Ich will meinen Mann verlassen, wie geh ich vor?

Rägewurm

Neuer Benutzer
09. Dez. 2010
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Hallo zusammen,

ich will meinen Mann verlassen. Ich habe das Gefühl, ich und die Kinder, sind nur Fassade. Er arbeitet viel und falls er mal zu Hause ist, schläft er oder motzt herum, wie ich die Kinder schlecht erzogen habe. Dann jammert er wieder, wir reden zu wenig miteinander und wenn die Kids im Bett sind schläft er ein. Zum Gespräch kommt es nicht und falls, benimmt er sich schlimmer, als ein Kleinkind. Das Problem ist nun, wir haben eine Eigentumswohnung gekauft. Die ist natürlich noch nicht abgezahlt. Wie gehe ich am besten vor? Das Geld steckt in der Wohnung. Ich habe Angst, ohne Geld dazustehen. Und ihm will ich auch keine Finanzielle Probleme bereiten.

Kann man sich irgendwo beraten lassen? Eheberatung war auch schon ein Thema, aber unternommen haben wir nie etwas.

 
Liebe Rägewurm,

herzlichen Glückwunsch zum ersten Thema nach immerhin schon 3 Jahren Mitgliedschaft im Forum ;)

Wie alt seid ihr denn? Seit wann seid ihr zusammen und seit wann verheiratet? Wie alt sind die Kinder?

Habt ihr denn schon in Ruhe darüber reden können, dass die Beziehung mindestens für Dich nicht das ist was Du Dir wünschst? Kennst Du seine Wünsche?

Habt ihr denn eher die klassische Rollenverteilung (Aufgabe Familie = Frau und Aufgabe Finanzen = Mann)? Oder geht ihr beide gleich viel arbeiten und ihr hattet euch eigentlich darauf verständigt, dass Haushalt und Kinder geteilt wird nur lebt ihr es nicht?

Was gibt Dir denn das Gefühl, dass Du und die Kinder für ihn nur eine Fassade sind? Glaubst Du, dass er eher an Männern interessiert ist als an Dir? Kann es sein, dass er soviel arbeiten geht, weil er so schnell wie möglich die Schulden wegen der Eigentumswohnung abzahlen möchte? Kann es sein, dass er neben dem Kredit euch auch einen Urlaub ermöglichen möchte?

Beratungsstellen gibt es viele. Ich unterstütze da BlutEngels Anregung, dass ihr die Idee mit der Eheberatung noch einmal angehen solltet.

Wenn Dein Mann selber anmerkt, dass ihr zu wenig miteinander redet, wie siehst Du das? Kann es sein, dass ihr in die Falle vieler Elternpaare getappt seid, dass es keine Paarzeit mehr gibt und nur noch über die Kinder geredet wird - wenn man überhaupt miteinander redet?

Alles Gute, pitsch

 
Wir haben die klassische Rollenverteilung. Ich Hausfrau, er bringt Geld nach Hause. Und er reibt es mir auch seit Jahren immer wieder unter die Nase, wie wichtig er ist und ich mit meinen Hausarbeiten, naja. Das Gefühl gibt er mir jedenfalls. Deshalb habe ich wieder angefangen zu arbeiten, damit er nicht immer sagt, sein Geld. Wir sind 13 Jahre zusammen und 11 Jahre verheiratet. Kinder sind 10 und 9.

Wenn ich mal frage, ob wir etwas unternehmen oder ich mal was alleine Unternehmen will, gibt es Antworten wie: " Wie stellst du dir denn das vor? Ich muss Geld verdienen." Aber wenn er mal zu einer Party eingeladen ist, oder am Wochenende weggehen kann, dann ist frei nehmen plötzlich möglich. Er ist selbstständig und arbeitet auch an den Wochenenden. An die viele Arbeitszeiten von ihm, bin ich gewöhnt, aber es stört mich, dass er für andere locker freimachen kann und für die Familie nicht.

Ach ja, er steht nicht auf Männer. Ich gehöre nicht zu den Frauen, bei denen die Männer jeden Abend zu Hause haben müssen. Er kann nach Hause kommen, wann er will. Aber ich denke, wenn er schon so viele Freiheiten hat, könnte auch mal was retour kommen, mit frei machen für die Familie. Mit reden kommen wir nicht gross weiter. Es artet immer in Streit aus.

 
Mit reden kommen wir nicht gross weiter. Es artet immer in Streit aus.
Spricht eindeutig dafür, dass eine dritte neutrale Person (wie eben z. B. bei einer Eheberatung) sehr von Nutzen wäre.

Ich würde es bald angehen, denn die Kinder kriegen ja auch mit, dass da was schiefhängt (und der Papa nie Zeit für sie hat).

Und allein schon denen zuliebe...

 
Liebe Rägewurm,

klingt für mich als würde euch beiden gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung fehlen. Gerade in der klassischen Rollenverteilung nimmt die Geldverdienerrolle oft nicht wahr, dass die Rolle im Haushalt und für die Familie ein 24/7 Job ist. Der Frust auf Seiten der Haushaltsrolle führt oft zu Unzufriedenheit und war letztlich ja auch Auslöser in der Zeit der Emanzipation.

In der klassischen Rollenverteilung war es allerdings auch salonfähig, dass es keine Paarzeit gab. Männer unternahmen etwas mit Männern. Frauen verbrachten die Zeit mit anderen Frauen und ließen die Kinder miteinander spielen. Babysitter waren daher entbehrlich. Die Ehen wurden selten aus Liebe geschlossen. Es waren eher Zweckgemeinschaften mit Sex.

Wer heute die klassische Rollenverteilung wählt, will meist aber trotzdem eine Liebesbeziehung führen. Das klappt, wenn man miteinander respektvoll umgehen gelernt hat und im Gespräch über die einzelnen Bedürfnisse bleibt.

Wie läuft denn so ein Gespräch bei euch ab, das dann zum Streit wird? Bittet einer den anderen um ein Gespräch? Wissen beide vorher worum es geht?

Ich kann verstehen, dass Du es als unfair empfindest, dass er für seine Interessen seine Arbeitszeit schiebt, gleichzeitig aber nicht sieht, dass er das zur Unterstützung Deiner Interessen auch tun soll. Kann es sein, dass er aus seiner Sicht nicht bereit ist, Deine Aufgabe zu übernehmen für Deine Interessen, da Du ihm ja für seine Interessen seine Arbeit auch nicht abnimmst? Das Ungleichgewicht ist, das ihr beide 24/7 Eltern seid, die Aufgaben nur bei Dir liegen und daher kein Feierabend für Dich möglich ist, ohne dass er mitmacht. Seine Selbständigkeit kommt vielleicht auf 9-12/5-6? Da würden bei ihm 12-15/5-6+24/1-2 für Feierabend bleiben gegenüber 0/24 bei Dir. Das wäre zeitlich ein großes Ungleichgewicht. Bleibt das Thema, dass viele Männer der Meinung sind, dass ihr Job anstrengender wäre als der ihrer Frau. Genau diese Männer wären aber nicht bereit, mal zu tauschen. Wenn man fragt warum, kommen selten überzeugende Argumente. ;) Könntest Du seinen Job übernehmen?

Ich sehe es wie Mafalda. Eine Eheberatung/ ein Familiencoaching kann euch weiterbringen, alleine schon den Kindern zuliebe. Diese bekommen mehr mit als vielen Eltern bewusst ist.

Alles Gute, pitsch