Hört der Spuk der ersten großen (unerfüllten) Liebe je auf?

DarkShadow89

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08. Juli 2017
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Hallo zusammen!

Meine eigene Geschichte beginnt im Teenageralter.

Leicht war mein Leben bis dato nicht, hatte nicht (mehr) viele Freunde, Stress zu Hause und jede Menge Ballast dabei. Meine erste richtige Beziehung verlief auch mehr als ernüchternd. 

So stolperte ich mit meinen 16 Jahren mehr durchs Leben als Plan oder halt dahinter war. Und an diesem Punkt in meinem Leben lernte ich diesen Jungen kennen, den ich so viele Jahre später noch immer nicht vergessen kann. 

Im nachhinein glaube ich, die einzige Chance, die wir jemals gehabt hätten, war zu dem Zeitpunkt als wir uns kennenlernen. Es war Herbst und ich war mit einer damaligen Freundin beim schwimmen, noch nicht lange getrennt von meiner ersten Liebe und dementsprechend enttäuscht und desillusioniert. Und dann war da dieser Junge (nennen wir ihn D.), wir sind uns vorher schon mal begegnet und mir fiel sofort sein Blick auf. Augen in denen man sich verlor. Irgendwie waren wir beide noch total schüchtern, aber meine Freundin hat sich dann doch getraut ihn anzusprechen (nachdem wir die ganze Zeit umeinander rum schlichen XD).

Wir lernten uns also kennen und verstanden uns auf Anhieb. 

Aber im nachhinein muss ich sagen, ich war sehr von meinen Problemen und meiner Angst mich ganz in diesen Augen zu verlieren vereinnahmt. Und so legte ich meine Gefühle sehr schnell auf Eis (dachte ich). Ich war außerdem der Meinung es wäre nur einseitig. 

So baute sich eine Freundschaft auf und ich lernte seine Freunde kennen. Und sein damals bester Freund (nennen wir ihn T.) kümmerte sich sehr lieb um mich, fand schnell heraus dass ich Probleme hatte, und versuchte mir da durch zu helfen. Es entwickelte sich was zwischen uns und die Freundschaft zwischen mir und dem Jungen mit dem Wahnsinnsblick kühlte rabiat aus. Ich verstand die Welt nicht mehr, zu jung und naiv war ich um zu verstehen. Es folgten Jahre des auf und abs  in meinem Leben. Meine Beziehung mit Tobias war kompliziert, stand nie unter einem guten Stern und das was uns verband reichte eben nicht auf Dauer.  Ich denke heute dass es auch nie hätte sollen sein, wir waren und sind einfach zu verschieden, ich war für ihn immer ein Buch mit sieben Siegeln und er auch für mich. Man hat sich nüchtern gesehen gebraucht, um halt zu finden und sich selbst und dafür bin ich auch dankbar aber das wars dann auch schon. Wie ich heute weiß, ist aufrichtige Liebe definitiv etwas anderes, von beiden Seiten. 

Allerdings war sein bester Freund D. eben so ganz anders, oft kalt und distanziert mir gegenüber. Aber IMMER wenn es wirklich brannte, doch zur Stelle. Und anders als jemals jemand vor ihm, behandelte er mich nicht wie ein rohes Ei. Er setzte einfach voraus dass ich stark genug wäre, mein Leben in den Griff zu bekommen. Dass ich nur zu sehr zweifelte und auch ein bisschen zu bequem bin. Aber dass ich es sicher könnte, und das hat er mir auch sehr direkt gesagt. Das hat mich beeindruckt und zugleich fasziniert, und ich muss zugeben mit der Zeit auch über zeugt selbst daran zu glauben.

Mir fehlte nur zu lange der Mut für den letzten Schritt, mich zu trennen aus einer Beziehung die uns beide nicht glücklich machte, und die ich längst nicht mehr so sehr brauchte wie T.. Vielleicht fühlte ich mich auch, als wäre ich ihm etwas schuldig. Jedenfalls habe ich zu spät verstanden, dass ich längst seinen besten Freund liebte. Und ab diesen Zeitpunkt nahm das Drama seinen Lauf. 

Mit 19 Jahren wurde ich mit einem Schlag aus meiner Lethargie und meinem Selbstmitleid gerissen, als meine Cousine (die ich sehr bewunderte, sie war ein toller Mensch) durch ein Verbrechen aus dem Leben gerissen wurde. Ich war am Boden zerstört und D. war für mich da. Plötzlich verstand ich - zum ersten Mal in meinem Leben - dass ich nicht ewig Zeit hatte, mich selbst zu belügen aus Angst und Selbstmitleid. Und so gestand ich mir selbst und zugleich ihm meine Gefühle.

