Erstmal Hallo zusammen,
zunächst ein Lob an den Betreiber und die User dieses Forums, dem ich im Vergleich zu manchen anderen Diskussionsforen zum Thema Partnerschaft/Beziehung/Trennung deutlich mehr Qualität bescheinigen möchte.
Das war bisher auch der Grund, weshalb ich (m, 43) davon Abstand genommen habe, über ein Internet-Forum ansatzweise eine Antwort auf die Fragen zu bekommen, die mich mit unserer vertrackten Beziehung umtreiben. Nun drohe ich jedoch langsam innerlich überzulaufen mit meiner inneren Zerrissenheit darüber, ob diese Ehe überhaupt noch Sinn hat. Mehr noch, es drängt sich mir inzwischen der Gedanke auf, ob sich die Situation durch weiteres Zusammenbleiben nicht eher für beide noch verschlimmert, ob wir uns nicht gegenseitig im Weg stehen.
Nach 17 Jahren Ehe sind wir an dem Punkt, wo nichts mehr vorwärts und nichts mehr rückwärts geht - eine schlichtweg festgefahrene Situation. :mauer:
Die Frage, die mich dabei umtreibt, ist die ob mit mir gerade mein Ego durchgeht, das nach Selbstverwirklichung und Freiheit drängt, oder ob ich mich allen Ernstes den Rest meines Lebens mit einer Beziehung herumplagen soll, die mich nur Nerven kostet X( , um meiner Partnerin Beistand zu leisten, damit sie sich in der Ehegemeinschaft - wie ich empfinde - in der Rundum-Sorglos-Ecke sicher fühlen kann?
Ich versuche es mal der Reihe nach (viel kürzer ging es leider nicht, es hat sich einfach zuviel angehäuft):
Wir sind beide Anfang-Mitte 40, verheiratet, keine Kinder, gemeinsames Haus. Zum Thema Kinder sollte zum Verständnis vielleicht erwähnt werdern, dass wir uns nicht bewusst dagegen entschieden haben. Es wollte einfach nicht klappen; auf künstlichem Wege experimentieren wollten wir nicht. Das aber ist nicht das Problem, denn auch mit Kindern müsste man sich als Paar auf eine Fortsetzung des Lebens zu zweit einstellen, wenn diese aus dem Haus sind.
Und bei uns geht es nunmal um das Leben zu zweit, an dessen Sinn ich nicht nur immer mehr zweifle, sondern inzwischen nur noch als Belastung empfinde. Denn es geht immer nur um sie. Und es dreht sich immer im Kreis bis zu einem Punkt, an dem nichts weitergeht. Der Punkt ist immer dann erreicht, wenn sie z.B. an einem arbeitsfreien Tag Sätze wie diesen von sich gibt: "Ich will gar nicht zur Ruhe kommen, sonst kommt mir mein ganzes verkorkstes Leben hoch".
Zum einen geht es permanent um ihre festgefahrene berufliche Situation ohne Perspektive, weil sie seit Jahren darauf hofft, endlich einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Die Aussichten in unserer Stadt sind dafür allerdings ziemlich dünn, und sie ist weder bereit in ein anderes Tätigkeitsfeld zu wechseln, noch dafür eine gewisse Strecke zu fahren (ihr Standard-Argument: es lohnt sich nicht).
Unser Zusammenleben wird stark von ihren Befindlichkeiten bestimmt. Vor fünf Jahren verfiel sie innerhalb weniger Monate in eine Zwangserkrankung, von der sie sich mit Hilfe einer Psychotherapeutin (allerdings auch mit Hilfe von Psychopharmaka) wieder befreien konnte. Der eigentlichen Ursache war man dabei nicht ganz auf den Grund gekommen, vermutlich rührt es aber vom Elternhaus her, was sich auch sonst in einem übermäßig ausgeprägten Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein äußert. Und schließlich ihren Pessimismus, in einer Ausprägung, der sie aus Kleinigkeiten heraus Katastrophen-Szenarien entwickeln lässt.
