Jähzorn ? Ich brauche Hilfe!

hades27

Benutzer
15. Sep. 2008
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Hallo liebe Forenmitglieder,





ich habe hier schon mal gepostet,
http://www.liebeskummer.ch/gefuehle-einsamkeit-eifersucht-hoerigkeit-rache/wo-ist-die-liebe-hin-ein-komisches-gefuehl_t28842.html. Ich dachte, ich hätte alles überwunden, wäre darüber hinweg und brauche nur noch etwas Zeit um wieder ich selbst zu sein und damit bereit für Neues. Falsch gedacht... gestern kam es wieder zum Kontakt zwischen ihr und mir - und wieder hab ich so reagiert wie ich es schon so oft getan habe :( Was meine ich damit?


Ich habe ihr all meine Wut entgegengeschossen, wie wild war ich und hab verbal nur so um mich geschlagen, Vorwürfe gemacht - um danach festzustellen, dass ich alles nur aus meiner Sicht gesehen habe und ihre gar nicht betrachtet habe.



Ich habe ihr vorgeworfen mir Hoffnungen gemacht zu haben um dann "spontan" doch zu sagen, sie wäre nicht bereit für eine Beziehung. Derweil hatte sie nur Angst. Klar ist man erst vor den Kopf gestoßen, aber das ist kein Grund jemanden so fertig zu machen nur weil mein eigenes Ego so gekränkt wurde. Und gestern musste ich auch feststellen, dass ich eigentlich gar keinen Grund gehabt hätte gekränkt zu sein, etwas mehr Zeit hätte sie wohl nur gebraucht - ich hätte ihr vorschlagen können, einfach so weiter zu machen wie davor auch, also Treffen (Kino, Kaffee trinken, spazieren etc.) aber nichts Intimeres. Ich bin mir sicher, durch die Zeit und das Vertrauen hätte ich sicherlich eine Chance gehabt. Stattdessen stoße ich sie wie ein tobender Wilder von mir, mache ihr Vorwürfe und führe mich auf wie ein Idiot. Und: vor gar nich allzu langer Zeit habe auch ich jemanden vor den Kopf gestoßen und habe ihr wohl Hoffnungen gemacht. Und mit jener habe ich sogar noch geschlafen, nicht nur einmal
8o


Ich habe ihr vorgeworfen, den Kontakt schleifen gelassen zu haben - derweil bin ich nicht viel besser. Habe auf ihre zaghaften Versuche allergisch reagiert und war total arrogant. Ich habe in ihr, statt einer potentiellen Freundin/Kumpeline, nur die gesehen, die mich verletzt hat - nur meine Sicht zählte. Auch ich hätte mich melden können, die Reife zeigen können "Hey Babe, auch wenns erstmal nichts wird, können wir ein gutes Verhältnis haben". Aber nein, mein verletzter Stolz, mein gekränktes Ego lässt keine rationale Handlung zu. Lässt mich überstürtzt handeln, kopflos, wild, tobend, verletzend. Rückblickend habe ich oft so gehandelt, wenn mein Ego verletzt wurde. Gott, wie böse ich zu manchen war, und dabei waren meine Reaktionen nur überzogen und nie gerechtfertigt, habe affektiv gehandelt ohne wirklich zu wissen ob sie z.B. fremdflirtet oder ihr Leben genießt während ich leide. Meine Lady hatte nach mir keinen mehr, keinen anderen getroffen geschweige denn geflirtet. Sie hat auch gelitten, es tat ihr auch weh, sie hat mich auch vermisst - und was mache ich? Sie verletzen und schmeisse ihr einen Affront nach dem anderen hin - ohne zu wissen, was sie denkt, wie es ihr geht oder was sie fühlt. Aus den nichtigsten Gründen, die ich mir eingebildet habe, fühlte ich mich angegriffen und war auf meine Verflossenen sauer, reagiere so verbissen wenn nicht auf Anhieb eine Beziehung rausspringt.



Ich möchte das gar nicht, möchte nich so reagieren, es tut mir im Nachhinein so leid, tut mir so weh, verletzt mich selbst so sehr. Und wie oft wünschte ich mir, alles rückgängig zu machen. Und zum ersten Mal, bei ihr, hab ich das Gefühl mir noch eine Chance auf eine gute Relation zu kämpfen. Egal was rausspringt, sie ist es wert. Ich konnte sie nicht vergessen, kann nicht glauben dass alles so brutal hart enden soll. Ich kann nicht behaupten ich wäre verliebt bis über beide Ohren, aber ich habe für sie geschwärmt. Freilich ist jede Frau besonders, aber diese Floskel hat bei ihr so perfekt zugetroffen, dass ich mich selbst immer wieder gewundert habe, sie hat mich so oft verblüfft.



