heimlich trauern

Annikah

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10. Juli 2011
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Hei ihr, die ihr bereit seid, meine mail hier zu lesen. Möchte gerne nur mal meine Geschichte los werden. Ich hatte 2 Jahre ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Ich lernte ihn kurz vor seiner Hochzeit kennen. Vom ersten Moment an war es ein große Faszination. Wir hatten das Bedürfnis so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Was wir auch taten. Unendlich konnten wir reden, gemeinsame Interessen teilen, Spaß miteinander haben, uns gegenseitig kennen lernen, einfach zusammen sein. Anfangs ignorierten wir unsere Gefühle, die mehr als nur freundschaftlich waren. Irgendwann mussten wir sie dann doch ansprechen (inzwischen war M. verheiratet). Wir versuchten damit umzugehen, meinten wir wären stark genug, unsere Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen. Es gelang uns nicht. War klar, dass wir doch eines Tages im Bett landeten. Nachdem wir akzeptieren konnten, dass es nun einmal ist, wie es ist, genossen wir einfach unsere gemeinsame Zeit, gestohlene Momente. Unsere Freundschaft wurde nur umso enger. Auch seine Frau lernte ich kennen und auch hier wuchs eine Freundschaft heran. Wenn auch nicht so eng. Trotzdem führten wir beide zwei Leben. Auf den Punkt gebracht, kann man sagen, dass uns allen dreien dieses Verhältnis gut getan hat, wissentlich oder unwissentlich. Dadurch, dass er bei mir eine Rückzugsmöglichkeit hatte, wurde viel von der Spannung, die in dieser Ehe herrscht, genommen. Auch mir tat diese Form einer Beziehung gut, da ich mir, aufgrund meiner Erfahrung, keine übliche Partnerschaft mehr vorstellen kann. Nun bin ich beruflich vor einem Jahr aus unserem Heimatort weg gezogen. Uns trennen jetzt 600 km. Zunächst änderte sich in unserer Beziehung nichts, außer dass wir natürlich keine geschenkten Gelegenheiten mehr hatten, sondern unsere Zweisamkeit besser planen mussten. Vor drei Wochen nun, erklärte mir M. dass er dieses Doppelleben nicht mehr weiter führen könne. Ihn frisst sein schlechtes Gewissen auf. Kurzfristig spielte er sogar mit dem Gedanken, seine Frau zu verlassen und zu mir zu kommen, was bei mir aber Panik ausgelöst hat. Denn dies würde große Probleme aufwerfen. Nicht nur, dass wir seiner Frau klar machen müssten, dass wir beide sie betrogen haben, außerdem ist er 14 Jahre jünger als ich, seine Lebensplanung ist eine ganz andere als meine. Nun gut. Er hat sich für sie entschieden. Wir versuchten, einfach nur freundschaftlich miteinander umzugehen. Funktioniert natürlich nicht. Nun haben wir keinen Kontakt mehr miteinander. Da unsere Beziehung schon heimlich ablaufen musste, muss nun auch meine Trauer heimlich passieren. Wem soll ich denn von meinen Gedanken erzählen, wer würde das verstehen? Hätte ich ihn doch zu mir kommen lassen sollen? Wäre ein "normales" Zusammenleben gut gegangen? Wir hätten nicht nur seine Frau vor den Kopf gestoßen, sondern auch unseren kompletten Freundeskreis. Und doch fehlt er mir so unendlich. Unser selbstverständliches Miteinander, unser Verstehen ohne viel Worte, Blicke, die alles sagen, unser gegenseitiges Annehmen, unsere Diskussionen etc. Nach einer gescheiterten Ehe, die sehr unschön auseinander gegngen ist, hielt ich es nicht mehr für möglich, mich überhaupt noch zu verlieben. Und dann war er doch auf einmal da. Kein klassischer Prinz auf dem weißen Pferd und bestimmt nicht der Mann, den ich mir vorgestellt hatte. Und doch der, den ich liebe und brauche, der mir gut tut und dem ich gut tue. Aber ich muss seine Entscheidung akzeptieren und es wird weitergehen. Mit Dankbarkeit und wehmütigen Gefühlen erinnere ich mich an unsere gemeinsame Zeit.

