Könnt Ihr mir helfen?

Insulaner

Neuer Benutzer
21. Apr. 2004
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Einen wunderschönen guten Abend wünsche ich, auch denen mit Kummer und Sorgen. Ich kenn das Board schon seit einiger Zeit und es hat mir oft geholfen, über schwierige Augenblicke hinwegzukommen. Aber ich bin jetzt in eine Situation hineingerutscht, in der ich mal ein paar neutrale Ansichten brauche. Doch kurz zu meiner Vorgeschichte.

Im Januar 2002 haben meine Ex und ich uns voneinander getrennt. Das war zu einer schwierigen Zeit und es hat mich ziemlich mitgenommen. Sie war für mich bis dahin die Frau schlechthin und ich sah für mich bald keine Zukunft mehr. Nachdem ich mehrmals versuchte sie umzustimmen verfiel ich in eine Depression mit einigen Selbstmordversuchen, Einigelung und Abwendung von Freunden und der Außenwelt usw. In der Zeit fand ich dieses Board (dabei ein großes DANKE an alle Schreiber). Als ich letztes Jahr dann ganz unten angekommen bin, hab ich beschlossen, klammheimlich zu verschwinden. Im Oktober fing ich dann ein Studium auf Rügen an. Hier begriff ich dann, dass ich mir die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte. Die Beziehung existierte zwar nicht mehr „körperlich“, aber in meinem Herzen und in meinem Kopf führte ich sie fort. Diese Erkenntnis und die Distanz halfen mir, diese alte Beziehung endgültig zu begraben.

In meinem Studienkurs lernte ich eine neue Frau kennen. Wir beide arbeiteten nebenbei an unsere Studentenzeitung und für einen Artikel recherchierten wir gemeinsam. Dabei kamen wir uns auch näher und zu Weihnachten erreichten wir einen Punkt, wo wir uns entscheiden mussten. In mir tauchten Ängste auf, ob diese Beziehung so eine gute Idee ist. Unter normalen Umständen wären wir aneinander vorbei gegangen. Jeder verkörpert für den anderen verschiedene Vorurteile. Aber wir haben uns durch die Recherche besser kennen gelernt und merkten, dass es nur Vorurteile waren. Aber für mich kam dazu, dass ich nie wieder so tief sinken wollte, wie nach meiner letzten Beziehung. Ich machte also einen Rückzieher. Trotzdem standen wir über die Feiertage und den Jahreswechsel in einem regen Kontakt. Kurz vor Beginn des letzten Teiles des Semesters brach der aber ab. Kurz nachdem wir wieder auf Rügen waren merkte, dass sie einen anderen kennen gelernt hatte. Sie hatte aber Angst, mir dies persönlich zu sagen und schickte eine Kommilitonin vor. Ich war sauer und traurig und ließ sie dies auch merken. Kurze Zeit später aber zerbrach ihre Beziehung und sie brauchte eine Schulter, an der sie sich ausweinte. Es war meine, die sie nutzte. Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt in einer Phase, in der ich keine Beziehung mehr wollte. Im Februar kamen die Semesterferien und ich merkte, dass sie mir fehlte. Und da war noch etwas anderes. Im März fing das Studium wieder an und irgendetwas wühlte mich auf. Anfang April brach es dann heraus. Ich hatte mich seit Weihnachten tief in mir mit der Frage beschäftigt, ob ich jemals wieder so ein Risiko einer Enttäuschung eingehen wollte. Zu Ostern merkte ich, ja ich will. Ich sagte ihr dies. Ich muss zugeben, es war nicht die beste Zeit und auch nicht der beste Ort. Wir studieren in einem kleinen Kaff und alle Studenten wohnen in einem Haus – wir sind also immer zusammen und es ist schwer, sich mit jemandem unter vier Augen zu unterhalten. Wir hatten die Gelegenheit und ich nutzte sie. Sie bekam eine Art Panikanfall und war total durch den Wind. So fuhr sie in die Osterferien. Durch Zufall erfuhr ich, dass sie einen Mann im Internet kennen gelernt hatte und ihn besuchen wolle. Dass ich dies wusste, behielt ich erstmal für mich. Nach Ostern kam sie wieder und ich erkundigte mich, was sie so gemacht hatte. Sie erzählte mir, dass sie einen Freund besucht hatte und ich ließ durchscheinen, dass ich Bescheid wusste. Sie sagte erstmal nichts und so wurde ich deutlicher. Ich wollte nicht die stille Reserve für den Notfall sein. Jedenfalls knallte es und wir sprachen anderthalb Wochen nicht miteinander. Am Ende ergriff ich dann die Initiative und schrieb ihr und es entwickelte sich ein Briefwechsel, durch den sich einige Sachen klärten.