Und egal was sie tat oder nicht tat, ich konnte sie einfach nicht vergessen, sehe sie ständig vor mir, male mir Sex mit ihr aus, kuscheln oder schöne Spaziergänge. Aber durch mein Verhalten habe ich mir vieles verbaut - ich weiss gar nicht so recht, wieviele Chancen ich mir mit diesem Verhalten in der Vergangenheit verbaut habe. Und ich möchte dass damit Schluss ist! Ich möchte nicht mehr so sein! Ich hasse mich so sehr dafür, wie ich reagiere.



Ich habe mir schon öfter vorgenommen, in solchen Situtationen cooler zu reagieren, also überlegter und besonnener - aber nie hab ich das durchhalten können. Immer wieder verfiel ich in mein altes Muster. Durch sie aber hab ich mich etwas verändert und habe den Mut mich der Veränderung zu stellen.



Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Reagieren einige von Euch auch so? Ich wäre so dankbar um Tips, Hinweise oder Kritik - ich habe das Gefühl alleine nicht dagegen anzukommen. Ich will nicht nochmal jemanden verlieren und brauche deswegen wirklich Rat von Euch, Hilfe zur Selbsthilfe. Ich will sie nicht ganz verlieren, im Gegenteil: ich will um eine gute Freundschaft kämpfen, egal wie! Aber ich bin so verzweifelt, dass ich weder ein noch aus weiss :'-(






Ich danke Euch fürs Durchlesen und hoffe, ihr könnt mir helfen - um jede Antwort bin ich dankbar.






Euer trauriger Hades





 
Hallo Hades,

du bist sehr, sehr hart zu dir selbst.

Ich glaube, viele Menschen reagieren sehr oft in der Art und Weise, die du so plastisch beschrieben hast. Du hast realisiert, was dein eigentlicher Antrieb dafür ist (verletztes, gekränktes Ego) und du hast den Wunsch in Zukunft nicht mehr so zu reagieren. Das ist ziemlich viel und mehr, als die meisten Menschen tun.

Ich habe kein Patentrezept dafür, wie man mit solchen Sitationen umgehen kann. Aber ich habe in den letzten Monaten einige Erfahrungen dazu machen dürfen und viel darüber nachgedacht. Ich glaube der Schlüssel dazu ist Aufmerksamkeit bzw. Bewußtheit. Oft sind es Gedanken, die heftige Emotionen hervorrufen. Diese Emotionen, wenn sie ausagiert werden, können sehr schädlich, verletzend und zerstörend wirken. Dabei beruht alles nur auf Gedanken, die noch nicht einmal viel mit der Realität zu tun haben müssen. Das Ego ist ständig bestrebt, sich selbst aufrechtzuerhalten und zu stärken. Eine sehr starke Egobestätigung kommt aus Vorwürfen und Schuldzuweisungen (diese können auch auf einen selbst gerichtet sein!). Das Ego produziert einen Strom an Gedanken, die dann alle darauf abzielen, sich selbst zu stärken und bestätigen, gerne auch auf Kosten des Gegenüber. Läßt man sich von diesem Strom davontragen, gibt es oft kein Halten mehr.

Gelingt es einem aber, sich selbst dabei zu beobachten was man so denkt (ohne es zu verurteilen! Nur beobachten!) geht viel von der Macht der Gedanken verloren. Ebenso ist es mit den heftigen Emotionen. Schaut man sie genau an und akzeptiert, dass sie da sind ist es (manchmal) möglich nicht darauf zu reagieren sondern sie einfach vorbeigehenzulassen. Eine weise Frau hat mir vor einiger Zeit einen Rat gegeben, wie ich mit heftiger Wut umgehen kann. Sie sagte, zunächst ist es wichtig überhaupt wahrzunehmen, dass da Wut ist. Das Gefühl zu benennen, im Geiste zu sagen: "aha, da ist Wut" und diese anzunehmen ist der erste Schritt. Meist ist die Wut von einer Gedankenkette hervorgerufen worden. Diese sollte man nicht weiter anschauen. Stattdessen sollte man genau in den Körper spüren, wo die Wut zu spüren ist (alle Gefühle sind auch körperliche Reaktionen). Ist es eher der Magen, der sich zusammenzieht, das Zwerchfell? Die Kehle? Oder spürt man es in der Brust, den Schultern, dem Rücken? Man kann versuchen ruhig in diese Körperregion hineinzuatmen, um noch besser zu spüren. Interessanterweise hat man nicht sehr viel Zeit, die Wut so zu erforschen. Sie löst sich dann nämlich recht schnell auf.

