Er will kein Kind... Achtung, langer Text!

Haeckse

Benutzer
04. Jan. 2005
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Hallo Zusammen, ich bin zur Zeit ziemlich verwirrt und hoffe, dass ihr mir einen Rat geben könnt.

Mein Mann und ich haben uns vor bald 5 Jahren kennengelernt und sind seit gut 1 1/2 Jahren verheirartet. Bis vor ca. einem Jahr war das Thema Kind für mich ausgeschlossen. Ich wollte arbeiten, das Leben geniessen und natürlich meinen Mann. Wir lieben uns sehr und führen eine superharmonische Beziehung (ich 33 er 35). Obwohl wir beide eigendlich gut verdient haben (er ist zur Zeit arbeitslos und erhält Arbeitslosengeld) hatten wir besonders am Anfang unserer Beziehung grosse Geldsorgen (Altlasten von beiden, die abbezahlt werden mussten). Heute haben wir zwar noch kein Polster, aber wenigstens "nur" noch private Schulden die in kleinen Raten abbezahlt werden und wir können uns doch das eine oder andere Luxusgut leisten. Auch Kurze Tripps (z.B. langes Wochenende im Tessin o.ä.) liegen drinn. Natürlich ist noch viel zu tun, aber es wird von Monat zu Monat besser. Nur die Arbeitslosigkeit hängt wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen.

Eigendlich waren wir uns einig, dass wir keine Kinder möchten, besonders ich war strikt dagegen. Seit ein paar Monaten aber merke ich, dass ich doch den Wunsch nach einem Baby spühre. Ich habe das zu Beginn mit der Tatsache meines Alters und der berühmten "tickenden Uhr" erklärt. Vor drei Wochen wurde ich Krank und bin die letzten 3 Wochen zu Hause gewesen (Lungenentzündung). In dieser Zeit habe ich viel über unser Leben nachgedacht und mich auch intensiv mit meiner Situation auseinandergesetzt. Mein Job macht mir nicht wirklich Spass, aber die Leute sind nett und der Lohn überdurchschnittlich gut. In der Zeit zu Hause habe ich mich intensiver um die Wohnung gekümmert, Essen für uns gekocht und was man halt als "Hausfrau" so macht erledigt (er hat zur Zeit einen intensivkurs Franz. vom RAV aus und ist somit den halben Tag weg). Zu meinem Erstaunen habe ich festgestellt, dass mir das richtig Spass gemacht hat und auch die Vorstellung, Hausfrau und Mutter zu sein erschreckt mich nicht mehr, im Gegenteil.

Natürlich habe ich mit meinem Mann darüber gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass ich doch schon 33 bin und sollten wir uns für ein Baby entscheiden, dies sicher in den nächsten zwei Jahren passieren sollte. Ich wollte, dass er sich darüber Gedanken macht (ich habe mich noch nicht dazu geäussert, ich wollte ihn nicht beeinflussen). Ich sagte ihm, dass ich sicher sein wolle, dass er keine Kinder haben will (oder eben doch will) da ich angst davor hätte, in 5 Jahren einen Partner zu haben der es bereut nicht Vater geworden zu sein, denn dann ist es für mich zu spät.

Natürlich hat er mich gefragt, was ich davon halte und ich sagte ihm, dass ich ihn bei der "Entscheidung" nicht beeinflussen möchte und daher noch nichts sage.

Das Thema ist dann einige Zeit (ca. eine Woche) nicht mehr angeschnitten worden. Er selber ist im Moment zwischen Stuhl und Bank, fühlt sich irgendwie leer und möchte sein Leben in den Griff bekommen (seine Worte). Er spielt mit dem Gedanken nach einem Umzug in die franz. Schweiz, macht sich Gedanken nach Aus/Weiterbildungsmöglichkeiten und sucht nach alternativen Job's. Auf gut Deutsch: Er ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens (dies ist durch die Arbeitslosigkeit bedingt).

