Holt die Vergangenheit einen doch ein?

AmentiumXAmantium

Neuer Benutzer
28. Dez. 2008
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Um auf das jetzige Thema überhaupt einmal zu kommen muss ich leider ein bisschen in die Vergangenheit greifen, obwohl ich es alles andere als gerne mach.

Ich hatte eigentlich schon seit längerem Probleme zuhause.. als ich 15 war und kurz vor meinem 16. Geburtstag lernte ich meinen Exfreund kennen. Der mir zumal als der Traummann schlecht hin erschien und mir auch anbot gleich mit ihm zusammen zu ziehen. Wir hatten damals schon einen beachtlichen Altersunterschied von 7 Jahren (ich war 16 und er war 23) und auch wenn ich jetzt 20 bin sehe ich bis heute keinerlei Probleme damit, weil ich durch die Umstände zuhause mich schneller entwickelte als andere in meinem Alter.

Nach knappen 2 Wochen Beziehung und zusammenleben fing die Streiterei an, die meist von seiner Seite ausging. Er war eine männliche Dramaqueen könnte man sagen. Dies zog sich über 2 Jahre.. und aus mir, einem Menschen mit einem extremen Selbstbewusstsein, einer guten Argumentation und Artikulation wurde von Tag zu Tag mehr ein kleines Häufchen elend das sich nicht mehr traute auch nur ein Wort zu sagen.

So im nachhinein betrachtet weiß ich nicht einmal wieso ich mich nicht wehrte, weil vielleicht ich zu diesem Zeitpunkt von ihm abhängig war und bei ihm lebte und all das. Immer wieder wurde ich fertig gemacht für Dinge, für die ich nichts konnte. Die Tatsache, dass ich keine Jungfrau wie all seine Exfreundinnen war als wir uns kennen gelernt haben führte dazu, dass ich mir täglich anhören durfte was ich nicht für eine blöde TIschlampe bin. Jedesmal wenn ein Mann mich anschaute irgendwo kam meist ein Kommentar wie "Na hast es mit ihm auch schon getrieben?"

Er beherrschte so zu sagen die Kunst sich über alles aufzuregen, egal was ich tat nichts war ihm recht und ich versuchte es immer besser aber ich war immer nur ungenügend. Vorallem beherrschte er es mich zu manipulieren nach seinem Willen und ich war anscheinend so blöd oder so verliebt um dies alles über mich ergehen zu lassen und kroch jedesmal zu ihm wenn er mich abgestoßen hatte bzw wenn ich ihn abzustoßen versuchte. Knapp vor dem zweiten Jahrestag und vielen sehr grausamen Umständen in unserer Beziehung, wie zb. Drohungen von Selbstmord, wenn ich versuche mit ihm Schluss zu machen.. sah ich keinerlei anderen Weg als mir selbst das Leben zu nehmen.

Glücklicher Weise.. wurde ich noch im letzten Moment gefunden nach einem recht beachtlichen Blutverlust. Damit endete auch unsere Beziehung und der Kontakt brach ab, bis heute und ich hoffe es wird auch so bleiben.

Für meinen Ex empfinde ich nichts, weder Liebe noch Hass.

Nun habe ich in den letzten 2,5 Jahren eigentlich anscheinend einen derartigen Schaden davon getragen, dass ich nicht fähig war eine Beziehung mit einem Gleichaltrigen oder Älteren anzufangen. Ich vergriff mich ständig an kleinen Jungs im alter von 16-17 (ich war 18-19), bis ich irgendwann letztes Jahr im Dezember begriffen habe, dass dies nur eine Art Trauma ist und ich einfach alles genau verarbeiten muss, bis ich überhaupt eine Beziehung anfangen kann. Gesagt, getan, ich habe mich erfolgreich 8 Monate lang verkrochen und so ziemlich von JEDEM den Kontakt abgebrochen.

