Also, vielleicht hilft es dir, wenn ich es mal aus der umgekehrten Perspektive erzähle:
ich hatte vor ca. zwei Jahren jemanden kennen gelernt, der seit sieben Jahren in einer Beziehung war.
Wir haben uns sofort richtig verknallt und er hat mit seiner Freundin Schluss gemacht.
Ich habe aber gemerkt, dass er bei mir nicht wirklich voll dahinter steht und habe das dann meinerseits beendet. (Da waren die beiden noch getrennt.)
Wir hatten dann ein eher freundschaftliches Verhältnis, wir reden auch heute noch wirklich über alles (was nicht seine beziehung betrifft), haben trotzdem noch jeden Tag telefoniert und uns getroffen, ab und an sind wir trotzdem noch im Bett gelandet, aber gut.
Nach ca. einem halben Jahr hat er mir dann gesagt, dass er wieder mit seiner Freundin zusammen ist, weil er gemerkt hat, dass er sie liebt und ohne sie nicht sein möchte.
Wir hatten trotzdem noch Kontakt und für mich war das auch völlig ok.
Er hat eigentlich nie mit mir über seine Beziehung gesprochen, wenn, dann wurde das Thema nur "angerissen" , ich hatte den Eindruck, es war ihm auch unangenehm.
Irgendwann waren wir dann auch zusammen raus und hatten einiges getrunken, sind daraufhin dann wieder im Bett gelandet.
Danach hatten wir beide einen riesen Gewissenskonflikt über den wir uns auch ausführlich unterhalten haben: Er möchte seine Freundin nicht weiterhin betrügen.
Und ich würde niemals der Anlass für eine Trennung sein wollen.
Trotzdem können wir ja diese Anziehung auch nicht einfach wegreden und würden uns etwas vormachen, wenn wir einfach sagen würden, dass so etwas nicht wieder passieren kann.
Ich habe gefragt, ob wir den Kontakt nicht besser abbrechen sollen, aber das wollten wir beide nicht.
Es hängt irgendwie zu viel daran, wir haben ein enormes Vertrauensverhältnis aufgebaut, er erzählt mir Ding, über die er mit seiner Freundin einfach nicht reden kann, ich weiß Sachen von ihm (ähnlich, wie Tylli das oben erwähnte....) , die weiß man besser nicht, auch seiner Freundin erzählt er davon nichts.
Ich weiß, dass seine Freundin weiß, dass es mich gibt, wie er mich bei ihr deklariert hat, habe ich ihn zwar mal gefragt, aber er hat mir nie eine klare Antwort gegeben.
Seine Antwort darauf war: "ja, die weiß, dass es dich gibt, ich habe ihr gesagt, du bist eine Freundin von mir."
Als ich ihn gefragt habe, was er ihr gesagt hat, woher wir uns kennen meinte er, dass sie ihn nach so etwas gar nicht fragt.
Ganz komisch, sie scheint ihm echt zu vertrauen, ich kann ihn auch anrufen, wenn sie dabei ist, er geht sogar ans Telefon, redet aber gaaaanz anders als sonst.
Viel verbindlicher und unentspannt ,total auffällig, fängt dann einfach mitten im Gespräch an, sie irgendetwas zu fragen oder ihr etwas zu sagen, so als würde er ihr während des Gesprächs beweisen müssen, dass sie an erster Stelle steht.
Wenn wir dann wieder "allein" reden, ist er sofort ganz anders, ich mache mich dann über ihn lustig und er sagt nur: "ja, kannst drüber lachen, ist aber auch eine blöde Situation, wie soll ich denn dann auch mit dir reden?"
Ich habe ihn auch mal gefragt, was sie denn machen würde, wenn sie wüsste, dass zwischen uns etwas gelaufen ist, er ist sich sicher, dass sie ihn verlassen würde.
Ich vermeide es also, anzurufen, wenn ich weiß, dass sie zusammen unterwegs sind.
Es ist ein ganz komisches Verhältnis: Ich akzeptiere, dass er seine Freundin hat und würde auch nie etwas tun, weswegen sie ihn verlässt, ich würde, im Gegenteil, sogar noch für ihn lügen.
Er lebt die ganze Zeit mit einem schlechten Gewissen, will einerseits seine Freundin nicht verlieren (zur zeit suchen sie gerade eine Wohnung und er zumindest spricht bei mir davon, dass er sie heiraten möchte) aber andererseits mich auch nicht, sagt aber ganz klar: Er würde IMMER mit mir ins Bett wollen, er könnte nichts dafür, ob das jetzt oder in zehn Jahren oder in 30 Jahren wäre, würde keine Rolle spielen.
