Fernbeziehung

Jess81

Neuer Benutzer
30. Mai 2010
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Hallo Zusammen,

ich habe mich heute erst angemeldet und hoffe, dass ich mir hier ein bißchen meine Sorgen von der Seele schreiben kann und vielleicht Leute "treffe" den es wie mir geht.

Ich führe seit 9 Monaten eine Fernbeziehung (davor waren wir 10 Monate zusammen) mein Freund ist aus beruflichen Gründen umgezogen ist und nun 650 km von mir entfernt wohnt:(. D.h. wir sehen uns nur alle 2 Wochen und dann meistens für ein langes Wochenende. Es läuft auch alle echt gut mit uns und er ist genau das was ich möchte und wonach ich gesucht habe. Aber in letzter Zeit merke ich einfach, dass es für mich immer schwieriger wird so eine Beziehung zu führen und dass es mir nicht mehr reicht. Ich möchte eine "normale" Beziehung führen in der ich meinen Freund oft sehen kann und mir nicht in der Zeit zwischen den Treffen einsam vorkomme. Und deswegen kommt mir immer öfter der Gedanke ob ich so wirklich glücklich werden kann. Es ist im Moment noch nicht abzusehen, wann sich diese Situation ändern wird...es kann in 2 Monaten sein oder in einem Jahr erst...und ich kann auch nicht einfach meinen Job aufgeben, weil sich bei ihm alles innerhalb der nächsten Monate ändern kann und dann wäre ich da wo er jetzt ist und er wieder woanders (er ist Soldat...nur so zur Erklärung der hin und her wechselei :) ).

Gibt es jemanden der in einer ähnlichen Situation ist? Und sich auch so fühlt?

Ich liebe ihn so sehr, aber ich weiß nicht wie lange ich dieser Art von Beziehung noch gewachsen bin.

Liebe Grüße

Jess

 
Liebe Jess81,

und WIE ich deine Situation nachfühlen kann!!!!

Mir hat es förmlich den Hals zugeschnürt, als ich deinen Beitrag gelesen habe...

Kurz meine Story (damit du weißt, warum ich so mitfühlen kann): auch ca. 10 Monate mit meinem Freund zusammen, er enzschließt sich aufgrund der Tatsache, dass er nach dem Studium keinen Job gefunden hat bzw. ein Jobangebot kurzfristig geplatzt ist, ca. 400km weg zu ziehen, um dort noch einen anderen Abschluß zu machen.

Nach ca. 8 Monaten (das ist jetzt 2 Monate her) habe ich mich getrennt.

Grund: das ist nicht die Art von Beziehung, die ich mir wünsche:(

Liebe Jess, jede Beziehung ist individuell und natürlich sind deine Gedanken und Gefühle nicht die gleichen.

Dennoch erkenne ich natürlich Paralellen, denn mir ging es nicht anders als dir- wir waren sehr glücklich und haben uns super gut verstanden, aber wenn ich ganz ganz ehrlich zu mir wahr, dann spürte ich: unsere Vorstellungen vom gemeinsamen Leben stimmen nicht überein.

Natürlich war sein Wegzug nicht der einzige Grund für die Trennung, es gab da noch einen viel wichtigeren. Aber in der Fernbeziehung hat sich dieser noch "wichtigere" Trennungsgrund eben manifestiert.

Hast du deinem Freund von deinen Ängsten erzählt?

Wie stellt ihr euch insgesamt eure Zukunft vor?

Wie geht es ihm mit der Fernbeziehung?

Liebe Grüße,

cure

 
Liebe Cure,

erstmal vielen lieben Dank für Deine liebe Antwort.

Nein, ich habe ihm nichts von meinen Ängsten erzählt. Das Problem ist, dass seine vorherigen Beziehungen alle an seinem Job gescheitert sind und er aus diesem Grund sehr empfindlich bzw. verletzt auf dieses Thema reagiert. Ich möchte ihn auch nicht beunruhigen oder dass er denkt ich würde an meinen Gefühlen Zweifeln und ihn somit verletzen. Ich wollte erstmal alleine mir klar werden wo stehen wir und wo möchte ich dass das alles hin führt und ist es überhaupt realisierbar. Bzw. nicht ganz alleine sonst wäre ich wohl nicht hier :) Oder mir ein paar Tipps fürs durchhalten holen :)

Wir wissen schon, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben wollen, erst gestern hat er wieder gesagt, dass ich die Person bin mit der er alt werden möchte und dass er schon hin und her überlegt wie er mir mal einen Antrag machen soll. In diesen Momenten geht es mir auch mehr als gut mit der Beziehung. Es ist halt die Tatsache, dass ich zu oft ohne ihn bin und mich alleine fühle. Ich habe viele Freunde, aber dass ist nicht das Gleiche. Ich möchte auch ein "wir" haben und nicht nur ein "ich" sein an den meisten Tagen des Jahres. Hört sich vielleicht komisch an, aber vielleicht verstehst du was ich meine. Das Schlimmste ist, dass er sein Leben dort hat ohne mich und ich meines hier ohne ihn und ich sogerne ein Teil seines Lebens wäre und nicht nur für ein paar Tage alle 2 Wochen.

