Herz oder Verstand?

Nelly1989

Neuer Benutzer
31. März 2014
1
0
0
35
Hallo zusammen,

ich habe lange überlegt, ob ich mich einem Forum anvertrauen soll oder nicht. Aber ich brauche dringend die Meinung anderer Leute.

Vor ca. 5 Monaten habe ich jemanden bei einem Online-Spiel kennengelernt über gemeinsame Bekannte. Relativ schnell hat er Kontakt zu mir gesucht und so kamen wir ins Gespräch und verstanden uns einfach super. Er (26) wohnt in der (Zentral-)Schweiz und ich (24) in Deutschland (Bayern). Uns trennen ca. 400km.

Nach einigen Wochen äußerte er den Wunsch mich persönlich kennenzulernen. Ich habe abgelehnt, da ich Angst davor hatte, dass sich Gefühle entwickeln. Da ich vor 3 Jahren nach langjähriger Beziehung betrogen wurde, fällt es mir jedoch sehr schwer Gefühle zu jemandem aufzubauen.

Ich hab mich dann nach mehreren Wochen doch breitschlagen lassen und hab einem Treffen zugestimmt, bei dem er zu mir geflogen ist. Ich dachte mir: „Was soll schon passieren, mit meinem Herz aus Eis?“

Aber falsch gedacht… ich habe ihn am Flughafen abgeholt und die erste (sehr innige) Umarmung hat gereicht, um bei mir etwas auszulösen, was ich sehr lange nicht mehr gefühlt habe. Wir hatten ein wundervolles Wochenende und einen tränenreichen Abschied.

Die kommenden Tage waren von vielen Zweifeln geplagt. Ich war bisher der größte Gegner einer Fernbeziehung. Ich dachte mir, dass es vielleicht nur die Überwältigung war und dass es eine Verliebtheit ist, die vorbeigeht. Der Alltag fiel mir nach wenigen Tagen auch wieder relativ leicht. Meine Arbeit hat mich abgelenkt und wir haben uns jeden Tag geschrieben und geskypt.

Ich war mir erst nicht sicher, ob wir uns nochmal sehen sollten, aber ich war auch neugierig, wie sich meine Gefühle bei einem 2. Treffen verhalten. Also kam er dieses Wochenende wieder her und es war genauso schön wie davor und der Abschied war wieder schrecklich.

Wir haben uns auch darüber unterhalten, wie es nun weitergehen soll, kamen aber zu keinem Ergebnis. Die logischste Entscheidung wäre, uns nicht mehr wieder zu sehen, jedoch bricht es uns das Herz und wir wissen nicht, ob wir das schaffen können. Eine Fernbeziehung einzugehen ist die eine Sache, die andere Sache ist, eine Beziehung an einem Ort anzustreben und zwar relativ zeitnah.

Das Problem dabei ist, dass ich nicht in die Schweiz möchte. Ich habe hier einen unbefristeten Job, den ich sehr liebe. Ich bin das einzige Kind und Enkelkind meiner Eltern bzw. Großeltern. Ihnen verdanke ich wirklich alles und ich erbe direkt von meinen Großeltern ein wunderschönes Eigenheim in meinem Heimatort. Außerdem bin ich „nur“ ausgebildete Bürokauffrau. Ob ich mit diesem Durchschnittsjob in der Schweiz, wo ich die Sprache nicht gut verstehe und wo deutsche Einwanderer eh nicht mehr so gern gesehen werden, überhaupt eine Chance habe ist mehr als fraglich.

Andersherum könnte er es sich eventuell vorstellen nach Deutschland zu kommen, WENN die Beziehung funktioniert. Das größte Problem ist, dass er eine Fortbildung in seinem Beruf machen wird und die dauert gute 3 Jahre. Wir zweifeln beide daran, dass wir diese lange Zeit mit einer Fernbeziehung überbrücken können.

Meiner Meinung nach gibt es 2 Möglichkeiten, die beide großen Kummer bereiten werden, nur zu anderen Zeitpunkten:

Möglichkeit 1: Wir sehen uns nie wieder!

Möglichkeit 2: Wir sehen uns weiterhin, versuchen eine Fernbeziehung aufzubauen, verbringen eine schöne Zeit gemeinsam und trennen uns, wenn wir merken, dass es nicht mehr geht.

Nichts davon ist zufriedenstellend. Aber ich denke wir sind nicht die ersten, die vor genau diesem Problem stehen oder standen.

