Ich vermisse ihn...

Bowlingkugel95

New member
31. Okt. 2019
10
0
0
Hallo zusammen

Es ist jetzt Monate her, aber ich weine immer noch recht viel wegen meiner Trennung. 

Zum Hintergrund: Mein Ex hat sehr starke psychische Probleme. Er war nicht ehrlich darüber, wieso sehr diese die Beziehung tatsächlich beeinflussten. Ob er bewusst oder unbewusst nicht aufrichtig war, werde ich wohl nie erfahren. Bei seinem Krankheitsbild ist es möglich, dass er es unbewusst tat. Jedenfalls hatten wir so gut wie keine Beziehungsprobleme, haben sehr viel sehr offen über alles geredet, konnten auch Meinungsverschiedenheiten fair lösen. Jedenfalls war die Trennung extrem unerwartet und plötzlich, und der Mensch, den ich so sehr liebte, veränderte sich binnen Stunden komplett. Das war nicht nur mein Eindruck, es waren auch alle um uns herum geschockt. Es warren offenbar Dinge in ihm vorgegangen, die er sich selber nicht bewusst war, oder die er nicht mit mir hatte teilen können. Ich weiss mittlerweile von seinem Bruder, dass er nach einer Abklärung eine zweite Diagnose erhalten hat, die nachgewiesenermassen die Fähigkeit zu zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflusst, vermutlich hat das eine Rolle gespielt.

Es ist für mich mittlerweile, als wäre mein Partner damals gestorben. Wir hatten danach eine Weile keinen Kontakt, dann von ihm injiziert wieder, dann ist er wieder ausgerastet. Das ganze hat sich Ende letzten Jahres wiederholt. Wir haben uns wieder freundschaftlich getroffen. Ich hatte die Bedingung gestellt, dass ich keine Gespräche über die Trennung wünsche. Er konnte das nicht respektieren und wollte mehrfach die Trennung durchdiskutieren. Worauf ich einmal die Geduld verloren habe und ihm gesagt habe, dass ich nicht finde, dass er derjenige ist, der im Bezug auf die Trennung jetzt grosse emotionale Ansprüche stellen darf, worauf er ausgerastet ist und mich überall geblockt hat mit der Bemerkung, er würde sich dann bald mal wieder melden.

Ich habe ihm Letzte Woche einen Brief geschrieben (einziges Medium, wo ich nicht geblockt bin), in dem ich ihm mitgeteilt habe, dass er sich bitte nicht wieder melden soll.  Ich habe ihm auch geschrieben, dass meine Gefühle für ihn sehr besonders waren, und dass ich deshalb keine Freundschaft möchte, vermutlich nie. Er ist der Mensch, mit dem ich mein leben teilen wollte, dass ich für ihn so viele Gefühle hatte, und dass da so viel Schmerz ist, dass ich ihn da nicht wieder "hereinlassen" kann. Ich habe diesen Brief vor allem geschrieben, damit alles gesagt und getan ist. 

Jetzt hoffe ich nur noch auf bessere Zeiten. Ich weiss, dass ich wieder jemanden finden werde. Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich über das Träume hinweg kommen werde. Aber ich weiss von mir selber, dass ich eine kontaktfreudige, geduldige und verständnisvolle Person bin. Aber es war halt einfach wirklich sehr besonders, was ich für ihn empfunden habe, dass die Verbindung für mich aussergewöhnlich tief war. Ich hatte einige Beziehungen zuvor, die ich in Retrospektive als gut und liebevoll in Erinnerung behalte, aber er war etwas ganz besonderes.  

