Ich denke, also bin ich..?

limmat

Neuer Benutzer
29. Okt. 2012
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Hallo liebe Leidensgenossinnen und Leidensgenossen.





Kurz ein paar Worte zu mir selbst: Ich bin 23 Jahre alt und komme aus der Schweiz. Ich arbeite zurzeit in einem Büro in Bern. Die Arbeit macht mir sehr spass und ich habe ein echt tolles Team. Ich bin ein ziemlich sensibler und sehr offener Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Mir macht es keinerlei Probleme Kontakte zu knüpfen und auf Menschen zuzugehen. Ich habe ein tolles soziales Umfeld, eine grosse Familie, die immer hinter mir steht und für mich da ist. Ich habe 3 sehr gute Freunde und viele Kollegen. Ich habe eine tolle eigene Wohnung und habe keinerlei finanzielle Schwierigkeiten. Ich bin Gesund. Ich bin intelligent. Ich bin kreativ. Ich bin hübsch. Ich kann mich also eigentlich überhaupt nicht beklagen. Mir sollte es gut gehen.






Nun, was ich auch bin: Ich habe sehr grosse Verlustängste, hängt wahrscheinlich mit der Trennung meiner Eltern zusammen als ich noch jünger war. Ich nehme vieles sehr schnell sehr persönlich. Ich mache mir im Beruf selber sehr viel Druck. Ich bin nicht von mir überzeugt. Mir sind schon kleinste Dinge extrem peinlich (z.B. könnte ich nie alleine in der Öffentlichkeit essen). Ich war beim Psychiater. Ich war mehrmals Opfer von schlimmeren Gewalttaten. Ich wurde aus meiner ehemaligen Schule gemobbt. Negative Kritik macht mich total fertig. Ich mache mir viel zu viel Gedanken über alles mögliche. Ich kann nicht stolz auf mich sein (Beispiel: Als ich meine Berufsmatur mit einer 5.5 abgeschlossen habe, war das für mich kein Grund stolz auf mich zu sein, schwierig zu erklären, es war wie "normal") Hier etwas ähnliches:
http://www.liebeskummer.ch/gefuehle-einsamkeit-eifersucht-hoerigkeit-rache/zu-realistisch-mit-mir_t51079.html. Habe angst vor der Zukunft, angst jeden Moment zu sterben bzw jmd zu verlieren. Ich helfe zuerst Anderen, bevor ich mir selber helfe (es tut mir einfach gut Leuten zu helfen). Ich möchte es ständig allen recht machen und stelle meine Bedürfnisse zurück. Ich möchte nicht das Leute schlecht über mich denken. Ich sehe keinen Sinn und glaube das mein Kopf bald platzt vor Gedanken.





Nun, soweit wollte ich eigentlich nicht ausholen, da es mir um etwas ganz anderes geht. Aber vielleicht gar nicht so schlecht.






Ich wurde vor 9 Wochen von meiner Freundin verlassen. Wir waren 4 Jahre zusammen. Seither totaler Kontaktabbruch meiner- und auch ihrerseits. Ich war seit 9 Wochen kaum mehr zuhause. Nur zum schlafen. Ich bin ständig auf Achse. In Clubs, an Konzerten, Essen, bei Freunden, Ferien, bei der Familie, Museen, Shoppen, Kino, Bars, Sport. Mehr kann ich mich wirklich nicht ablenken. Ich habe mich nie mehr bei ihr gemeldet, sie sich nicht bei mir. Und trotzdem geht es mir noch immer so total verschissen mies. Ich kann nicht aufhören an sie zu denken. Es tut so verdammt weh. Ich vermisse sie. Ich würde ihr so gerne schreiben. Aber ja, praktisch alle sagen hier, man soll sich ablenken und den Kontakt abbrechen. Was ist, wenn auch das nichts hilft? Ich mag nicht mehr jeden Morgen weinend aufwachen, ich will nicht mehr heulend einschlafen. Mich macht das total fertig. Die Arbeit leidet extrem darunter, ich merke das ich kurz vor dem Rauswurf bin.






Ich hatte seither einen ONS, der mich in der Tatsache nur noch bestärkte noch weiter um sie zu weinen. Der Sex war schrecklich. Sex ohne Liebe ist für mich wie.. kein Plan, es kommt einfach nie an dieses Gefühl ran wie mit Liebe.






