Grundsatzfrage: kämpfen vs. hinterherlaufen vs. Ehrlichkeit

Traurig99

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27. Dez. 2015
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Mich beschäftigt eine Frage, die im Freundeskreis zuletzt heiß diskutiert wurde:

Wann kämpft man um eine Beziehung oder einen Menschen, wann rennt man ihm nur lästig hinterher?

Bricht man sich wirklich einen Zacken aus der Krone, wenn man nochmals auf jemanden zugeht?

Ich selber weiss nicht so recht, welche Meinung ich dazu habe.

Kann aber mit Sicherheit sagen, dass sich mein Verhalten hierzu in den letzten 15 Jahren sehr geändert hat.

Ganz früher war ich noch der festen Überzeugung, mich nie von einem Mann schlecht behandeln zu lassen und niemals jemandem hinterherzulaufen.

Bis die erste richtig große Liebe kam. Da habe ich gelernt, dass man niemals „nie“ sagen soll….

Ich habe sehr, sehr lange gekämpft, gestritten, bin hinterher gelaufen und habe ihm immer und immer wieder mein Herz vor die Füße gelegt.

Auch danach war ich zwar mehr darauf bedacht, die Kollisionsschäden geringer zu halten als beim letzten Mal – aber ich hatte weiterhin das Herz auf der Zunge. Oder in der Hand. Habe zumindest brieflich mein Gefühlsleben dem anderen zukommen lassen.

Habe immer einen Abschluss gebraucht (wenn es nicht gut ausging).

Inzwischen muss ich wohl gestehen, dass ich mich mit Liebesgeständnissen o.ä. sehr schwer tue. Bemühe das Prinzip „der andere muss das doch wissen / fühlen / ahnen“ – bin nicht sehr Risiko-bereit.

Aber ist das nicht schade? Bei mir selber weiss ich zwar, wie es dazu gekommen ist… einfach zu oft die Finger verbrannt…. Aber letztlich hätte ich gerne wieder die „Unbeschwertheit“ von damals zurück.

Zurück zum Eingangssatz:

Wie verhält man sich denn „richtig“?

Die meisten waren der Meinung, dass man sich auf keinen Fall eine wie auch immer geartete Blöße geben sollte. Die Minderheit hingegen vertrat die Meinung, dass man sich nicht lächerlich macht, wenn man zu seinen Gefühlen steht – auch wenn sie nicht erwidert werden sollten.

Ebenso macht sich im Freundeskreis immer mehr das „Taktieren“ breit.

Liest man ja auch überall. Sei nicht zu interessiert, mach dich rar, ruf nicht gleich zurück….

Nichts scheint mehr einfach zu sein.

Hat man nur Erfolg, wenn man taktiert? Sich verstellt?

Will ich mich verstellen, nur um dann vielleicht Erfolg zu haben?

Hat man womöglich tolle Möglichkeiten sausen lassen, weil man sich kühl distanziert gegeben hat und nicht nochmal auf den anderen zugegangen ist? Oder hat man sich Chancen versaut, weil man zu früh zu offen war?

Fragen über Fragen.

(und ja klar, ist auch immer Fallabhängig…. Trotzdem interessieren mich eure Meinungen)

 
Liebe ist die stärkste Kraft und zugleich auch die demütigste. Nichts ist schöner als nachzugeben und sich einzugestehen daß die Anziehung stärker ist als das Bedürfnis nach Eigenständigkeit - "schwach" werden, die eigene heilige Ordnung ein Stück weit für ein emotionales Chaos riskieren. Und manchmal fühlt sich das auch wie das einzig richtige an. Das Schlimme an Liebe ist daß es sich auch richtig anfühlen kann auch wenn du dir eigentlich schadest, Götzen anbetest, Lügen glaubst, dich unglücklich machst.

Schließlich - ab dem Moment wo du dich einer Lüge, einem Trugbild etc hingibst belügst du dich ja selbst, und da im Titel das Wort Ehrlichkeit vorkommt: das hat nichts mehr mit Ehrlichkeit zu tun.

Sich rein taktisch rar zu machen finde ich auch nicht unbedingt so schlau es kommt halt immer darauf an wie gut man sich selbst kennt. Aber ehrlich gesagt ich weiß es auch nicht wie man sich da richtig verhält.

 
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Bis die erste richtig große Liebe kam. Da habe ich gelernt, dass man niemals „nie“ sagen soll….

Ich habe sehr, sehr lange gekämpft, gestritten, bin hinterher gelaufen und habe ihm immer und immer wieder mein Herz vor die Füße gelegt.


Der Begriff "Kämpfen" passt schlecht zur Liebe.

Wie auch immer du "gekämpft" hast, genutzt hat es doch nichts: Alle Beziehungen gingen in die Brüche. Effekt vom "kämpfen": Sich das Leben schwer machen, das Unabwendbare noch hinauszögern, Hoffnung schüren und noch mehr leiden, um dann geknickt und zerstört vom "Schlachtfeld" zu ziehen.

Es ist doch nicht dasselbe, ob man zu seinen Gefühlen steht und sie dem andern offenbart, auch wenn nichts daraus folgt, was man sich erhofft, und diesem "Lämpfen", wo man den andern unbedingt mit allen Mitteln wieder auf die eigene Seite bringen möchte. Selbst ein Taktieren bringt nichts, wenn keine Liebe vorhanden ist. 