Bis mich mein bester Freund endlich erreichen konnte im September dieses Jahres und mich zum ausgehen verschleppte..

und da traf ich einen meiner besten Freunde, den ich übrigens auf den Tag genau vor 2 Jahren kenne lernte und damals starkes Interesse an ihm hatte, er damals aber eine Freundin hatte und wir quasi zu fast besten Freunden wurden.. die alles über einander wissen und über alles reden..

Doch durch diese monatelange Stille löste sich dieses Freundschafts-Band und wir kamen zusammen und waren eigentlich bis vor 3 Wochen noch sehr sehr glücklich..

Bis ich aus unerfindlichen Gründen anfing mich über Kleinigkeiten aufzuregen bei welchen ich mir eigentlich später denke "Gott war das unnötig". Ich fange an ihm Vorwürfe zu machen wegen Dingen die nicht einen Hauch von Bedeutung haben. Teilweise führte ich mich auf wie eine Wahnsinnige .. die ihm wegen Dingen wie.. 10 min zuspät kommen fast an den Kragen springt. Bis mir eigentlich vorgestern.. etwas auffiel.. ich führe mich genauso auf wie mein Ex damals.. holt mich da etwa meine Vergangenheit ein und ich werde genauso?

Aber warum?

Wenn es mich innerlich allein beim Gedanken an meine Vergangenheit zittern lässt.

Wenn ich doch genau weiß wie das ist?

Wieso kann ichs nicht unterbinden und vor allem wieso merke ich es erst, wenn ich den traurigen Blick meines Freundes sehe.. der mich mit einem Welpenblick anschaut und nicht versteht was los ist? Nein er ist keinesfalls einer der seine Meinung nicht sagt, doch das tut er sehr wohl.

Meist entschuldige ich mich.. und alles und er verzeiht mir.. er hat ein UNGLAUBLICHES Verständnis und anscheinend eine endlose Geduld mit mir.. nur die Aktionen die ich in den letzten 3 Wochen lieferte machen mir selbst angst..

Ich will meinen Engel auf keinen Fall verlieren, weil er einfach das Beste ist was mir je passierte..

Jetzt ist mein Schatz für paar Wochen in Japan und ich habe Zeit um mich mit dem Problem auseinander zu setzen..kennt jemand so eine Situation?

Ich möchte ihn nicht verletzten.. und ich weiß mit mir selbst im Moment nicht umzugehen. Obwohl ich nach meinem Ex sogar eine Therapie hatte.. und eigentlich mich seit 2,5 Jahren sehr gut fühle, weil meine Gefühle für ihn in einem knappen Monat weg waren und ich eigentlich nur fast 2 Jahre an dem Psychoterrornachwirkungen rum kauen musste ( Alpträume etc .. )

Ich weiß mir selbst leider keinen Rat..

Es tut mir leid, dass ich soviel geschrieben habe und danke allen die es wirklich sich durchlesen und dann antworten.

Lg

 
Liebe AmentiumXAmantium,

das ist eine sehr traurige Geschichte mit deinem Ex. Wieviel weiß dein jetziger Freund davon? Wieviel von deiner persönlichen Hölle hat er mitbekommen?

Aber zu dir...

du stellst an dir das Verhalten fest, dass dich bei deinem Ex letztlich zum Selbstmordversuch getrieben hat. Und du merkst, dass du das nicht willst. Dann erkläre deinem Spiegelbild deine genauen Absichten was du genau ändern willst.

Kennst du das? In unserer Kindheit begegnen uns "Eigenarten" unserer Eltern, die wir als Kinder gar nicht mochten. Bei vielen habe ich festgestellt, dass sie mit ihren eigenen Kindern entweder dasselbe machen oder das genaue Gegenteil. Beides ändert den Konflikt nicht - man tauscht nur die Rollen. Ich denke, dass dein Phänomen dasselbe ist.

Durch deine Therapie erkennst du aber das Muster - und das ist ein großer Erfolg! Denn nur wer erkennt, dass er etwas ändern will nimmt es überhaupt in Angriff.

