Gesundheitliche Probleme meines Freundes, ich weiss nicht mehr weiter.

Secrecy

Neuer Benutzer
30. Jan. 2009
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Liebe Community,

ich bin seit über 3 Jahren mit meinem Freund zusammen, seit fast 2 Jahren wohnen wir zusammen und da ich noch in Ausbildung (Praktikum) bin, trägt er den Grossteil der Lebenshaltungskosten. Mein Freund ist ein sozial eher schwieriger Mensch der Probleme hat mit anderen und viel Energie benötigt um mit den Leuten umgehen zu können. Diese Energie verbraucht er auf der Arbeit, wo er mit viel Kundenkontakt konfrontiert ist. Er ist auch jähzornig, aber kann dies einigermassen gut unterdrücken. Unsere Gemeinsamkeit ist vor allem die Musik und seine Freunde mag ich auch gerne, da ich generell mit allen auskomme. Umgekehrt ist es schwieriger, durch seine abweisende Art kann er meine Freunde schon mal vor den Kopf stossen und daher treffe ich diese meist ohne ihn (was er auch ok findet, er lässt mir praktisch jede Freiheit und vertraut mir, ich ihm natürlich auch).

Nun hat er seit einiger Zeit gesundheitliche Probleme. Er ist anfällig auf Gicht und hat ständig Entzündungen an den Fussgelenken (Halux Valgus und ein anderes Syndrom an den Füssen). Er ernährt sich sehr fleischlastig und ist es sich von Haus aus gewohnt, JEDEN Tag Fleisch zu essen. Ebenso isst er Milchprodukte, obwohl er laktoseintolerant ist, weil er es eben mag. Danach hat er dann Verdauungsbeschwerden. Ich glaube, diese Ernährung ist seiner Gesundheit absolut nicht zuträglich. In letzter Zeit kommen die Entzündungsschübe immer häufiger. Letztes Jahr kam er von 12 Monaten auf total 2 mehr oder weniger schmerzfreie Monate, die restlichen waren eine Qual.  Er hat die Füsse untersuchen lassen und berichtete mir, man könne nicht viel tun. Operieren würde auch nichts bringen. Er erträgt die Schmerzen mit Entzündungshemmern stoisch, aber es schlägt sich deutlich auf seine Laune nieder und er wird mürrisch und aufbrausend (jedoch nie gefährlich).

Ich mache mir grosse Sorgen um ihn und um uns, genauer um unsere Zukunft. Im letzten Jahr hatten wir 3 Mal Sex, in diesem Jahr noch keinen. Er macht selbst nie Anstalten, mit mir schlafen zu wollen, und ich wende mich immer weiter von ihm ab. Ich frage mich, wann der Moment kommt, wo er vor Schmerzen nicht mehr gehen kann, und ob ich damit umgehen könnte. Ich weiss, angesichts seiner Schmerzen klingt es extrem egoistisch, an mich selber zu denken und ich schäme mich auch dafür, trotzdem habe ich diese Gedanken. Es ist auch nicht der Zustand an sich, den man sicher ein wenig bessern könnte, sondern seine negative Einstellung dazu, die mich stört.

Als Ende letzten Jahres ein Verwandter von mir mit 39 Jahren an Krebs gestorben ist, ist bei mir ein Schalter umgekippt. Ich sagte mir, wenn ich etwas ändern will, muss ich zuerst bei mir anfangen und habe meine Ernährung umgestellt, mit Sport angefangen, und endlich das zu tun was ich will, statt immer nur davon zu reden (Sprachen lernen, reisen usw.). Die Ernährungsumstellung auf weitgehend vegetarisch hat voll eingeschlagen, ich fühle mich fit, hüpfe und renne umher, ich lebe richtig und liebe es auch zum ersten Mal, zu leben. 

Unsere Beziehung hat das nur schwieriger gemacht. Mein Freund ist nur noch sturer geworden, und versucht seine Probleme beim Trinken mit Freunden herunterzuspülen. Ich glaube es würde ihn schmerzen, wenn ich wirklich kein Fleisch mehr essen würde, er nimmt das fast schon persönlich. Ich weiss nicht, was ich tun soll und wie ich ihn motivieren kann, auch etwas an seiner Einstellung zum Leben zu ändern.  

Ich möchte ihn nicht verlassen, bin eigentlich kein Mensch der etwas angeknackstes liegen lässt und sich Neuem zuwendet, aber ich will auch nicht mehr so dahinleben wie in einer Zweckehe als altes Ehepaar. 

Habt ihr vielleicht Tipps für mich oder erging es euch auch schon mal so in einer Beziehung? Ich bin total festgefahren. Und ich glaube mein Freund ist wie ein Dampfkochtopf und unterdrückt all seine Probleme, bis er irgendwann explodiert.

Es hat gut getan, das mal alles aufzuschreiben. Wenn ihr bis hierher gelesen habt (ist etwas länger geworden als ich dachte) danke ich euch herzlich für eure Geduld! :)

Herzliche Grüsse,

Secrecy

 
Es ist wohl nicht deine Aufgabe, deinen Freund zu einem besseren Menschen zu machen. Zudem geht das auch nicht, in diesem Fall sperrt er sich ja mit aller Macht gegen jede Veränderung. Dass er nicht besser zu sich selbst schaut, ist seine Entscheidung. Dass er mit dieser Entscheidung dazu beiträgt, dass es ihm nicht besonders gut geht, ist natürlich auch sein Wille und Weg.

