Ich darf ihn nicht suchen...

einealleine

Neuer Benutzer
13. Okt. 2003
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Ich bin verheiratet, ich hab zwei Kinder. Alles war perfekt, ist es immer noch.

Vor 3 Monaten hab ich einen Kerl getroffen, der Wahnsinn, und nicht nur ich war verliebt, er auch, ich weiß das. Was ich in seinen Augen gesehen hab...

Und?

Er ist weg - wie, wohin oder warum ist ja egal, Tatsache ist, ich weiß nicht wer er ist oder wo er herkommt und Tatsache ist auch - ich darf ihn nicht suchen. Ist auch nicht, daß ich meinen Mann nicht oder nicht mehr liebe, aber irgendwie hab ich ein Gefühl, als hätte ich sehen dürfen wie es hätte sein können. Ich glaube schon, daß mein Mann mich auch liebt, aber so hat er mich nie angesehen...

Und das tut richtig weh.......

 
eineallein:

Es war ein wunderbarer Frühlingstag, als ich N. wieder begegnete, die ich zuvor schon einige Male beruflich gesehen hatte. Nur wenige Worte, nur ein kurzes Beisammensein und in ihren Augen loderte ein Feuer, brannte eine Leidenschaft, wie ich dachte, sie nie wieder sehen zu dürfen. Sie ist stark, sie strahlt Selbstbewusstsein aus, sie füllt einen Saal mit Atmosphäre, wenn sie ihn nur betritt. Ihre große schlanke Gestalt tut ihr übriges dazu und ihre Herablassung macht den Männern Angst und macht sie zugleich begehrenswert. Sie schmachten, die Männer, am Rande der Tanzflächen, am Nachbartisch, in den Geschäften, die sie betritt -- und selten spricht sie jemand an. Der Blick der Leidenschaft und der Unabhängigkeit aus ihren Augen wird von den wenigsten wohl vergessen werden, die von ihm einmal voll getroffen wurden. Man gibt sich nach Minuten verloren und die eigene Phantasie schlägt wohl die wildesten Kapriolen, wenn man an diese Erscheinung wieder denkt, die einem so manche Nacht den Schlaf rauben kann. Sie ist Gefahr für jede Nachtruhe, Gefahr für jede Zweisamkeit, Gefahr für die Ruhe im eigenen Leben -- wenn ein Mann sie einmal richtig angesehen hat. Sie verkörpert die ständige Sehnsucht danach, sich noch nicht für immer festgelegt zu haben, wild, frei und romantisch leben zu können, keinen Zwängen zu unterliegen und mit einer solchen Frau einmal im Leben zusammenleben zu können. Doch all das ist nur Phantasie. All das ist nur die bequeme Sicht auf das, was man nicht hat -- das also, was einem erstrebenswert erscheint. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Sie würde alle Vorstellungen vernichten, schneller als einem lieb wäre. Wer Glück hatte, hatte eine Affäre mit N.; der hatte die Möglichkeit, seine Phantasie aus den Erlebnissen einer Nacht zu speisen und weiterhin an das romantische und wilde Leben zu glauben, das man mit ihr führen könnte. Das einmalige. Doch genau diese Sicht braucht die Illusion und nicht die Erfüllung.

Wer sie jedoch zu lieben beginnt, den beginnt ihr Blick zu verbrennen. Es wird schnell klar, dass sie tatsächlich stark ist, und unabhängig allemal. So tut sie also, was ihr gut tut und sie tut es ohne Rücksicht. Nicht, dass sie mich nicht geliebt hätte. Aber sie betrachtete ihre Liebe als eine Bürde, die sie daran hinderte, frei und unabhängig zu leben. Sie hasste jede Form von Alltag und wenn es hart auf hart kam, dann flog' ich aus ihrem Leben heraus für ein paar Tage. Sie geht ihren Weg und sie nimmt dabei wahr, was sie will. Was sie nicht interessiert oder was sie behindern könnte, das vergisst sie. Man kann von ihr ein Leben lang geliebt werden, aber ihre Leidenschaft wird dich verbrennen. Sie vernichtet deine eigene Kraft, sie zehrt dich aus. Es gibt keinen Alltag und kein Leben mit Menschen, die diese Leidenschaft im Blick haben. Sie müssen wild und unabhängig und frei unterwegs sein, weil man mit ihnen nicht leben kann. Und irgendwann, wird sie wieder einen Mann anblicken und der wird nächtelang nicht schlafen können ...

Ich habe drei Jahre mit N. verbacht. Es waren verzehrend leidenschaftliche und schmerzhaft wilde Jahre. Romantisch waren sie nicht. Ich habe niemals zuvor in drei Jahren so viele Verletzungen hintereinander erfahren, weil sie nicht so leben kann, wie ich mit ihr leben wollte. Sie liebte mich sehr, innigst! Aber sie ist gefangen in dem, was sie ist. Ich habe nicht aufgehört, sie zu lieben, doch ich erkannte, dass ich sie mir aus dem Herz herausreißen muss, bevor mein Innerstes total vernarbt ist.