Was ist es denn, das dich stört?

Ist es, dass du auf Kleinigkeiten übertrieben reagierst? Was hältst du denn für eine angemessene Reaktion auf z.B. eine 10 minütige Verspätung? Wie würdest du dir wünschen, dass man reagiert, wenn du dich um 10 Minuten verspätest? Würdest du gefragt werden wollen warum? Würdest du es gerne erklären? Kannst du jemand anderem die Gelegenheit für eine Erklärung geben?

Oder hast du Angst von deinem jetzigen Freund genauso behandelt zu werden wie von deinem Ex und verfährst nach der Strategie "Angriff ist die beste Verteidigung"? Wenn du ihm also mit dem dir gewohnten Verhalten als erstes begegnest, kann er damit nicht anfangen?

Oder machst du es, weil du aus deiner Erfahrung mit deinem Ex glaubst, dass alle Beziehungen so verlaufen, dass einer irgendwann einen Selbstmordversuch als Hilfeschrei unternimmt, weil er sich anders nicht zu helfen weiß?

Du willst etwas ändern? Dann schreib dir auf was du deinem Freund "angetan" hast und selber nicht möchtest, dass er es mit dir macht. Danach schreib dir dazu was du beim nächsten Mal anders machst. Und dann erzähle deinem Spiegelbild, dass du die Absicht hast...

Ich wünsche dir Kraft und Geduld,

pitsch

 
Wieviel weiß dein jetziger Freund davon? Wieviel von deiner persönlichen Hölle hat er mitbekommen?
Seit wir uns kennen habe ich ihm immer alles erzählt. Ich glaube es gibt keine Person auf dieser Erde die mehr über mich weiß als er es tut. Sicherlich weiß er von allem was vorgefallen ist. Es ist ihm auch bewusst, deswegen ist er auch so verständnisvoll mit allem. Er gibt sich sogar teilweise selbst die Schuld und meint immer wieder, dass er versucht weniger kleine Fehler zu machen, Fehler die eigentlich nicht mal welche sind.

Was ist es denn, das dich stört?

Ist es, dass du auf Kleinigkeiten übertrieben reagierst?
Übertrieben ist eigentlich untertrieben. Ich mutiere in diesen Momenten zu einer totalen Dramaqueen und fange an ihn anzumotzen und anzufauchen, irgendwelche Argumentationen von mir zu geben, wieso es falsch ist oder was weiß ich.

Was hältst du denn für eine angemessene Reaktion auf z.B. eine 10 minütige Verspätung? Wie würdest du dir wünschen, dass man reagiert, wenn du dich um 10 Minuten verspätest?
Meist ist es nach diesem Schema..Er vergisst irgendwas/verspätet sich/schiebt etwas auf was meiner Meinung nach eigentlich man sofort machen könnte und ich fange an ihn so darzustellen als wäre er das Blödeste was es auf dieser Welt gibt. Ich schimpfe nie, dh. ich benutze keinerlei abwegige Worte aber der Ton macht die Musik wie man so schön sagt und das was ich sagte klingt sehr eiskalt.

Das Problem ist bei mir eher, dass es so eine Art "Klick" macht und ich umschalte auf ein emotionsloses Wesen das alles als "falsch" sieht und einfach explodiert. Ich schreie zwar nicht rum, rede auch nicht mit lauter Stimme, sondern es klingt sehr vorwurfsvoll und sehr erniedrigend.

Ich würde mir einfach wünschen, dass ich ihm ganz normal sage was gerade irgendwie nicht gestimmt hat. Nur mein Problem ist, dass ich überhaupt bemerkte was ich getan habe NACHDEM es schon bereits vorbei war so ala die Ruhe nach dem Sturm.