Ein weiteres Problem: Wir haben uns beide in den 20 Jahren, in denen wir zusammenleben, unterschiedlich entwickelt. Als sich z.B. bereits vor ca. 10 Jahren abzeichnete, dass die Versuche, Kinder zu bekommen, wohl erfolglos bleiben werden, hat sie sich nicht mal ansatzweise darum gekümmert, sich beruflich weiter zu orientieren - obwohl ich sie dazu zu ermuntern versucht habe.
Die Erziehungsmuster aus ihrem Elternhaus ließen sie völlig in der Rolle der treusorgenden Ehegattin verharren, die für sich keine Ansprüche stellen darf und mir (ich zu dieser Zeit leitender Angestellter mit permanenter Arbeitsüberlastung und 11-Stunden-Tag) den Rücken freihalten muss. Ich habe mehrmals versucht, ihr dieses bewusst zu machen, sie dazu zu bewegen, mehr auch ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Das versuche ich bis heute, leider ohne Erfolg. In ihrer Rolle sah sie sich noch mehr bestätigt, als ich mich vor 9 Jahren selbstständig gemacht hatte (was mehr aus einer Notwendigkeit entstand denn geplant war) und in den ersten 2 - 3 Jahren die Einkommensverhältnisse dadurch noch recht bescheiden waren - sie musste ja ihrer Meinung nach unbedingt die 500 Euro dazuverdienen, um das Überleben zu sichern, und meinte sich deshalb keine berufliche Veränderung leisten zu können ... (es wäre notfalls auch ohne dieses Geld gegangen).
Während ich also in den letzten 20 Jahren ständig an mir gearbeitet habe, mich dabei auch viel mit Persönlichkeitsentwicklung, Zeit- und Zielmanagement, Erfolgsstrategien etc. befasst habe, ist sie das geblieben, wie ich sie heute jeden Tag und jeden Abend sehe: Pflichtbewusst und mit übertriebener Sorgfalt ihrer Hausarbeit nachgehend, ständig über nervliche Anspannungen klagend, in Selbstmitleid ob ihrer (aus ihrer Sicht ausweglosen) beruflichen Situation zerfließend.
Ich habe ihre psychische Erkrankung mit durchgestanden, ihr die ganzen Jahre beigestanden, nehme immer wieder Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten - und komme allmählich an einen Punkt, an dem ich nicht mehr kann, nicht mehr will, nur noch aus dieser Beziehung raus will, weil ich das Gefühl habe eine Schlinge um den Hals zu tragen, sobald sie in meiner Nähe ist. X(
Sie hat keinerlei Ideen, wie sie ihr Leben weiterentwickeln könnte. Dafür bevorzugt sie im Fernsehen Doku-Sendungen, die von Leuten handeln, die sich total runtergewirtschaftet haben. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf alles, was mit Misserfolg, Leid, Schwächen, Armut, Krankheit, Tod zu tun hat. Ich bin durch meine selbstständige Tätigkeit dagegen auf Erfolg und alles Aufbauende ausgerichtet. Nur bekomme ich das an sie nicht heran. Seit einiger Zeit äußert sie außerdem den Wunsch, sich in der Seniorenbetreuung oder sogar im Hospizbereich zu engagieren. Ich habe ich schon mehrmals nahegelegt, dazu mit Menschen ins Gespräch zu
kommen, die sich in diesem Bereich auskennen, damit sie eine Ahnung bekommt, worauf sie sich einstellen und wie sie sich auf eine entsprechende Tätigkeit vorbereiten muss. Nur - sie ist NIE auf etwas vorbereitet und hält es auch nicht für nötig, mal zielorientiert auf etwas hinzuarbeiten.
Sobald ich versuche (und dies in letzter Zeit immer häufiger und nachdrücklicher), sie zu einer Neuorientierung in ihrem Leben zu bewegen, kommen stets die gleichen Tiraden: "Was soll ich denn bloß tun"? Und wenn ich für sie auch keine Lösung weiß (was zugegebenermaßen auch nicht einfach ist, wenn sie sich nicht zu etwas radikalem entschließt), sieht sie sich bestätigt, dass es für sie keinen Ausweg gibt. Hinzu kommt z.B. noch, dass sie ständig an jeder Ecke des Hauses etwas auszusetzen hat - für mich sind dies alles nur Ausflüchte und Ausdruck ihrer Unzufriedenheit mit ihrem Leben.
