Hilfslosigkeit selbst nach 2 Jahren der Trennung

Doubt

Neuer Benutzer
10. Mai 2012
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Hallo, liebe Community.

Meine Gefühlswelt nimmt langsam Überhand an, weswegen ich mich nun hier registrierte und euch ein wenig um Rat fragen möchte.

Ich bin seit über zwei Jahren von meinem Exfreund getrennt. Es ist nicht so, dass ich IHN vermisse, viel mehr vermisse ich seine Art, mir Trost zu spenden.

Ich habe ihn kennengelernt, als ich 15 war, damals im Internet, da er komplett am anderen Ende Deutschlands wohnte. Wir waren nicht mehr und nicht weniger als Chatpartner, aber mit der Zeit haben wir uns einfach gelernt, zu schätzen.

Es ist so, dass ich eine ziemlich schwere Vergangenheit habe; ich wurde sowohl von Schule, als auch von Familie gemobbt und habe verzweifelt nach Hilfe gesucht. Ich hatte damals starke Suizidgedanken und ich will gar nicht erst wissen, wo ich wäre, wenn es ihn damals nicht gegeben hätte.

Seine Art mir zuzuhören, war anders als andere es tun. Er antwortete mir auf meine Erzählungen nicht nur "Oh, du Arme", sondern er stand auf meiner Seite, und hielt mich für den einzigen Menschen in meiner Umgebung mit gesundem Verstand. Das klingt nun nach Geschleime, aber so war es nicht. Er war kein 'freundlicher Kerl', er war eher einer der hartgesonnenen, gespickt mit Sarkasmus und beleidigte gerne unreife Leute mittels Niveau. Genau genommen war er ein ziemliches Arschl*ch, ab und zu auch zu mir, aber wenn ich ihn brauchte, dann war er da.

Wir hatten uns nach einem Jahr in echt getroffen und kamen dann beim dritten Treffen zusammen, irgendetwas Überstürztes war es also auch nicht. Nein, das, was ich für ihn empfand, war nichts weiter als pure Liebe, und gerade weil er mir so viel Stärke geschenkt hatte, war er einfach das Wichtigste in meinem Leben geworden.

Das Ganze hielt 3 Jahre.

Nun, ich konnte nie wirklich mit ihm abschließen. Es war von einem Tag auf den anderen Schluss, ich war eine Woche lang jemanden besuchen und einen Tag vor meiner Fahrt zurück zu ihm, machte ich Schluss. Das lag daran, da das "Arschl*ch" bei mir durchgedrungen ist, er ging oft zu weit und trotz der noch immer schönen Zeit, die wir hatten, konnte ich das nicht mehr ertragen, dass er mich so gleichgültig behandelte, mir mit jeder Tat klarmachte, dass ich ihm nichts mehr bedeute. Dies ist keine Vermutung, sondern eine Tatsache, denn als ich dann sagte, dass ich nicht mehr zurück komme, fand er es eine gute Idee.

Aus dem Grund sind auch noch viele Kisten mit meinen Klamotten bei ihm Zuhause. Ohne Auto komme ich einfach nicht so leicht dazu, sie mal eben von der anderen Seite Deutschlands abzuholen.

Dazu kommt noch, dass nur wenige Wochen nach der Trennung er wieder Kontakt suchte, via Internet. Da er jedoch weder telefonieren noch sonst etwas wollte, wurde ich misstrauisch und schon bald begannen wieder Streitereien, in denen er mal wieder Grenzen überschritt. Und so brach ich den Kontakt ganz ab, auch, wenn ich ihn noch liebte. Aber so konnte ich es nicht mehr handhaben.

Doch das bedeutete für ihn nicht, dass er mich gehen ließ. Er schrieb mir ab und zu SMs, wenn er mich auf Facebook 'gestalked' hatte (wir waren dort nie befreundet) und irgendetwas Interessantes gefunden hatte. Oder auch so einfach mal welche, in denen er mich schlecht machte. So kamen zum Beispiel Hass-SMs, mit dem Inhalt "Du bist der verachtenswürdigste Mensch der ganzen Welt". Die letzte erhielt ich zu meinem Geburtstag mit dem Inhalt "Ich hasse dich!", das war im Januar. Jedenfalls kam ich dadurch nie dazu, ihn zu vergessen.

Ich weiß nicht, ob ich ihn noch 'liebe', ich möchte ihn definitiv nicht zurück, aber ich vermisse ihn dennoch. Und das wirklich zu sehr, sodass es mir mittlerweile wieder sehr dreckig geht.

