Fehlendes "Feuer"?

penguin

Neuer Benutzer
24. Apr. 2012
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Erstmal ein Hallo an alle!

Ich bin mittlerweile in einer beinahe 3-jährigen Fernbeziehung mit einer Amerikanerin. Haben uns über das Internet kennengelernt, nach 6 Monaten bin ich zum Auslandssemester hin und wir haben von der ersten Minute an wirklich jede Minute, Stunde und Tag miteinander verbracht. Die Stunden, die wir getrennt waren in der Zeit, kann man an wenigen Händen abzählen. Es war für mich meine erste lesbische Erfahrung, sowie Beziehung, darüber hinaus mit einer Frau einer anderen Kultur, in einem fremden Land. Es lief unglaublich gut. Es gab natürlich immer Momente, wo man sich fragt, warum sie dies oder das tut. Aber ich und sie wußten von vornherein, dass wir uns wohl noch in 20 Jahren an den Kopf packen, ob der kulturellen Unterschiede, Erziehung, etc.

Ich bin grundsätzlich ein sehr geduldiger, liebevoller Mensch. Für den Menschen, den ich liebe, tue ich alles und ich denke immer nach, bevor ich rede oder schreibe, um sie eben nicht zu verletzten. Sie ist sehr viel impulsiver, hat ein umfangreiches Temperament und kann mit Stress verschiedener Art meiner Meinung nach nicht allzu gut umgehen. Jedenfalls bin ich nach den 6 Monaten notgedrungen wieder zurück und wir haben uns 6 Monate nicht gesehen. Für sie ist es bereits eine Stresssituation, wenn ich nicht bei ihr bin. Daher fing es dann irgendwann an, dass wir mehr Beziehungsstress hatten, weil sie ständig unter Strom stand und meistens kriegt es ja die Person ab, die einem am nähesten steht, selbst wenn ein Ozean dazwischen liegt.

Ich hab das über mich ergehen lassen, auch wenn es wirklich hart war, weil ich auch ein sehr sensibler Mensch bin und ich weiß, dass sie mir nicht weh tun will, aber manchmal in ihrem Temperament so eingeschlossen ist, dass manche Sachen falsch raus kommen, sie das aber nicht unbedingt bemerkt. Nach 6 Monaten war ich für 3 Wochen wieder drüben und die ersten beiden Wochen waren ähnlich, wie die 6 Monate übers Internet davor. Erst nachdem es mal ordentlich krachte, am Ende der 2. Woche, wurde es besser und sie hat erkannt, dass sie sich jetzt wenigstens mal kurz entspannen kann und der Mensch sein kann, der sie ist. Nämlich auch ein unglaublich liebervoller, energievoller Mensch, von der ich weiß, dass sie mich über alles liebt.

Dann ging es für mich also wieder nach Hause und diesmal kam sie nach 4 Monaten nach Deutschland und blieb für 3 Monate. Es fing schon langsam an, dass das Bauchkribbeln nicht mehr so da war, wie noch davor. Es gab aber immer wieder Momente, wo es doch vorkam, nur eben nicht mehr so intensiv und häufig. Während sie sagte, sie hatte die tollsten 3 Monate ihres Lebens, hatte ich die meiste Zeit das Gefühl, ich versaue ihr eigentlich die ganze Zeit ihren Aufenthalt (wegen Sprachschwierigkeiten ihrerseits, ich habe nicht genug übersetzt, sie in Gespräche eingebunden, etc.). Fühlbar wurden die Gefühle weniger, weil ich wirklich sehr viel abbekommen habe. Auch hinterher übers Internet immer wieder, weil sie ständig im Stress ist, sie wirklich kaum Zeit hat und jeder kleine "Fehler" von mir kommentiert wird.

Dann lagen wir 6 Monate Internetzeit dazwischen und jetzt war ich im Februar bis Ende März für 6 Wochen da. Das Kribbeln, selbst beim Treffen, war kaum da. Wir haben uns aber gut verstanden, weniger Nicklichkeiten, aber auch kein "Feuer". Die ersten paar Tage schon, aber dann wurde die Anziehungskraft spürbar weniger und kam erst gegen Ende wieder.

Jetzt kommt sie am 20. Mai wieder für 3 Monate hier her. Es ist das erste Mal, dass ich nicht wirklich behaupten kann, dass ich mich tierisch freue. Vielleicht, weil ich gerade beim Abschluss des Studiums und der Jobsuche bin und das alles mit ihrem zukünftigen, deutschen Studienort synchronisieren muss, aber da es meine erste Beziehung ist, stehe ich trotzdem vor vielen Fragezeichen.

Ich muss dazu sagen, dass ich die Liebe für sie fühle. Sie äußert sich nicht in kribbelnden Schmetterlingen, aber zum Beispiel in beinahe grenzenloser Empathie, Stolz und natürlich der Attraktivität für sie. Ich weiß auch, dass sie mich wirklich tierisch liebt und immerhin hat sie vor ein paar Tagen nach glaube ich fast einem Jahr gesagt, dass ich "fucking gorgeous" wäre, was sich natürlich gut anfühlt.

Jetzt habe ich eher die generelle Frage, ob das normal ist, dass die Gefühle irgendwann abflachen. Ich weiß, dass man ein lebenlang keine kribbelnden Gefühle verspürt, geschweige denn vor Attraktivität zerplatzt. Aber ist es in eurer Fernbeziehung dieser Länge und Distanz so, dass es auch dazu kommt? Ich weiß, dass ihr Stress und die Nicklichkeiten da mit reinspielen, aber vielleicht wären die Gefühle eh irgendwann abgeflacht?

Das Problem, das ich habe, wenn ich meine Situation schildere ist, dass meine Freundin dabei immer so schlecht wegkommt. Ja, sie hat schlechte Eigenschaften, die mir gegenüber unfair sind, aber sie kann es innerhalb von 5 Minuten mit all ihrer Liebe wettmachen. Und über das Internet tut sie das kaum, weil sie sagt, sie will nicht anhänglich sein über diese Distanz, da uns die Technik (Skype, Smartphones, etc.) oft genug im Stich lassen und wenn man dann auf eine schnelle Antwort wartet, oftmals nichts kommt. Wenn wir uns sehen, sind wir beide eher anhängliche Typen, im Internet bin ich es auch (bzw. mittlerweile nicht mehr, notgedrungen), sie aber eben nicht.

Naja, jedenfalls würde ich gerne wissen, wie eure Fernbeziehung über so eine Distanz und Länge ablief. Ob das Feuer immer entfachte, wenn ihr euch gesehen habt, ob ihr auch unterschiedliche Anhänglichkeitstypen über das Internet seid, etc.