Ich möchte nicht an Beerdigung

Pigu

Neuer Benutzer
18. Aug. 2010
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Hallo zusammen!

Meine Oma ist heute gestorben.. Ich bin natürlich sehr traurig, es war ein Schock für alle. Ich hatte nicht so viel Kontakt mit ihr, da sie in einer anderen Stadt wohnt. Aber glücklicherweise haben wir sie letzten Sonntag noch getroffen. Darüber bin ich sehr dankbar. Jetzt kommt die Beerdigung und ich fürchte mich davor. Ich bin jemand der sowas lieber alleine verarbeitet. Meiner Mutter möchte ich das natürlich (noch) nicht sagen.. Ich weiss auch nicht wie das bei den anderen Verwandten ankommen würde wenn ich einfach nicht aufkreuze.. aber mir sagt das nunmal nicht so viel. Ich behalte sie lieber in Erinnerung, wie sie war. Am Sonntag. Was meint ihr? "Muss" ich dahin gehen? Oder darf ich das selber für mich entscheiden? Es hat für mich auch nichts mit dem Verhältnis zu ihr zu tun. Ich mochte sie wahnsinnig gerne, das schliesst für mich aber nicht aus, dass man nicht auf die Beerdigung geht. Was meint ihr?

Liebe Grüsse

 
Liebe Pigu,

mein aufrichtiges Mitgefühl, liebe Pigu!!

Ob und wie Du deine Trauer, Dankbarkeit, liebe und was es an Gefühlen Mehr gibt deiner Oma und Dir Selbst zum Ausdruck bringst, ist ganz alleine Deine Sache!!!

Es sind DEINE Gefühle... und DU solltest Dir bitte nicht "einreden" lassen, WIE und WO man "trauern muss"!! Das ist meine Ansicht!!!!

Allerdings,... Du könntest es vielleicht später bereuen, dass Du nicht dort warst, undzwar dann, wenn Du aus "anderen" Gründen nicht dorthin willst!! Damit meine ich, dass Du vielleicht mit dem Friedhof einen "Konflikt" hast, mit Bekannten, die Dort erscheinen werden, mit der "Form" und "Norm" solch eines Trauerfestes... Diese Dinge haben an Sich wirklich nichts-oder nicht viel mit der verstprbenen Person zu tun! Aber eine Beerdigung ist und bleibt auch immer Die Gelegenheit, dem Wesen nochmal "nahe" zu sein, "bewusst"! Und ein Abschied kann durch eine Zeremonie, wie es die Beerdigung darstellt beisielsweise vereinfacht und erleichtert werden!!!

Bedenke Das!

Alles Gute für Dich und viel Erfolg bei deiner Entscheidung!!!

Rosenkatze

 
Mein Beileid, liebe Pigu,

ich habe alle meine Großeltern gut gekannt (meine 1. Oma starb, da war ich schon 11, meine letzte Oma, da war ich schon über 30), und es ist mir lange Zeit gegangen so wie dir, drum erzähl ich dir ein bisschen von meinen Erfahrungen.

Ich konnte mich mit den Begräbnissen, mit dem Ablauf und dem drum und dran nicht identifizieren, deshalb wollte ich auch nicht gehen. Ich bin dann aber doch bei allen Begräbnissen gewesen, als Stütze für meine Mutter und zu meiner persönlichen Verabschiedung, um die Endgültigkeit ein bisschen besser zu begreifen und nach der Fassungslosigkeit einen Zeitpunkt zu haben, wo sich die Aufregung legt und ich mit dem eigentlichen langen Trauerprozess anfangen kann.

Das Begräbnis war für mich so ein Zeitpunkt, der die "Aufregung" abklingen lässt und die ruhige Trauer beginnen lässt (hoffe, das ist nicht zu kryptisch).

Das gute war bei mir, der äußere Ablauf, die "Zeremonie" hat mich, besonders nach dem Tod meiner letzten Großmutter und meines Vaters, sehr von dem Schmerz abgelenkt, weil das Gerede so absurd und "so weit weg" war. Es ist dadurch irgendwie an mir vorübergezogen. Ich bin ebenfalls der Typ, dem die Zusammenkunft beim Begräbnis und die Beileidsbekundungen nicht soviel bringen, weil ich das auch alleine mit mir ausmachen muss, aber irgendwie hatte ich dort schon am intensivsten das Gefühl, "auf Wiedersehen" sagen zu können.