 
Ach, meinst Du seine Frau würde es auch so sehen, dass ihr euer Dreierding gut tut? Für Frauen die sich verlieben und daher eine Affäre eingehen, in der meist vergeudeten Hoffnung den Ehemann für sich gewinnen zu können habe ich ein gewisses Verständnis. Aber Du willst doch nur ein bisschen haben, von einem Mann, der nicht Deiner ist und nimmst nur, was Du brauchst. Ich finde euch beide so gemein und egoistisch. Und weil Du ihn nicht willst bleibt er jetzt bei seiner Frau.... sie tut mir Leid, Du nicht. Du hast es Dir selbst ausgesucht.

Deine Trauer? Brich den Kontakt ab und steh ihn durch, dann wird sie schon irgendwann kleiner werden...

 
Du hast recht. Seine Frau würde es mit Sicherheit anders sehen, wenn sie davon wüsste. Du hast auch recht, wenn du sagst, dass ich mir das genommen habe, was ich brauche. Ja, egoistisch. Waren wir beide. Gemein finde ich nicht. Manchmal kann man sehr schwer gegen seine Gefühle ankämpfen. Es ist nicht so, dass ich diesen Mann nicht will. Kam vielleicht so rüber. Meine Ängste, die durch meine schlechten Erfahrungen entstanden sind, stehen mir da im Weg. Ich weiß auch, dass ich mich da selber blockiere. Nicht nur was diesen speziellen Mann jetzt betrifft. Ich glaube auch nicht, dass er, weil ich ihn nicht haben wollte, wie du schreibst, bei seiner Frau bleibt. Sondern wohl doch aus seinem schlechten Gewissen heraus und weil unser gemeinsamer Weg sich doch sehr schwierig gestalten würde. Unser Altersunterschied ist nicht eben gering, abgesehen davon, dass es in unserer Gesellschaft immer noch sehr unüblich ist, dass eine Frau einen jüngeren Mann hat (umgekehrt wird es akzeptiert), wünscht er sich einfach noch Kinder. Ich habe schon 3 fast erwachsene Kinder und möchte keine weiteren. Und dann eben meine Angst. Aber du hast auch richtig gesagt, ich habe es mir selber ausgesucht. Stimmt! Ich trage die Verantwortung für das was ich getan habe. Niemand sonst. Ich mache auch niemandem einen Vorwurf. Und doch ist es eben so, dass ich ihn schmerzlich vermisse. Was ist schlimmer daran ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann zu haben, ohne diese Ehe zwingend kaputt machen zu wollen, als eben dieses Verhältnis mit der Hoffnung auf diesen Mann zu haben?

 
Guten Abend Annikah,

bevor die Gefühle irgendwann "Oberhand" gewinnen, sollte man versuchen, noch den "Rest" seines Verstandes zu gebrauchen. Gelingt meistens nicht. Nun kann jeder sagen, die arme betrogene Ehefrau. Ja, so sehe ich das auch. Aber eher tust du mir leid, hast dich von deinen Gefühlen in das Chaos treiben lassen. Gewonnen hast du nichts, nur verloren... ;( Was du tun sollst, weißt nur du am besten. :]

Mir hat mal jemand folgendes gesagt: "Nichts im Leben geschieht umsonst". Hört sich doof an, ist aber was dran. Denk drüber nach, was es dir gebracht hat und dich für die Zukunft lehrt. :nono:

Alles Gute:)

 
Danke. Hatte kein Verständnis erwartet oder gar erhofft. Merke trotzdem das es gut tut. Ich habe einen sehr guten Freund verloren. Aber die Erkenntnis gewonnen, dass ich mich doch auch wieder verlieben kann. Und das ist gut so. Er hat in mir die Lebensfreude wieder geweckt. Die Gewissheit, so sein zu dürfen wie ich bin und trotzdem geliebt zu werden. Und deshalb, wie gesagt, sehe ich wehmütig aber auch mit Dankbarkeit auf unsere Zeit zurück.