Würdest du gefragt werden wollen warum? Würdest du es gerne erklären?
Ich erkläre es ja auch jedes mal danach und er fragt mich ja auch immer wieder, warum ich so reagiere und ich finde mir selbst leider keine Erklärung.. die einzige Erklärung die ich parat habe ist was mich störte.. aber warum ich so reagiere, kann ich leider nicht erklären.

Kannst du jemand anderem die Gelegenheit für eine Erklärung geben?
Meist gibt es keinerlei Grund eine Erklärung abzugeben, weil es ja seine Entscheidung ist, wenn er zb etwas aufschiebt. Wenn er sich verspätet denk ich mir eigentlich im nachhinein, dass er nunmal rumtrödelt und es mich früher eigentlich nicht störte, weil ich selbst meist 1-2 Minuten zuspät komme. Wenn er vergisst das Licht in meiner Wohnung irgendwo im Badezimmer auszuschalten denke ich mir.. hey wieoft vergesse ich das? Aber in diesen Momenten dreh ich einfach durch... und ich weiß nicht warum..

Oder hast du Angst von deinem jetzigen Freund genauso behandelt zu werden wie von deinem Ex und verfährst nach der Strategie "Angriff ist die beste Verteidigung"?
Nein, ich kenne meinen Freund wie gesagt seit zwei Jahren und ich weiß wie er mit seiner Exfreundin umging OBWOHL sie ihn zwei mal betrogen hat und er ihr zum ersten mal verziehen hat. Er ist jemand der sehr sehr fair ist, er würde niemals mir irgendwas tun was mich verletzt, zumindest nicht absichtlich. Ich sehe ja auch mit wieviel Verständnis und Geduld er mir gegenüber steht.

Wenn du ihm also mit dem dir gewohnten Verhalten als erstes begegnest, kann er damit nicht anfangen?
Ich verstehe die Frage nicht ganz.

Oder machst du es, weil du aus deiner Erfahrung mit deinem Ex glaubst, dass alle Beziehungen so verlaufen, dass einer irgendwann einen Selbstmordversuch als Hilfeschrei unternimmt, weil er sich anders nicht zu helfen weiß?
Ich bin mir sicher, dass nicht alle Beziehungen so verlaufen. Meine Ex-Beziehung war ein Ausnahmezustand. Ich wurde eingesperrt wie ein Vogel im Goldenem Käfig, mir wurde ja der Kontakt zu meinen Freunden komplett verboten, genauso wie der Kontakt zu meiner Familie unterdrückt wurde. Nach diesen 2 Jahren stand ich als eine 18 Jährige komplett alleine da, ich bin Russin also ist meine Familie in Russland.. die einzige die noch in Wien war, war meine Mutter die aber ca. ein halbes Jahr bevor Schluss war zurück nach Moskau zog. Ohne Freunde und ohne Familie. Meine jetzige Beziehung ist eigentlich wie aus einem Hollywood-Film, sowohl die Vorgeschichte wie auch der Zustand jetzt. Es ist absolut perfekt, wir ziehen bald zusammen und er sagte mir offen und ehrlich, dass er Kinder von mir möchte in den nächsten 2-3 Jahren. Ich habe sozusagen die Person als Freund die immer für mich da war und mich besser kannte und verstand als jeder andere. Der einzige Störfaktor ist im Moment mein Verhalten bei solchen Kleinigkeiten.

Du willst etwas ändern? Dann schreib dir auf was du deinem Freund "angetan" hast und selber nicht möchtest, dass er es mit dir macht. Danach schreib dir dazu was du beim nächsten Mal anders machst. Und dann erzähle deinem Spiegelbild, dass du die Absicht hast...

Ich wünsche dir Kraft und Geduld,

pitsch
Ja ich möchte was daran ändern.. und zwar schnell.. ein paar mal hat es bereits funktioniert, dass ich es unterdrücken konnte.. deswegen bemerkte ich diesen Zustand ja auch.
Ich werde das machen was du vorgeschlagen hast.

Ich danke dir für deine Antwort.

