Helfersyndrom?

mörli

Erfahrener Benutzer
23. Sep. 2004
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Hallo ihr Lieben

Habe vor 2 Monaten eine chaotische, 4-j. Beziehung beendet (Depressionen, Egotrip, Wutausbrüche, Alkohol, etc.) Dieses Forum hat mir damals sehr geholfen, die Beziehung realistisch zu sehen und nicht in meinen Wunschträumen...

Nun habe ich vor kurzem (wollte eigentlich eine Weile allein bleiben...) einen Mann kennengelernt; wir haben uns von Anfang an super verstanden, so, als ob wir uns schon lange kennen würden. Ich fühle mich respektiert und geliebt wie schon lange nicht mehr und bin eigentlich sehr glücklich. In der Zwischenzeit hat er mir so einiges aus seiner Vergangenheit erzählt, das mich leider unruhig macht und mein Glücksgefühl trübt. Er hatte schon verschiedentlich Konflikte mit dem Gesetz und auch bei ihm (wie bei meinem Exfreund und Exmann) war dabei Alkohol im Spiel. Ein Verfahren ist noch hängig deswegen. Ich bin eigentlich ein Optimist, suche immer das Gute im Menschen, ohne Vorurteile und gebe jedem eine Chance. Auch diesmal denke ich, das kriegen wir (ich) schon hin, wenn er sich geliebt und geborgen fühlt, kommt er auf den richtigen Weg. Ich muss dazu noch sagen, dass er ohne seine Eltern aufgewachsen ist. Das spüre ich auch immer wieder, denn er schätzt und geniesst die Wärme und Zuwendung einer Familie. Doch in mir nagen Zweifel, ob das gutgehen wird; eine Wiederholung der letzten Beziehung(en) verkrafte ich nicht. Mir wurde schon mehrmals gesagt, ich hätte ein Helfersyndrom. Was denkt ihr?

 
Du ziehst Kraft daraus, anderen zu geben..

Was etwas gutes ist.

Aber beim Helfersyndrom bleibt man glaub selbst auf der Strecke.. weil man nur noch durch andere und in anderen lebt. Das eigene Leben nicht lebt, keine eigene Identität hat.

Soweit meine laienhafte Meinung dazu.

Aber schau mal:

http://www.vaeternotruf.de/helfersyndrom.htm

Hmm vielleicht bin ich von der Grundrichtung her nicht soooo falsch.

Helfersyndrom - von Schmidtbauer (1978) eingeführte Bezeichnung für die Tendenz vieler professioneller Helfer, die eigene Hilfsbedürftigkeit dadurch abzuwehren, daß im beruflichen Kontakt hochfrequent Beziehungen mit besonders hilfsbedürftigen, regressiven Beziehungspartnern gesucht wird. Dies dient nach Schmidtbauer dem Ziel, das Bild eines progressiven, nicht bedürftigen Selbst aufrecht zu erhalten und kann zusätzlich die Funktion erfüllen, enge, auf Gegenseitigkeit gegründete Beziehungen außerhalb des Arbeitsfeldes zu vermeiden.

 
Hi Danae

Danke für deine rasche Antwort. Hab mir den Link dazu angeschaut - na, ich weiss nicht so recht..ich glaub auch nicht, dass ich selbst auf der Strecke bleibe und keine eigene Identität habe. Dieser Mann gibt mir in anderer Hinsicht sehr viel. Ich hab einfach Angst, es könnte wieder dasselbe ablaufen, wie die letzten Male. Dazu kommt noch die Beeinflussung von KollegInnen, die mich vor dieser Beziehung warnen. Bin eigentlich nicht leicht beeinflussbar und bilde mir von jedem Menschen eine eigene Meinung. Auch wenn solche Beziehungen in der Vergangenheit oft schief gelaufen sind, so habe ich doch erfahren, dass genau solche Menschen, die etwas "anders" sind, anders leben, viel menschlicher, ehrlicher und einfühlsamer sind, als die "perfekten" Saubermänner. Und das ist mir nun mal sehr wichtig.

 
Hi mörli :)

Sei mir bitte nicht böse, aber ich glaube, Du verrennst Dich da in etwas nicht Ungefährliches.....

Zum Einen kann ich das, was Du so zu Dir und der Situation schreibst, sehr gut nachempfinden, habe nämlich Ähnliches erlebt und habe glaub ich auch ein ganz ähnliches Beziehungsmuster, mal von den Ansätzen bzw. kurzen Infos aus betrachtet.