Einerseits ist er eifersüchtig, wenn ich mal jemanden kennenlerne (wenn ich ihm davon erzähle sagt er Sachen wie: "Tja, hört sich ja nett an, schade für den Jungen, dass ich ihn leider umbrungen muss" und lacht dann), andererseits fördert er das, indem er mir Ratschläge gibt, mir seine Meinung sagt, weil er meint, dass er möchte, dass ich einen vernünftigen Mann haben soll.
Ich glaube, das wäre eine Erleichterung für ihn, weil er weiß, dass dann zumindest von meiner Seite nicht mehr die Gefahr bestünde, dass wir im Bett landen, er sagt immer, er wüsste ja, dass ich zumindest treu bin. Stimmt auch, ich würde niemanden mit ihm betrügen.
Das hört sich jetzt alles furchtbar nach einer schrecklichen Affäre an, tatsächlich waren wir in der Zeit ein einziges Mal im Bett, das war auch der einzige Ausrutscher.
Und ich denke, das ist auch, was tylli meint, dass es um den Sex gar nicht so sehr geht und ich könnte umgekehrt auch nicht damit leben.
Ich glaube, wenn es wirklich darauf ankäme, würde er eher den Kontakt zu mir abbrechen, als seine Beziehung zu gefährden, ich glaube aber auch, wenn sie es wüsste und es ihm verbieten wollte, hätten wir halt heimlich Kontakt.
Das problem scheint zu sein: Er kann mit ihr nicht über alles sprechen. Er kann nicht sein, wie er ist.
Ich habe ihn das gefragt, als mir das bei einem Telefonat so extrem aufgefallen ist, habe ihm gesagt, dass er ein ganz anderer Mensch war und ob das immer so ist. Er meinte, das lag nur an der blöden Situation (ich am telefon, sie daneben) und er wäre im Großen und Ganzen schon bei ihr so, wie er eben ist.
Dafür weiß seine Freundin aber ziemlich wenig aus seinem Leben....
Und eben durch dieses "Abladen der ganzen Scheiße, die sie nicht wissen soll" , sind wir irgendwie so etwas wie "verbündete" geworden, er würde mich sogar mitnehmen zu seinen Eltern, das wollte er schon mal, er meinte zwar, er dürfte sich etwas von seiner Mutter anhören, die würde zwar mit ihm schimpfen, aber verraten würden die ihn bei seiner Freundin schon nicht.
Das hätte ich aber dreist gefunden, das wollte ich dann nicht.
Ich kenne auch seine Freunde, die ihn auch immer mal wieder dezent darauf hinweisen, dass das ziemlich Mist ist, was er da tut, aber wenn ich dabei bin, akzeptieren die das auch und haben mich auch nett aufgenommen, eigentlich gibt jeder ihm die ganze Schuld.
Letztens haben wir in anderem Zusammenhang über Familie und Freunde gesprochen, da hat er mir gesagt, dass ich zu beidem dazugehöre.
Und irgendwie stimmt das auch, er ist einer meiner engsten Vertrauten geworden, mir würde etwas fehlen, wenn er nicht mehr da wäre und umgekehrt wird das wohl auch so sein.
Ich finde es gefährlich, wenn man glaubt, es sei mit einem radikalen Kontaktabbruch getan, denn dieser Prozess ist jetzt ja gar nicht mehr umkehrbar.
FALLS das bei deinem Mann etwas ähnliches ist, wie bei uns (eine "irgendwie-so-etwas-wie-Freundschaft"-Sache) , kann es dann nämlich passieren, dass er damit total unzufrieden und unglücklich ist und unbewusst dir dafür die Schuld gibt.
Oder (und das würde ich vermuten) er erzählt dir gar nichts mehr und sagt dir, er würde sich gar nicht mehr mit ihr treffen, tut es aber weiterhin.
Was ist denn, wenn DU dich mal mit dieser Frau trifft, ohne deinen Mann, und ihr mal deine Sicht erzählst?
Voraussetzung ist natürlich, dass dein Mann vorher bei dir wirklich alle Karten offen auf den Tisch gelegt hat und ihr auch sagt, dass sie ruhig mit dir über alles sprechen kann, weil du ohnehin alles weißt.
Im Moment wird das alles parallel nebeneinander her laufen, es gibt keinerlei Berührungspunkte für ihn, obwohl es ihm ja scheinbar doch wichtig ist, den Kontakt zu ihr zu halten.
Veilleicht wäre es ja eine Möglichkeit, dass sie in EUER Leben so integriert werden kann, dass ihr damit beide leben könnt?!