Im Zwiespalt ...

Wilma

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13. Sep. 2014
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Guten Abend an Alle ;-)

Schon seit langem bin ich am hin und her wanken warum ich noch in der Beziehung lebe, in der ich schon so lange bin. Ich denke ich muss etwas ausholen ...

Vor 16 Jahren habe ich meinen Mann kennengelernt. Es war nicht die Liebe auf den ersten Blick, aber nach zwei sehr enttäuschenden Beziehungen war der Kontakt mit ihm einfach sehr schön. Kurz darauf kamen wir zusammen und ein Jahr später sind wir zusammengezogen. Jetzt sind wir seit über 11 Jahren verheiratet.

In den 16 Jahren haben wir soviel erlebt. Sind durch dick und dünn. Hatten tolle Zeiten, waren spontan, haben viel unternommen. Aber auch deprimierende Zeiten durch die wir uns gemeinsam hindurchgekämpft haben gab es immer wieder. Und stets haben wir den Rank wieder gefunden und konnten wieder schönere Zeiten geniessen.

Nach vielen Problemen kam vor sechs Jahren unser so gewünschtes Kind zur Welt. Und gleichzeitig wieder eine sehr schwere Zeit - ich verfiel in heftige Depressionen. Doch mein Mann war für mich und vor allem für unser Kind immer da. Als das Kleine ein paar Monate alt war, hatte mein Mann einen Unfall. Ich hatte plötzlich quasi zwei Babys und verfiel noch tiefer in die Depressionen. Rückblickend sage ich die ersten zwei Jahre nach der Geburt waren echt die Hölle. Aber auch da haben wir uns gemeinsam hinausgekämpft. Danach kamen wieder sehr schöne Zeiten, wir haben viel unternommen und unsere Kleine Familie genossen. Resp. wir haben gemeinsam unser Kind genossen und selber waren wir einfach Freundschaftlich zueinander.

Und wieder die Krise ... Vor etwa zwei, drei Jahren war mein Mann seltsam drauf. Hat im Internet nach seiner Ex (bald 20Jahre her!) gesucht und wieder Kontakt mit ihr. Zu mir war er unnahbar und einfach seltsam. Ich sagte mir der ist mitten in der Midlifcrises. Und nach so vielem Jahren miteinander kann ich doch nicht einfach die ganze Beziehung hinschmeissen. Vor allem da er mich in der Depression auch immer unterstützt hatte und für mich ein grosser halt war. Doch irgendwann wurde es mir trotzdem zu bunt und ich habe mit ihm Klartext gesprochen. Ich habe ihm ganz klar mitgeteilt das ich auch noch da bin und wahr genommen werden möchte und ich sicher nicht nur wegen dem Kind mit einem Partner zusammenbleibe, entweder er will noch mit mir eine Beziehung, dann muss er sich sofort zusammenreissen und sich wieder Mühe geben oder er muss sich bis in vier Wochen eine eigene Bleibe suchen und ausgezogen sein. Das sass. Plötzlich wurde alles wieder wie früher. Eigentlich sehr schön.

Und doch habe ich mich die letzten drei Jahre immer wieder gefragt warum wir eigentlich noch zusammen sind. Ja wir mögen uns. Ja wir habens gut miteinander. Ja wir haben ein wunderbares Kind das wir beide vergöttern. Aber was ist mit Liebe? Wo ist sein Interesse an mir, resp an dem was ich tue? Wie wärs mal wieder mit Sex? Will ich das überhaupt? Ja, so mache ich mir schon sehr lange Gedanken. Nehme auch immer wieder einen Anlauf um ihn mit etwas zu überraschen oder teile Komplimente aus. Und er. Da kommt nichts zurück für mich. Nur wenns ums Kind geht.

Vor etwa einem Jahr habe ich für mich entschieden es ist okay wie es ist. Wir habens ja im Grund gut miteinander. Das ich mir mehr Wünsche ist halt so, aber ich kann zurückstecken.