Jetzt muss ich einiges zu ihrem Wesen einschieben. Sie kommt aus einem Scheidungshaushalt und hat ihren Vater erst vor zwei Jahren kennen gelernt. Ihre Mutter lebte bis vor ca. vier Jahren mit einem Mann zusammen, der ein menschliches A-loch war. Ihre Mutter trennte sich von dem Mann und wandte sich dem Alkohol zu. Zur gleichen Zeit wurde bei meiner Kommilitonin Krebs diagnostiziert und sie sprang dem Tod nur knapp von der Schippe. Ihre eigene Beziehung ging in dieser Zeit auch noch den Bach runter und so war sie vom Leben ziemlich bedient. Daraufhin und seitdem stürzt sie sich in verschiedene kurzzeitige Affären, immer auf der Suche nach Glück und Geborgenheit.

Nachdem wir wieder miteinander redeten, gestand sie mir, dass sie mich immer noch mag. Sie hat aber Angst, mit einem Kommilitonen eine Beziehung zu beginnen. Die Auswirkungen, gerade nach einer eventuellen Trennung, sind für sie zu unüberschaubar. Zum anderen hätte sie Angst vor einer Beziehung mit mir, denn diese Beziehung wäre ernsthafter, als alle die sie seit zwei Jahren hatte. Sie will sich aber nicht soweit öffnen. Denn ich könnte ihr Vertrauen missbrauchen. Aber meine Freundschaft wäre ihr mehr als wichtig. Da ich einiges aus ihrem Hintergrund kenne und natürlich auch meine eigenen Erfahrungen mit Vertrauen gerade in den letzten zwei Jahren machte, kann ich sie verstehen.

Trotzdem habe ich heute ein Problem: ich liebe sie. Ich vermiss sie. Es ist für mich fast eine übermenschliche Anstrengung, sie nicht in meine Arme zu nehmen und zu küssen. Ich habe ihr das schon mehrmals gesagt und sie sieht dies auch. Aber sie will sich nicht an mich binden. Ich habe aber das Gefühl bzw. gibt sie mir das Gefühl, dass dies nicht so wirklich der Wahrheit entspricht. Fast jeden Tag fragt sie mich, ob wir den Abend gemeinsam bei einem Spiel oder beim Lernen oder einfach mit reden verbringen. Und dann schaut sie mich immer so an, dass ich nicht genau weiß, wie ich darauf reagieren soll. Was mach ich bloß? Jetzt steht Pfingsten vor der Tür und ich weiß, das wird ein Desaster. Allein sie nicht jeden Tag zu sehen, wird meine Tagesform massiv in den Keller ziehen. Ich vermisse sie jetzt schon, obwohl sie nur drei Türen weiter in der Nachbar-WG wohnt. Was meint Ihr? Soll ich Geduld haben oder besser abbrechen bevor ich wieder in massive Depri-Phase falle?

Schon mal vielen Dank für Eure Antworten

Insulaner

 
hallo insulaner

ich weiß nicht, ob wir dir helfen können... du weißt ja, wenn du hier schon ne weile mitgelesen hast, dass es auch nur gedankenaustausche sind, die hier möglich sind...

aber irgendwie ist deine geschichte ein richtig "heißes eisen", denn dein vorausgegangener liebeskummer war ja richtig heftig und ich würd sagen, wenn du jetzt nochmal so schlecht drauf kommen solltest, brauchst du auf jeden fall auch andere hilfe als nur ein paar forums-worte... dann würd ich mal anraten, einen psychologen aufzusuchen.

depressionen sind heilbar, aber selbstmordversuche sind echt keine lösung, es macht mir richtig angst, davon zu lesen.

ich finde gut und interessant, dass du es geschafft hast, aus deinem letzten liebeskummer herauszukommen. dass du dich neu verliebt hast.

bedenklich finde ich, dass du große hemmungen gehabt hast, diese liebe zu deiner jetzigen zuzulassen...