Vor ein paar Tagen (Samstag) habe ich ihn gefragt, ob er sich Gedanken über Kinder gemacht hat. Er meinte dann, ja er hätte sich Gedanken gemacht und könne noch keine klare Aussage dazu machen. Ich habe ihm dann von meinem Wunsch erzählt, dass ich mir doch gut vorstellen könnte ein Baby zu bekommen, aber natürlich nur mit Ihm. Er meinte dann, er wisse nicht ob er das könnte, er liebe mich über alles und geniesse die Beziehung die wir haben. Er hat Angst, dass ein Kind mich grundsätzlich ändern würde. Seine absolute Horrorvorstellung ist ein biederes Hausmütterchen an seiner Seite zu haben die nur Windeln im Kopf hat *g

Ich kann ihm diese Angst nicht nehmen, da ich selber nicht weis, wie mich ein Kind verändern würde. Ich denke aber, dass mein Grundkarakter sicher der selbe bleiben würde, ich weiterhin an allem was einen Motor hat Freude haben würde und so weiter.

Gestern nun hat er mir im Bett gesagt, dass er es sich wirklich so gar nicht vorstellen kann ein Kind zu bekommen....

Was soll ich jetzt machen? Ich weiss ja selber nicht, ob ich es wirklich will oder ob es einfach nur die biologische Uhr ist die schreit. Es macht mich aber schon traurig, wenn ich mir vorstelle nie das Gefühl einer Schwangerschaft zu erleben, nie ein Kind bei der Einschulung begleiten zu dürfen, zu erziehen, zu lieben und zu beschützen.

Was soll ich tun?

Sorry, für den langen Text, aber es hat gut getan mal alles aufzuschreiben..

Liebe Grüsse

Haeckse

 
Hi, liebe Haeckse,



das meiste, was man dir raten kann, wirst du selbst wissen.



Das Allerwichtigste – Zeit lassen, ihn nicht unter Druck setzen, von selbst drauf kommen lassen, dass auch er ein Kind (eins ist keins!!!!) will.



Es ist wirklich so – ein Kind ist das Schönste, was einem Paar passieren kann und wirklich so etwas wie eine Krönung einer Beziehung.



Aber – es verändert eine Partnerschaft in einer, zuvor nicht vorhersehbaren Art und Weise. Wer das unterschätzt, kann leicht Schiffbruch erleiden. Die Zweisamkeit ist für immer verloren. Es dauert lange, ehe man wieder einmal zu zweit allein sein kann und Zeit nur für sich hat und, entschuldige meine Offenheit, auch die sexuelle Beziehung wird sich verändern. Wie, das hängt von den jeweiligen Paaren ab, es gibt alle Variationen, von völliger Entfremdung bis zu einer stetig wachsenden Nähe. Aber – es wird nie wieder sein, wie es einmal war. Das bringen Kinder mit sich.



Aber – ich hoffe, du kannst meinen freudigen Aufschrei hören, :klatsch: :klatsch::klatsch:Kinder sind ein großes Geschenk und etwas sehr Besonderes. Ich kenne viele Eltern, die sagen, dass Schönste, was mir in meinem Leben passiert ist, sind meine Kinder gewesen. Mir tun all diejenigen schrecklich leid, die den Schritt nicht gewagt haben. Sie werden unweigerlich an den Punkt kommen, an dem sie spüren, dass ihr Leben zu zweit zwar schön gewesen sein mag, ihnen aber etwas Entscheidendes fehlt. Und der Punkt kommt bei den meisten, spätestens wenn sie so um die 50 sind.



Wenn du es wirklich willst, kämpfe darum. Tue es mit Geschick und Geduld. Jeder Mann hat seine schwachen Punkte. Der Familiensinn. Die Perspektive, etwas zu haben, was übrig bleibt, wenn man nicht mehr ist. Der Familienname. Die Enkelkinder im Alter. Andere, ältere Paare ohne Kinder. Paare, die verzweifelt sich um Kinder bemühen.