Ich habe eigentlich nie wirklich Lust raus zu gehen. Aber ich zwinge mich. Ich muss. Zuhause wäre es nur schlimmer.






Ich habe das Gefühl, je länger sie fort ist, desto mehr liebe ich sie. Dabei sollte es ja genau das Gegenteil sein. Warum soll ich jemanden lieben, der mich gar nicht mehr liebt, der nicht mehr mit mir zusammen sein will. Sie schien so glücklich.. Nein, sie war glücklich. Warum das alles? Ich sehe keinen Sinn.. Warum kann ich nicht loslassen? Es kam so verdammt schnell und unerwartet, nie hätte ich damit gerechnet, sie hatte mir keinerlei Zeichen gegeben, ausser dem seltenen Sex Sie sagte sie habe halt im Moment nicht grosse Lust, ich akzeptierte das. Wir waren kurz zuvor noch in den Ferien und wir hatten eine so geniale Zeit (ihre Worte). Warum ist sie schon wieder glücklich? Warum machen mich die Gedanken, wie sie mit anderen Typen was hat so fertig? Warum denke ich überhaupt an solche Dinge?






Sie hat mir nie genug deutlich gesagt das sie nicht mehr will, sie machte noch viele Andeutungen (schrieb mir viele sms, sagte sie vermisse mich), jetzt weiss ich nicht ob ich das alles nur auf die Goldwaage stelle und Illusionen/Hoffnungen habe, oder sie das einfach gesagt/getan hat, weil sie ja gerade eine 4-Jährige Beziehung beendet hat und auch leidet aber wirklich nicht mehr will.






Ich bin gerade sprachlos..






Einige sagen, man müsse sich zuerst selber lieben, bevor man andere lieben kann. Da fängt es bei mir ja schon an, wie man weiter oben lesen kann.






Kann ich einfach nicht alleine sein? Vermisse ich gar nicht sie, sondern die Nähe? Brauche ich einfach professionelle Hilfe, einen Psychologen? Sind meine oben beschriebenen Probleme noch normal? Hat das jeder? Oder habe ich ernsthafte Probleme mit mir selber? Leide ich so wegen meinen Verlustängsten? Bin ich einfach ein stinknormaler Jugendlicher, der sich einfach über zu viele Dinge unnötig den Kopf zerbricht? Warum zur Hölle kann ich nicht loslassen? Warum bin ich nach 9 Wochen noch immer in der "ich kann es nicht wahrhaben" Phase?






Ich bin verwirrt. Ich mag nicht mehr. Ich möchte leben, glücklich sein.






Ich bin eigentlich ein sehr glücklicher junger Mann, nur mache ich mir einfach über zu vieles zu viele Gedanken..






Ich danke euch aber fürs lesen und fürs antworten und entschuldige mich das ich so viele Themen in ein Thema stecke.



Ich hoffe ich konnte mich gut genug beschreiben, damit ihr euch ein Bild von mir machen könnt.


 
Hallo limmat,

also der Gegensatz Deiner Schilderungen zwischen den guten Seiten an Dir und den Dingen, die Dir wiederfahren sind, ist schon extrem Ich kann nur den Hut vor Dir ziehen, dass Du trotz allem ein positiver und doch recht zufriedener Mensch geblieben bist.

Keine Sorge, Du bist normal. Ich wurde vor knapp sechs Wochen von meiner Freundin verlassen und auch sie hat es mir quasi nicht vorher angekündigt. Es waren noch sehr viele Zeichen da, dass es doch länger hält. Du bist also nicht allein.

Auch ich stelle mir die gleichen Fragen und auch bei mir ist es gerade so, dass es eher schlimmer als besser wird. Ich denke und hoffe, dass das zwischendurch normal ist. Wenn nicht, soll das bitte jemand anderes hier schreiben und wir müssen anderweitig Hilfe holen.

Auch ich bin immer noch in der Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens. Auch, weil es meine erste richtige Trennung war. Da dauert es noch länger. Und Du bist noch jung und machst hier bereits diese Erfahrung. Ich wünschte, ich hätte sie auch mit Anfang zwanzig gemacht, glaube mir!