Es gibt ein Zitat von Gautama Buddha: Groll gegen jemanden zu hegen ist wie nach einem glühenden Stück Kohle zu greifen in der Absicht auf den anderen zu werfen: Man verbrennt sich vor allem selbst daran.

viele Grüße,

bergsee.

 
hi bergsee,

du hast sehr treffend formuliert, was ich nicht aussprechen konnte - alles wirbelt in meinem kopf herum, kaum klare gedanken. nur schmerz, verzweiflung und vor allem wut auf mich selbst. ich versuche oft, diese gedanken, die diese gedankenkette nach sich zieht, nicht zu beachten oder einfach zu unterdrücken. aber sie kommen wieder und manifestieren sich bis sie so aufgebauscht sind, dass ich damit rausplatze und nur noch verbal um mich schlage. egal ob meine vorwürfe stimmen oder nicht - meist stimmen sie nämlich kein stück! wie du schon sagtest, sie haben mit der realität nichts zu tun und schrammen voll an ihr vorbei.

wie schwer ist es damit umzugehen und menschen die man so wahnsinnig mag vor den kopf zu stoßen. wie schwer ist es, einen kühlen kopf zu bewahren und das wirklich zu sehen.

nun sitz ich da ich dummer tor und bin so dumm als wie zuvor :'-(

hades

 
Wut, @hades, ist eigentlich nur eine Reaktion auf das -Verletzt werden-. Das heißt, du bist auf andere und dich selbst wütend weil sie dich oder du dich selbst verletzt hast. Wut ist eigentlich dazu da, das die Seele ihre Überfüllung an Gefühlen loswird. Egal wie und gegen wen. Daher sagt man auch blind vor Wut. Wut entsteht nicht ohne Anlass! Es giebt immer einen Grund. Wer schnell wütend wird wie du, so wie ich es hier rausgelesen habe, wurde in mehrerin Situationen verletzt. Du hast diese Verletzungen nie "auskuriert" also verarbeitet. Bewußt vllt. schon aber im Unterbewußtsein hast du immer wieder Angst davor wieder verletzt zu werden und reagierst auch sofort mit fiktiven Gedankenspekulationen die wieder eine Überfluhtung der Seele hervorrufen und somit Wut. Das ist sehr ungesund! Entweder holst du dir professionelle Hilfe oder versuchst erst mal überhaupt zu ergründen wann, wie oft und wie du seelisch verletzt wurdest. Schreib es auf. Richtig mit Papier und Stift. Mit Zeiteinteilung etc. Von der Kindheit an. Du wirst selber sehen, daß es dir danach erstmal besser geht. Dann weist du auch (und das kann Tage dauern da einem immer wieder etwas einfällt) wieso du überhaupt auf bestimmte Situationen reagierst. Dann kannst du beginnen sie wirklich zu verarbeiten. Aber Stück für Stück! Das sind meine Erfahrungen aus einem Antiaggressionstrainig die ich gemacht habe. Dabei spielt die Art der Aggression (Wut) keine rolle. Ob verbal oder körperlich. Wobei die gewalttätige Aggression viel gesünder für Körper und Geist ist. Weil die Wut innerhalb kürzester zeit vorbei ist. (man macht was/wen kaputt ... befriedigt... fertig) Bei verbaler Wut, steigert man sich immer und immer weiter hinein und hat keine wirkliche Befriedigung. Nur die, den Gegenüber seelisch grausam verletzt zu haben. Was man aber nicht immer gleich sieht. Das heißt, man hat keinen offensichtlichen Erfolg / keine Befriedigung. Trete ich hingegen vor Wut eine Tür ein ist diese kaputt! Gleich zu sehen und der Wutabbau kann sofort statt finden.

