Gedanken

run

Erfahrener Benutzer
14. Okt. 2002
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Ich fühle mich unendlich leer, suchend, verloren.. wie wohl die meisten hier. Auch grade am heutigen Tag fühlte ich das Nichts in mir und wollte irgendwie.. ja, ich weiß nicht ob ich abschalten wollte, um mich von allem abzulenken oder ob ich mich mit Absicht ein weiteres Mal zum Leiden zwang..

Ich ließ mir ein Bad ein. Ich bade momentan sehr oft. Vielleicht aus dem Grund, weil ich im Wasser von viel Wärme umgeben bin und dies einer Umarmung am nächsten kommt, der Wärme, nach der ich mich sehne, nach der ich dürste.

Zum Lesen in der Badewanne druckte ich mir aus verschiedensten Foren Texte zur Liebe aus. Es ging um Sehnsucht, Schmerz, Leid, Trauer, aber auch um Liebe, um Wärme, Geborgenheit und um Küsse. Eine dieser Geschichten erinnerte mich an eine Begegnung in diesem Jahr. Einer der schönste Tage in diesem Jahr und wohl auch meines Lebens war ein sehr warmer wunderschöner Frühlingstag. Ich möchte davon berichten, wie in den Geschichten, die ich las.

Es war ein warmer Tag in Berlin. Ich wusste ich würde sie wiedersehen. Einen Monat zuvor habe ich sie für alles was ich tat um Verzeihung gebeten und sie hat mir diese schwere und 2 Jahre alte Last abgenommen, indem sie mir vergab. In Tränen aufgelöst dankte ich ihr, der Person, in die ich mich das erste mal in meinem Leben verliebt hatte. Nun sollte ich sie wieder sehen. Sie, ich und noch eine weitere Freunden waren also bereit für einen schönen Abend. Wir verabredeten uns in einer Bar, vor der ich zunächste eine Weile warten musste, da sich beide verspäteten. Endlich angekommen und einige Getränke später saßen wir tratschend in der lauen Abendsonne. Sie übte zu dem Zeitpunkt keine Anziehung auf mich aus, ganz im Gegenteil, es lag eine undefinierbare Distanz zwischen uns. Kurzerhand entschieden wir uns auf den nahegelegenen Kreuzberg zu klettern, wo einige ihrer Freunde bereits den Abend verbrachten. Endlich angekommen begann es nun richtig zu dämmern. Wir setzten uns auf die Stufen, an deren Ende als Spitze des Berges ein christliches Symbol, eine Kirchturmspitze, in die Luft ragte. Ich setzte mich 1 Stufe tiefer vor sie, so das ihre Beine mich von rechts und links umschlangen. Nun wurde Rotwein ausgeschenkt und ich genoss es. In diesem Moment, in dem ich über Berlin blickte war ich glücklich. Ich war ausgefüllt. Es war unbeschreiblich. Die Sonne senkte sich, die Lichte zeichneten diese Millionenstadt mit ihren 8 Millionen Menschen und ich war glücklich. Und sie war plötzlich präsent. Ich spürte Geborgenheit. Ihre Wärme dabei zu fühlen, sie im Hintergrund reden und lachen zu hören, die Leichtigkeit fühlen, die man erlangt wenn man auf etwas herabblicken kann, wenn man frei zu sein scheint.. all dies überwältigte mich und ich war glücklich. Es wurde dunkler und dunkler und die Weinflasche ruhte seid geraumer Zeit nur noch auf meinem Schoß. Es war an der Zeit zu gehen. Meine Freundin, ein Freund, sie und ich machten uns wieder auf den weg zu der Bar, in der wir uns getroffen hatten. Dort sollten ich und sie Richtung U-Bahn schwanken, die anderen Zwei wollten noch etwas die Nacht nutzen. Vor der Bar angekommen wollten alle noch eine rauchen, und selbst ich, als strickter Nichtraucher. Sie sagte ich dürfe das nicht, es klang wie ein mütterlicher Instinkt. Doch ich quengelte und hielt meiner Freundin die offene Hand entgegen. In diesem Moment stupste sie mich an, nahm ihre Zigarette, die sie sich grade angesteckt hatte aus dem Mund, gab sie mir und machte sich daran eine neue anzuzünden (es ist schon merkwürdig wie kleinschrittig, wie detailiert man manches im bildlichen Gedächtnis abspeichert). Ich war ein wenig überrascht und genoss es, noch einen leichten Hauch ihrer Lippen auf der Zigarette zur erahnen. Das war wohl die erste und einzige Zigarette, die ich richtig geraucht hab. Vielleicht auch nur durch den Alkohol bedingt und dennoch... Sie war etwas besonderes, sie machte diesen Abend noch ein wenig besonderer. Wir machten uns nun auf den Weg Richtung U-Bahn Hof. Ich verstehe nicht, wo ich plötzlich den Mut aufbrachte, sie zu fragen, ob ich ihre Hand nehmen durfte. Aber ich tat es. Hände sind etwas sehr besonderes, durch sie fühlt man so viel, wird einem soviel gegeben, kann man soviel erahnen. Und sie gab mir ihere Hand. So gingen wir Hand in Hand durch das dunkle Berlin und wieder hatte ich das Gefühl der Ausgefülltheit. Als ich sie bei unserer Verabschiedung umarmte, bedankte ich mich für die Hand, sagte ich, dass sie lieb habe und sie lange nicht sehen werde..

Und so ist es. Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen. Sie war der erste Mensch, der in mir derartiges auslöste, der erste bei dem das Wort Intensität bei mir eine neue Bedeutung erlange und dennoch scheint mir mein da oben Verfasstes nicht anähernd zu beschreiben, was in mir vorging. Ich denke, dass ich sie nicht mehr liebe, nein, ich liebe sie nicht mehr. Dennoch habe ich Angst solche Momente nicht mehr erleben zu dürfen.

Und so wanke ich zwischen einer Leichtigkeit des Seins zu einer Tiefgründigkeit und weiß nicht, was richtig ist und woran ich stehen bleiben soll.

Mehr will zur Zeit nicht aus meinem Kopf durch meine Hände in Worte hier verfasst werden.. keine Ahnung, was ich hiermit beabsichtigte und dennoch hoffe ich auch irgendeine Reaktion, irgendein Wort..

 
Ich weiß genau wovon du sprichst...ich wohne in Berlin und habe Sehnsucht nach einer Umarmung meiner Freundin...ich vermisse sie so und deine Geschichte hat mich sehr gerührt...

Du wirst Geborgenheit verspüren...irgendwann, irgendwo...warte nur einfach.

Kopf hoch...es wird schon wieder.. :trost:

MFG QBert

 
ich danke dir für deiner worte. ich wohne viel zu weit weg von berlin, leider, grüße mir diese schöne stadt.

ich weiß (hoffe), dass ich es wieder spüren werde, doch.. ist es mal wieder schwer geduld zu haben, das fand auch schon goethes faust... *seufz*

trotzdem danke und dir auch alles liebe

run