Ich denke, es würde mir besser gehen, wenn ich wüßte wann es alles ein Ende hat, dann würde ich auf ein Ziel hinarbeiten, aber wie ich schon meinte es kann sich in 2 Monaten oder auch 2 Jahren erst ändern. Solange bis eine Entscheidung fällt hänge ich in der Luft...

Ich weiß, dass es ihm auch schwer fällt, wahrscheinlich nicht so schwer wie mir, weil er einfach so eine Art Beziehung gewohnt ist, da er immer solche Beziehungen auf Grund seines Jobs hatte.

Es tut mir sehr Leid mit deiner Trennung, dass war bestimmt kein einfacher Schritt für dich!

Und wie geht es dir jetzt mit der Entscheidung?

Ganz liebe Grüße

Jess

 
Liebe Jess,

nein, ein einfacher Schritt war das ganz bestimmt nicht, aber das Zweifeln vorher (über einen längeren Zeitraum hinweg) war auch alles anderes als leicht:(

Zu sagen, dass es mir "gut" geht wäre wohl etwas übertrieben, aber es geht mir besser.

Es ist eher so ein langsames Pflänzchen, welches in mir wächst und sagt "es ist richtig so", aber immerhin: es ist da.

Ich glaube, am allermeisten setzt mir zu, dass ich weiß, wie sehr er leidet. Das tut richtig weh, weil ich ihn eben sehr, sehr mag und ich es hasse, ihm weh zu tun. Das hat er nicht verdient! Andererseits: ich habe es auch verdient, glücklich zu sein. Und deswegen habe ich mich getrennt.

Genug von mir! Wollte nur etwas auf deine Fragen eingehen;)

Liebe Jess, ich finde es gut und durchaus sinnvoll, dass du dich erstmal für dich mit deinen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen möchtest.

Ich denke aber auch, dass es sehr wichtige Gedanken sind, mit denen du dich auseinandersetzt und er hat nur dann eine Chance, sich auf dich einzustellen, wenn er weiß, was in dir vorgeht.

Vielleicht ist ihm gar nicht bewusst, dass du dir mehr ein "WIR" wünschst? Vielleicht denkt er, alles ist in bester Ordnung?

Es könnte ja sein, dass auch ihn die Situation belastet und er aber nicht mit dir darüber redet, weil er ähnlich gestrickt ist wie du?

Kurzum: wenn dich der Schuh wirklich drückt, dann rede mit ihm! Erkläre ihm, was dir wichtig ist, was dir fehlt und was du dir wünschst!

Vielleicht gibt es ja eine ganz einfache Lösung, die euch beide zufrieden stellt?

Klar, manchmal ist die Realität so wie sie ist, aber wenn ihr gemeinsam an einer Lösung sucht, dann stehen eure Chancen gleich viel besser!

Das heißt ja nicht, dass du gleich in den nächsten zwei Tagen auf ihn zurennen musst, aber wenn du spürst, dass das ein Thema ist, dass dich doch immer wieder belastet, dann SOLLTEST du mit ihm reden.

Alles andere birgt die Gefahr, dass du dich von ihm entfernst.

Würdest du, wenn er dir jetzt einen Antrag macht, "ja" sagen?

Liebe Grüße,

cure

 
Liebe Cure,

ich denke wenn man das Gefühl hat "es ist richtig so" auch wenn es nur ein kleines Pflänzchen ist, dann hat man für sich die richtige Entscheidung getroffen. Aber ich verstehe auch, dass du noch nicht sagen kannst, dass es dir gut geht. Das dauert bestimmt noch ein bißchen wie es nach jeder Trennung so ist, aber ich bin mir sicher je mehr Zeit vergeht wird das "Pflänzchen" größer und größer...wünsche dir aufjedenfall ganz viel Kraft!

Glaub ich, dass es dir zusetzt, dass er leidet, aber du hast diesen Schritt ja nicht gewählt um ihn zu verletzen, sondern weil es dir in der Situation nicht gut ging und du möchtest genauso glücklich sein wie er auch. Ich denke, wenn man dem Anderen fair und ehrlich gegenüber ist, dann verletzt man den anderen zwar trotzdem mit einer Trennung, aber der andere hätte ja auch nichts von vorgespielten Gefühlen.

Und von den Dingen Fairness und Ehrlichkeit vor allem in der Trennung kann ich echt ein Lied singen :) weil mein Ex nach fast 10 Jahren eine wirklich miese Nummer abgezogen hat, das tat richtig weh und mit einem es tut mir Leid, aber meine Gefühle reichen nicht mehr, wäre mir echt einiges erspart geblieben..aber das ist ein anderes Thema :)

Was ich sagen wollte ist bei einer Trennung lässt sich das "Verletzen" des anderen leider nicht vermeiden, aber es ist immer möglich es fair zu machen. Und ich denke das weiß der andere auch zu schätzen.