Weil... in der Wut will man etwas zerstören... ob nun eine Seele oder einen Gegenstand! Ist man anhaltend wütend auf jemanden, eine Situation oder sich selbst hinterlässt das Spuren. Spuren die dann wieder Auslöser für den nächsten Wutanfall sind!

Das hat dir zwar nicht direkt geholfen aber ist vielleicht mal ein Denkanstoß um mit deiner Situation fertig zu werden.

MfG obranif

 
hey obranif,

vielen dank für die antwort, auch diese antwort hat mir sehr geholfen. momentan ist es wahnsinnig schwer nur auf mich zu achten, nur an mich zu denken - sonst komm ich aus dieser situation nicht mehr raus - gerade deswegen weil die lady mir nicht aus dem kopf geht. die scham über meine gestrigen zeilen ist so schmerzhaft... ich würde am liebsten im erdboden versinken...

also der tip mit dem aufschreiben ist wahnsinnig gut, hab ich selbst schon oft genug angewendet (mal nebenbei: durch meine positiven erfahrungen konnte ich diesen tip auch anderen empfehlen ^^), befürchte aber, dass eine verarbeitung kaum möglich ist. trotzdem gebe ich mir mühe, das alleine zu schaffen denn an einen therapeuten komme ich momentan nicht ran, alle voll.

es gibt im endeffekt zwei konstanten, die sich durch mein bisheriges leben ziehen. die erste verletzung erfuhr ich als meine mutter, da war ich 3 jahre alt, nach deutschland kam und die restliche familie zurücklies. nach drei jahren kamen wir alle nach, bei unserem ersten treffen konnte ich mich allerdings an "diese frau" nicht mehr erinnern! welch schock für meine mutter! danach wurde ich verwöhnt und habe alles bekommen was ich wollte. ich weiss nicht, ob dieser cut für mich so einschneidend war, ich kann mich an ganz wenig erinnern - ausser an den ersten abend in deutschland.

die zweite konstante ist die überaus schlechte beziehung zu meinem vater. was auch immer der grund war, der auslöser ist mir nur teilweise bekannt: seine schlechte beziehung zur autoritären mutter, wir konnten nicht mehr miteinander. schon seit jahren. jeder besuch daheim ist begleitet vom gefühl des erdrückt-werdens, unwohl-seins und angst vor reaktionen seinerseits, die scheinbar aus dem nichts kommen. den ersten tag, den wir uns sehen, sprechen wir noch halbwegs miteinander, ab dem 2. tag gar nichts mehr. nichts! glaubt mir, auch ich trage meinen anteil: auch ich könnte das gespräch suchen, auch ich könnte das aufrollen warum wir nicht miteinander können. jedoch ist es fast unmöglich, da er wahnsinnig stur und stolz ist. tja, das bringt mich so oft zur verzweiflung dass es die ganze familie mitbekommt und der haussegen schon wieder schiefhängt - und ich schuld daran bin. bloss meine schwester hält zu mir, meine mutter ist ständig dazwischen. unsere familie hat funktioniert, aber nestwärme, rückzugsmöglichkeiten oder geborgenheit hat mir immer gefehlt. an materiellem hat es mir nie gemangelt, aber dafür an anderem wichtigen. freilich, wir halten zusammen wenns hart kommt, aber das gefühl es von herzen zu machen oder es zu machen, weil wir eine familie sind, hatte ich nie. das macht mich so traurig, treibt mir beim gedanken die tränen in die augen. und mit neid und trauer schau ich auf bekannte und freunde, die ein wesentlich besseres verhältnis haben, gestärkt werden, ermuntert werden, aber auch kritisiert werden. mir fehlt das bei mir, muss aber akzeptieren, dass es eben so ist. da kann ich nichts mehr ändern. (ich habe meiner mutter schon einmal gesagt, sie soll mit ihm sprechen, mir gegenüber ist er so renitent, und mit ihm dringendst zum arzt gehen. da ist viel was im argen liegt und bewältigt werden muss) und für alles was er mir angetan hat, verbal und körperlich (nicht was ihr denkt ^^), naja, hasse ich ihn. suche abstand zu ihm - je weiter desto besser. suche meine geborgenheit bei meiner schwester. oder in der ferne. und jedesmal wenn ich wütend bin, erkenne ich ihn in mir, sehe ihn in mir. und bin so abgestoßen von mir.

im endeffekt suche ich nichts anderes als die geborgenheit bei einer freundin. komme freilich auch mit kritik und abweisung klar - wenn ich nur sicherheit habe. so ohne diese fühle ich mich in der luft hängend, freischwebend ohne netz unter mir.

und gerade weil die lady mir, ohne sex oder beziehung, soviel geborgenheit gegeben hat vermisse ich sie und sehne mich nach dem kontakt mit ihr. gleichzeitig hat sie mich verletzt und wehre mich dagegen, aber so überproportional, dass es mir wieder wehtut.