Zum Anderen ist mir auch diese Ansicht (leider) sehr vertraut, die Du in Deinem letzten Thread schilderst:

Auch wenn solche Beziehungen in der Vergangenheit oft schief gelaufen sind, so habe ich doch erfahren, dass genau solche Menschen, die etwas "anders" sind, anders leben, viel menschlicher, ehrlicher und einfühlsamer sind, als die "perfekten" Saubermänner
Das meine ich mit "gefährlich".....denn was bringt Dir das größte Einfühlungsvermögen, wenn letztendlich doch nur Schmerz und kaputte Beziehungen davon übrigbleiben ?( :nono:

Mein Tipp: vorsichtig sein......und Dir vielleicht doch noch mehr Zeit nehmen, um erstmal die vorige Beziehung richtig zu verarbeiten....

Alles Gute :schmatz: :super:

Junea

 
Der Partner, den man sich wählt, stillt eine Sehnsucht und ein Bedürfnis in einem..

Was ist das in Dir?

Menschen, die erhebliche Probleme mit sich selbst haben - so wie Dein Schatz - die haben einen entscheidenden Vorteil.. sie sind fixiert auf einen, geben vor, sie würden einen nicht im Stich lassen, weil man ja die EINZIGE ist die da geliebt werden kann in dieser Welt..

Abhängigkeiten.

Keine Bedrohung, weil sie sind ja noch viel verletzlicher als man selbst.

Es bleibt zurück,

mit Fragezeichen

D.

 
Deine Aussagen sind (leider) wahr. Nach mehreren, gescheiterten Beziehungen, wo ich einfach nur enttäuscht zurück blieb, lechze ich nach dem geliebt werden, nach dem Gefühl, DAS wichtigste zu sein für ihn. Ich bin mir dessen bewusst und doch hält es mich nicht ab, immer wieder die gleichen Charakteren anzuziehen und mich in sie zu verlieben. Gleichzeitig sehne ich mich jedoch nach einer starken Persönlichkeit, die für mich da ist und wo ich anlehnen kann.

Bin irgendwie leer heute, sorry, hab gerade erfahren, dass mein Schwager einen Hirnschlag erlitten hat und auf intensiv liegt; Sohn ist auch krank zu Hause und ich sollte arbeiten - meine Gedanken sind jedoch überall verteilt. Zum Glück hab ich mittags Feierabend.

Bis bald und danke

 
:trost:

wie ist es denn mit dem mann im moment? wie lange liegen diese gesetzeskonflikte und alk-probleme zurück?

meinst du er hat das überwunden oder hängt noch gewisseermaßen drin?

 
Und was machst Du mit der Angst, eine starke Persönlichkeit nicht halten zu können?

Es ist kein Zufall, mörli.

Wenn Du da weitermachst, wo Du aufgehört hast .. ob das so prickelnd ist für Dein weiteres Leben?

Und jedes Mal denselben Glauben zu haben und dann enttäuscht zu werden?

Möchtest Du ändern oder möchtest Du warten - aber warten auf was?

 
Hi Nomi

Es ist mit ihm sehr schön. Wie schon erwähnt, habe ich das Gefühl, wir würden uns schon lange kennen. Es ist schon eine starke Vertrautheit da. Ich schätze es auch sehr, dass er mir diese Sachen anvertraut hat von Anfang an. Ein Problem ist noch nicht abgeschlossen (er hat zur Zeit keinen Führerschein), doch ich sehe bei ihm, dass er nun einen anderen Weg eingeschlagen hat, vor allem, seit wir zusammen sind. Er war zuvor längere Zeit in keiner Beziehung und ich denke, dass er aus Einsamkeit, Langeweile und auch zum Teil wegen schlechten Umgangs da reingerutscht ist.

 
Hi Danae

Ich habe keine Angst vor starken Persönlichkeiten, bzw. sie zu halten - ich will niemanden "halten". Bis anhin fehlten mir bei diesen sogenannten starken Persönlichkeiten Gefühlsfähigkeit, Wärme, Respekt. Es waren immer sehr kopfbetonte Männer in anspruchsvollen, leitenden Positionen. Deshalb ist es für mich in diesem Sinne auch kein Weitermachen wie bisher, denn dieser Mann ist grundlegend anders.

 
Also nur mal zu meinen Erfahrungen.

Ich hatte bisher auch immer recht kaputte Typen. Der eine war drogenabhängig der andere mit seinem ganzen LEben total überfordert was sich auch in der Beziehung wiedergespiegelt hat.

Jetzt habe ich einen Freund der auch eine sehr schlimme Vergangenheit hinter sich hat. In einigen Punkten belastet das die Beziehung auch aber er gibt sich Mühe sein LEben in den Griff zu bekommen und das merkt man auch. Er sagt er liebt mich und möchte für unsere gemeinsame Zukunft alles wieder hinbekommen. Das hat er mir auch in gewissen Dingen schon mehr als bewiesen.

