Hilferuf - Wer kann mir raten?

Bekki

Neuer Benutzer
22. Okt. 2012
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Hallo, ich heiße Bekki und bin neu hier. Ich suche Rat, weil ich mich in einer ziemlich verfahrenen, qualvollen Situation befinde.

Anfang des Jahres lernte ich einen Mann kennen, der psychisch krank ist und nicht alleine leben kann. Wir haben uns auf Anhieb verstanden.

Da er sehr liebevoll mit mir umging und wir uns so ähnlich sind, habe ich ihn gegen den Rat meiner Eltern und Bekannten aus der Psychiatrie geholt und bei mir aufgenommen. Anfangs war er sehr sanft, sagte, er liebe mich, wollte alles mit mir gemeinsam machen und sprach einmal sogar vom Heiraten.

Jetzt ist er abwechselnd eiskalt und liebevoll. Er hatte noch nie eine richtige Beziehung, obwohl er fast vierzig ist. Er sagt, er sei bindungsunfähig und wir hätten nur eine Freundschaft. Er könne keine Verantwortung in einer Beziehung tragen. Dennoch sucht er Körperkontakt, will mit mir im selben Bett schlafen und berührt mich auch an intimen Körperstellen und will kuscheln, weil er das schön fände.

Ich bin nun vollends verwirrt. Er ist ziemlich problematisch (schizophren, Alkolholiker, ohne Beruf und berentet).

Ich leide sehr unter der Situation. Wir sind jetzt in eine gemeinsame Wohnung gezogen, so einfach kann ich also aus dem Ganzen nicht mehr raus.

Manchmal ist er sehr liebevoll, dann wieder verhält er sich wie ein emotionaler Kühlschrank.

Was soll ich jetzt nur tun? Ich habe Angst, unter der Situation seelisch zu zerbrechen.

Bin für jeden Rat dankbar.

Bekki

 
Bekki, herzlich Willkommen hier im Forum,

du bist doch mit der Situation vollkommen überfordert. Du hast es sicherlich gut gemeint, dass du ihn zu dir geholt hast. Eine Person allein, schaft es nicht mit ihm zu leben. Versuch dir eine eigene Wohnung zu nehmen. Wenn er nicht allein leben kann, dann bring ihn wieder zurück.

LG Schneeweißchen

 
hi bekki!

Schneeweißchen hat vollkommen recht.

du musst ihn zurück bringen, sonst zerbrichst du daran.

ich kenne 2 solcher fälle, keiner von beiden schaffte es, meine nachbarn haben eine tochter die psychische probleme hat, ihr familienleben leidet enorm darunter.

lg.

 
Wie alt bist du?

Was treibt dich an? Warum willst du diesem Mann unbedingt helfen?

Ist es vielleicht bloss deine Trotzreaktion auf die Ablehnung deiner Eltern und Bekannten und Freunden?

Was erwartest du von dieser Beziehung?

Wohin soll das gehen?

Was willst du von ihm?

Warum bist du bei hm, wenn er sagt, dass er beziehungsunfähig ist?

Hilfst du gerne andern Menschen aus der Patsche?

 
Hallo tonton,

vielen Dank für deine Antwort und dein Interesse an meinem Problem. Zunächst mal, ich bin 40 Jahre alt, der Mann ist 39 Jahre alt.

Nein, es handelt sich nicht um eine Trotzreaktion; vielmehr ist es so, dass meine Eltern sich um mich sorgen, weil ich mir immer so schwierige Männer aussuche - was ich durchaus nachvollziehen kann.

Wahrscheinlich habe ich auch so eine Art Helfersyndrom, auch wenn das jetzt abgedroschen klingt.

Ich liebe diesen Mann, das ist mein großes Problem; und damit gerate ich allmählich ins Hintertreffen, denn er weiß das genau.