Ich schreibe das hier mit Tränen in den Augen. Ich möchte mein Umfeld nicht mehr damit belasten, viele Menschen um mich haben ihre eigenen Sorgen, die relevanter und schlimmer sind. Aber es tut immer noch jeden Tag weh... Heute habe ich ihn zufällig auf der Strasse gesehen. Ich habe ihm beim kreuzen nicht in die Augen geschaut und nur trocken "Guten Tag" gesagt. Aber es war wieder wie ein Stich ins Herz...

 
hatte die Bedingung gestellt, dass ich keine Gespräche über die Trennung wünsche. Er konnte das nicht respektieren und wollte mehrfach die Trennung durchdiskutieren. Worauf ich einmal die Geduld verloren habe und ihm gesagt habe, dass ich nicht finde, dass er derjenige ist, der im Bezug auf die Trennung jetzt grosse emotionale Ansprüche stellen darf, worauf er ausgerastet ist und mich überall geblockt hat mit der Bemerkung, er würde sich dann bald mal wieder melden.
Liebe Bowlingkugel,

ich verstehe deinen Wunsch, aber ich finde, dass ESM ihm zugestanden hätte, über die Trennung zu sprechen. Und was für "emotionale Ansprüche " er stellen kann, kann nur er entscheiden. 

Ihr habt beide überreagiert, er, indem er dich geblockt hat und du mit deiner Berweigerung, mit dem Brief, der Anmerkung. Dein Handeln könnte man als Racheakt interpretieren. Natürlich ist es für dich sehr schmerzhaft, dass er sich von dir getrennt hat, aber es könnte dennoch sein, dass du irgendwann über diese Trennung froh bist. Wenn du dir diese Situation umgekehrt vorstellst, würdest du dir nicht eine andere Behandlung wünschen? Wenn er ein besonderer Mensch für dich war, dann müsste eine Freundschaft irgendwann möglich sein. Du gewinnst nichts mit diesem kompletten Rückzug. Lass etwas Gras wachsen und gehe noch einmal auf ihn zu. Wenn du mit ihm sprechen kannst. Es lohnt sich nicht, wertvolle  Menschen zu verschmähen.

 
Liebe Bowlingkugel, vielleicht hilft dir die Fibel gegen den Liebeskummer,  das ist der untere Thread unten, es lohnt sich, auch den anderen zu lesen. Es sind keine Links, du musst nach Fibel im Titel mit der Suchfunktion suchen.

Ich kann es verstehen,  dass man manchmal auch mit den wertvollsten Menschen keinen Kontakt möchte,  weil es zu sehr weh tut. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit, aber jetzt musst du m.E. nicht darüber nachdenken.

Jetzt sollst du deine Kraft darin investieren,  dich zu erholen. 

Screenshot_20200228-220511_Chrome.jpg

 
@Dr. Freud, einige wenige Male darüber sprechen wäre für mich okay gewesen, aber nicht ständig. Und ich finde auch, dass ich als Verlassene, der so viel einfach aufgebürdet wurde, schon das Recht habe, ihm zu sagen was okay ist und was nicht.

Genauso mit dem Kontakt. Ich habe im brief die Möglichkeit offen gelassen, dass irgendwann wieder Kontakt bestehen kann, aber nicht in absehbarer Zeit. 

Auch bei überwältigender Liebe habe ich das Recht zu sagen, dass mir ein Kontakt viel mehr wehtut, als er mir Freude bringt. Das kann auch bei ganz besonderen Menschen der Fall sein. Das kann bei allen Arten von Beziehungen der Fall sein, z.B. auch in Freundschaften: Dass man die Person liebt, der Kontakt aber weh tut.

 
Ja, wir spüren,  was uns gut tut, was wir ertragen können und was unzumutbar ist.

Ich kenne das sehr gut, ich habe große Angst, einem Menschen zu begegnen, der eigentlich wunderbar ist..

Es ist schade, wenn man wertvolle Menschen vergessen muss, weil man ja nicht viele von dieser Sorte im Leben trifft. Aber wenn  der Kontakt krank macht, hat man einfach keine Wahl?

In dieser Sache muss man seinen Gefühlen vertrauen. Wer weiß, was uns die Zukunft bringen wird, aber darüber müssen wir uns jetzt keine Gedanken machen. 

Ich wünsche dir alles Gute ?