Also geht man dann doch wieder zur Tagesordnung über. Trotz allem haben wir eine gut funktionierende Alltagsbeziehung. Allerdings führen wir praktisch ein Zusammenleben auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Es funktioniert nach meiner Meinung auch nur deshalb, weil ich mich immer wieder auf sie einlasse, ihre Tiraden mehr oder weniger über mich ergehen lasse, sie zu unterstützen versuche. Das Fatale ist, dass ich ihr im Grunde nichts vorwerfen kann - was das "praktische" Zusammenleben betrifft, also z.B. Umgang mit Geld, Haushalt usw. - außer dass ich mich in dieser Beziehung zu Tode langweile. Das Thema Sex erwähne ich hier erst gar nicht ...
Ich würde ihr manchmal am liebsten an den Kopf werfen, dass jeder Andere sie schon längst verlassen hätte. Allerdings fühle ich mich auch mitschuldig an der Situation, weil auch ich nie etwas Durchgreifendes unternommen habe, um an der Beziehung zu arbeiten. Wir sprechen zwar offen über Probleme und Konflikte, sind auch in der Lage, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, und doch lebt man unglücklich nebeneinander her. Es ist nach meinem Empfinden eine nicht enden wollende Dauerkrise und ein schleichender Zerrüttungsprozess.
Ich fühle mich nur noch als ihr Lebensberater und Auskotzeimer für ihren Seelenmüll. Mache ich mich zum Trottel, weil ich nicht schon längst gegangen bin? Oder trage ich mit Schuld an der Situation, weil ich zu sehr ihre Haltung dulde? Aber ist sie wiederum nicht für ihre Situation weitgehend selbst verantwortlich? Wäre möglicherweise der Gang zur Paarberatung ein sinnvoller Weg, um diesen Kreis zu durchbrechen?
Wer mir dazu den einen oder anderen erhellenden Gedanken geben kann, dem bin ich äußerst dankbar - und vor allem auch dankbar für das Lesen meiner langen Ausführungen ...
Herzliche Grüße
zunächst ein Lob an den Betreiber und die User dieses Forums, dem ich im Vergleich zu manchen anderen Diskussionsforen zum Thema Partnerschaft/Beziehung/Trennung deutlich mehr Qualität bescheinigen möchte.
Das war bisher auch der Grund, weshalb ich (m, 43) davon Abstand genommen habe, über ein Internet-Forum ansatzweise eine Antwort auf die Fragen zu bekommen, die mich mit unserer vertrackten Beziehung umtreiben. Nun drohe ich jedoch langsam innerlich überzulaufen mit meiner inneren Zerrissenheit darüber, ob diese Ehe überhaupt noch Sinn hat. Mehr noch, es drängt sich mir inzwischen der Gedanke auf, ob sich die Situation durch weiteres Zusammenbleiben nicht eher für beide noch verschlimmert, ob wir uns nicht gegenseitig im Weg stehen.
Nach 17 Jahren Ehe sind wir an dem Punkt, wo nichts mehr vorwärts und nichts mehr rückwärts geht - eine schlichtweg festgefahrene Situation. :mauer:
Die Frage, die mich dabei umtreibt, ist die ob mit mir gerade mein Ego durchgeht, das nach Selbstverwirklichung und Freiheit drängt, oder ob ich mich allen Ernstes den Rest meines Lebens mit einer Beziehung herumplagen soll, die mich nur Nerven kostet X( , um meiner Partnerin Beistand zu leisten, damit sie sich in der Ehegemeinschaft - wie ich empfinde - in der Rundum-Sorglos-Ecke sicher fühlen kann?
Ich versuche es mal der Reihe nach (viel kürzer ging es leider nicht, es hat sich einfach zuviel angehäuft):
Wir sind beide Anfang-Mitte 40, verheiratet, keine Kinder, gemeinsames Haus. Zum Thema Kinder sollte zum Verständnis vielleicht erwähnt werdern, dass wir uns nicht bewusst dagegen entschieden haben. Es wollte einfach nicht klappen; auf künstlichem Wege experimentieren wollten wir nicht. Das aber ist nicht das Problem, denn auch mit Kindern müsste man sich als Paar auf eine Fortsetzung des Lebens zu zweit einstellen, wenn diese aus dem Haus sind.