:'-(

euer hades

 
Hallo Hades,

ich finde es sehr erstaunlich, wie klar du deine Situation darstellst. Es ist absolut deutlich, dass du sehr viel über dich selbst nachgedacht hast. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du in einem Liebeskummerforum wirklich richtig bist, da dein Problem doch nur sehr vordergründig dein Liebeskummer ist. Aber vielleicht ist der meiste Liebeskummer in ähnlicher Weise vordergründig.

Ich glaube auch, dass du dir professionelle Hilfe suchen solltest. Wenn du im Moment keinen Platz findest, lass dich auf Wartelisten setzen!

Insgesamt solltest du dich selbst und andere weniger verurteilen. Es hilft dir nicht und es zementiert die Situation...

Gruss,

bergsee.

 
hey bergsee,

danke für die antwort. also ich denke, ich sollte wirklich professionelle hilfe in anspruch nehmen. ich hab mich schon an einige gewendet und hoffe nun auf rückrufe, therapieplätze zu bekommen ist gerade verdammt schwer. immer wenn man die hilfe dringend braucht :)

ich weiss auch nicht genau, ob ich in diesem forum genau richtig bin, aber die kategorie heisst ja "gefühle, einsamkeit, eifersucht..." mir wäre es wichtig, dass dieser thread nicht geschlossen wird, weil mir euer rat gut tut und es schön ist, so offen reden zu können. ich würde ich sehr freuen, wenn wir die diskussion noch nicht schließen könnten sondern uns weiter austauschen - momentan ist dies mein halt.

euer hades

 
Oh, ich habe absolut nicht gemeint, dass der Thread geschlossen werden sollte!

Ich habe das Gefühl, das was du vielleicht in besonders starker Form erlebst kennen fast alle Menschen. Eigentlich immer, wenn man jemandem einen Vorwurf macht, wirft man dem Gegenüber die eigene, selbst konstruierte Welt vor und erhebt sich über den anderen. Und Vorwürfe sind wohl auch Begleiterscheinung von jedem Liebeskummer. Insofern kann deine Geschichte sogar wie eine Lupe anderen helfen zu sehen, was eigentlich abläuft, wenn man jemanden beschuldigt.

Ich kann viel mit dem anfangen, was obranif geschrieben hat (meine PN ging ja auch in die Richtung). Nicht so sicher bin ich mit mit dem körperlichen Ausleben der Wut. Ich weiß, dass es nicht der richtige Weg für jeden ist. Osho (man mag zu ihm stehen wie man will...) hat mal empfohlen, jeden Tag für 20min all seine Wut an die Oberfläche zu holen und dann an einem Kissen auszulassen. Man solle sich ruhig eine konkrete Person vorstellen. Das solle man 2 Wochen machen und dabei genau schauen was sich verändert. Er meinte, man halte es nicht durch, weil nach ein paar Tagen nicht mehr genug Wut aufgebracht werden kann...Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher und ich sehe auch Gefahren in soetwas...Jack Kornfield, ein recht bekannter buddhistischer Lehrer rät dazu, zur Not schwer zu kontrollierende Wut in Gedanken auszuleben, sich richtig plastisch auszumalen was man tun würde. Gleichzeitig sollte man so genau wie möglich versuchen nachzuspüren, was das mit einem tut, wie es sich anfühlt.

viele Grüße,

bergsee.

 
hey bergsee :)

ich danke dir für die antwort, wieder einmal sehr hilfreich.