Ich machte also einen Rückzieher.
es ist halt so, dass du mit deinen inneren wunden leider jemanden kennengelernt zu haben scheinst, der auch sehr verletzt ist...

ich bin die letzte, die sagt: 'von so was lass die finger...', aber ein bisschen seid ihr zwei ertrinkende, die sich aneinander klammern vielleicht.

musst du wissen, ob ihr das seid...

naja

SIE klammert anscheinend nur in freundschaftlicher hinsicht... hat aber vermutlich auch mehr für dich übrig...

Fast jeden Tag fragt sie mich, ob wir den Abend gemeinsam bei einem Spiel oder beim Lernen oder einfach mit reden verbringen. Und dann schaut sie mich immer so an, dass ich nicht genau weiß, wie ich darauf reagieren soll.
diese blicke deutest du bestimmt richtig... da ist noch mehr... aber so ist das leben, würd ich sagen. manchmal liebt man jemanden, vielleicht liebt der andere einen auch, aber man kommt eben nicht zueinander. falsche zeit, falscher ort, wer weiss es....

oder?

naja

trotz allem sehr richtig finde ich, dass du ihr deine gefühle offenbart hast...

Zu Ostern merkte ich, ja ich will. Ich sagte ihr dies.
die liebe kennt keine grenzen, und wenn du dich in jemanden verliebt hast, der in seinem inneren verletzt und mit problemen beschäftigt ist, dann kann man es, wenn es eben wahre gefühle - liebe - sind, auch ruhig sagen. ich hätte es auch versucht, und ich hätte es auch getan, selbst wenn diese gefühle schon lange da sind und ich es mir bis dato nicht getraut hätte, zuzulassen... ich finde, man muss es versuchen.

es ist halt nun die frage, wie weiter?

irgendwie würde ich mir vorstellen können, dass deine freundin das problem hat, das du auch kennst.

hast du dein problem eigentlich gelöst? bist du eigentlich über deine ex hinweg? oder schaust du für deine freundin vielleicht nur aus wie jemand, der zwar echt ist und bei dem liebe ist, aber der ihr - die im moment und auf dauer schon schwer gebeutelt ist - nur noch ein "zusätzliches" problem mit ins leben bringen würde, eine verantwortung, nicht zu versagen in der beziehung mit dir, das sie sich einfach nicht aufbürden möchte? dass sie deshalb lieber "woanders auf die suche" geht?

du kannst sie jedenfalls nicht zwingen, sich dir zu öffnen. irgendwie musst du eine ausgeglichene einstellung finden, zu deinem eigenen besten übrigens auch, nicht nur, um ihr ein "annehmbarer" partner zu sein...

oder?

gruß

sine

 
Ihr beide habt eine sehr schwere Zeit durchgemacht und nun habt ihr jemanden gefunden, den es genauso geht... insgeheim hat jeder von euch beiden die gleichen Ängste; als sie sich getraut hat, hattest du nicht die nötige Kraft und nun ist sie es, die nichts riskieren will, nichts verlieren will... Was raten? Entweder ziehst du einen Schlußstrich, entweder ganz oder garnicht, was bei dem "sie ständig sehen müssen" sehr schwer duchzuhalten ist, oder du versuchst dich wieder langsam an sie heranzutasten, eben mehr zu zweit zu unternehmen, also auch ein paar romantischere Abende. Genau DIE Lösung weiß ich da allerdings auch nicht, nur denke ich, dass du ziemlich genau weißt, was da in ihr vorgeht... :trost:

 
guten abend, herzlichen dank für eure antworten. ich merke, ich bin doch nicht so dumm, wie ich dachte. eure meinungen sind meien schlußfolgerungen sehr ähnlich. ich hab mich aber noch nicht entschieden, was ich mache.

