Homosexualität, Bisexualität, Outing, und andere "lifetime-choices"

fred86

Neuer Benutzer
01. Jan. 2006
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So, lasst uns mal über das ganze "du brauchst dich nicht schämen"-Gelaber hinaus über Homo- und Bisexualität sprechen.

Eins vorweg: Ich interessiere mich natürlich nicht aus Zufall für das Thema. Ich bin bisexuell, und nicht geoutet.

Dann noch kurz zur Begriffsklärung:

Ich unterstütze die Ansicht, dass Menschen nicht schlicht "Hetero-", "Homo-" oder "Bisexuell" sind, sondern das ein bisschen von allem in jedem von uns steckt.

Mit Homosexuell sei hier jemand gemeint, der - ob geoutet oder nicht - prinzipiell in der Lage und gewillt ist, eine Person gleichen Geschlechts zu lieben, nicht aber eine Person anderen Geschlechts.

Mit Heterosexuell sei hier jemand gemeint, der prinzipiell in der Lage und gewillt ist, eine Person anderen Geschlechts zu lieben, nicht aber eine Person gleichen Geschlechts.

Mit Bisexuell sei hier jemand gemeint, der - ob geoutet oder nicht - prinzipiell in der Lage und gewillt ist, Personen beider Geschlechte zu lieben.

Das soziale Umfeld, Freunde, Familie reagieren idR relativ gelassen und tolerant gegenüber einem Outing und natürlich auch einer darauf folgenden gleichgeschlechtlichen Beziehung. Lassen wir also die Probleme damit mal aussen vor, sie sind zweitrangig.

Die Probleme, mit denen viele Bi- und Homosexuelle vor dem Outing kämpfen, sind ja oft doch etwas andersartig. Ich führe einfach mal zwei davon auf, mit denen ich momentan selber kämpfe, von denen ich aber auch glaube dass damit durchaus auch andere ringen.

Punkt eins ist, dass man sich natürlich auch schon vor dem Outing mal in eine Person gleichen Geschlechts verliebt, über deren sexuelle Orientierung aber in der Regel nichts weiter bekannt ist. Standardvermutung ist da natürlich heterosexuell, aber das muss sich ja auch nicht immer als Wahr entpuppen.

Konkretes Problem ist also: Wie geht man damit um, wenn man sich in eine Person gleichen Geschlechts verliebt, sich vielleicht gewisse Chancen ausrechnet? Klare Sache eigentlich: Sie darauf ansprechen und schauen was passiert.

Problem dabei: Gerade bei Männern funktioniert sowas einfach nicht besonders toll, da die meisten Männer panische Angst davor haben, schwul zu sein. Auch hier im Forum finden sich Beispiele von Männern, die sogar schon längst eine Beziehung mit einem anderen Mann führen, sich aber immer noch nicht eingestandan haben, dass sie schwul sind. Ein Beispiel sei genannt: http://liebeskummer.ch/thread.php?threadid=31143&hilight=schwul

Punkt zwei ist, dass mit dem Outing und der Entscheidung, eine länger (evtl. ein Leben lang) währende Beziehung zu einem gleichgeschlechtlichen Partner einzugehen, eine andere wichtige Entscheidung fast schon flach fällt: Familie gründen ja oder nein?!

Klar, es gibt Möglichkeiten wie Adoption und Leihmutterschaft, aber dennoch denke ist das für viele (darunter ich) keine Option, da man seinen Kindern doch ein halbwegs normales Umfeld zum Aufwachsen bieten will.

Für viele steht also in dem Moment, in dem sie sich für eine Beziehung zu einem gleichgeschlechtlichen Partner entscheiden, auch die Entscheidung mit der Familie auf dem Plan.

Ich hätte an dieser Stelle also drei konkrete Fragen an euch:

1) gibt es hier Homo-/Bisexuelle, die eine Beziehung mit einer nicht geouteten gleichgeschlechtlichen Person anfangen wollten, diese einerseits teilweise interessiert schien, sich andererseits ihre nicht-Heterosexualität partout nicht eingestehen wollte? Wenn ja, wie lief das, wie ging es aus?

2) richtet sich besonders an Homosexuelle, aber gerne auch an Heterosexuelle: Wer von euch stand auch schonmal vor einer Entscheidung, die das mehr oder weniger endgültige aus für eventuelle Familienpläne bedeutet hätte? (z.B. Beziehung mit gleichgeschlechtlichem Partner eingehen, oder aber durchtrennen des Samenleiters bei Männern, oder oder oder) Wie habt ihr euch entschieden, was hat dabei den Ausschlag gegeben? Bereut ihr eure Entscheidung?

3) Gibt es hier Heterosexuelle, denen schonmal eine bi-/homosexuelle Person ihre Gefühle offenbart hat, die damit nicht recht umzugehen wussten? Was habt ihr getan, wie habt ihr reagiert, wie hat sich eure Beziehung zu dieser Person verändert? Seid ihr noch Freunde? War es im nachhinein betrachtet eine sehr unangenehme Situation für euch, oder alles halb so wild?

Grüße,

Fred

PS: Mist, ich wollte mich doch kurz fassen. Danke für's Durchkämpfen, und vielleicht sogar noch antworten :)