Ich bin nicht imstande andere Beziehungen zu führen, weil sie mir nicht das gaben, was ich an ihm hatte. Da fehlte einfach das wichtigste, denn ihn liebte ich zu 100%. Ich schätzte und respektierte ihn, ich dankte jeden Tag mit ihm. Mittlerweile habe ich Angst vor Beziehungen, habe Angst, dass ich es wieder nicht packe (ich hatte in dem Jahr 3 Kurz-Beziehungen), dass ich zweifle und ihm noch hinterher trauere und mich selbst verletze. Das ist auch der Grund, weswegen ich Männern, die mich mögen oder sogar vom tiefsten Herzen lieben (zumindest gibt es von letzterem einen), Körbe gebe, obwohl ich mir vielleicht sogar etwas vorstellen könnte.

Desweiteren geht es mir in letzter Zeit wieder weniger gut. Meine Vergangenheit holt mich momentan ein, seitdem ich Tagebucheinträge von dieser Zeit gelesen habe. Ich fühle mich so gut wie jeden Tag kraftlos und habe Angst, wieder in Depressionen zu verfallen. Momentan vermisse ich seine Art von damals einfach mehr als es noch normal ist, es kommt mir schon so vor, als würde ich ihn krampfhaft ersetzen wollen, indem ich wieder Leute in MSN anschreibe und hoffe, jemand ist dabei, der wie er ist. Ich weiß natürlich, dass das der absolute Schwachsinn ist, und dass das nicht funktioniert…

Mittlerweile habe ich zwar Freunde, aber weder sind es welche, mit denen ich darüber reden kann, noch kann ich überhaupt darüber reden. Ich bin ziemlich verschlossen und kann so gut wie nur im Netz über Gefühle öffentlich sprechen. Woran auch immer das liegen mag…

Jedenfalls denke ich zu oft an ihn. Wenn ich einen Song höre, dessen Text zu ihm passt – ob positiv oder negativ – vermisse ich ihn, oder selbst wenn mir eine Melodie gefällt. Ich stelle mir Szenarien vor, was wäre, wenn ich ihm diese Songtexte schicken würde, ich träume mindestens einmal pro Woche von ihm, in meinem Kopf finden ständig alte Gespräche oder Unternehmungen statt, die ich mit ihm führte. Ich habe oft das Gefühl, dass wenn ich nicht jemanden finde, der wie er ist, dann kann ich nicht mehr glücklich sein, oder ich habe meine beste Zeit des Lebens weggeworfen. Ich denke darüber nach, was ich alles hätte ändern können, wie es nun aussehen würde, wenn ich ihn nicht dazu gebracht hätte, mich zu beleidigen. Was vollkommener Schwachsinn ist, doch ich kann diese Gedanken nicht abstellen. Obwohl mir die Unsinnigkeit bewusst ist.

Sorry für den langen Post, aber ich weiß nicht mehr, mit diesen Gedanken und Gefühlen umzugehen. Vielleicht habt ihr ja Ratschläge parat.

 
Naja, positiv ist ja schonmal, dass du merkst, dass es absoluter Blödsinn ist, was da in deinem Kopf vor sich geht.

Was du brauchst ist eine beste Freundin oder eine tolle Mutter, die dir zu Seite steht, dich in den Arm nimmt, wenn du es brauchst und dich ablenkt, wenn die schlechten Gedanken die Überhand gewinnen. Aber wie es scheint, hast du sowas nicht.

Ich weiß, es ist altmodisch, aber ich hatte früher mal recht viele Brieffreunde, ne handvoll war dabei, denen ich meine Probleme wirklich geschrieben habe und die mir dann auch einen guten Tip gaben. Und wenn ich dann von den 3 oder 4, die es waren, die gleiche Antwort bekam, konnte ich auch wieder agieren. Und das Gute daran ist, ich kannte keine von denen persönlich, aber mir kam es so vor, als würden wir einmal die Woche abends zusammen sitzen und einfach quatschen. Es tat einfach gut, alles aufzuschreiben und Meinungen einzuholen. Eigentlich das Gleiche, was hier im Forum passiert, nur eben, dass man die Geschichte der Leute ausführlich und über Jahre kannte.

Auch ein Tagebuch ist keine schlechte Idee, jedoch solltest du davon ablassen, dir die alten Eintragungen durchzulesen, wenn sie dir so schaden. Natürlich habe ich auch meine alten Tagebücher und les darin, was ich alles durchmachen musste und bis vor 2- 3 Jahren kamen mir dabei noch die Tränen. Wenn ich es heute lese, habe ich zwar nen Klumpen um Magen, aber ich muss nicht mehr weinen, ich habe es verarbeitet.

Vielleicht solltest du dir auch, wenn du keine guten Freunde oder familiären Rückhalt hast, einen Profi oder eine Selbsthilfegruppe suchen. Du musst reden reden und nochmal reden um alles zu verarbeiten. Dabei ist es egal, ob es Schwachsinn ist, was du denkst, oder nicht. Es ist in deinem Kopf und da muss es raus...