 
Naja aber in was für einen Mann hast du dich da eigentlich verliebt? Einer der nicht zögert seine Frau zu belügen und zu betrügen. Der bei ihr bleibt, weil die die er haben will sich nicht auf ihn einlässt ...bei der ungeliebten, langweiligen Ehefrau zu bleiben ist dann doch besser, als allein zu sein und sich selbst zu versorgen. Abgesehen davon kann sie ja noch als Gebärmaschine fungieren. Ich muss schon sagen ...ein echter Traummann. ;)

 
Hallo sunshine girl, musste bei deiner Antwort etwas schmunzeln. Stimmt schon. Auf dem ersten Blick ist er so ein Mann, wie du ihn beschreibst. Auch das steckt wohl in ihm drin. Und doch ist er auf dem zweiten Blick viel mehr. Zumindest für mich. Wer ist denn schon perfekt. Für mich war er es aber. Klar, ich würde ihm nicht das Leben bieten, dass er bei seiner Frau haben kann, ihm keine Kinder mehr gebähren, ihn nicht von vorn bis hinten bedienen, er müsste sich tatsächlich mehr selbst versorgen, als er es jetzt tut. Für mich war er aber der Mann, der mich einfach angenommen hat, wie ich bin, auch mal schlechte Launen ausgehalten hat. Wir konnten gemeinsam die verrücktesten Träume haben, in unsere Scheinwelten abtauchen (damit meine ich beispielsweise Hogwarts oder die Scheibenwelt), hatten einfach Spaß miteinander, konnten einfach auch ohne miteinander zu reden nebeneinander sitzen, nächtelang durch Kneipen ziehen oder spazierengehen, über Gott und die Welt diskutieren und uns auch streiten, ohne dass es in unserer Beziehung etwas kaputt gemacht hat. Er hat mir, nach einer wirklich schlimmen Ehe und Trennung, gezeigt, was es bedeutet als Freundin und als Geliebte ernst genommen und begehrt zu werden. Otto Flake hat mal gesagt: "Liebe ist der Entschluß das Ganze eines Menschen zu bejahen. Die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen."

 
Wer ist denn schon perfekt.
Wer will schon einen perfekten Mann? ;)

Die Ecken und Kanten machen einen Menschen doch erst interessant, aber wenn sie dann eher egoistischer Natur sind und nur seiner Befriedigung und seinem Glück dienen, dann finde ich das nicht mehr interessant oder liebenswert.

Frag dich mal warum du dich nicht auf ihn eingelassen hast, als du die Möglichkeit dazu hattest. Wirklich nur wegen deiner schlimmen Vergangenheit und dem Altersunterschied? Oder vielleicht auch, weil dich dein Unterbewusstsein warnt, dass eben doch nicht alles Gold ist was glänzt?

 
Interessante Sichtweise. Bisher habe ich tatsächlich immer alles auf meine Ängste geschoben, auf meine Erfahrung, auf den Altersunterschied. Ich sehe ihn recht realistisch. Die rosarote Brille hatte ich nie auf. Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass ich mit einigen seiner Charaktereigenschaften nicht unbedingt klar kommen würde. Ich weiß auch nicht, ob ich das möchte. Ich habe erfahren, dass man in einer Beziehung eingesperrt sein kann. Nun genieße ich auch meine Freiheit. Fühle mich als Single nicht einsam. Das möchte ich nicht so gerne wieder aufgeben. Auch er hätte bereit sein müssen, mir diese Freiheit zu lassen. Ich bezweifel, dass ihm das so bewußt war und vor allem, dass er fähig gewesen wäre, mir diese zu lassen. Auch ich merke an mir, dass ich inzwischen mit vielem gelassener umgehen kann, in manchen Dingen aber umso weniger tolerant bin. Nun gut, es ist wie es ist. Wir werden sowieso keine öffentliche und gesellschaftlich anerkannte Beziehung haben. Ich hätte uns nur gewünscht, dass wir es geschafft hätten unsere Freundschaft und zwar ausschließlich diese wieder zu haben. Aber das war wohl naives Wunschdenken...

 
Ich hätte uns nur gewünscht, dass wir es geschafft hätten unsere Freundschaft und zwar ausschließlich diese wieder zu haben. Aber das war wohl naives Wunschdenken...
Wenn man sich einmal so nah war, kann man nicht einfach so auf einer freundschaftlicher Basis weiterfahren. Dazu braucht es genügend Abstand, vor allem auch viel Abstand von den Gefühlen.

Du kannst Dich verlieben und Du kannst fühlen... das ist eine ganz wichtige Erfahrung die Du auf Deinem Weg mitnehmen kannst.