Und letzte Woche hat es ... Hm, mein Herz hat gerast ... Seit August habe ich aus eher beruflichen Gründen einen Mann kennengelernt. Ein bis zweimal in der Woche habe ich ihn jeweils nur kurz getroffen, das Geschäftliche geklärt, fertig, und plötzlich beim vorletzten Treffen waren die Schmetterlinge und das Herzklopfen da. Ich bin beinahe aus dem Sitzungszimmer geflüchtet. Und seither total verwirrt mit meinen Gedanken und Gefühlen.

Der Kollege weiss nichts von meinen Gefühlen und das soll, muss, auch so bleiben. Aber es wühlt mich auf. Ist das das Zeichen auf das ich vielleicht schon lange gewartet habe? Damit ich den Schritt zur Trennung von meinem Mann mache? Und dabei halte ich doch so an der Beziehung fest.

Oje, das wurde nun ein Roman. Danke fürs Lesen, denen die es bis hierher geschafft haben :-D

 
Hallo Wilma

Ich schreibe Dir nun was, was Dir ganz sicher, zumindest in der jetzigen Situation, nicht gefallen wird: Deine Prioritäten haben momentan keine Priorität! Das Einzige was im Moment Eure ganze Aufmerksamkeit verdient, ist Euer (Wunsch-) Kind. Die Liebe ist nun mal nicht mehr wie am Anfang ... Die Liebe verändert sich im Laufe der Zeit, genauso, wie sich Dein Kleidungsstil verändert hat über die Jahre, die Freunde, Dein Job, Deine Umwelt insgesamt. Verdienst Du immer noch gleichviel wie mit 20? Hörst Du immer noch die gleichen Songs wie mit 20? Wohl kaum! Das Leben verändert sich einfach! Und Du hast nun eine ganz grosse Aufgabe und Verantwortung vor Dir - eine intakte Familie zu wahren für Dein Kind.

Und wie sollte dies mit Deinem Arbeitskollegen weitergehen? Nur Bettgschichtl, Aufbau einer neuen Beziehung, neue Familie? Würde er Dich wirklich wollen? Kollegen waren jeweils schnell dabei, wenn's um die eine Sache ging, kamen plötzlich weitere Wünsche ihrer Gespielinnen hinzu, war der Ofen dann schnell mal aus ... dafür war auch sonst eine ganze Menge kaputt nachher - die Antwort auf die Frage, ob sich sowas insgesamt lohnt, kann sich wohl jeder / jede selber geben.

In welchen Sphären lebtest Du die ganze Zeit vorher? Hattest Du Dir nie gedanken über Deine Zukunft gemacht oder warst Du einfach der Meinung, mit einem Kind wird dann schon wieder alles paletti ?...

Genug der Fragerei. Mein Tipp:

Halte an dem Fest, was ihr zusammen aufgebaut habt, wenn nötig sucht einen Paartherapeuten auf. Oftmals steht einem weiteren Glück nur ein dämliches Kommunikationsproblem im Wege, gepaart mit überbordender Frustration, weil der Partner / die Partnerin nicht genau das macht, was ich mir von ihm / ihr erhoffe, für mich tun zu müssen. Es ist Zeit den "Pannendienst" anzurufen, wie Du es bei einer Autopanne auch tun würdest ... =)

 
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Das Gefühl vermisst man in langjährigen Beziehungen leider immer wieder.

Angenommen du verlässt deinen Mann und nimmst den anderen - Auch in der Beziehung lässt das nach ein paar Jahren nach. Diese verliebtheit, Schmetterlinge, herzrasen, sind alles Sachen, die nur am Anfang da sind.

Aus den Gründen guckt dein Mann nach seiner Ex und du nach was neuem. Man will das Gefühl wiederhaben und schätzt nicht was man hat, weil neues einfach aufregender ist.

Dich aufgrund des Kindes unglücklich machen? Musst du nicht. Auch scheidungskinder können glücklich sein.

Aber wegen einer Verliebtheit das wegwerfen was man hat?