Ich wünsche dir viel Gelassenheit Liebe Grüße Ariel :)

 
Danke Ariel, natürlich lasse ich ihm alle Zeit die er braucht. Leider haben wir bei uns im Bekanntenkreis drei Paar ohne Kinder die sagen sie seien sehr froh darüber und hätten den Entscheid nie bereut (sind alle zwischen 55 bis 65 Jahre alt). Das ist nicht wirklich produktiv *g

Ich habe selber auch Angst davor, wie sich die Beziehung (auch sexuell) ändern wird mit Kind. Ich habe Angst, dass wir uns entfremden könnten, dass wir nicht mehr die gleiche Harmonie spühren wie jetzt. Für mich ist klar, dass ein Kind nie eine Beziehung "retten" könnte, aber das ist bei uns zum Glück nicht nötig *g

Mir schwirrt der Kopf... aber ich werde ihn sicher nicht drängen und hoffe, dass er selber den Wunsch entwickelt mit der Zeit..

 
Hi,

das mag ja sein, dass sie alle sehr froh darüber sind und vielleicht stimmt es sogar. Aber – können sie etwas anderes sagen? In dem Alter ist es vorbei, ihnen bleibt keine andere Wahl als ihre damalige Entscheidung gutzuheißen, vor allem nach außen hin. :rolleyes:

Aber wer schaut schon in die Menschen hinein? Wenn sie z. B. auf Omas und Opas treffen, die sich liebevoll um ihre Enkel kümmern. Wer weiß dann wirklich, was in ihnen vorgeht? Ich bin skeptisch und würde es nicht ohne weiteres glauben. :nono:



Was nun mit dir, mit euch passiert, wenn du wirklich schwanger bist ….. Also, da fließt noch viel Wasser die Aare runter. Dann gilt auch nichts anderes als für alle anderen Beziehungen. Wer nicht miteinander redet, hat verloren. Und die Gefahr scheint ja Gott sei Dank bei euch nicht zu bestehen.



Für mich gehören die beiden Schwangerschaften meiner Frau zu den Monaten eindrücklichsten unserer Ehe. Ich hab sie sehr geliebt in dieser Zeit :verliebt: . Es gab nicht faszinierendes als den stetig wachsenden Bauch. Auch wenn sich meine Frau wie eine wandelnde Tonne gefühlt hat, ich hab ihren Bauch geliebt und die Veränderung, die mit ihr und ihrem Körper vor sich gegangen ist. Das ist etwas einmalig Schönes, auf das kein Mann verzichten sollte. Vielleicht kannst du ihm das ja auch geschickt verklickern.



Die Harmonie ändert sich, es wird eine andere. Es ist nicht nur schrecklich, plötzlich zu dritt, zu viert zu sein. Sich als Familie zu fühlen, hat auch was für sich. Mit Sicherheit haben Männer einen anderen Zugang zu Kindern, sie tragen sie ja auch nicht 9 Monate mit sich herum. Es dauert und er braucht mehr Zeit, um zu diesem schreienden Störenfried eine innere Bindung aufzubauen. Aber der Vaterstolz kommt. :party:



Die Sexualität ist ein Thema für sich, es dürfte einiges an Literatur dazu geben. Aber das Thema ist ja nicht echt akut, zum anderen das Forum nicht so richtig geeignet, um sich darüber auszulassen.



LG Ariel :)

 
Hallo ihr zwei,

Ariel, Du hast das soo schön beschrieben und formuliert, man kann es nicht besser machen, aber vielleicht dem etwas hinzufügen.

Ich habe auch Kinder und wir haben sie, weil wir eine Familie mit Kindern haben wollten ohne, dass ich mir etwas genaues darunter vorgestellt habe.