Gut, dass Du Dich nicht meldest. Das mache ich auch nicht. Meine Ex meldet sich ebenfalls nicht. Zum einen, da sie einen neuen hat und zum anderen, weil sie mir keine Hoffnungen machen will. Das war die Ansage. Ich denke, sie würde schon gerne wissen wie es mir geht, aber ich will nicht, dass sie deswegen anruft oder schreibt. Also, gut so und auch Hut ab! Nur so können wir abschalten.

Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg!

Tja, diese Warum-Fragen. Die sind die schlimmsten. Warum hat sie es gemacht, und warum hat sie es so gemacht? Es sind haargenau die gleichen Fragen und auch die gleichen Umstände wie bei mir. Antwort: Weil es so ist!

Schau Dich hier im Forum mal um. Es gibt zig Storys, wo die Frau oder der Mann von einem auf den anderen Moment den anderen verlassen hat. Die Verlassenden gehen diesen Schritt im Vorfeld hundertmal durch. Sie sind sich selbst nicht sicher und machen sich selber was vor. Tagelang, Wochen- und gar Monatelang. Sie fühlen noch was und beruhigen sich, dass doch alles gut ist. Dabei ist nichts gut.

Irgendwann kommt ein Moment, wo es einen Auslöser gibt. Ein anderer Mann, eine andere Frau, eine Entscheidung Deinerseits, etwas konkretes zu tun (Wunsch zusammen zu ziehen, Jobwechsel, Heiratsantrag, etc.). Dann wird er oder sie in die Enge getrieben und muss sichn nun blitzschnell entscheiden. Die Gedanken und Zweifel der letzten Monate poppen wieder hoch und sie merken, dass es keinen Sinn mehr macht. Sie sprechen die Trennung aus. Für Dich kommt sie völlig plötzlich, für den oder die andere ist es nur logische Konsequenz.

Es ist einfach so! Ich kanns selber auch nicht nachvollziehen, da ich das noch nie gemacht habe. Aber es ist einfach so. Es ist unfair und tut verdammt weh. Aber so sind die heutigen Zeiten. Vor allem wenn man noch so jung ist wie ihr. Sie wollte wahrscheinlich auch das Leben genießen und noch andere Typen "haben".

Bei mir ists etwas anders, sie hatte schon genug Erfahrung. Aber auch das kommt vor, auch nach 20 Jahren Ehe gibts Trennungen urplötzlich.

Es gibt ALLES. Und wenn es etwas noch nicht gegeben hat, dann passierts jetzt gerade und Du kannst es bald hier lesen. Sorry für den Zynismus.

Ein Psychologe kann helfen und ist ja auch nicht schlimm. Du kennst das ja bereits.

Ich wünsch Dir viel Kraft!

bwler

 
Hallo limmat

Eigentlich ist es Unsinn, wenn ich dir hier antworte, da ich sicherlich weniger Erfahrung darin habe als du. Deine Erläuterung hat mich jedoch sehr gerührt und irgendiwe musste ich einfach etwas schreiben. Deine Seele scheint zurzeit weinend und allein. Jemanden zu lieben, der dies nicht mehr erwiedern kann und im Begriff ist, dich langsam aber sicher zu vergessen, ist einfach nur qualvoll und teilweise unerträglich. Immer auf Achse zu sein ist sicherlich keine schlechte Ablenkung, jedoch kannst du das nicht ewig so machen. Hast du schon versucht deinem Schmerz Ausdruck zu verleihen? Mit Schreiben, Malen oder einfach nur dem inneren Wahnsinn freien Lauf zu lassen? Dies sind keinerlei Hilfsmittel, aber es ermöglicht dir Seiten zu erkennen, welche ansonsten unmöglich zum Vorschein kommen würden.

Ich würde das alles nicht auf deine Vergangenheit beziehen. Ich bin, und wahr auch als Junge, ein sehr dominanter Mensch, habe jedoch die gleichen Verarbeitungsschwierigkeiten und fühle nicht gross anders als du es tust (Hypochonder, Versagensangst etc...)