 
Auch bei überwältigender Liebe habe ich das Recht zu sagen, dass mir ein Kontakt viel mehr wehtut, als er mir Freude bringt. Das kann auch bei ganz besonderen Menschen der Fall sein.
Da Stimme ich dir zu. Der Zwiespalt, nicht mehr für ihn da zu sein, ist genauso kummervoll wie versuchen für ihn da zu sein. Wenn man dann den Punkt erreicht hat, an dem man denkt" ich kann nicht mehr, es geht nicht mehr" ist es richtig, erstmal an sich selbst zu denken und wieder Kraft zu sammeln. Hat man wieder etwas aufgetankt, hat man gleich wieder ein schlechtes Gefühl. Ein Teufelskreis. Aber man muss bedenken, das man selbst noch drin steckt und ein paar Tage nichts reparieren können, was sich über lange Zeit angestaut hat. Ich fühle ähnlich wie du, meine Situation ist allerdings eine ganz andere. Deshalb fühle ich mich aber nicht besser.  

 
Am schwierigsten finde ich, dass ich kein richtiges "warum" habe. Ich hatte vor einigen Jahren schon mal eine unerwartete Trennung aus einer Beziehung, wo ich sehr starke Gefühle hatte. Mein damaliger Partner konnte mir zwar auch keine wirklichen Gründe sagen, aber zumindest konnte er mir sagen, dass es ihm sehr Leid täte, er sich aber danach erleichtert und besser Gefühlt habe. Das hat mir damals geholfen,  darüber hinweg zu kommen.

Mein Ex in dieser Situation konnte mir aber nicht vermitteln, dass es ihm besser ging. Im Gegenteil, er hat mir mehrfach gesagt dass er eigentlich keine Ahnung hätte, was er täte, und dass er jeden Tag weine und sich verzweifelt und hilflos fühle. Das macht es für mich so viel schwerer konsequent loszulassen...

 
Mein Ex in dieser Situation konnte mir aber nicht vermitteln, dass es ihm besser ging
Offenbar geht es ihm nicht besser..

Im Gegenteil, er hat mir mehrfach gesagt dass er eigentlich keine Ahnung hätte, was er täte, und dass er jeden Tag weine und sich verzweifelt und hilflos fühle.
Er konnte seine Entscheidung nicht begründen,  er hätte dir einen Grund nennen können,  z.B., dass er keine Gefühle mehr hat. Wäre es besser für dich, wäre es  nicht verletzend?

Er hat dir offenbar ehrlich gesagt, wie er das empfindet: Er hatte das Gefühl, dass er nicht mehr kann bzw. will. Warum das so ist, weiß er nicht. Tatsache ist, dass er diese Entscheidung getroffen und umgesetzt hat. Die Gründe dafür sind ihm einfach nicht bewusst.

Wenn es um Gefühle geht (und nicht nur), werden uns die wahren Gründe oft nicht bewusst,  wir können uns die Entscheidung im Nachhinein aber irgendwie erklären und anderen plausible Gründe dafür nennen,  die aber oft gar nicht die tatsächlichen Entscheidungsgründe waren, dass sind nachgeschobene Gründe, die uns und anderen ein befriedigendes Gefühl vermitteln: das Gefühl selbstbestimmt, bewusst und logisch zu handeln..

Würdest du seine Gründe erfahren und könntest du sie irgendwie nachvollziehen,  wäre es viel einfacher für dich, abzuschließen. Aber offenbar weiß er wirklich nicht, warum... Und da ihm die Entscheidung vielleicht tatsächlich gar nicht plausibel erscheint,  versucht er gar nicht, Gründe dafür zu finden bzw. zu erfinden.

Hast du deswegen noch Hoffnung? Dann solltest du vielleicht noch einmal mit ihm darüber sprechen und ihm erklären, wie wichtig es für dich ist, dass er dir irgendetwas dazu sagt und dass du so nicht abschließen kannst...

 
  • Thanks
Reaktionen: Sonnenschein aus HE
Hast du deswegen noch Hoffnung? Dann solltest du vielleicht noch einmal mit ihm darüber sprechen und ihm erklären, wie wichtig es für dich ist, dass er dir irgendetwas dazu sagt und dass du so nicht abschließen kannst...
Hmmm. Ich bin ja auch so ein Mensch der gerne analysiert und redet. Da aber auch ich hauptsächlich noch ein Satz im Ohr habe, den ich die letzten Monate wirklich am häufigsten gehört habe, dann ist es der "JA, ICH WEIS AUCH NICHT. " und es hat angefangen mich aggressiv zu machen. Was ist das? Wenn man auch nicht weis? Weis man es dann nicht oder will man es garnicht wissen? Bin mir nicht sicher ob Bowlingkugel erfährt was sie gerne wüsste.