Denn um was geht es denn? Um die Liebe. Und wenn die fehlt oder einseitig ist, dann nützt alles nichts. Ist ja recht einfach einzusehen, aber offensichtlich ist das schwer zu verstehen. Kann es sein, dass die Liebe auch schon einen Marktwert bekommen hat? Muss man sich darum streiten?

Man würde doch besser mehr Energie in ein anständiges und liebevolles Miteinander investieren, als mit Kanonen und Gewehren in den Krieg losziehen und um die Liebe zu kämpfen. Ich glaube, die Liebe mag das gar nicht...

 
Wie verhält man sich denn „richtig“?
Bei so etwas gibt es kein "richtig" oder "falsch".

Ich achte z.B. darauf, dass insb. beim Kennenlernen eine gewisse "Balance" herrscht. Kommt es beim Kennenlernen zu einem gewissen "Ungleichgewicht" mache ich von "Taktiken" gebrauch.

Das Kennenlernen beruht auf Gegenseitigkeit und beide sollten ins Kennenlernen "investieren".

Merke ich z.B. das ich wesentlich mehr investiere als sie, passe ich mein Verhalten an um zu schauen, ob sie auch bereit ist Initiative zu zeigen.

Bin ich z.B. der, der immer nach ein Treffen fragt, warte ich ab ob etwas von ihr kommt.

Genau genommen investiere ich immer ein wenig mehr, als die Frau.

Auch in Beziehungen sollte ein gewisses Gleichgewicht herrschen. Damit meine ich keine Erbsenzählerei, aber beiden sollte die Beziehung gleichermaßen wichtig sein.

Sobald ein gravierendes Ungleichgewicht herrscht, ziehe ich die Reißleine.

Leider machen viel zu viele Menschen den Fehler das Ungleichgewicht zu vergrößern, indem sie immer mehr und mehr investieren.

 
Ich finde Erbsenzählerei schrecklich. Bei Beziehungen und auch bei Freundschaften... und versuche genau das nicht zu tun. Ist doch egal wer wieviel investiert SOLANGE sich beide wohlfühlen. Das muss Voraussetzung sein.  Eine Beziehung sollte beiden gleich wichtig sein, sonst geht es irgendwann nicht mehr gut. Der eine ist aber vllt. großzügiger oder offener als der andere. Der eine investiert vllt weniger, ist ihm aber trotzdem wichtig, oder für ihn fühlt sich das bisschen investieren schon nach sehr viel an. Jeder ist anders und zeigt sowas anders. Aufs Wohlfühlen kommt es an - für beide. 

Und Taktiken versuche ich zu vermeiden. Ich möchte ja so sein wie ich bin und nicht anders... Taktiken sind für mich vorgespielt, um etwas zu erreichen. 

Was besser ist weiß ich nicht... man hat ja meist keine Negativkontrolle dabei... Momentan schaut es eher so aus als ob's anders immer besser wäre.  =)

 
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Ich finde Erbsenzählerei schrecklich.
Darum habe ich es extra nochmal betont.

Ist doch egal wer wieviel investiert SOLANGE sich beide wohlfühlen.
In den meisten Fällen ist aber leider so, dass eben jemand wenig/kaum/oder gar nicht investiert, WEIL er/sie sich unwohl fühlt.

Wenn sich beide wohlfühlen, herrscht automatisch ein gewisses Gleichgewicht.

Eine Beziehung sollte beiden gleich wichtig sein, sonst geht es irgendwann nicht mehr gut.
Darauf wollte ich hinaus.

Der eine ist aber vllt. großzügiger oder offener als der andere. Der eine investiert vllt weniger, ist ihm aber trotzdem wichtig, oder für ihn fühlt sich das bisschen investieren schon nach sehr viel an. Jeder ist anders und zeigt sowas anders.
Darum schrieb ich ja auch, dass man keine Erbsenzählerei betreiben sollte.

Es ging mir nicht um "Ich hab mich zwei Mal gemeldet, jetzt muss sie sich zwei mal melden". Es geht darum, dass ein gewisses Feedback kommt.

Schließlich möchte ich auch merken, dass ich der Frau am Herzen liege.

Und Taktiken versuche ich zu vermeiden. Ich möchte ja so sein wie ich bin und nicht anders... Taktiken sind für mich vorgespielt, um etwas zu erreichen. 
Der Punkt ist nur, wir verstellen uns bereits beim Kennenlernen. Schließlich will man einen guten Eindruck hinterlassen.

-Da wird das Essen bezahlt, obwohl man eigentlich kein Geld hat.

-Man schaut sich bis 0Uhr einen Film an, obwohl man um 5 uhr wieder aufstehen muss.

-Man lacht über Witze die man gar nicht lustig findet.

-usw...

Ich mache nichts Anderes, nur mit dem Unterschied, dass es bei mir auch ins "Negative" gehen kann.

 
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Wie auch immer man es nennen möchte, sage ich, dass ich es toll finde, sich um jemanden zu bemühen, egal auf welcher Seite man steht. Manchmal dauert es länger mit der Liebe, und auch wenn es keine werden sollte, -  wenn man sich für einen Menschen interessiert und ihn/sie nicht belagert, spricht alles dafür, den Kontakt aufrechtzuerhalten.