Ich hab damals eine schwarze Brille aufgesetzt (was meine Mutter sehr begrenzt gut gefunden hat), nicht aus Feigheit, sondern weil ich mir so ein bisschen mehr Privatsphäre geschaffen habe. Diese Abgrenzung hat mir das Gefühl gegeben, ein bisschen mehr allein mit den Verstorbenen kommunizieren zu können (war mir egal, wie das wirkt).

Das Grab pflegt übrigens jetzt meine Mutter, es ist ordentlich, aber ich gehe sehr selten hin, weil ich an die Verstorbenen wirklich täglich denke und sie bei mir sind, nicht dort unter der Erde liegen. Es ist für mich so, dass ich am Friedhof sogar weniger Verbindung empfinde.

Wie du deinen Abschied gestaltest, muss nur dir überlassen bleiben. Mach das, wobei du dich am besten fühlst. Wenn du unsicher bist, bedenke allerdings, dass du diese Verabschiedung nur einmal machen kannst und es vlt später bereust, nicht gegangen zu sein.

Wünsche dir viel Kraft in dieser schweren Zeit!

 
Mein Beileid, lieber Pigu!

Den ersten Teil von Rosenkatzes Posting sehe ich genauso. Es ist deine Sache, wie du trauerst.

Allerdings solltest du es vor deiner Verwandtschaft schon begründen, warum du nicht hingehst. Einfach wegbleiben wäre echt nicht die feine Art.

Aber eine Beerdigung ist und bleibt auch immer Die Gelegenheit, dem Wesen nochmal "nahe" zu sein, "bewusst"! Und ein Abschied kann durch eine Zeremonie, wie es die Beerdigung darstellt beisielsweise vereinfacht und erleichtert werden!!!
Das sehe ich ein kleines bissel anders. Kommt aber auch auf die Person an, die verstorben ist.

Als meine beste Freundin, die Selbstmord begangen hatte, beerdigt wurde, wollte ich nicht mit dabei sein. Ich wollte einfach nicht sehen, dass sie tot ist. Ich wollte das Gefühl haben, dass ich sie einfach nicht mehr erreichen kann, weil sie weg ist (im Sinne von "weggezogen"). Damit konnte ich wesentlich besser umgehen.

Als ich viele Monate später dann mal an ihr Grab gegangen bin, hab ich mich immer gefragt, ob sie überhaupt dort drunter liegt. Ich fand meinen Gedanken schöner, dass sie eigentlich nur weg ist und ich sie nicht mehr erreichen kann.

Vielleicht das mal als andere Sichtweise.

 
Danke euch :) Es geht mir schon besser, die Beerdigung ist am Freitag. Ich werde hingehen... schon allein wegen meiner Mutter.. So schlimm wirds schon nicht hoffe ich... ausserdem kann man dann definitiv Abschied nehmen.

 
Hallo liebe Pigu,

mein herzliches Beileid.

Ich möchte Dir gerne von meiner Cousine erzählen, deren Vater vor 5 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorben ist. Meine Cousine war beii der Beerdigung dabei, ging aber dann alleine weg und nahm am s.g. "Leichenschmaus" nicht teil. Sie hat ihren Vater auch fast noch nie auf dem Friedhof besucht. Was Andere wiederum überhaupt nicht nachvollziehen können bzw. nicht verstehen.

Jeder Mensch geht mit seiner pers. Trauer anders um. Meine Cousine besucht ihren Vater regelmässig im Wald, an Stellen wo er sich häufig aufgehalten hatte zu Lebzeiten. Sie redet da mit ihm als wenn er bei ihr wäre. Und sagt jedesmal, dass sie seine Anwesenheit gespürt hat.

Wiederum für Andere weder vorstellbar, begreifbar noch nachvollziehbar.

Aber es gibt meiner Cousine unendlich viel, wenn sie so ihre Trauer, noch nach 5 Jahren, jeden Tag so ausleben darf und kann. Es geht auch niemanden Außenstehenden etwas an, wie man trauert. Ob man nun jahrelang in schwarz rumläuft oder nach wenigen Monaten bereits mit Blümchenbluse sich bekleidet. Trauer sieht man dem Menschen äußerlich nicht an.

Herzen haben keine Fenster und niemand sieht hinein. (aus einem Schlagerlied)

Ich wünsche Dir alles Liebe.

 
Danke starrily :)

Bin grad heimgekommen von der Beerdigung. Es war sehr emotional und auch anstrengend. Aber ich bin froh hingegangen zu sein. Es geht mir jetzt besser, und ich habe meiner Oma die letzte Ehre erwiesen. Danke nochmals für eure Anteilnahme.

Liebe Grüsse