Clubs, Bars, Kino, Sport, Ferien und Shoppen können sicher kurzzeitig etwas ablenken, sind jedoch nur für diese kurze Dauer wirklich hilfreich. Versuche deinen Geist zu fordern mit Dingen, welche dich stark beschäftigen! Ich beispielsweise tue dies mit Hilfe von klassischer Musik, Jazz, Opern, surrealistischer Kunst, Fotografie und altertümlicher Literatur oder politischen Schriften und es Hilft mir auch teilweise. Wenn du es dir leisten kannst, ist der Gang an die Börse auch keine schlechte Idee, das hält einem ziemlich auf Trab, sofern man es richtig macht. In deiner Phase würde ich jedoch die Finger von Psychologie und Philosophie lassen, da dich dies immer wieder deine eigene Situation analysieren lässt. Ich bezweifle, dass dir ein Psychologe sagen kann, was zurzeit das Beste für dich ist. Du kennst dich selber besser und musst selber herausfinden wie du dich wieder des Lebens erfreuen kannst.

Dass du, in deinem Zustande, überhaupt zu einem ONS fähig warst verwundert mich ein wenig. Warscheindlich wolltest du damit versuchen alles zu vergessen.

Dass man sich zuerst selber lieben muss, um lieben zu können ist wohl der grösste Schwachsinn, den ich seit langem gehört habe und besitzt, meiner Meinung nach, auch keinerlei logischen Rückhalt.

Mach dir keine Sorgen darüber, wie lange deine Verarbeitungsphasen gehen und richte dich nicht nach irgendwelchen Werten aus der Literatur oder dem Internet. Jeder Mensch empfindet auf seine Weise und wenn du noch nicht bereit bist loszulassen, dann ist das nicht abnormal! Neun Wochen sind keine lange Zeit im Vergleich zu den vier Jahren, die ihr zusammen wahrt. Wenn du sie so geliebt hast ist das nur verständlich, dass du noch in der Phase steckst und es wird auch eventuell noch eine Weile andauern.

Versuche in dieser Zeit möglichst viele ''Vorteile'' herauszuholen. Ich weiss, das klingt jetzt etwas dumm und vollkommen unsensibel, aber im gebrochenen Zustand, kannst du dir viele Angewohnheiten und Verhaltensweisen, ja sogar Geschmacksempfindungen mit einer Leichtigkeit abgewöhnen, die ansonsten undenkbar währe.

Und noch als letzter Tipp: Mir Hilft die Musik von Franz Schubert am besten aus den melancholischen Momenten herauszukommen (es hilft mir nicht immer aber oftmals). Der Mann war ein Engel unter den Menschen und er hat die tiefsten Seelenfreuden auf Papier gebracht. Vielleicht Hilft dir das auch.

PS: Da ich dir Literatur empfohlen habe, muss ich das noch einschränken, damit du nicht dieselben Fehler machst wie ich:

''Schlafes Bruder'' und ''Die Leiden des Jungen Werthers'' würde ich in nächster Zeit nicht lesen. Die zwei Bücher werden dir aus der Seele sprechen und dich in ein tiefes Loch mitreissen !

PPS: Auch ''50 Shades of Grey'' ist nicht zu empfehlen. Habe das Buch gelesen, da es mir, von meiner Geliebten, empfohlen wurde. Der Gedanke daran, dass sie das darin beschriebene Verhalten von mir gewünscht hätte, hat mich auch zutiefst verletzt. Lieber würde ich alleine leben und sterben, als das einem geliebten Menschen anzutun. Das muss jedoch nicht unbedingt auch auf dich zutreffen. Aber sei vorsichtig was du liest!

Ich wünsch dir eine schnellstmögliche Genesung deines Herzens.

In tiefstem Mitgefühl und geistigem Beisein

Dimitri

 
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Hallo limmat





Ich habe mir deinen Beitrag soeben ein zweites Mal durchgelesen um alles zu verstehen bzw. um den Zusammenhängen folgen zu können.






Ich für meinen Teil sehe bei Dir grundsätzlich zwei verschiedene Probleme. Einerseits ist da die stetig zu hohe Erwartungshaltung an Dich und demzufolge auch an Deine Umwelt, andererseits hat Dich Deine Freundin nach 4 Jahren Beziehung für Dich quasi aus dem Nichts verlassen. Die beiden Probleme haben, so wie ich das lese, keine direkte Verbindung zueinander, wohl aber hat die Trennung das primär bestehende "Nicht-und-niemandem-genügen-können-Problem" massiv verstärkt und Dir daher in den Vordergrund bugsiert. Das ist als Einstieg meine "Analyse" zu dem was ich hier gelesen habe und die Schlüsse die ich daraus ziehe. Falls etwas nicht stimmen sollte, bitte einfach korrigieren. ;-)






Ich zitiere Dich im Folgenden und gebe meine Sicht der Dinge ab.