Dann kam Nummer eins und nach einigen Monaten war unser Familienleben aus dem Gröbsten heraus und es machte Spaß. Die berühmten Babyjahre sind süß und schön, aber es ist einfach cool, wenn die Knirpse Antworten und Fragen haben. Wenn meine Kleiner zu seinem Papa geht und sagt: Papa, lieber Papa, komm wir bauen ein Haus (Lego) dann schmilzt er dahin.

Man kann es nicht erklären, man kann es auch nicht beschreiben, aber wann lacht man sonst morgens früh um sieben herzhaft los?

Wir haben eine harmonische Beziehung und ich habe mich nicht im Innersten verändert, aber wir haben gerade heute darüber gesprochen, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren dürfen, weil wir wissen, dass DIE bestimmte Art der Zweisamkeit, die wir vor den Kindern hatten, gerade im Moment, weil sie noch soo klein sind nicht wieder herstellen können...

Ich weiß nicht ob Dein Mann sich etwas konkretes darunter vorstellen kann, es ist fast unmöglich, man muss es einfach wagen-aber solange er sich selber nicht sicher fühlt wird es schwierig.

Als Frau hast Du während der Schwangerschaft 1000 Gedanken und der Mann sagt nicht viel. Dann habe ich gelesen, dass sich die meisten Männer eben Sorgen machen, dass sie die Familie nicht werden ernähren können. Als ich dann meinen Mann fragte ob das wirklich so ist, da bejahte er es. Hätte es aber von sich aus nie erzählt...

Ich wünsche Euch auf jeden Fall alles Gute...

justine

 
der zeitpunkt um über ein kind nachzudenken ist meiner meinung nach sehr ungünstig, er ist arbeitslos, hat keine ahnung wie es weitergeht. das ist schon schlimm genug, und dann noch die vorstellung daß ein kind kommt und du auch noch zuhause bleibst ist bestimmt nicht sehr schön, es wird mehr geld gebraucht wegen dem kind, es kommt aber noch weniger rein............

auch wenn du sagst du willst ja nur so grundsätzlich mal drüber reden, es muß ja nicht sofort sein setzt du ihn damit zu einem ganz schlechten zeitpunkt unter druck.

ich denke wenn er wieder einen job, eine pespektive und mehr sicherheit hat sieht er das thema vielleicht auch wieder anders und ist nicht mehr so abgeneigt.

 
Hi, bluefox,



ich weiß nicht, ob du Kinder hast…….



Aber alle, die Kinder haben, wissen, dass es nie einen Zeitpunkt gibt, an dem Kinderkriegen günstig ist…..



Wir haben unsere im Studium gekriegt, mit 12oo Mark Familieneinkommen, das ging auch. Die Frage ist nur, will man oder will man nicht. Für alle anderen Probleme finden sich Lösungen.



Theoretisch kann sogar umgedreht ein Schuh draus werden – die Tatsache, das ein Kind kommen wird, kann ungeahnte Energien und Perspektiven freisetzen.



LG Ariel

 
na wenn du meinst.........

ich finde es jedenfalls verantwortungsbewußt von ihm in dieser situation nicht gleich :"juhu, ein kind, na klar, egal wie´s weitergeht." zu schreien.

in so einer situation wäre für mich ehrlich gesagt das thema kind das letzte worüber ich nachdenken wollen würde.

 
Wie ich schon geschrieben habe, will ich sicher nicht sofort schwanger werden. Der Zeitpunkt für eine Diskussion finde ich aber nicht so falsch. Mein Mann ist an einem Punkt in seinem Leben, wo er sich Gedanken macht "wie weiter, was will ich". Da gehört für mich dieses Thema halt auch hinein. Ich finde, wir müssen unsere Zukunft (auch die berufliche) anders planen wenn wir Kinder wollen...

Er hat sich im Übrigen noch nicht entschieden was er will, aber er macht sich seine Gedanken und das ist schon mal beruhigend!