Vor unserer Beziehung haben mich manche Menschen vor ihm gewarnt, auch ein Arzt aus der Klinik, sein Charakter sei wohl nicht so gut. Ich wollte mir jedoch ein eigenes Bild machen, ich hasse Vorverurteilungen von Menschen.

Ich mache mir halt Hoffnungen, weil er sagt, er sei nur im Moment nicht beziehungsfähig, er stellt mir immer mehr oder weniger in Aussicht, das ändere sich mit der Zeit. Er sagt, falls ich nicht mit ihm zusammenleben könne, ginge er wieder in die Psychiatrie, in den Heimbereich, und würde sich dort wohl nach einer Weile das Leben nehmen. Damit hat er mich natürlich ein Stück weit in der Hand. Er verletzt meine Gefühle manchmal ziemlich, sagt dann aber, ich sei zu empfindsam, würde mir zuviele Gedanken machen, ich solle an ihn glauben.

Das fällt mir so schwer, denn ich kann sein Verhalten oft nicht nachvollziehen. Zum Beispiel gestern: Da wollte er mit mir auf dem Sofa liegen und kam ziemlich schnell zur Sache. Er nimmt auch gerne sexuell Körperkontakt zu mir auf, sagt, ich solle das einfach genießen.

Ich habe ihm nachgegeben, worüber ich mich jetzt ein bisschen ärgere. Seine Selbstmorddrohung gestern hat mich verstört. So wollte ich nicht, dass er allein zu seinem Kumpel fährt, wo er trinken und wahrscheins auch wieder kiffen wollte. Ich habe ihn gebeten, mich mitzunehmen, und habe ihm auch erklärt, warum, dass ich mir Sorgen mache und so. Er reagierte erst nachsichtig ablehnend, das sei sicher ein Männerabend, er bliebe über Nacht und käme gleich morgen vormittag zurück. Mir kamen gleich wieder die Tränen, ich habe leider ziemlich nah am Wasser gebaut. Er nahm mich in den Arm und versicherte mir, alles sei in Ordnung. Er rief auch den Kumpel an, ob ich mitkommen könne. Doch der wollte das nicht, wohl weil er selbst Alkoholiker und psychisch krank ist und in einer chaotischen Einzimmer-Wohnung haust. Ich denke, die wollten halt alleine saufen und kiffen.

Aber mein Freund hat auch nicht groß darum gekämpft, dass ich mitkommen darf; er ließ mich allein, obwohl er sah, dass es mir schlecht ging.

Dabei habe ich schon soviel für ihn getan, unseren ganzen Umzug alleine und auch seine Wohnungsauflösung teilweise bezahlt, weil er ja nichts hat als Grundsicherungsrentner. Ich hätte mir erwartet, dass er mir auch mal hilft. Er konnte die ganze Zeit nicht alleine sein, und ich war immer an seiner Seite, habe alles andere vernachlässigt, um ihm beizustehen. Warum war er jetzt nicht einmal für mich da?

Er kommt nachher nachhause, wenn ich ihn nicht angerufen hätte, wüsste ich das nicht, obwohl er weiß, dass ich mir um ihn Sorgen mache.

Ich finde, so darf man mit anderen Menschen nicht umgehen, er nennt das, wenn ich etwas dazu sage, "ihm eine Szene machen".

Bin ich so falsch gepolt, mache ich wirklich zuviel Theater? Was meinst du? Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.

Gruß

Bekki

 
Liebe Bekki

Um Deinetwillen solltest Du Abstand nehmen! Dies hier:

Er sagt, falls ich nicht mit ihm zusammenleben könne, ginge er wieder in die Psychiatrie, in den Heimbereich, und würde sich dort wohl nach einer Weile das Leben nehmen
ist nur ein Satz um Dich einzulullen. Damit Du ihn nicht allein lässt. Aber selbst wenn er es wie angekündigt tun würde, wäre es nicht Deine Schuld! Er versucht Dir hier klar ein schlechtes Gewissen zu machen und Du bürdest es Dir auch auf!