 
Ja, diese Erfahrung nehme ich auch mit. Mit einem guten Gefühl. Zur Zeit haben wir keinen Kontakt, was die 600 km Entfernung auch erleichtern. Trotzdem haben wir immer noch einen gemeinsamen Freundeskreis und wir werden uns nicht ständig aus dem Weg gehen können. Im August ist wieder eine größere Feier geplant, auf der wir uns unweigerlich begegnen werden. Aber nun gut, bis dahin sind noch ein paar Tage, außerdem mussten wir ja bisher auch immer so tun, als ob nichts wäre. Mal sehen, wie es diesmal ist. Ich hatte erzählt, dass sich auch mit seiner Frau so etwas wie eine Freundschaft (oder engere Bekanntschaft) entwickelt hat. Mit ihr telefoniere ich regelmäßig. Sie ist immer davon ausgegangen, dass er und ich eben befreundet sind und sie gönnte uns auch die Zeiten zu zweit. Natürlich wusste sie nicht, wie wir diese Zeiten auch nutzten. Von unserem Streit und dem Kontaktabbruch weiß sie auch. Nun versucht sie zu vermitteln, da sie es sehr schade um unsere Freundschaft, von der sie ja ausgeht, findet. In dieser Situation fühle ich mich total hin und her gerissen. Auf der einen Seite ist das ja nun wirklich nicht ihre Aufgabe, zu vermitteln, auf der anderen Seite erfahre ich durch sie, wie es ihm geht. Auch er fragt sie nach mir. Trotzdem würde ich eigentlich auch lieber zu ihr den Kontakt abbrechen, um eben den nötigen Abstand zu bekommen. Doch wie könnte ich ihr das erklären. Hat sie so lange nichts gemerkt, um nun dahinter zu kommen, jetzt wo alles vorbei ist? In diesem Fall meine ich, es ist besser, wenn sie es nie erfährt. Grundsätzlich bin ich ein ehrlicher Mensch. Doch manchmal schützen Heimlichkeiten auch. Ich glaube für sie würde eine Welt zusammenbrechen, denn ihr Mann hat sie betrogen und ihre Freundin auch. Es ist besser wenn sie es nicht weiß.

 
Sorry, ich will mich nicht zum Moralheini aufschwingen, aber gerade als ich die Stelle "Trotzdem würde ich eigentlich auch lieber zu ihr den Kontakt abbrechen..." kam dachte ich : "Endlich denkt sie mal an ihre Freundin.... und zieht sich zurück!" Aber auch hier ist Dein Motiv wieder nur Egoismus, weil DU Abstand gewinnen möchtest. Tut mir Leid, aber dass Du diesen Kontakt so führst, führen kannst finde ich eigentlich am meisten daneben.

 
Dann erklär mir doch, wie ich das machen soll. Sie sucht den Kontakt doch zu mir...

 
Auf der einen Seite ist das ja nun wirklich nicht ihre Aufgabe, zu vermitteln, auf der anderen Seite erfahre ich durch sie, wie es ihm geht. Auch er fragt sie nach mir. Trotzdem würde ich eigentlich auch lieber zu ihr den Kontakt abbrechen, um eben den nötigen Abstand zu bekommen. Doch wie könnte ich ihr das erklären. Hat sie so lange nichts gemerkt, um nun dahinter zu kommen, jetzt wo alles vorbei ist? In diesem Fall meine ich, es ist besser, wenn sie es nie erfährt.
Sie meint es so gut mit euch und vertraut euch vollkommen.

Zerstör ihr Vertrauen in die Menschen nicht.

Zieh Dich vollkommen von beiden zurück. Es wird Dir sicher eine plausible Erklärung einfallen.

Das ist halt der Preis, den man für ein paar schöne Stunden bezahlt.

Aber wenn Du jetzt ehrlich zu ihr bist, wirst Du noch viel mehr verlieren als "nur" ihre Freundschaft.

 
Ja. Danke. Du hast vollkommen recht. Ich weiß noch nicht wie. Aber das ist wohl das einzige, das ich tun kann. Ich bin mit vollem Bewußtsein dieses Verhältnis eingegangen, trage die Verantwortung und werde auch selber die Konsequenzen tragen.