Ich würde erstmal in den Urlaub fahren und gucken, ob sich außerhalb des Alltags bei euch wieder was entwickelt. Und dann kann man immer noch entscheiden, ob was neues, das wegwerfen wert wäre.

 
Ein(e) Außenstehende® kann fast nie wissen, ob die Beziehung von zwei Menschen gescheitert ist oder nicht. Allerdings klingt dein Mann ziemlich lieblos und Sex gibt es auch nicht. Offenbar ist bei euch seit einiger Zeit Einiges im Argen. Mir wäre das mit der Paartherapie zu anstrengend und langwierig.

Wenn zwei erwachsene Menschen das nicht mieinander klären können, dann ist womöglich die Halbwertzeit der Beziehung erreicht. Die Gefühle müssen zudem da sein. Wenn Einer der beiden sich entliebt hat, nützt keine Therapie. Könnt ihr miteinander über eure Probleme sprechen?

 
Danke für all Eure Antworten!

Nein, ich habe keine neue Beziehung gesucht und habe es auch nicht vor. Und das die Gefühle meinem Bekannten gegenüber so rotieren weiss ja nur ich (und Ihr). Und so soll es so oder so bleiben. Ich habe nicht vor ihn einzuweihen, geschweige denn mit ihm eine Affäre oder sonstige Beziehung anzufangen. Ich habe bei meiner Freundin lange miterlebt wie sie - noch verheiratet sogar - von einer Affäre in die nöchste gehüpft ist. Ich finde das schrecklich. Meinem Kind gegenüber und auch meinem Mann gegenpber fände ich das gar nicht richtig.

Und wie einige von Euch richtig gelesen haben. Das Feuer ist bei uns schon lange aus. Trotz ganz vieler Bemühungen meinerseits. Irgendwann stumpft man ab und es ist einem alles egal. Und doch ist es auch nicht so ganz egal wie ich es gerne sagen würde ....

Ich denke nun einfach es ist an der Zeit mir endlich einen Ruck zu geben und mir pber alles klar zu werden und nach Lösungen zu suchen, so dass ich mich wieder wohl und glücklich fühle.

 
Leider bist du auf serenes Posting nicnt wirklich eingegangen, deswegen möchte ich nochmal nachhaken: Kannst du mit deinem Mann reden?

Ich finde eigentlich, das sollte der erste Schritt sein: Alle Probleme dem Partner gegenüber offenlegen oder darüber reden.

 
Stimmt, ich bin nicht auf alles eingegangen ...

Ja ich spreche mit meinem Mann über unsere Probleme und das nicht erst seit gestern sondern schon seit ein paar Jahren. Doch er sieht alles locker und geht nicht wirklich darauf ein. Eben: wir haben es ja "gut" miteinander, wozu dann was ändern ... Würden wir uns dauernd streiten würde er die Lage wohl eher Ernst nehmen.

 
Das war ja bisher das Problem. Warum sollte ich ihn verlassen, wenn wir ja keinen Streit haben. Wir haben uns nur total auseinander gelebt, aber "funktionieren" gut zusammen im Haushalt und in der Kinderbetreuung.

Schon oft habe ich gesagt, falls mal einer kommt bei dem es bei mir "Wusch" macht und ich mich verliebe, kann es sein das ich plötzlich weg bin. Das hat er bisher nur belächelt und nicht Ernst genommen. Naja, ich selber habe das jeweils auch nicht wirklich Ernst genommen. Erst jetzt wurde ich wohl mal richtig aufgerüttelt ....

 
Eure Beziehung funktioniert gut, ihr seid ein eingespieltes Team, beide sind kompromissbereit, streit gibt es nur sehr wenig, also warum dann das alles aufgeben?

Oberflächlich passt ihr gut zusammen. Und doch merkt ihr beide, dass dabei etwas grundsätzliches fehlt.

Es wird euch nicht viel bringen, wenn ihr einander Geschenke und Komplimente macht. Das ist nur ein gepflaster von einem Loch oder einer Leere, die immer grösser wird.