"Die Arbeit macht mir sehr spass und ich habe ein echt tolles Team. Ich bin ein ziemlich sensibler und sehr offener Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Mir macht es keinerlei Probleme Kontakte zu knüpfen und auf Menschen zuzugehen. Ich habe ein tolles soziales Umfeld, eine grosse Familie, die immer hinter mir steht und für mich da ist. Ich habe 3 sehr gute Freunde und viele Kollegen. Ich habe eine tolle eigene Wohnung und habe keinerlei finanzielle Schwierigkeiten. Ich bin Gesund. Ich bin intelligent. Ich bin kreativ. Ich bin hübsch. Ich kann mich also eigentlich überhaupt nicht beklagen. Mir sollte es gut gehen."





Das kann ich so unterschreiben, ich habe auch darunter zu leiden, das Gefühl zu haben mir selbst und den anderen nie zu genügen. Ich habe einen super Job, nette Arbeitskolleginnen und -kollegen, einen tollen Chef, gute Eltern, eine liebe Mutter, liebe Grosseltern, seit Ende Juni eine grosse eigene Dachwohnung, keine körperlichen Krankheiten, Intelligenz, Humor, eine gesunde Libido. Was möchte man mehr, fragt man sich hier?






Ich bin diesbezüglich auch immer mal wieder in Therapie, aktuell leider zu wenig, das ändert sich allerdings sehr bald. Ich kann dir hierzu nicht wirklich weiterhelfen, da ich wie gesagt selbst betroffen bin, aber ich möchte dir zeigen, du bist nicht alleine mit diesem Problem.
:)





"Ich habe sehr grosse Verlustängste, hängt wahrscheinlich mit der Trennung meiner Eltern zusammen als ich noch jünger war. Ich nehme vieles sehr schnell sehr persönlich. Ich mache mir im Beruf selber sehr viel Druck. Ich bin nicht von mir überzeugt."

Das kenne ich auch und zwar 1:1 genau so. Bei mir dürfte es ebenfalls durch ein zerrüttetes Elternhaus mit Gewaltanwendung durch meinen Vater und dessen Alkoholkonsum zurückzuführen sein, zumindest der Auslöser oder ein auslösender Faktor wird es gewesen sein. Ich denke hierbei ist es aber wichtig zu differenzieren, was Vergangenheit, Präsenz und Zukunft ist. Der auslösende Faktor in deinem Fall ist Vergangenheit. Die lässt sich nicht mehr verändern, bloss wie wir auf sie zurückschauen, wie wir sie betrachten, das können wir nach wie vor ändern. Ein Grundsatz der Quantenphysik besagt, dass sich alles so verändern kann und auch verändern tut, wie wir es betrachten. Wie das zustande kommt und warum das so geschieht, das wissen wohl nicht mal die besten Physiker der Welt. Fakt ist aber, dass es so ist. Ein Beispiel, das mir spontan dazu einfällt. Unsere Sonne scheint jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag und doch sehen wir sie selbst tagsüber nicht immer. Wir können uns darüber aufregen, dass die Sonne wegen den Wolken nicht scheint oder/aber wir betrachten das Ganze aus der universellen Sicht. Die Sonne scheint, sie tut es immer, wir können sie im Moment wegen Wolken bloss nicht direkt sehen. Und doch ist sie da. Also freuen wir uns doch stattdessen über diesen Umstand oder messen ihm schlicht keine Bedeutung zu. So machen wir unseren Geist frei von negativen Empfindungen. Verstehst du was ich meine? Unser Blinkwinkel auf die Dinge in unserem Leben verändert deren Bedeutung. Es ist mir völlig klar, dass einschneidende Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter nicht einfach schönzureden sind und sich mit einem doofen Beispiel von Quantenphysik lösen lassen - schon gar nicht von heute auf morgen. Es kann sich höchstens der Betrachtungswinkel und damit die Situation für dich verändern. Sorry fürs Abschweifen. :)

"Ich hatte seither einen ONS, der mich in der Tatsache nur noch bestärkte noch weiter um sie zu weinen. Der Sex war schrecklich. Sex ohne Liebe ist für mich wie.. kein Plan, es kommt einfach nie an dieses Gefühl ran wie mit Liebe."