Und bei uns geht es nunmal um das Leben zu zweit, an dessen Sinn ich nicht nur immer mehr zweifle, sondern inzwischen nur noch als Belastung empfinde. Denn es geht immer nur um sie. Und es dreht sich immer im Kreis bis zu einem Punkt, an dem nichts weitergeht. Der Punkt ist immer dann erreicht, wenn sie z.B. an einem arbeitsfreien Tag Sätze wie diesen von sich gibt: "Ich will gar nicht zur Ruhe kommen, sonst kommt mir mein ganzes verkorkstes Leben hoch".
Zum einen geht es permanent um ihre festgefahrene berufliche Situation ohne Perspektive, weil sie seit Jahren darauf hofft, endlich einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Die Aussichten in unserer Stadt sind dafür allerdings ziemlich dünn, und sie ist weder bereit in ein anderes Tätigkeitsfeld zu wechseln, noch dafür eine gewisse Strecke zu fahren (ihr Standard-Argument: es lohnt sich nicht).
Unser Zusammenleben wird stark von ihren Befindlichkeiten bestimmt. Vor fünf Jahren verfiel sie innerhalb weniger Monate in eine Zwangserkrankung, von der sie sich mit Hilfe einer Psychotherapeutin (allerdings auch mit Hilfe von Psychopharmaka) wieder befreien konnte. Der eigentlichen Ursache war man dabei nicht ganz auf den Grund gekommen, vermutlich rührt es aber vom Elternhaus her, was sich auch sonst in einem übermäßig ausgeprägten Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein äußert. Und schließlich ihren Pessimismus, in einer Ausprägung, der sie aus Kleinigkeiten heraus Katastrophen-Szenarien entwickeln lässt.
Ein weiteres Problem: Wir haben uns beide in den 20 Jahren, in denen wir zusammenleben, unterschiedlich entwickelt. Als sich z.B. bereits vor ca. 10 Jahren abzeichnete, dass die Versuche, Kinder zu bekommen, wohl erfolglos bleiben werden, hat sie sich nicht mal ansatzweise darum gekümmert, sich beruflich weiter zu orientieren - obwohl ich sie dazu zu ermuntern versucht habe.
Die Erziehungsmuster aus ihrem Elternhaus ließen sie völlig in der Rolle der treusorgenden Ehegattin verharren, die für sich keine Ansprüche stellen darf und mir (ich zu dieser Zeit leitender Angestellter mit permanenter Arbeitsüberlastung und 11-Stunden-Tag) den Rücken freihalten muss. Ich habe mehrmals versucht, ihr dieses bewusst zu machen, sie dazu zu bewegen, mehr auch ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Das versuche ich bis heute, leider ohne Erfolg. In ihrer Rolle sah sie sich noch mehr bestätigt, als ich mich vor 9 Jahren selbstständig gemacht hatte (was mehr aus einer Notwendigkeit entstand denn geplant war) und in den ersten 2 - 3 Jahren die Einkommensverhältnisse dadurch noch recht bescheiden waren - sie musste ja ihrer Meinung nach unbedingt die 500 Euro dazuverdienen, um das Überleben zu sichern, und meinte sich deshalb keine berufliche Veränderung leisten zu können ... (es wäre notfalls auch ohne dieses Geld gegangen).
Während ich also in den letzten 20 Jahren ständig an mir gearbeitet habe, mich dabei auch viel mit Persönlichkeitsentwicklung, Zeit- und Zielmanagement, Erfolgsstrategien etc. befasst habe, ist sie das geblieben, wie ich sie heute jeden Tag und jeden Abend sehe: Pflichtbewusst und mit übertriebener Sorgfalt ihrer Hausarbeit nachgehend, ständig über nervliche Anspannungen klagend, in Selbstmitleid ob ihrer (aus ihrer Sicht ausweglosen) beruflichen Situation zerfließend.