@sine: merci für deine gedanken. was deine fragen bzgl. meiner ex angeht, ich glaube, ich bin über sie hinweg. das war zwar ganz schön schwer, aber heute mit meinem zeitlichen und räumlichen abstand kann ich dies wohl sagen. ich habe beobachtet, wie wir uns beide weiterentwickelt haben. ich denke, heute könnten wir nicht mehr zusammen kommen. jeder von uns hat diese trennung unterschiedlich verarbeitet und unterschiedliche schlußfolgerungen daraus gezogen. ich gehe sogar soweit, dass ich sage, ich bin heute froh, dass wir uns trennten. denn nur durch diese trennung erlebte ich momente im leben, die mich die verzweiflung anderer verstehen lassen. auch brachte das er- und durchleben meiner trauer mich dahin, mein verhalten während der beziehung zu beurteilen. ich glaube, ich habe viel gelernt und bin durch diese trennung reifer geworden. hin und wieder denke ich an meine ex. nicht weil ich sie vermisse, dieses gefühl verspüre ich überhaupt nicht mehr. aber es macht mich traurig, dass wir uns aus dem weg gehen und uns nichts mehr zu sagen haben. natürlich habe ich diese entwicklung forciert und sollte jetzt nicht klagen, aber es war doch eine schöne gemeinsame zeit.

ich habe heute von meiner kommilitonin eine mail bekommen, die viele meiner fragen, die ich gestern hier im forum stellte, beantwortet. aber irgendwie provoziert sie auch ein "jetzt erst recht"-gefühl. die beinhaltet folgenden text von pur:

Duett (mit Nubya)

Er: Ich hab nen riesengroßen Packen zu tragen gefüllt mit allem was ich erlebt

und endlich spür ich

bei dir kann ich es wagen

zu erzählen wie die ganze Geschichte geht

Sie: Ich häng an Deinen Lippen beim Zuhören

ich kriech in deinen Augenblick

doch solltest du mir nicht zu viel schwören

ich hasse jeden billigen Trick

Er: Ich meine was ich sage

ich sag dir was ich denke

ich zeig dir was ich fühlen kann

alle meine Sünden, alle großen Taten

ich fang mit dir von vorne an

Sie: Du bist ein bisschen Wahnsinn, Scharfsinn, Unsinn kompliziert, bin faziniert!

doch gibst du mir die Ruhe die ich brauche?

Ich hab im Leben eins kapiert

wer zuviel liebt verliert

Refrain:Er: Komm vertrau mir und glaube mir

und bau auf mich

ich enttäusch dich nicht

Sie: Es geht nicht es kann nicht sein

ich bleibe besser doch allein ich trau Dir einfach nicht so weit

so weit wie's reichen muss zu zweit

Er: Ich war mein Leben lang ein irgendwie anders

das soll dich bitte nicht schockieren

für dich wär ich der neue ziemlich besonders

ich kann es sein, dazu musst du es nur riskiern

Sie: Was ich sehe, was ich höre gefällt mir

ich geb zu, es wäre perfekt

doch vermutlich gibt es da eine Falltür

ein Schatten der sich in dir versteckt

Er: Lass es uns versuchen

Sie: Bist du zu mir ehrlich?

Er + Sie: Wie kriegen wir das jetzt nur raus?

Er: Reden und Küssen?

Sie: Ich werd dich vermissen

Er: Es geht los

Sie: Nein, es ist schon aus

Er: Wie finden wir das jetzt nur raus?

irgendwie ist vieles jetz klar, oder? aber ich will sie nicht aufgeben und ich will keinen schlussstrich ziehen. es muss doch möglich sein, ihr vertrauen zu gewinnen.

was meint ihr? verrenne ich mich da in ein ding ohne zukunft?

Insulaner

 
hallo guten morgen

boah

wo hast du dieses gedicht denn her? ups, es ist ein lied von pur...

ich hätte es glatt in die antike gesteckt... platon, sokrates, irgendwie dahin...

na gut. ein echtes juwel, jedenfalls für mich, dieser text.

fällt dir dabei auch auf, dass es nur den beteiligten ein stimme gibt, nicht aber eine auflösung der unterschiedlichen positionen zeigt?