Es hat heftigst gefunkt, und - ja - ich habe meinen damaligen Freund hintergangen, was mies war das bestreite ich nicht. Allerdings hab ich ihm dann direkt die Wahrheit gesagt, und wie zu erwarten spalteten sich im Freundeskreis (wir waren eine Clique) die Fronten, kurz gesagt es war die Hölle. Ich war die S**Lampe, und er der Verräter, und ich konnte es nicht ertragen.

Mir wurde - leider erst an diesem Punkt klar - was ich ihm angetan hatte, und dass ich mir nicht sicher war ob ich stark genug war es nun zu ertragen. Und die Aussicht darauf, dass er drauf und dran war einen Job anzunehmen bei dem er viel weg war und ich allein mit den Trümmern meines Lebens, machte es nicht leichter. Ich hatte riesen Angst davor, entweder nicht klar zu kommen ohne eine helfende Hand - oder noch schlimmer - ihm im Weg zu stehen, weil mir klar war er würde wahrscheinlich wieder entscheiden lieber für mich da zu sein. Er machte sich eben doch IMMER Sorgen um mich. 

Und so entschied ich, dass ich erstmal lernen muss stark zu sein, alleine und nur für mich. Damit ich der Mensch sein kann, der jemand wie ihn verdient hat, damit auch er glücklich sein kann - anstatt sich meinetwegen unglücklich zu machen. 

Ich hab ihn gefragt, ob er bereit wäre auf mich zu warten, er verneinte. Das wäre auch unfair und zu viel verlangt gewesen. Ich wollte dass er glücklich sein konnte, zur Not ohne mich. Also ging ich trotzdem. Er wollte es nicht akzeptieren, und so tat ich ihm sehr weh.

Ein Leben ohne ihn,... der Gedanke schmerzt heute noch. Trotzdem glaube ich es war richtig. Es wäre nur egoistisch gewesen, ihn halten zu wollen, weil ich wusste, dass ich nicht geben konnte was er brauchte. Nur einen Berg an Problemen und diese furchtbaren Ängste vor dem Leben und Lieben. Er wollte etwas aufbauen, und ich war immer bestimmt von Angst. Und ich musste mich selbst und meine Stärke erst finden können, das konnte ich nur allein.

Ein Jahr später haben wir uns wieder gesehen, er war neu verliebt in eine hübsche und kluge und total nette Frau. Es tat höllisch weh aber ein bisschen fühlte es sich auch an wie Schicksal (die beiden sind heute tatsächlich verheiratet und ein Kind ist unterwegs).

Und so ging ich meinen Weg alleine weiter, fand neue Freunde die mich nahmen wie ich bin. Lernte selbst stark zu sein, damit so etwas nie wieder passiert. Lernte einen Mann kennen, verliebte mich, gründete auch eine Familie (wir haben ein Kind zusammen). Entwickelte mich beruflich und persönlich weiter. Was soll ich sagen? Mein Leben ist schön, meine Ziele rücken in greifbare Nähe.

Und doch reißt mir eine Nachricht von D. den Boden für einen Moment unter den Füßen weg. Ist dass das Los der unerfüllten Lieben? Das Leben geht weiter und doch wird es immer weh tun? Immer wieder und wenn auch nur für den Moment der Gedanke - was wäre wenn?

 
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Immer wieder und wenn auch nur für den Moment der Gedanke - was wäre wenn?


Diese Frage ist sehr verlockend, kann natürlich auch quälend sein, führt aber letztendlich in die Irre.

Man projeziert alles Mögliche in den anderen Menschen hinein, erschafft sich eine potentielle Traumwelt, die

der Realität niemals stand halten würde.

Nur den Beweis muss diese Illusion niemals erbringen, so dass sie sich, wie ein perpetum mobile, immer selbst am

laufen hält. Dieses muß Du gedanklich durchbrechen, sonst erschaffst du eine Sehnsucht, die unerfült und damit

quälend wird.

Ich weiß wovon ich rede, nachdem ich meine Jugendliebe nach 30 Jahren wieder getroffen habe und plötzlich alles so

klar war, was hätte alles doch so toll sein können.

Das ist eine Chimäre, nicht real nur in deiner Vorstellung.

Du schreibst, dein Leben ist schön. Dann geniesse es, und dann kann es manchmal auch etwas weh tun.

Aber pass auf, dass es nicht zuviel Macht über dich bekommt, dann ist es schlecht und gefährlich.

Übrigens, unter Historikern ist es absolut verpönt diese Frage "was wäre wenn" zu stellen.......:) Warum wohl......

 
Das hört nie auf. Und je eher Du akzeptierst, dass es nie aufhört im so weniger nimmst Du es wichtig und es spielt keine Rolle mehr für Dein Leben.

Je mehr Du willst, dass es aufhört, um so mehr beschäftigt es Dich und belastet Dich.