Ich habe ihre psychische Erkrankung mit durchgestanden, ihr die ganzen Jahre beigestanden, nehme immer wieder Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten - und komme allmählich an einen Punkt, an dem ich nicht mehr kann, nicht mehr will, nur noch aus dieser Beziehung raus will, weil ich das Gefühl habe eine Schlinge um den Hals zu tragen, sobald sie in meiner Nähe ist. X(
Sie hat keinerlei Ideen, wie sie ihr Leben weiterentwickeln könnte. Dafür bevorzugt sie im Fernsehen Doku-Sendungen, die von Leuten handeln, die sich total runtergewirtschaftet haben. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf alles, was mit Misserfolg, Leid, Schwächen, Armut, Krankheit, Tod zu tun hat. Ich bin durch meine selbstständige Tätigkeit dagegen auf Erfolg und alles Aufbauende ausgerichtet. Nur bekomme ich das an sie nicht heran. Seit einiger Zeit äußert sie außerdem den Wunsch, sich in der Seniorenbetreuung oder sogar im Hospizbereich zu engagieren. Ich habe ich schon mehrmals nahegelegt, dazu mit Menschen ins Gespräch zu
kommen, die sich in diesem Bereich auskennen, damit sie eine Ahnung bekommt, worauf sie sich einstellen und wie sie sich auf eine entsprechende Tätigkeit vorbereiten muss. Nur - sie ist NIE auf etwas vorbereitet und hält es auch nicht für nötig, mal zielorientiert auf etwas hinzuarbeiten.
Sobald ich versuche (und dies in letzter Zeit immer häufiger und nachdrücklicher), sie zu einer Neuorientierung in ihrem Leben zu bewegen, kommen stets die gleichen Tiraden: "Was soll ich denn bloß tun"? Und wenn ich für sie auch keine Lösung weiß (was zugegebenermaßen auch nicht einfach ist, wenn sie sich nicht zu etwas radikalem entschließt), sieht sie sich bestätigt, dass es für sie keinen Ausweg gibt. Hinzu kommt z.B. noch, dass sie ständig an jeder Ecke des Hauses etwas auszusetzen hat - für mich sind dies alles nur Ausflüchte und Ausdruck ihrer Unzufriedenheit mit ihrem Leben.
Also geht man dann doch wieder zur Tagesordnung über. Trotz allem haben wir eine gut funktionierende Alltagsbeziehung. Allerdings führen wir praktisch ein Zusammenleben auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Es funktioniert nach meiner Meinung auch nur deshalb, weil ich mich immer wieder auf sie einlasse, ihre Tiraden mehr oder weniger über mich ergehen lasse, sie zu unterstützen versuche. Das Fatale ist, dass ich ihr im Grunde nichts vorwerfen kann - was das "praktische" Zusammenleben betrifft, also z.B. Umgang mit Geld, Haushalt usw. - außer dass ich mich in dieser Beziehung zu Tode langweile. Das Thema Sex erwähne ich hier erst gar nicht ...
Ich würde ihr manchmal am liebsten an den Kopf werfen, dass jeder Andere sie schon längst verlassen hätte. Allerdings fühle ich mich auch mitschuldig an der Situation, weil auch ich nie etwas Durchgreifendes unternommen habe, um an der Beziehung zu arbeiten. Wir sprechen zwar offen über Probleme und Konflikte, sind auch in der Lage, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, und doch lebt man unglücklich nebeneinander her. Es ist nach meinem Empfinden eine nicht enden wollende Dauerkrise und ein schleichender Zerrüttungsprozess.
Ich fühle mich nur noch als ihr Lebensberater und Auskotzeimer für ihren Seelenmüll. Mache ich mich zum Trottel, weil ich nicht schon längst gegangen bin? Oder trage ich mit Schuld an der Situation, weil ich zu sehr ihre Haltung dulde? Aber ist sie wiederum nicht für ihre Situation weitgehend selbst verantwortlich? Wäre möglicherweise der Gang zur Paarberatung ein sinnvoller Weg, um diesen Kreis zu durchbrechen?
Wer mir dazu den einen oder anderen erhellenden Gedanken geben kann, dem bin ich äußerst dankbar - und vor allem auch dankbar für das Lesen meiner langen Ausführungen ...
Herzliche Grüße