So ganz ohne Prolbeme sind heutzutage wohl nur noch die wenigsten. Jeder zweite hat entweder eine total kaputte Beziehung hinter sich weswegen er kein Vertrauen mehr aufbauen kann oder sonstige andere Probleme. Aber ich denke dsas man diese Probleme auch zusammen lösen kann.

Ich weiss es jetzt aus eigener Erfahrung dass es so ist.

 
Liebe Nomi

Danke für deinen Erfahrungsbericht. Das stärkt in mir die Hoffnung, dass "alles" gut werden wird. Ich finde, dass ein Mensch, der Sch*** gebaut hat in der Vergangenheit und es einsieht, sich bemüht dies zu ändern, weit bessere Chancen - auch in einer Beziehung - hat, als eine Person, die nach aussen vielleicht nahezu perfekt scheint und sooo von sich überzeugt ist, dass sie immer nur bei anderen die Fehler sucht. Auch bei vorhandenen Problemen aller Art und die haben wir ja wirklich alle, schafft man zu zweit bestimmt mehr. Voraussetzung dafür ist einzig, dass beide am selben Strick ziehen und die Probleme der Vergangenheit auch mal ruhen lassen können.

 
mörli,

um Missverständnisse zu vermeiden..

ich meinte, es könnte ein Grund sein, wieso Du Dich nicht zu "starken" Männern hingezogen fühlst, da keine Gefühle entwickelst..

nix für ungut

D.

 
Liebe Danae

Nein, ich hab dich nicht missverstanden und es braucht auch kein nix für ungut von dir. Es war eben bis anhin immer so, dass ich mich zu "starken Männern" hingezogen fühlte und meinerseits immer sehr viel Gefühl und Engagement in die Beziehung investiert habe, welches aber zu wenig oder gar nicht erwidert wurde. Ich war ständig auf dem nach-Liebe-betteln-Trip und für jede kleine Aufmerksamkeit dankbar. Das Resultat war, dass diese Partner nach und nach den Respekt vor mir verloren, weil sie ja (fast) alles mit mir machen konnten und ich sie trotzdem liebte, sozusagen bedingungslos. Deshalb "traue" ich mich jetzt mal, was ganz anderes einzugehen und bis jetzt bekommt es mir sehr gut.

Liebe Grüsse

 
hallo mörli,

mir ist aufgefallen daß du oder ihr allgemein unterteilt in "starke männer" die sehr kopfbetont und in anspruchsvollen, leitenden personen sind, quasi ihren selbstwert aus ihrer arbeit ziehen oder in zwar eher gefühlsbetonte, "schwächere" männer die aber ihr leben nicht im griff haben und ihrerseits nach einer person suchen die sie stützt.

hm, ich hoffe doch daß es auch männer gibt die beides sein können, die stark sind zum anlehnen und ihr leben im griff haben aber auch zwischenmenschlich absolut einfühlsam und kompetent sein können.

was meint ihr?

das ist doch in etwa so ein schubladen-denken wie in schaschos thread. waren meine gedanken dazu.

ich hoffe auch für mich daß es auch liebevolle männer gibt die gleichzeitig stark sein können. ich denke sogar daß männer die im zwischenmenschlichen bereich kompetent und einfühlsam sind auch auf der beruflichen ebene weiter kommen.

sind diese beiden männer-typen die ihr beschrieben habt nciht zwei seiten derselben medaille?

ich hoffe ihr habt verstanden was ich sagen wollte...

liebe grüße,

iris

 
Ich denke, sobald die gefühlsbetonte Seite zu sehr ausgeprägt ist, ist Asche mit beruflicher Durchsetzungsfähigkeit.

Ein guter Mix ist jedoch fein, so Männer gibts natürlich auch.

 
hallo ihr lieben

hatte gerade urlaub und bin etwas verspätet mit meiner antwort. ich denke wie du, danae, dies aufgrund meiner gemachten erfahrungen. männer, die sich gefühlvoll "ins zeug legen" haben einen schweren stand in puncto durchsetzungskraft im beruf. ich habe jedenfalls noch keinen mix aus beidem gefunden - schade. doch ich bin nun mittlerweile 2 monate mit meinem schatz zusammen und bin auf wolke 7...nicht ständig hören zu müssen, ach schatz, weisst du, dieses wochenende muss ich noch fürs geschäft dies und jenes erledigen und jeden abend einen anruf, sorry, es wird wieder mal später, etc.

auch habe ich festgestellt, dass karrieremänner sich schwer tun, über gefühle zu sprechen. können wahrscheinlich gar nichts für, denn die heutige arbeitswelt, vor allem in dieser stufe, hat sie dazu gemacht. und das schlimme daran ist, sie bemerken gar nichts von ihrem emotionalen defizit und finden's total in ordnung.