 
Liebe AmentiumXAmantium,

habe den Titel gelesen, angeklickt, gelesen... und da war wieder dieses Zittern in meinen Händen. Ich komme nicht aus einer solchen, aber ganz ähnlichen Situation.

Die kurze Antwort: Geh wieder in die Therapie, und verzweifle nicht. Die lange Antwort mit Begründung gibts unten.

Ich will meinen Engel auf keinen Fall verlieren, weil er einfach das Beste ist was mir je passierte..

Jetzt ist mein Schatz für paar Wochen in Japan und ich habe Zeit um mich mit dem Problem auseinander zu setzen..kennt jemand so eine Situation?
Das mit dem Engel hab ich stehen lassen, weils 1. voll süss, 2. total ehrlich und 3. deinem freund einen riesigen grund gibt, dich zu lieben, auch in Situationen, die er nur schwer verarbeiten kann.

Ich erkläre hier kurz meine (schon fast) erlebte Situation, damit du den Hintergrund der Begründung verstehst: Ich wurde als ungewolltes Kind ("sex mit dem ex") geboren. Zwischen zwei Familien, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Mütterlicherseits kleinbürgerliches Leben, verbaut mit Klischees, Intoleranz und Vorurteilen, bedacht auf Etikette (Grossvater Handelskaufmann "mit Prokura", das wegzulassen würde als Beleidigung gewertet). Väterlicherseits individualistisch, politisch, unkonventionell, fast nur Akademiker, Elternhaus mit grosser Bibliothek mit Werken jeglicher Couleur. Ein Haus das jederzeit allen offen stand, ein Haus in dem Feste gefeiert wurden wie sie fallen, und man auch mal ein Fest fallen liess damit mans feiern konnte. (Grossvater Pfarrer, vertraut "Gott oder sonst einen bärtigen alten Mann" - Originalzitat, dazu gehört noch sein fettes ;) )

Krieg war also vorprogrammiert, und wurde durch den Tod meiner Mutter - an meinem 2ten Geburtstag - ausgelöst. Mit 5 kannte ich mehr Anwälte, Psychologen, Erziehungsberater, Pflegeeltern und Richter als gleichaltrige Spielkollegen. Ich war (und bin) zwischen den Fronten, ein Friede wird nie möglich sein.

Auf mich hatte das grossen Einfluss: "Liebe" habe ich nie als solche kennengelernt, vielmehr die dauernde Drohung von Liebesentzug "auf ihre seite kommen" würde. Die Aussage "Warum bist du gegen mich? Ich liebe dich doch!" von Familienmitgliedern mütterlicherseits sobald ich nur leicht anderer Meinung war oder was anderes wollte. Kinder lernen aus Ihren Erfahrungen: Wenn ich an Liebe denke, denke ich in erster Linie an Enttäuschung und ausgenutzt werden. Für mich baut Liebe kein Vertrauen auf, sondern zerstört es.

Als Erwachsener entdeckte ich die Arbeitswelt: Vergrub mich darin, und fand Anerkennung und Respekt. Gefiel mir auf Anhieb, wurde Akademiker. Riesiges Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, ein leben als Held.

Einen Job lange halten konnte ich allerdings nie, es gab immer Spannungen mit Arbeitskollegen, aufgrund der Qualifikationen war Jobwechsel immer problemlos: CV sieht das nach Karrierestrebendem Jobhopper aus. Mit Beziehungen das Selbe.

Mein Verhalten gegenüber allen Autoritäten und Vertrauenspersonen war äusserst aggressiv. Immer nur verbal gegenüber Menschen (ausser mir und Bullen im Dienst), physisch gegenüber Dingen (Auto niederbrennen: 2min, kompletter Serverraum zerstören: 5min, ganzes Schulzimmer inkl Klassenhamster zum Fenster raus auf den Schulhof schmeissen: 8min, Der Blick der Lehrperson: Zeitlos... *gg* )

Irgendwann kam der grosse Knall: Mein Gegner war stärker, das erste mal in meinem Leben flog ich aus einem Job. Auf brutalste Weise rausgemobbt, solange absichtlich provoziert bis meine aggressive Gegenreaktionen eine Fristlose gerechtfertigt haben.

