Fernbeziehung

Eowin

Neuer Benutzer
09. Aug. 2012
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Ich (28) lebe seit vier Jahren mit meinem Partner (29) in einer Fernbeziehung (aus beruflichen Gründen). Wir sehen uns jedes zweite oder dritte Wochenende und hatten auch schon Phasen, in denen wir für mehrere Monate zusammenlebten. Solange wir zusammen sind, sind wir beide sehr glücklich. Wir lieben uns und möchten später heiraten und eine Familie gründen. In zweieinhalb Jahren schliesse ich meine Ausbildung ab und wir können endlich zusammenziehen. Während dem Corona-Shutdown bin ich bei ihm eingezogen und wir haben 5 wunderschöne Monate zusammen verbracht. Nun bin ich wieder in der Schweiz und er im Ausland. Seither habe ich viel mehr Mühe mit der Fernbeziehung und bin einfach ständig unglücklich. Ich kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren und weine jeden Abend. So kann es nicht weitergehen, und ich kann so auch nicht zweieinhalb Jahre durchhalten. Aber ich liebe ihn so sehr - rein emotional bin ich zu einer Trennung nicht fähig. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, und es schmerzt ihn, dass ich so unglücklich bin. Aber während ich fast daran zerbreche, wie sehr ich ihn im Alltag vermisse, kommt er recht gut mit der Fernbeziehung klar. Er hat mir versichert, dass er mich liebt und mich viel lieber bei sich hätte - aber er kann mit der Fernbeziehung viel besser umgehen und leidet nicht so sehr wie ich. Ich weiss nicht mehr, was ich tun soll. Ich fühle mich gefangen in einer unerträglichen Situation, und zur Trennung als einzigen Ausweg, den ich momentan sehe, bin ich nicht fähig. Dafür liebe ich ihn viel zu sehr.

 
Wie weit wohnt ihr auseinander?

Gibt es keine Möglichkeiten,  die Ausbildung woanders zu machen, so dass man sich häufiger sehen könnte?

Du liebst ihn und willst dich trennen? Wird es dir dann wirklich besser gehen?

 
Liebe Leela

Er ist in Berlin, also nicht ewig weit weg. Aber leider kann ich die Ausbildung nur hier in der Schweiz machen, ausser ich breche ab - aber ich glaube, das wär weder für mich noch für die Beziehung gut. Und du hast völlig Recht: Schluss machen würde völlig entgegen meinen Gefühlen gehen - und bestimmt wäre ich dann erstmal noch unglücklicher. Aber im Moment dreht sich mein Leben einfach so stark um ihn, dass ich manchmal glaube, es wäre gut wenn ich mich wieder etwas mehr auf mich selbst und andere soziale Kontakte konzentrieren könnte. Das fällt mir in der momentanen Situation schwer.

 
Ja, oder auf die Ausbildung.  Die kannst du nicht schneller abschließen?

Wollt ihr später zusammen in Berlin leben?

Wirst du mit dieser Ausbildung da einen Job finden?.

Warum bist du so unglücklich: bist du einsam? Eifersüchtig? Was ist es genau? 

Wie ist es, wenn du ihn wieder siehst nach 3 Wochen,  ist es nicht ein besonders schöner Moment?

Kann es sein,  dass du irgendwelche Ängste hast?

 
Vielen Dank für deine Antwort und Fragen. Es tut gut, darüber schreiben zu können und in neue Richtungen zu denken.

Ich denke, zweieinhalb Jahre sind realistisch. Ich habe eigentlich viel Freude an meiner Arbeit und Ausbildung, weshalb ich das auch mache. Selbst wenn ich danach einen guten Job in der Schweiz finden würde, will ich lieber nach Berlin und dort einen Job suchen - selbst wenn er etwas unter meinem Ausbildungsniveau sein sollte. Ich fühle mich da sehr wohl und kann mir gut vorstellen, in Berlin zu leben und zu arbeiten - auch unabhängig von meinem Freund gefällt mir die Stadt sehr.

Du stellst sehr gute Fragen... Eifersüchtig bin ich nicht, das Vertrauen zwischen uns ist sehr gut. Aber ich denke schon, dass ich einsam bin. Vor allem fehlt mir der körperliche Kontakt, das Zusammensein. Eifersüchtig bin ich also vor allem auf all die verliebten Pärchen, die sich küssen und umarmen und gemeinsam den Sommer geniessen können. Das will ich auch - ich möchte flirten und etwas unternehmen, und zwar mit dem Menschen den ich liebe, meinem Freund! Ich habe gar kein Bedürfnis, fremd zu gehen oder wen Neues kennen zu lernen. Angst habe ich manchmal davor, dass er mich vielleicht weniger lieben könnte als ich ihn. Weil ich so leide, während er ganz gut klar kommt. Das tut weh.