 
Das ist ein anderer Ex, der mir damals vermitteln konnte, dass es ihm nach der Trennung besser ging. Der jetztige kann das nicht, und das macht es für mich schwieriger.

Ich habe keine Hoffnung, eher Bedauern, so ein Gefühl: hat das wirklich sein müssen, hätte es nicht auch einen anderen Weg gegeben...

Mein Selbstwertgefühl würde es nicht zulassen, mich auf jemanden nochmal einzulassen, der mir so weh getan hat. psychische Krankheiten hin oder her. Aber das mindert meine Gefühle für ihn leider nicht,

 
Der jetztige kann das nicht
Vermutlich kann er es wirklich nicht. Es fällt ihm kein plausibler Grund ein. Irgendwelche Gründe muss es gegeben haben,  er kann sie aber nicht benennen. 

eher Bedauern, so ein Gefühl: hat das wirklich sein müssen, hätte es nicht auch einen anderen Weg gegeben...
? Ja, das ist verständlich. 

 Oft liest man hier im Forum: Warum wirft er die vielen glücklichen Jahre weg.

Oder: Wir hätten doch kämpfen können um die Beziehung. 

Im ersten Fall sind aber meistens die glücklichen Jahre einfach vorbei,  sie werden nicht weggeworfen,  sie können nur nicht fortgesetzt werden, weil sie die Menschen verändert haben. 

Im zweiten Fall müsste man sich fragen,  ob die Beziehung ein ständiger Kampf sein soll. Ein Kompromiss,  ein Bemühen: ja, eventuell auch Arbeit, obwohl ich persönlich nicht dauernd arbeiten wollen würde. Aber ein ständiges Kämpfen ist einfach ein Zeichen,  dass es keine gemeinsame Zukunft gibt, finde ich...

Und es ist möglich,  dass das was der eine als kleine Anstrengung ansieht,  für den anderen schon unzumutbar ist, weil er sich eine erstrebenswerte Beziehung nicht anstrengend vorstellt, sondern friedlich und harmonisch, die Bedürfnisse und Vorstellungen können hier sehr unterschiedlich sein.

Mein Selbstwertgefühl würde es nicht zulassen, mich auf jemanden nochmal einzulassen, der mir so weh getan hat.
Wie sehr man verletzt wurde, bzw. wie verletzt man sich fühlt, ist sehr individuell. Wenn man gedemütigt wurde, kann es tatsächlich unzumutbar sein. Ich kann das sehr gut nachvollziehen...Das ist aber vielleicht besser für dich, dass du dir das nicht mehr vorstellen kannst?

Aber das mindert meine Gefühle für ihn leider nicht,
Das verstehe ich auch, das ist auch ein Beweis dafür, dass man sein Verhalten,  seine Gefühle nicht rational begründen kann. Wie kannst du Gefühle für jemanden haben, der dich so verletzt hat? Offenbar geht das. Und es tut weh, wenn andere versuchen, einem diese Gefühle auszureden oder schlecht zu reden.

Gefühle sind einfach da und sie machen uns aus, wir können erst loslassen, wenn wir dazu selbst bereit sind? Irgendwann wird es schon passieren. Es hilft aber nicht, wenn uns irgendjemand Druck macht, oder wenn wir uns selbst Druck machen. Man muss Geduld haben und vor allem die eigenen Gefühle akzeptieren.

So empfinde ich das inzwischen,  nachdem ich lange versucht habe, ein Antidotum zu finden.

Ich schäme mich immer noch furchtbar für meine Gefühle,  aber mein Fall ist ein völlig anderer.

Du musst akzeptieren,  dass es mit diesem Menschen keine glückliche Zukunft gab und gleichzeitig akzeptieren,  dass du immer noch diese starken Gefühle hast und dass sich sowas nicht von heute auf morgen erledigt.

???

 
  • Thanks
Reaktionen: Sonnenschein aus HE