Ich glaube er spricht, dass Thema auch nicht so gerne an, weil er weiß, dass es in nächster Zeit keine Veränderung der Situation geben wird und ihn das auch traurig macht.

Und ich weiß, dass wenn er mich traurig diesbezüglich sieht, dass ihn das noch trauriger macht und die Angst hervor ruft bei ihm, dass ich ihn auf Grund dieser Beziehungssituation verlassen könnte.

Aber ich denke du hast recht, wenn mich der Schuh drückt, dann sollte ich mit ihm darüber reden und vielleicht können wir momentan nichts daran ändern, aber gemeinsam planen wie es weiter gehen soll, wenn sich endlich etwas ändert.

Ob ich "ja" sagen würde wenn er mich fragen würde? Ja, obwohl ich weiß, dass es wahrscheinlich etwas..naja nennen wir es naiv wär. Wir haben noch nie zusammen gewohnt und haben uns somit noch nie so wirklich im Alltag erlebt. Aber ich würde trotzdem 100% und aus voller Überzeugung ja sagen, aber mit dem Heiraten abwarten bis wir einige Zeit wenn nicht sogar Jahre zusammen gelebt haben.

Das Schreiben hilft mir sehr DANKE, auch wenn Fragen in mir hochkommen vor denen ich angst habe und die ich immer weg geschoben habe. Aber denen ich mich einfach stellen muss...wie: kann ich meine Familie und Freunde, meine Heimat irgendwann für ihn verlassen? Würde ich klar kommen alleine nur mit ihm in einer neuen Stadt/Land?

Ich muss sagen ich bin jemand der gerne plant und gerne weiß was in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten oder sogar Jahren passiert und wo ich dann stehe.

Mit ihm wurde das alles anders, nichts war mehr vorhersehbar nicht mal ansatzweise...und ich hatte mich in dieses neuen "Dasein" ganz gut eingefügt...aber ich merke dieses gar nicht wissen wie und wohin es weiter geht holt mich wohl gerade ein...

Es gibt wohl einiges zum Nachdenken...

Vielen Dank für die Denkanstöße und deine Zeit mir zu schreiben.

Ich weiß das echt zu schätzen!

Liebe Grüße

Jess

 
Liebe Jess,

kein Problem, dafür bin ich ja hier:)

Krass, du hattest schon eine 10jährige Beziehung? "Krass" weil du ja "erst" 29 bist! Meine längste war 4 Jahre und DAS fand ich schon ne halbe Ewigkeit...

Ich kann sehr gut verstehen, was du meinst, vielleicht ähneln wir uns in dem Punkt auch ein wenig: ich überlege auch oft "Was will ich eigentlich, was erwarte ich, wo möchte ich in x-Jahren ca. stehen?". Manchmal wünschte ich mir, dass ich ein bisschen leichtlebiger wäre, aber ganz oft freue ich mich auch darüber, dass ich so reflektiert bin, auch wenn es sehr oft zu unangenehmen Konsequenzen kommt...wie eben bei mir die Trennung. Ich befand mich sehr lange in dem Dilemma eine eigentlich sehr schöne Beziehung zu haben, mit allem Drum und Dran, viele Unternehmungen, tolles Liebesleben, viel Nähe, aber auch genügend Freiräume...

Und trotzdem: in mir nagte die Frage, ob ich das (und vor allen Dingen ihn) für meine Zukunft sehen kann. Und dann kamen die Antworten...nein, konnte ich nicht, auch wenn er mir immer wieder versicherte, es werde sich mit der Zeit ändern...

Ein großer Wunsch an mich ist immer, dass ich versuche, im JETZ zu leben...

Liebe Jess, ich glaube, dass es euch wirklich gut tun würde, wenn ihr über so Sachen redet. Du darfst keine Angst haben, dass du ihn damit belastest, denn er trägt die Verantwortung für sich, nicht für dich! Und du natürlich auch nur für dich und nicht für ihn...

er wird dir schon sagen, wenn ihm etwas zu viel wird! Entscheide das nicht für ihn (nur so als Tip gedacht)...

Hättet ihr denn die Chance, das Ganze einmal auszuprobieren? Also könntest du bspw. für ein halbes Jahr oder so zu ihm in die Nähe ziehen und dann mit ihm zusammen wohnen?

Mein Vater war auch laaaaaaange Zeit beim Bund; wir als Familie sind dann immer alle zwei Jahre mit umgezogen.

Eine sehr gute Freundin von mir führt aufgrund der Tatsache, dass ihr Freund beim Bund ist, auch eine Wochenendbeziehung und hat sich nach 3 Jahren mittlerweile damit arrangiert...

Tja, und meine Biographie kennst du in den Grundzügen ja:(

Was ich damit sagen will: es gibt viele Möglichkeiten, vielleicht tut es dir/euch ja gut, sie einmal durchzuspielen?

Viele liebe Grüße,

cure