziehung haben immer beide ihren Anteil. Gefühle verschwinden nicht von heute auf morgen, sie verändern, entwickeln sich mit der Zeit und durch Erfahrungen. Wenn Du ein feinfühliger Mensch bist, kann es durchaus sein, dass seine Unsicherheit bei Dir ein Gefühl des "es stimmt etwas nicht" auslöst. Erkenne Deine Fähigkeit und lerne, in diesen Fällen zu beobachten und Fragen zu stellen. Vorwürfe (ob begründet oder nicht) lassen den anderen eher auf Abstand gehen statt sich zu öffnen. Offenheit und Ehrlichkeit ist meist hilfreicher, um an einer Beziehung zu arbeiten.

Vielleicht hilft Dir ja ein wenig die Lektüre von: http://www.liebeskummer.ch/fernbeziehungen/leitfaden-fernbeziehung-was-allgemein-entsteht-und-welche-probleme-auftauchen_t24249.html

ich wünsche Dir Kraft und Zuversicht, pitsch

 
Hallo pitsch,

wir sind beide 27. Kennengelernt haben wir uns über das Internet, wir haben ein gemeinsames Online-Hobby.

Die ersten drei Jahre hat er mit dem Zug so drei Stunden von mir weg gewohnt, heute ist es je nach Bahnverbindung eine ganze bis halbe Stunde. Wir haben damals uns fast jedes Wochenende gesehen, heute ebenfalls fast jedes Wochenende, teilweise aber auch unter der Woche. Er hat damals bei Studienanfang auch zwei Monate bei mir gewohnt ehe er eine Wohnung fand, und das hat damals super geklappt.

Mein Studium dauert jetzt noch zirka ein dreiviertel Jahr. Über zusammenziehen haben wir noch nicht wirklich gesprochen gehabt, wir haben beide wenig Geld und können uns keine gemeinsame Wohnung leisten im Moment. Er wohnt in einer WG, ich wie gesagt noch Zuhause.