Hei ihr, die ihr bereit seid, meine mail hier zu lesen. Möchte gerne nur mal meine Geschichte los werden. Ich hatte 2 Jahre ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Ich lernte ihn kurz vor seiner Hochzeit kennen. Vom ersten Moment an war es ein große Faszination. Wir hatten das Bedürfnis so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Was wir auch taten. Unendlich konnten wir reden, gemeinsame Interessen teilen, Spaß miteinander haben, uns gegenseitig kennen lernen, einfach zusammen sein. Anfangs ignorierten wir unsere Gefühle, die mehr als nur freundschaftlich waren. Irgendwann mussten wir sie dann doch ansprechen (inzwischen war M. verheiratet). Wir versuchten damit umzugehen, meinten wir wären stark genug, unsere Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen. Es gelang uns nicht. War klar, dass wir doch eines Tages im Bett landeten. Nachdem wir akzeptieren konnten, dass es nun einmal ist, wie es ist, genossen wir einfach unsere gemeinsame Zeit, gestohlene Momente. Unsere Freundschaft wurde nur umso enger. Auch seine Frau lernte ich kennen und auch hier wuchs eine Freundschaft heran. Wenn auch nicht so eng. Trotzdem führten wir beide zwei Leben. Auf den Punkt gebracht, kann man sagen, dass uns allen dreien dieses Verhältnis gut getan hat, wissentlich oder unwissentlich. Dadurch, dass er bei mir eine Rückzugsmöglichkeit hatte, wurde viel von der Spannung, die in dieser Ehe herrscht, genommen. Auch mir tat diese Form einer Beziehung gut, da ich mir, aufgrund meiner Erfahrung, keine übliche Partnerschaft mehr vorstellen kann. Nun bin ich beruflich vor einem Jahr aus unserem Heimatort weg gezogen. Uns trennen jetzt 600 km. Zunächst änderte sich in unserer Beziehung nichts, außer dass wir natürlich keine geschenkten Gelegenheiten mehr hatten, sondern unsere Zweisamkeit besser planen mussten. Vor drei Wochen nun, erklärte mir M. dass er dieses Doppelleben nicht mehr weiter führen könne. Ihn frisst sein schlechtes Gewissen auf. Kurzfristig spielte er sogar mit dem Gedanken, seine Frau zu verlassen und zu mir zu kommen, was bei mir aber Panik ausgelöst hat. Denn dies würde große Probleme aufwerfen. Nicht nur, dass wir seiner Frau klar machen müssten, dass wir beide sie betrogen haben, außerdem ist er 14 Jahre jünger als ich, seine Lebensplanung ist eine ganz andere als meine. Nun gut. Er hat sich für sie entschieden. Wir versuchten, einfach nur freundschaftlich miteinander umzugehen. Funktioniert natürlich nicht. Nun haben wir keinen Kontakt mehr miteinander. Da unsere Beziehung schon heimlich ablaufen musste, muss nun auch meine Trauer heimlich passieren. Wem soll ich denn von meinen Gedanken erzählen, wer würde das verstehen? Hätte ich ihn doch zu mir kommen lassen sollen? Wäre ein "normales" Zusammenleben gut gegangen? Wir hätten nicht nur seine Frau vor den Kopf gestoßen, sondern auch unseren kompletten Freundeskreis. Und doch fehlt er mir so unendlich. Unser selbstverständliches Miteinander, unser Verstehen ohne viel Worte, Blicke, die alles sagen, unser gegenseitiges Annehmen, unsere Diskussionen etc. Nach einer gescheiterten Ehe, die sehr unschön auseinander gegngen ist, hielt ich es nicht mehr für möglich, mich überhaupt noch zu verlieben. Und dann war er doch auf einmal da. Kein klassischer Prinz auf dem weißen Pferd und bestimmt nicht der Mann, den ich mir vorgestellt hatte. Und doch der, den ich liebe und brauche, der mir gut tut und dem ich gut tue. Aber ich muss seine Entscheidung akzeptieren und es wird weitergehen. Mit Dankbarkeit und wehmütigen Gefühlen erinnere ich mich an unsere gemeinsame Zeit.