Solltet ihr es tatsächlich durch diesen Mega-Text geschafft haben, ist meine Frage an euch:

Wie habt ihr eine solche Entscheidung gefällt? Was hat bei euch gesiegt? Verstand oder Herz?

Ich freue mich über eure Meinungen und hoffe ihr versteht, wenn ich ein einfaches „Lasst es einfach sein!“ nicht akzeptieren kann.

Viele Grüße,

Nelly

 
Herz. Mehr als 4 Jahre bei mehr als 400 km innerhalb Deutschlands. Gab immer mal wieder große oder kleine Kriesen, aber bisher hat es alles überstanden.

 


  1. Besteht die Möglichkeit, dass Du ein Wochenende bei ihm bist und das nächste fliegt er zu Dir?

  2. Dass er immer nur zu Dir kommt, ist auf Dauer keine befriedigende Lösung

  3. Ein Umzug zu Dir oder in die Schweiz sollte irgendwann logischerweise die Folge sein, auf Dauer nur immer die Fernbeziehung zu führen, halte ich für ungesund oder ihr beide wollt dies tatsächlich

  4. In 3 Jahren ist seine Ausbildung beendet, wenn er dann bereit wäre zu Dir zu ziehen, wäre dies doch toll, oder?

  5. Natürlich findest Du in der Schweiz einen Job, den Satz „deutsche Einwanderer eh nicht mehr so gern gesehen werden“ lasse ich nicht gelten und auch die Sprachprobleme nicht. Bei uns arbeiten auch Menschen aus Deutschland und glaube mir, wir Schweizer sprechen gerne Hochdeutsch und sobald jemand Hochdeutsch spricht, sprechen wir nicht Mundart mit ihnen, sondern kommunizieren in Hochdeutsch und das Mundart verstehst Du sowieso irgendwann, denn es ist nicht viel anders als Hochdeutsch.



Ich verstehe aber, dass Du irgendwie an Deiner Heimat hängst und die Aussicht, irgendwann mal ein Haus zu erben, klingt gut.



Frage Dich tief im Herzen, ob Du für eine Liebe tatsächlich Deine Heimat aufgeben willst und musst Du diese Frage mit „nein“ beantworten besteht ja noch die Möglichkeit, dass er in 3 Jahren zu Dir zieht und wenn er auch nicht wirklich bereit dafür wäre, müsst ihr abbrechen.



Bevor ihr eine Beziehung startet versucht herauszufinden, wo ihr Euch in 4 Jahren seht, denn wie gesagt, irgendwann ist die Fernbeziehung einfach zu viel.



Wenn ihr also beide weiterhin die Möglichkeit seht, dass ein Wochenende Du mal bei ihm bist und das andere er bei Dir oder halt mindestens alle 2 Wochen und ihr in 3 oder 4 Jahren einen Umzug ins Auge blicken wollt, dann würde ich einer Beziehung wohl zustimmen an Deiner Stelle.



 
Bei mir hatte auch das Herz gesiegt. Wir hatten eine recht lange und intensive Fernbeziehung. Mal ich zu ihr, mal die zu mir.

Ich hab dann nach einigen Jahren meine Heimat, auch Haus, aufgegeben und bin zu ihr gezogen. Wir hatten anfangs eine gute Zeit, doch mir fehlten die Auszeiten. Von ab und an ein Wochenende auf jeden Tag umzustellen, hat bei mir nicht geklappt. Leider.

Wir haben uns dann getrennt, ich bin aber dort in der Nähe geblieben, weil wir ein gemeinsames Kind haben.

In meiner Heimat sehen mich alle als Besucher, wenn ich dort bin. Auch die Freunde sind so zu mir. Wenn ich sage, dass ich überlege, zurück zu kommen, finde ich kein Echo.

Hier, in ihrem Land, fehlt mir die Basis. Einfach dieses tiefe, in mir gewohnte Gefühl von Heimat.

Seither hatte ich bereits zwei andere kurze Beziehungen, doch fehlte es jedes Mal an meiner Basis.

Wenn ich nochmal entscheiden könnte, würde ich mich besser vorbereitet haben. Vielleicht sogar Probewohnen oder so gemacht haben.

Das Leben in zwei Ländern jedenfalls kann ich nicht empfehlen.

Entweder es passt einfach gut oder es passt einfach nicht.

Dennoch war es damals eine Herz Entscheidung.