Dann machte ich den grossen Fehler: Ich suchte Trost bei meiner Familie, die mit dem Wort Liebe immer so grosszügig umging - und wurde schwer enttäuscht. Dann kam die Depression, mein selbstwertgefühl auf null, meine Aggressionen gegen mich. Nächtelange Boxkämpfe ich gegen mich, mehrfach gebrochene Finger, zugeschwollenes Gesicht, Joints, Zigaretten und Alkohol. Selbstzerstörung pur, ca 8 Monate lang. Meiner Familie wars irgendwas zwischen egal und willkommen. Frei nach dem motto "Vielleicht macht sich der bastard ja selbst kaputt, dann ist das endlich erledigt"

Irgendwann haben meine Freunde eingegriffen, lange Gespräche geführt, mich zu einem Therapeuten gezerrt. Der hat einiges rausgefunden, heute ist alles wieder besser. Trotzdem, ich habe noch einen riesigen scherbenhaufen (finanziell, emotional, psychisch) wegzukehren. Die Vergangenheit sehe und spüre ich jeden Tag. Ich möchte mich verlieben, habe aber Angst mich auf die Liebe einzulassen, enttäuscht zu werden. Bis alles wieder gut wird, dauerts aber noch. Die Angst, dass die seelischen Narben nie ganz heilen, existiert dauernd.

Viele meiner Gefühle kennst du auch. Das Gefühl alleine im eigenen Blut zu liegen, und zu wissen dass niemand für dich da ist. Die Angst auf die Strasse zu gehen und andere Menschen zu treffen, die totale selbstaufgabe, abhängig sein an Menschen die vorgeben dich zu lieben.

Deine Ex-Beziehung war wohl die erste "richtige" Beziehung in deinem Leben. (Damit meine ich zusammen wohnen und leben, eben nicht nur Kuscheln und Sex) Damit eine traumatische Vorlage. Und was du dort erlebt hast trägst du in deinem Unterbewusstsein immer mit dir, ob du willst oder nicht.

Der "Klick" den du spürst, heisst in der Fachsprache "Trigger". Sobald ein Ereignis eintritt, das dich triggert läuft bei dir eine Emotionale Reaktion ab, die du nicht steuern kannst, und die aus deinen gemachten Erfahrungen entstanden ist. Wie du ja festgestellt hast führt ein Trigger meist zu einer Fehlreaktion: Du reagierst mit kumulierter Wut, Angst und Verzweiflung von vielen vergangenen Situationen. (bei mir ist es das eingangs beschriebene Zittern, bei stärkeren Triggern der Boxkampf)

Pitsch hat in seinem Posting auch schon viele Dinge angesprochen, der Vorschlag mit dem Aufschreiben ist super. Frage mich allerdings, ob das bei dir schon ausreicht. Einen Trigger zu beseitigen heisst eine emotionale, unterbewusste Bombe zu entschärfen. Das Aufschreiben hilft bei leichten Triggern evt, ganz sicher bei Verhaltensmuster die du bewusst steuerst. Trigger so zu kriegen ist schwierig bis unmöglich.

Das mit dem Unterdrücken ist auch so eine Sache: Ich verstehe dass du das willst, aber so einfach ist das nicht. Du wirst es schaffen deine Trigger zu unterdrücken, allerdings höchstwahrscheinlich die Beziehung irgendwann mal beenden weils für dich "nicht mehr stimmt". (nicht heute oder morgen, aber evt in 10 Jahren mit 3 Kindern)

Der Grund: In den Trigger-Situationen stimmt für dich was nicht, und das ist absolut legitim! Niemand erwartet von dir, dass du zufrieden lächelst, nachdem du 10min schirmlos im strömenden Regen an einer Ecke gewartet hast. Wenn du dann immer schluckst, verliert diese Beziehung für dich mit der Zeit der Wert. Es besteht dann die Gefahr dass du dich ausgenutzt fühlst. Ausserdem gibst du dir solchen Situationen eine Schuld, die du nicht zu tragen brauchst: Nicht du hast deinen Schatz fertiggemacht, deine "inneren Dämonen" waren das.