Warum war er jetzt nicht einmal für mich da?
Weil er krank ist! Er kann es gar nicht, da er mit sich selbst zu beschäftigt ist. Er braucht Hilfe von Therapeuten. Du kannst ihm hierbei nicht helfen. Es ist möglich, dass er Dich liebt und es Dir in guten Momenten auch zeigen kann, aber kannst Du auf Dauer mit diesem ständigen Wechsel leben?

Dir alles Liebe!

 
Da hast ein Problem: Du denkst mit deinem Denken - und das funktioniert ganz anders als seines, weil du nicht die psychischen Probleme hast wie er.

Du meinst, man tut Gutes und es kommt wieder zurück. Offensichtlich denkt er gar nicht so - er nimmt, was es zu nehmen gibt und lebt, wie er es gewohnt ist.

Mit deinem Denken kommst du also nicht weiter, weil es einfach kein spiegelbildliches Verhalten gibt. Und wir alle sind doch darauf angewiesen, dass unser Handeln in etwa verstanden wird und auch entsprechend etwas zurückkommt.

Offensichtlich hast du nicht aus deinen früheren Beziehungen gelernt, weil du immer wieder dich mit schwierigen Partnern einlässt. Wobei das Wort "schwierig" ja vorgaukeln würde, dass es einmal weniger schwierig werden würde. Aber selbst den Rat seines Arztes, von dem man annehmen darf, dass er seinen Patienten doch sehr gut kenn (wohl besser als) du, schlägst du in den Wind.

DU bist überzeugt, dass du diesen Mann retten, heilen und zu dem machen kannst, wie du es dir denkst. Du könntest es aber auch einfacher haben: Nimm doch einen Mann, der genau so ist, wie du gerne hättest. Vielleicht erscheint ein solcher Mann aber zu wenig attraktiv, stachelt deinen Helferinstinkt zu wenig an, lässt dich im Glauben, dass er dich nicht brauche und du seiest nichts wert. Aber was passiert denn, wenn also dein jetziger Partner alle seine Probleme hinter sich gelassen haben wird? Kommt dann das grosse Glück oder die grosse Leere?

Woran könntet ihr euch denn noch halten, womit beschäftigen? Es ist doch prima, wenn sich alles um seine Probleme dreht, dann hat man wenigstens keine andern Probleme.

Nun, dass du dir mit 40 Jahren von deinen Eltern vorschreiben lässt, in wen du dich verlieben sollst, das finde ich etwas eigenartig. Könnte es sein, dass du selber auch ein hoffnungsloser Fall bist? Dass die Hoffnung auf später dein ganzes Leben erfüllt? Denn versuche doch dich erst einmal zu ändern: Hier und jetzt - in dem du alle Ratschläge von aussen ernst nimmst und entsprechend handelst. Das willst du nicht? Weil die grosse Liebe dazwischen kommt?

Nein, es ist nicht die Liebe, es ist das eigene Unvermögen, sich ebenfalls zu ändern. Du selber kannst dich nicht ändern, aber du erwartest es von diesem Mann.

Glaubst du ernsthaft, er könne einfach alles seine Probleme wegen dir, oder dank dir oder mit dir überwinden? Wie soll das denn gehen?

Und glaubst du wirklich, dass sich jemals etwas ändern wird? Worte sind schön, und weil sie nichts kosten - weder Geld noch Überwindung - kann man den lieben langen Tag viel versprechen. Aber was zählt sind die Taten. Und da musst du hinschauen: Hat er denn jemals etwas so gemacht, wie du es gewollt hast?

OK. Alles kein Grund, nicht ihm hinter her zu rennen.

Aber es ist dein Leben, und du musst entscheiden, was du willst. Viel Auswahl wirst du bei ihm nicht haben, er zeigt sich so, wie er ist - und wenn du das so nicht annehmen kannst, dann musst du gehen. Oder du nimmst ihn so, wie er ist - und dann ist gut.