Original von Insulaner(...) Refrain:Er: Komm vertrau mir und glaube mir

und bau auf mich

ich enttäusch dich nicht

Sie: Es geht nicht es kann nicht sein

ich bleibe besser doch allein ich trau Dir einfach nicht so weit

so weit wie's reichen muss zu zweit

(...)
weißt du, so ganz uneingennützig schreibe und lese ich in deinem thread nicht...

ich stelle mir auch gerade ein paar fragen zu meiner situation... und vielleicht wären bei deinem lied eben "er" ich und "sie" mein ex...

glaubst du, man kann einem menschen die angst vor einer neuen beziehung nehmen?

doch nur, wenn der andere einen schon liebt, also denn liebe, die kann man nicht "aufbauen" oder "herbeiwünschen" und "herbeitaktieren"...

hm

liebt sie dich denn? kannst du nicht 100%ig wissen, würd ich sagen, fragen hilft aktuell wohl auch wenig.

also wirst du einfach dafür kämpfen, dass sie ihre ängste vor der neuen beziehung mit dir begräbt und schauen, ob dabei dann ihre liebe freigelegt wird, oder wie?

hm hm

ich glaube, DAS traue ich mir aber nicht...

bin gespannt, was du meinst.

gruß

sine

 
Hallo Sine, ja das Lied hat es in sich. Und je häufiger ich es lese, umso hin und hergerissener bin ich. Heute sah ich meine Studienfreundin für die nächsten zwei Wochen zum letzten Mal und irgendwie fühle ich mich leer. Wir sahen uns häufig in die Augen und in ihren sah ich Trauer.

Ich hab heute Mittag zum ersten Mal deine Antwort gelesen und dachte den ganzen Tag daüber nach. Jetzt am Ende dieses Tages bin ich hoffnungsvoll und gleichzeitig ängstlich. Also versuche ich mal die ganze Sache zu abstrahieren und meine eigenen Gefühle auszuschalten.

Liebe ist etwas besonderes. Nichts ist so wertvoll und nichts ist so geheimnisvoll wie sie. Sie ist nicht leicht zu finden, nicht leicht in einem anderen und nicht leicht in uns selbst. Man kann sie nicht erzwingen und sie muss wachsen, wie der Samen in den Boden fallen muss, damit aus ihm ein Baum werden kann. So hast Du recht, man kann Liebe sich nicht wünschen oder provozieren. Entweder ist sie da oder nicht. Meiner Meinung nach kann man Liebe nur "den Boden bereiten", sie pflegen und hegen.

Ich glaube, wir reden uns heute zu oft und zu schnell ein, dass wir lieben. Aber wissen wir auch noch, worüber wir reden? Lieben wir, nur weil wir uns zu einem Menschen hingezogen fühlen? Weil wir uns gut mit ihm verstehen, gemeinsame Interessen haben? Gehört zum lieben nicht auch, die Andersartigkeitdes Anderen zu sehen und zu akzeptieren, seine Fehler zu ertragen, Geduld zu haben, Schutz und Geborgenheit zu geben? Ich glaube, gerade wir Männer reden zu oft von Gefühlen, besonders wenn es in unsere Pläne passt.

Sine weißt Du, ich kann meine Kommilitonin verstehen. Ich weiß nicht viel aus ihrem leben, kenne nur ein paar Geschichten. Eine gescheiterte längerfristige Beziehung, ein paar unüberlegte Affären. IViel investiert und noch mehr verloren. Ich war heute so kurz davor, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Ich glaube, ich habe auch eine Entscheidung getroffen.

In Deiner ersten Antwort schreibst Du, dass Du es bedenklich findest, dass ich Weihnachten Hemmungen hatte. Ich weiß nicht, ob es damals gut gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre es von meiner Seite nur eine Affäre gewesen. Im Verlauf der letzten Monate aber, wuchs etwas in mir. Es ist, als ob mir zu Weihnachten die Augen geöffnet wurden und ein Samenkorn in mein Herz gelegt wurde. Es wuchs ein kleiner Sproß, der auch in den letzten Wochen so manchen Schlag erhalten hat. Aber er ist da und lebt. Ich mag sie, wie sie ist. Ich kenne Momente, wo sie fast schon zärtlich in ihren Worten zu mir ist und Momente, in denen sie mich mit ihren Worten verletzt. Je länger ich sie kenne, je länger ich sie beobachte, umso mehr eröffnet sich mir ihre Vergangenheit und ich sehe sie in dem was ist und in dem, was war. Und ich sehe etwas, was sein könnte. Warum sollte ich das aufgeben?

Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker und Idealist. Es gibt Menschen, die nennen mich eine Extremisten, weil ich in Extremen lebe. Ich sehe mich eher als einen leidenschaftlichen Menschen, der seine Gefühle leidenschaftlich auslebt. Ich liebe sie und ich werde nicht aufgeben. Denn ich habe eine Entscheidung für sie getroffen. Da muss schon mehr kommen, dass ich mich von ihr zurückziehe.

Es wird ein Kampf, ein Kampf in mir selbst, denn ich bin ein ungeduldiger Mensch. Aber Geduld und Nichts-Tun als Da-Sein erscheinen mir als die beste Strategie. Ich denke, nur so kann sie ihre Ängste verlieren, indem ich ihr zeige, dass sie mir auch in schweren Zeiten vertrauen kann.

Du schreibst, liebe Sine, dass Du in einer ähnlichen Sitution stehst. Auf der einen Seite freue ich mich für Dich, auf der anderen Seite habe ich auch ein wenig Angst um Dich. Dieser Weg, den ich oben beschrieben habe, stellt ein maximales Risiko dar. Denn die ganze Geschichte kann auch nach hinten los gehen. Wenn Du diesen Weg gehen willst, dann musst Du Dir im klaren sein, was Du willst. Diese Entscheidung musst Du gant allein treffen. Du riskiertst alles. Ich weiß nicht, was passieren wird, vielleicht wendet sich alles zum Guten, oder aber... Du musst Dir im klaren darüber sein, was passieren kann. Geh immer vom schlimmsten aus, was passieren kann, bist Du dazu bereit? Sei ehrlich zu Dir, lass Dir aber auch keine Angst machen, denn so schlecht stehen Deine Chancen auch nicht. Wenn Dein Ex-Freund Dich auch nur einen Hauch liebt, dann ist Hoffnung da.

Sag mir, wie Du Dich entschieden hast. Ich drück Dir die Daumen

Insulaner

 
Original von Insulaner(...) Wenn Dein Ex-Freund Dich auch nur einen Hauch liebt, dann ist Hoffnung da. (...)
ja

*lächel*

bei mir ist der weg aber scheinbar nicht derselbe wie bei dir...

:)

du bist auch irgendwie näher dran... zumindest in deinem herzen ist mehr. mein herz schweigt. ich habe viel mit mir abzuklären gehabt, als mein ex mich rausgeschmissen hat aus unserer beziehung. als ich deine geschichte gelesen habe und die postings geschrieben habe, war ich noch in einer phase, in der ich zu unterscheiden versucht habe zwischen dem, was an dingen übrig geblieben ist (und noch aktuell ist) aus der vergangenen beziehung und dem, was ich mir aus meinen erinnerungen (an die vergangenheit) und aus meinen eigenen wünschen und sehnsüchten "zurechtbastel".

wie gesagt, mein herz ist nicht so voll wie deins.

also habe ich den eindruck, es gibt für mich nichts zu tun.

ich will nicht sagen, dass mein ex für immer von der bildfläche meiner gefühle verschwunden ist. aber im moment ist er dort nicht vorhanden. und ich fühle mich wohl.

ich finde dennoch gut und "richtig", dass du dich für warten und hoffen entschieden hast.

Original von Insulaner(...) Ich glaube, ich habe auch eine Entscheidung getroffen. (...) Und ich sehe etwas, was sein könnte. Warum sollte ich das aufgeben? (...) Geduld und Nichts-Tun als Da-Sein erscheinen mir als die beste Strategie. Ich denke, nur so kann sie ihre Ängste verlieren, indem ich ihr zeige, dass sie mir auch in schweren Zeiten vertrauen kann. (...)
ich denke, dass du recht hast. dein herz hast du geprüft... du hast dir - wie ich - die fragen gestellt, wo du stehst und was du willst. und du hast die beste antwort für dich gefunden, denke ich.

ich wünsche dir da kraft und glück.

gruß

sine