Du hast zu dir geschaut, endlich das gemacht, was du für richtig erachtest. Gerne würde man davon dem andern so überzeugend berichten, dass er dir folgt. Tut er aber leider nicht.

Eine immer grösser werdende Diskrepanz zwischen dir und ihm liegt auf der Hand, und es wird sich weisen, was daraus wird.

 
Hallo!

Hast Du schon einmal mit Deinem Partner darüber gesprochen, ob er eine Psychotherapie beginnen würde?

Er macht auf mich den Eindruck, mit sich selbst unglücklich zu sein, nicht aus seiner Haut herauszukönnen. Dein positiver Lebenswandel (Respekt, übrigens!) scheint ihn nicht mitzureissen, im  Gegenteil, er wirkt in seinem Rückzug so, als würde er ganz in seinem Selbstmitleid versinken.

Über seine Zweifel, seine Schwierigkeiten mit sich selbst, seinen Druck,... zu reden, und auch herauszufinden, woher sie kommen, das könnte ihm helfen, da könnte er ein neues Bewusstsein für sich selbst entwickeln. Allerdings bist NICHT DU die richtige Anlaufstelle - sondern ein Profi, ein Therapeut, eine Therapeutin.

Für sich selbst ist ER verantwortlich. Und ich denke, er benötigt professionelle Hilfe dabei.

Du wirst sicherlich eine gute Stütze auf diesem Weg sein.

Für Dich selbst hast Du ja schon die Verantwortung übernommen, nun ist er mit sich selbst an der Reihe.

Alles Liebe,

Manana

 
Liebe Secrecy

Deine Einschätzung, dass seine Ernährung die chronisch entzündlichen Prozesse begünstigt, teile ich. Deine Einstellung, dass Du ihm helfen willst ist grundsätzlich lobenswert. Für seinen Körper ist schlussendlich aber wirklich er verantwortlich.

Ein offenes Gespräch mit ihm, das ihm auch aufzeigt, was Du nicht toll findest (Essen -> Schmerzen -> Gereiztheit / zu wenig Sex / ...?) sollte der Anfang sein. Wenn er überhaupt kein Verständnis dafür zeigt, wäre sicher eine Therapie gut. Ob er dafür aber die Einsicht hat, wenn er auch sonst nicht einsichtig ist, bezweifle ich mal. Unser Chemie-Dozent war ein weiser alter Mann, mit viel Lebenserfahrung (und einer eingebrannten Nummer am Unterarm...). Das wichtigste, das ich von ihm lernte, war etwas das mit Chemie nichts zu tun hatte. Er sagte uns immer: "Ich kann Euch nur vor das Tor der Weisheit führen, durchgehen müsst ihr selbst!" Genau so ist das mit Dir und Deinem Freund.

Dann bist da noch Du. Du hast Dein Leben in die Hand genommen und nimmst Deine Gesundheit ernst. Eine Portion Egoismus ist sicher angebracht. Hör auf Deinen Bauch: Der Leidensdruck wird steigen, wenn sich nichts an der Situation ändern wird. Du bist weder seine Pflegerin noch seine Mutter. Mach ihm frühzeitig klar, was die Konsequenzen sein könnten, wenn sich nichts ändert, und zwar nicht in Form einer Drohung, sondern als Rahmenbedinung, die nötig ist, damit Du Dich noch einigermassen wohl fühlst. Er muss wissen woran er ist.

Bleib auf Deiner Linie, bleib ehrlich, zu ihm und zu Dir. Zieh die Konsequenzen, wenn es nötig ist. Setz Dir einen zeitlichen Rahmen und verlängere ihn nicht. Auch wenn es schmerzt, Du scheinst sozial eingebunden zu sein, es wird Dir ohne ihn besser gehen, wenn er sich keine Mühe gibt.

Für mich persönlich würde es anders aussehen, wenn er sich zwar Mühe geben würde, aber trotzdem krank wäre.

Viel Kraft!

 
Hi

Ich hoffe, dass sie bei euch mittlerweile etwas zum Positiven geändert hat und dass es euch beiden natürliche gesundheitlich gut geht. Ich finde es aber sehr gut, dass du für dich entschieden hast, dass du dein Leben ändern möchtest und auf deine Gesundheit achtest. Dein Freund hat wahrscheinlich nicht die Kraft dazu so einen Schritt zu machen und ist deswegen sauer oder sogar neidisch auf dich. Deswegen wäre es super, wenn man ihn auch irgendwie dazu motivieren könnte, es würde ihm bestimmt gut tun. Ich hoffe auch, dass du es geschafft hast ihn wenigstens zu einer kleinen Veränderung im positiven Sinne zu bewegen. Ich war auch in einer ähnlichen Situation, wo ich von heute aus Morgen beschlossen habe vegan zu leben. Mir haben das auch sehr viele Menschen übel genommen, Menschen die mir sehr nahe stehen. Ich habe aber nicht darauf geachtet und einfach mein Ding durchgezogen. In letzer Zeit nehme ich auch öfter Nahrungsergänzungsmittel, und zwar naturreine Produkte, die für Veganer geeignet sind. Mein Favorit sind momentan diese Schwarzkümmel Kapseln https://www.baerbel-drexel.de/ch/schwarzkummelol-kapseln.html , die das Immunsystem stärken und die Atemwege unterstützen.

Liebe Grüße