Ich habe diese Erfahrungen gemacht und ich werde sie zu schätzen wissen, sollte ich einmal ein Zuhause haben, in dem ich willkommen und geliebt bin, mit drei Kindern und einer Frau, die nicht jeden Tag eine neue Kehrtwende machen wird und einmal wöchentlich alles in Frage stellt, was man gemeinsam hat oder aufbauen möchte. Glaube mir, eineallein, es ist ein gutes Leben, wenn man diese Sicherheit und diesen Rückhalt hat. Es muss nicht alles so bleiben wie es ist, aber die Basis, diese feste Grundlage, die dir die Familie gibt, die wird bleiben für dich. Und das ist unschätzbar -- nebenbei gesagt: das ist auch die Grundlage, auf der du diesen Blick überhaupt so wahrnehmen konntest.

Vielleicht ist es gut, etwas Verrücktes zu tun. Vielleicht ist es gut, deinen Mann zu entführen und ihm mit den wildesten Spielen, die dir einfallen, den Blick zu entlocken, den er bisher nicht hatte. Vielleicht ist es an der Zeit, auch etwas zu riskieren in eurer stabilen Ehe und Partnerschaft. Aber tu es auf dieses Basis und nicht gegen sie. Vielleicht ist es für dich jetzt soweit, deinem Mann gegenüber ein Fenster zu öffnen, dass er einen Blick bekommt auf die Wünsche, die er bisher nicht kannte -- das musst du erspüren. Falls es so ist, hat dieser Mann mit seinem Blick dir vielleicht ermöglicht, eure eheliche Partnerschaft auf eine tiefere Ebene zu führen mit mehr Vertrauen und Offenheit.

Ich wünsch’ dir dafür alles Gute,

little boy

 
oh little boy...

irgendwie bin ich dir ja schon dankbar für deine Antwort - sie hat was aufbauendes.

Andererseits war eigentlich das letzte, an was ich jetzt dachte Leidenschaft und wildes Verzehren, ich kanns nicht genau sagen, aber manchmal denk ich einfach, daß mein Mann die Umstände liebt - ein schönes heim, warme mahlzeiten, süße kinder und ab und an etwas beischlaf - aber mich???

Und ich bin mir sicher, daß er nie in mich verknallt war, und vielleicht ist es das, was mir so reinhaut, daß mein Fremder mir das Gefühl gab, daß wirklich Ich gemeint war.

Aber letztendlich ist es egal und aus und vorbei - es war nur so furchtbar plötzlich vorbei, die Geschichte hat einfach kein Ende und mein guter alter Verstand verbietet mir, das Ende zu suchen. Aber es tut halt gut, das einfach mal aufzuschreiben und auch noch etwas Aufbauendes zurückzukriegen!

Nochmal danke und dir wünsch ich, daß du das bekommst, was du dir wünschst (und ich ja eigentlich schon habe...)

 
Hey einealleine!

Ich habe 7 Jahre mit einem Mann in meinem Herzen verbracht, der mir nie gehören wird. Wir haben uns auch diese Blicke geschenkt uns ohne Worte verstanden und in uns selbst verloren. es war so eine Art Seelenverwandtschaft

----Pleng---------- bloß sprechen und Alltag haben wir nie miteinander ausprobiert.

Ich habe immer noch diese Idealvorstellung von einem Mann. Jemand der mit mir seelenverwandt ist, mit dem ich unglaublich guten Sex haben kann und der auch Alltagstauglich ist.

Tja, Alltagstauglich: Was bedeutet das? Ein Heim, ein gemeinsamer Weg, trotzdem Freiheit in der Pflege der eigenen Interessen, gemeinsame Verantwortung für die Kinder. Ich kann mir gut vorstellen, dass Dich der Typ aus Deiner Alltagsmonotonie herausgerissen hat. Allerdings weißt Du nicht wie er im realen Leben zu Dir gestanden hätte. Lasse Deinen Phantasien freien lauf, die gehören Dir, dass ist Dein geheimer Schatz vielleicht ein Motor um das Alltägliche ein wenig bunter zu machen.

Liebe Grüße

Emmi

 
Auch dir ein dickes danke, Emmi!!! Seelenverwandtschaft wär schön :) Aber du hast recht - dieses Feeling gehört mir alleine, vielleicht sollt ich mich darin suhlen? Sowas gabs für mich noch gar nie, nie, nie! Also hab ich ja eigentlich Glück gehabt!?

Zumal - was ist denn die Liebe schon? Ein ewiges Verliebtsein gibts sowieso nicht, das ist ein schöner Traum, leider tappst die realität immer dazwischen...