gerade bei vorwürfen wirft man dem anderen seine selbst konstruierte welt vor - aber gerade hier ist doch auch der knackpunkt! und hier unterscheiden sich die leute. eine besonnenere verhaltensweise hätte vielleicht vorwürfe zugelassen, aber nicht so verletzend! und überhaupt, ich habe auch keinen grund gehabt ihr vorwürfe zu machen. ich habe ihr es übel genommen, dass sie nicht in dem maße reagiert hat, wie ich mir das gewünscht habe - aber woher soll die lady wissen, wie ich mir eine reaktion vorstelle? und aufgrund dieser wunschhaltung fühlte ich mich verletzt und war so enttäuscht - und sie hats abbekommen. ich habe das gefühl, alles in scherben gelegt zu haben. ich verkrampfe wenn ich daran denke, wie super ich während unserer gemeinsamen schönen zeit reagiert habe. und jetzt erkennt sie eine seite an mir, die ihr wohl gar nicht gefällt. die auch mir nicht gefällt. wie ich mal erwähnt habe ist die enttäuschung über mich selbst schon mittlerweile größer als der fakt, dass sie mich "verstoßen" hat weil sie angst vor einer beziehung hatte. ich schäme mich so sehr!

aber ich möchte eines betonen - ein dermaßen aggressions-problem habe ich nicht. es ist nicht so, dass ich vor wut leute verdresche oder jemanden grundlos anschnauze. nein, eigentlich muss man mich schon länger reizen damit ich so werde. ausserdem bin ich eigentlich eher ein deeskalierender charakter (naja, gut, es kam schon vor, dass ich betrunken leute angeschnauzt habe oder mehr - aber eine stunde später hab ich mit dem anderen einen schnaps oder ein bier getrunken ^^ ich finde also immer einen weg!). bei frauen scheint das irgendwie anders zu sein, denn ab einem gewissen punkt habe ich angst verletzt zu werden - manche scheinen mir also potentiell gefährlich für mein seelenheil zu sein.

durch nachdenken und ehrlichkeit mir selbst gegenüber habe ich ein kurzes zwischenfazit gezogen: ich brauche wieder das intensive gefühl selbstbewusst zu sein. komplimente, "erfolge" bei frauen oder andere dinge haben bisher in der zeit noch nicht dazu geführt - aber ich bin nicht das erste mal ganz unten und weiss genau, dass es wieder bergauf geht. ausserdem nehme ich mir fest vor, intensiver an mir zu arbeiten (ob mit oder ohne hilfe) damit so etwas nicht mehr passiert (ausser es ist gerechtfertigt ^^) denn sowas hat keiner verdient.

denn um wut abzubauen habe ich eigentlich meinen sport :)

danke euch,

euer hades

 
lieber hades

zu dem was bergsee geschrieben hat, kann man eigentlich nicht mehr viel hinzufügen....hallo bergsee *wink* =)

ich wollte dir nur sagen, dass ich deine "ausbrüche" in solchen situationen verstehen kann, und ich kann auch nachvollziehen, wie schlecht du dich danach fühlst. ich hatte eine ähnliche stimmung in meiner familie und bei mir hat es wohl die gleichen "reizpunkte" hinterlassen wie bei dir.

auch ich sehe viel mehr ablehnung als mir eigentlich entgegenkommt und reagiere manchmal in situationen, die mich verletzen könnten, wie eine furie auf menschen, die mir nach meinen gefühl loyalität und vertrauen verweigern.

ich arbeite seit längerer zeit daran, musste den inneren vulkan, der dann ausbricht, aber erst mal orten. das war viel arbeit und nur mit therapie möglich. nun, da ich die verschiedenen reizpunkte kenne, versuche ich wie bergsee schreibt, die jeweilige situation sehr bewusst zu erleben und mich dabei von aussen zu beobachten. früher habe ich mich in solchen situationen überhaupt nicht mehr gespürt und kam manchmal erst tage nach meinem ausbruch wieder zu mir. die schwarzen löcher, die sich in solchen momenten auftun, sind furchtbar und die ängste riesig.

du solltest dir keine vorwürfe machen, dass du in solchen momenten die kontrolle verlierst, sie ist dann nur sehr schwer zu halten. ausserdem ist es dein gutes recht, dich der situation mit deinem vater nicht auszusetzten, solange du schutzlos auf besuch gehst. das kann einem für tage wenn nicht wochen jegliche energien rauben. meine eltern haben übrigens auch einen emigrantenhintergrund und meiner erfahrung nach bleibt da oft manches an emotionaler nahrung für die kinder auf der strecke....

ich wünsche dir, dass du bald einen therapieplatz findest; der von dir eingeschlagenen weg ist auf jeden fall der richtige und er wir dich von vielem befreien :]

ich grüsse dich herzlich aus der verrschneiten schweiz