Ich empfehle dir keine neuen sexuellen Abenteuer oder gar Beziehungen einzugehen bis du merkst, dass du über den Verlust deiner Freundin sprechen und denken kannst, ohne emotional mitgenommen zu werden. Dann weisst du, dass du darüber hinweg bist. Vorher wird dich jedes neue Abenteuer unweigerlich an sie erinnern und du wirst nur noch tiefer fallen statt mit der Aufarbeitung des Erlebten fortzufahren.

"Ich habe eigentlich nie wirklich Lust raus zu gehen. Aber ich zwinge mich. Ich muss. Zuhause wäre es nur schlimmer."

Das machst du genau richtig.

"Ich habe das Gefühl, je länger sie fort ist, desto mehr liebe ich sie. Dabei sollte es ja genau das Gegenteil sein. Warum soll ich jemanden lieben, der mich gar nicht mehr liebt, der nicht mehr mit mir zusammen sein will."

Das ist eine gute Frage, die ich mir zuweilen auch öfters stelle. Ich glaube man sollte diesen verzweifelten Zustand weniger mit Liebe assoziieren. Liebe ist kein Zwang oder mit negativen Emotionen beladen. Ich denke viel mehr, dass dieses Gefühl, das du als Liebe beschreibst auf eine Art Versteifung/Fixierung auf sie zurückzuführen ist. Je länger du nichts von ihr hörst und je länger ihr getrennt seid, desto stärker denkst du an sie, an die schönen Zeiten und das interpretierst du als Liebe. Ich halte dies für Zwangsgedanken - ich mache dasselbe übrigens auch gerade durch. Die kommen deshalb auf, weil du wie ich noch nicht begriffen haben, dass es vorbei ist. Es war schön, aber es war. Es ist Vergangenheit, unwiederbringliche Vergangenheit.

"Einige sagen, man müsse sich zuerst selber lieben, bevor man andere lieben kann."

Das halte ich für zu stark verallgemeinert. Es ist sicherlich von Vorteil, wenn man mit sich im Reinen ist. Das strahlt man auch aus und trägt es nach aussen. Aber dass man nicht geliebt werden kann, wenn man sich selbst nicht liebt, das glaube ich nicht. Ich bin in meinem Leben nun zwei mal geliebt worden und zu keiner Zeit habe ich mich vollumfänglich geliebt.

"Kann ich einfach nicht alleine sein? Vermisse ich gar nicht sie, sondern die Nähe? Brauche ich einfach professionelle Hilfe, einen Psychologen? Sind meine oben beschriebenen Probleme noch normal? Hat das jeder? Oder habe ich ernsthafte Probleme mit mir selber? Leide ich so wegen meinen Verlustängsten? Bin ich einfach ein stinknormaler Jugendlicher, der sich einfach über zu viele Dinge unnötig den Kopf zerbricht? Warum zur Hölle kann ich nicht loslassen? Warum bin ich nach 9 Wochen noch immer in der "ich kann es nicht wahrhaben" Phase?"

Du bist keinesfalls abnormal in meinen Augen. Was du durchmachst machen gleichzeitig mit mir noch Tausende andere in unserem Alter durch. So gesehen ist Liebeskummer das wohl normalste der Welt. In dieser Phase zerbricht man sich den Kopf, selbst wenn man vorher unbeschwert und relativ gedankenfrei durchs Leben gegangen ist. Es ist die Zeit des Umbruchs, der Neuorientierung und auch des Selbstmitleids. Loslassen wirst du einmal können, auch ich werde das einmal können, aber das braucht Zeit. Gib dir die Zeit und stelle dich selbst nicht unter zusätzlichen Druck, in dem du dir sagst, du müsstest doch nach 9 Monaten wohl bald durch sein mit dem Liebeskummer. Gib dir und deiner Seele so viel Zeit wie ihr braucht. Du wirst merken, wann du durch bist. Wenn du einen guten Draht zu einem Therapeuten oder einer Therapeutin hast, dann gehe ruhig dort hin! Ich werde ab nächster Woche auch wieder in die Psychotherapie gehen, einfach um mir das Verarbeiten leichter zu gestalten und die ganze Geschichte erzählen, erzählen und nochmals erzählen. Du leidest in erster Linie übrigens nicht wegen der Verlustängste, sondern wegen des reellen Verlusts an sich, auch das ist völlig normal und absolut nicht pathologisch. Ich denke auch, dass du im Moment weniger sie als viel mehr die Nähe an sich vermisst. Du fühlst sich alleine, leer und müde und vermisst die eine Person, die dich glücklich gemacht hat. Aber war es wirklich nur die Person, oder nicht doch auch die Nähe, die sie dir gegeben hat?