Das Wiedersehen nach 3 Wochen ist dafür meist sehr schön (wenngleich nicht immer so dramatisch oder romantisch wie man es sich ausmalt) und ich geniesse die kurze Zeit zusammen sehr. Manchmal ruiniere ich aber den letzten Abend bereits wieder, weil ich schon wieder traurig werde und den Abschied befürchte. Es fühlt sich an, als würde ich für ein Wochenende so richtig leben, wie ich es eigentlich wollte und sollte. Und dann muss ich wieder zurück in die Warteschleife, die mein Alltag mit Fernbeziehung ist, was sich einfach falsch anfühlt. Ich bin jung und möchte mein Leben voll ausleben - aber ich habe das Gefühl, ich verpasse mein Leben indem ich einfach meistens warte, bis wir uns wiedersehen.

 
Eifersüchtig bin ich also vor allem auf all die verliebten Pärchen, die sich küssen und umarmen und gemeinsam den Sommer geniessen können. Das will ich auch - ich möchte flirten und etwas unternehmen, und zwar mit dem Menschen den ich liebe, meinem Freund! Ich habe gar kein Bedürfnis, fremd zu gehen oder wen Neues kennen zu lernen
Dann ist die Situation nicht optimal,  aber du hast ja die Aussicht darauf. Und ich verstehe nicht, wie du Trennung in Erwägung ziehen kannst, wenn du keinen anderen willst, aber vermutlich bist du etwas verzweifelt,  sonst hättest du nicht hier nach Hilfe gesucht.

Angst habe ich manchmal davor, dass er mich vielleicht weniger lieben könnte als ich ihn. Weil ich so leide, während er ganz gut klar kommt. Das tut weh.
Vielleicht nicht weniger, sondern anders, vielleicht sind seine Bedürfnisse anders.

Ich glaube auch nicht, dass sich zwei gleich lieben können,  Gefühle sind ja sehr subjektiv und individuell,  du hast eine Vorstellung,  was andere fühlen,  wenn sie von einem Gefühl sprechen,  aber du weißt doch nicht, was er wirklich fühlt, du kennst nur deine Vorstellung davon.

Was die Intensität von Gefühlen angeht: auch hier gibt es meistens kein Gleichgewicht. Aber er liebt dich, ist treu, möchte mit dir eine Familie,  das ist doch perfekt. Verlange von ihm nicht etwas, was er nicht leisten kann. 

Und dann muss ich wieder zurück in die Warteschleife, die mein Alltag mit Fernbeziehung ist, was sich einfach falsch anfühlt. Ich bin jung und möchte mein Leben voll ausleben - aber ich habe das Gefühl, ich verpasse mein Leben indem ich einfach meistens warte, bis wir uns wiedersehen.
Ich weiß nicht,  was ich dir dazu schreiben soll, ich verstehe das natürlich. 

Würde es dir besser gehen,  wenn du ihn jedes WE sehen würdest?

Ich hatte so eine Fernbeziehung,  als ich studiert habe. Ich habe 2-3 Tage in der Woche gejobbt, 2-3 gelernt und Freitag Abend bis Sonntag Abend war ich bei meinem Freund. Ich war komplett ausgelastet, z.T. k.o. und habe oft davon geträumt,  einfach mal für einen Tag im Bett zu bleiben...

Übrigens stirbt oft die Liebe, wenn sich Partner dauernd sehen und keine Chance haben,  den anderen zu vermissen.

 
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Deine Worte tun mir so gut. Du hast Recht, Trennung macht überhaupt keinen Sinn. Ich glaube, ich habe das aus Verzweiflung in Erwägung gezogen und vielleicht auch, um mir selbst noch ein bisschen mehr weh zu tun. Ich komme mit der Situation nicht gut klar und reagiere dann manchmal destruktiv, was mir nur noch mehr schadet.
 

Übrigens stirbt oft die Liebe, wenn sich Partner dauernd sehen und keine Chance haben,  den anderen zu vermissen.
Das ist die andere, positive Seite des Ganzen. Das Wiedersehen ist sehr intensiv und ich spüre noch immer heftig flatternde Schmetterlinge im Bauch, wenn ich ihn sehe. Auch nach vier Jahren noch. Vielleicht ist das Problem, dass ich nicht so ausgelastet bin wie du damals in deiner Fernbeziehung. Tatsächlich komme ich besser klar, wenn ich bei der Arbeit sehr viel zu tun habe. Ich sollte mir vielleicht ein neues Hobby suchen, das mich mehr in Anspruch nimmt. Nur ist mir im Moment überhaupt nicht danach, irgendetwas Neues anzufangen. Erst jetzt merk ich, wie stark ich mich in letzter Zeit auf meinen Freund fokussiert und es vielleicht verpasst habe, mein eigenes Leben (allein) zu gestalten, wenn er nicht da ist.

 
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Vielleicht machst du einen Kurs, oder etwas ehrenamtlich,  vielleicht nimmst du dir vor, ein Buch pro Woche zu lesen, oder du schaust in dem einen oder anderen Kummerforum und versuchst anderen zu helfen.

 
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