Therapie kann dir helfen, diese Trigger auszumerzen, deine Reaktionen in die Masstäbe zu setzen. Du solltest das ganze auch nicht als Rückschritt betrachten: Du bist das erste mal wieder in einer richtigen Beziehung, nachdem dich die letzte fast ins Grab gebracht hat. Trotz allen Schmetterlingen, Zukunftsplänen und erfüllten Sehnsüchten könnte es gut sein, dass in deinem Unterbewusstsein momentan alle roten Lämpchen blinken. Schliesslich ist diese Situation auch in vieler Hinsicht verwandt mit der Trauma-Situation von früher (gemeinsame Wohnung, gewisser Grad an Anpassung, aufgabe von Selbständigkeit etc).

Die Sache braucht aber auch Geduld, was so tief sitzt geht nicht so schnell raus. Dein Engel wird das wohl verstehen, und sich mit dir über die kleinen aber stetigen Fortschritte freuen. Therapie wird sicher besser als letztes mal: Du hast bewiesen wie stark du bist, diesmal gehst du nicht hin, um dich zu "reparieren", sondern um noch besser zu werden :p

Also, live your dream, make your kids! Du schaffst das sicher, ich wünsche dir kraft, ausdauer, geduld und viel freude.

:party: rock on!

Luk

 
Hallo AmentiumXAmantium,

da hast du etwas falsch verstanden:

Ich erkläre es ja auch jedes mal danach und er fragt mich ja auch immer wieder, warum ich so reagiere und ich finde mir selbst leider keine Erklärung.. die einzige Erklärung die ich parat habe ist was mich störte.. aber warum ich so reagiere, kann ich leider nicht erklären.
Ich wollte nicht wissen ob du dein Verhalten erklärst, sondern ob du bei um eine Erklärung gebeten werden möchtest, wenn du zu spät kommst, oder was auch immer "falsch" machst. Wenn du also in seiner Haut steckst, würdest du gefragt werden wollen von deiner Freundin bevor sie so abfällig und verletzend wird?

Ich verstehe die Frage nicht ganz.
Diese Frage stand im Zusammenhang mit der vorherigen Frage. Greifst du ihn an (wie du es von deinem Ex gewohnt bist), um ihm zuvorzukommen?

Ich glaube, dass du ein großes Problem damit hast, darauf zu vertrauen, dass er seine Gründe hat, wenn er etwas so und nicht anders und eben anders als du machst.

Meist gibt es keinerlei Grund eine Erklärung abzugeben, weil es ja seine Entscheidung ist, wenn er zb etwas aufschiebt. Wenn er sich verspätet denk ich mir eigentlich im nachhinein, dass er nunmal rumtrödelt und es mich früher eigentlich nicht störte, weil ich selbst meist 1-2 Minuten zuspät komme. Wenn er vergisst das Licht in meiner Wohnung irgendwo im Badezimmer auszuschalten denke ich mir.. hey wieoft vergesse ich das?
Hier sehe ich einen Gedanken"fehler". Warum fragst du ihn nicht nach seinen Entscheidungsgründen und akzeptierst sie? Du gestehst ihm zwar zu, dass er entscheidet. Unterstellst ihm aber gleich, dass es keine guten Gründe für seine Entscheidung gibt.

Jeder Mensch ist anders! Wie langweilig wäre die Welt, wenn jeder nach demselben Muster handeln würde! Wie wenig Reibungspunkte gäbe es, an denen wir uns weiter entwickeln und wachsen könnten!

Ich wünsche dir Gelassenheit,

pitsch