Liebe Grüsse und alles Gute

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Also, wo fange ich an? Zuerst mal mit Deinem erst beschriebenen. Eine junge Arbeitskollegin die erst 2 Jahre in der Arbeitswelt ist sagte mal zu mir, als ich einen Fehler bei der Arbeit gemacht habe "das ist doch egal, mach Dir doch nicht immer so einen Kopf"....sie sagte dies auch sehr oft, wenn irgendwas bei ihr schief läuft auf der Arbeit...nach 20 Jahren Berufswelt sagte dann eine innere Stimme zu mir "hey, wenn eine 21 jährige bereits nach 2 Jahren Berufswelt so denkt, warum schaffe ich das denn nicht, so zu denken"? Ich habe mir jahrelang das Leben sehr schwer gemacht und bin hundert mal gestorben wegen ganz kleinen Fehlern am Arbeitsplatz...ich war soooooooo streng zu mir, dass ich sogar beim Einschlafen mich noch fragte, wie sowas nur passieren konnte. Was ich Dir damit sagen möchte ist, dass Du etwas "weniger" streng zu Dir sein solltest. Wie wäre es z.b. wenn Du morgen über den Mittag in ein Restaurant Dich setzt an einen Tisch ohne Gäste und Dir was tolles bestellst? Hey, das wäre doch eine tolle Herausforderung? In Bern gibt es doch so viele kleine Restaurants :super: Du musst mal etwas aus Deiner Haut herauskommen. Man will gut ankommen bei anderen, das ist ein natürlicher Instinkt und dies geht mir genau so aber ich musste lernen, dass man leider immer irgend welchen Menschen im Leben begegnet, die am Charakter anderer an anecken. Du musst lernen, nicht allen genügen zu können und Du musst lernen, dass es im Leben auch nicht darum geht, dass man "gut" ankommt sondern, dass es Menschen gibt wo es einem eine RIESEN FREUDE macht, wenn man mit ihnen zusammen sein kann. Also, sei doch einfach etwas weniger streng zu Dir und beginne Dinge zu tun, die unüblich sind wie z.b. alleine Essen zu gehen; dabei hast Du eine gute Möglichkeit, Dich mal selber etwas zu reflektieren.

Nun zu Deiner Exfreundin. Man sagt, dass das Loslassen ungefähr 1/3 dauert von der Dauer der gesamten Beziehungszeit und somit wirst Du Deiner Freundin wohl noch über ein Jahr nachtrauern und das darfst Du auch. Auch bei dieser Sache sei doch bitte weniger streng zu Dir. Loslassen bedeutet eben, dass man weinend ins Bett geht und weinend aufwacht und das ist gut so, die Phsyche schreit danach und lass es einfach zu. Es heisst nicht, dass Du jetzt über ein Jahr so leben wirst aber Du wirst noch einige Zeit benötigen, um diesen Schmerz verbannen zu können. Zuerst kommt die Trauer, dann die Wut, dann die Verzweiflung, dann wieder Trauer, Wut, Verzweiflung und ja vielleicht sogar etwas Hass ABER eines Tages werden harmonische Gedanke auftauchen in Bezug auf die Exfreundin und dann wirst Du sagen, dass es eine schöne Zeit war und dass es weh tat, als sie ging und dass Du sie vermisst aber dass Du Dich auch darauf freust, nochmals die Chance zu bekommen um zu lieben.

Loslassen muss sein, Weinen auch, Schmerz auch und Du bit absolut normal aber Du bist zu streng zu Dir und zu ungeduldig. Jeder Mensch verbringt das Loslassen anders....manchen hilft es sich abzulenken und manchen hilft es, sich zurück zu ziehen, wichtig ist, dass Du für Dich die beste Lösung findest und vielleicht sogar jemanden suchst der Dir gerne zu hört auch wenn Du 1000 mal das Gleiche erzählst.

Hey, alles ist gut...