Denn eine Beziehung kann ohne Liebe und Sex funktionieren, aber die wichtigste, grundlegende Verbindung fehlt dabei.

Und so wird auch oft unterschätzt, dass sobald jemand von aussen kommt, das Konstrukt, das man doch über Jahre zusammen aufgebaut hat, sehr schnell zusammenbrechen kann. Oder dass ein Partner auf einmal aus der Beziehung ausbrechen will, trotz den Jahren, die man zusammen war.

Es gibt keinen Grund mehr zu bleiben oder etwas aufrecht zu erhalten, weil die Verbindung nicht mehr da ist.

 
Das war ja bisher das Problem. Warum sollte ich ihn verlassen, wenn wir ja keinen Streit haben. Wir haben uns nur total auseinander gelebt, aber "funktionieren" gut zusammen im Haushalt und in der Kinderbetreuung.

Schon oft habe ich gesagt, falls mal einer kommt bei dem es bei mir "Wusch" macht und ich mich verliebe, kann es sein das ich plötzlich weg bin. Das hat er bisher nur belächelt und nicht Ernst genommen. Naja, ich selber habe das jeweils auch nicht wirklich Ernst genommen. Erst jetzt wurde ich wohl mal richtig aufgerüttelt ....

dann fangs doch mal so an: weißt du noch wie ich gesagt habe, wenns wusch macht bin ich weg? tja, da gibt es jemanden..

dann belächelt er das nicht mehr. Er muss halt lernen, dich ernst zu nehmen. Er denkt sich: ach ist ja alles gut, sie beschwert sich nie, zieht das Kind groß: lassen wir mal laufen, gibt keinen Grund was zu ändern.

Manche Männer glauben sie seien die Besten und nicht zu ersetzen. Das sie einem aber auch nicht immer geben, was einem fehlt, merken sie gar nicht und wenn, man wird sie schon nicht verlassen. Und viele trennen sich nicht, weil sie zu bequem sind, sich neu einzurichten und das festgefahrene gefällt wohl fast allen Männern.

 
Mein Liebster, mit dem ich mittlerweile über fünf Jahre zusammen bin, befand sich damals in der praktisch identischen Situation wie Du. Langjährige Beziehung (... mit drei Kindern...), aber keine Freude mehr an der Partnerschaft. Diese richtete sich wie bei Dir vorwiegend noch auf organisatorische Aspekte aus, Liebe war keine mehr da. Er beschreibt es auch so, dass er zum Zeitpunkt der Trennung schon über ein Jahr kein Bedürfnis mehr verspürte, seine damalige Partnerin zum Beispiel zu umarmen.

Was in einer solchen Situation jedoch "gefährlich" ist: Es sind Kinder da. Darum hat er sich auch lange arrangiert und den Alltag gelebt. Es ging ja, es war kein Krieg. Nur eine latente Unzufriedenheit, das Gefühl, nicht mehr richtig zu leben. Und dann verliebte er sich. Das war für ihn dann der Auslöser, seine serbelnde Beziehung zu beenden. Und daran trägt er heute noch schwer, dass er den Strich nicht zog, BEVOR er sich verliebte. Aber das schaffen die wenigsten, wenn Kinder da sind.

Und das ist der Teil, der gegenüber dem Partner sehr ungerecht ist. Weil plötzlich ist die eigene Motivation, die Partnerschaft aufzugeben, ungemein grösser als beim verbleibenden Partner. Und darum: REDEN!! Unzfriedenheit ansprechen, solange der Partner noch die Möglichkeit hat, etwas zu ändern. Und wenn das nichts nützt, bzw. die Beziehung unbefriedigend bleibt, die Konsequenzen ziehen.

In unserem Fall ist es, soweit, gut gegangen. Aber mein Freund sagt, auch wenn das mit uns nicht geklappt hätte: In dem Moment, als er sich verliebte, war für ihn klar, dass es so nicht weitergehen kann. Und er hätte die Trennung ohnehin vollzogen.