Kann nicht aus meiner Haut

Alfi

Benutzer
06. Feb. 2012
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Hallo,

ich bitte euch um Rat zu folgender Frage:

Ich bin sehr glücklich mit meiner Freundin zusammen und sie auch mit mir, wie sie sagt. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten und auch ein paar Unterschiede, von denen die Meissten kein Drama sind. Es gibt aber einen kleinen Unterschied, der für mich etwas schwierig ist. Ich bin der absolute Partymuffel. Sie ist auch keine Partymaus aber geht auch gern mal zu einer Party. Ihrer Aussage nach ist es Ihr nicht so unendlich wichtig, aber sie hat schon geäussert, dass sie es sehr toll finden würde, wenn ich ab und zu mitkäme. Ein Gefallen, den ich ihr prinzipiell gern machen würde, insbesondere kann ich nachvollziehen, dass es etwas anderes ist, ob man mit oder ohne Partner zu einer Party geht. Ich könnte mich dann schon überwinden, ihr zuliebe mitzugehen. 2-3 mal pro Jahr würde ja reichen. Kleines Problem: das merkt man mir auch an – ich bin scheinbar schlecht darin, etwas vorzutäuschen. Das würde Ihr dann wiederum die Stimmung vermiesen, was ich gern vermeiden möchte.

Die naheliegende Frage an mich ist: wieso gefallen mir Partys nicht? Nun bislang war mir einfach immer langweilig. Bei einem Spieleabend ist ein klares Programm, es wird etwas gespielt, ich kann mich darauf einlassen und das Spiel gefällt mir oder nicht und alles ist super. Bei einer „gewöhnlichen“ Party habe ich bisher die Aktivitäten Tanzen, Sprechen (mit einer Person oder einer Gruppe), Alkohol konsumieren und selten gar Drogenkonsum wahrgenommen. Die letzten beiden sind für mich indiskutabel. Freies Tanzen habe ich schon probiert, das ist mal 1-2 Stunden ganz nett aber dann hab ichs gesehen und keinen Bock mehr drauf. Paartanz kann ich nicht, würde ich mich drauf einlassen, jedoch sehe ich mich da auch nur 1-2 Stunden motiviert. Bei Gesprächen bin ich oft eher passiv, weil ich zu den Themen nichts beitragen kann und ich selten eine Gruppe oder Person finde, um über technische oder philosophische Themen zu diskutieren. Bei privaten Partys fange ich dann an, Geschirr und Gläser abspülen zu helfen, das lenkt mich gut ab und die Gastgeber mit ihren Gewissensbissen wissen gar nicht, welche Freude sie mir damit bereiten...

Das ist der Grund, wieso beim Begriff Party eine rote Warnlampe in meinem Kopf angeht. Für meinen Teil finde ich es nicht schlimm, dass sich mir dieser Bereich des Lebens nicht so zusagt – es gibt viele andere, bei denen ich voll durchstarten kann :) Es ist also der Ausblick aufs „mich langweilen“, der dazu führt, dass ich Partys nicht mag.

Aber ich würde eben gern, meiner Freundin zuliebe, ab und zu auch mal aus meiner Haut heraus und ihr zuliebe mitgehen, ohne, dass wir schon nach 3 Stunden wieder gehen oder mir ins Gesischt geschrieben steht, dass mir langweilig ist und ich mir eigentlich nichts sehnlicher wünsche, als nach Hause in mein Bett zu kommen.

An die unter euch, die sich in meine Freundin hineinversetzen können:

Welche der Optionen könnt Ihr euch am Besten vorstellen:

1) Ich gehe einfach nie mit. (Wäret ihr über lange Sicht unzufrieden damit?)

2) Ich gehe mit und man sieht mir halt nach 2,3 Stunden an, dass ich lieber wieder gehen würde. (Würdet Ihr euch dann dazu gedrängt fühlen, zu gehen, auch wenn Ihr gern noch bleiben würdet?)

3) Ich gehe mit und gehe nach 2-3 Stunden allein wieder nach Hause und sie kommt heim wann immer sie will.

4) Ich gehe mit und mache einen Spaziergang (1 Stunde) sobald mir langweilig wird und komme später nochmal wieder.

Vielen Dank für eure Ideen, Tipps und Ratschläge.

 
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Also in deine Freundin hinein versetzen kann ich mich nicht, denn ich bin wie du keine Party-Gängerin. Daher kann ich dich sehr gut verstehen.

Ich denke welche der vier Optionen am besten ist, ist auch Personenabhängig. In meinem Freundeskreis gibt es auch solche Pärchen, die einen handhaben es so, die anderen anders. Kannst du die Frage nicht einfach deiner Freundin stellen? Ihr das Problem so erklären, wie du es hier beschreibst?

Vielleicht gibt es auch noch andere Möglichkeiten:

- nimm noch einen guten Freund zur Party mit, mit dem du dich gut unterhalten kannst.

- such dir die Party's aus, die etwas für dich spanendes beinhalten. Bei privat-Partys gibt's ja manchmal auch spiele, die die Zeit verkürzen oder es ist jemand dabei, mit dem du dich gut unterhalten kannst.

- organisiert selber mal eine Party, dann kannst du die Gastgeberrolle übernehmen und bist beschäftigt (muss ja auch nichts grosses sein). Oder organisiert Spiele-Abende, vielleicht ist das für deine Freundin dann auch ok, wenn du an die "gewöhnlichen" Partys nicht mit gehst.

- Hat sie eine gute Freundin? Eine gute Gelegenheit für sie, Zeit mit dieser zu verbringen.

- vielleicht geht es ihr auch darum, dich nicht einfach alleine zuhause zu lassen während sie sich amüsiert? (war bei ner guten Freundin von mir der Fall, sie wollte nicht feiern während er den Samstag einsam daheim sitzt). In diesem Fall könntest du mit nem Freund was unternehmen, so habt ihr beide einen schönen Abend.  

- Variante 1-4 schliessen sich gegenseitig nicht aus.

Mir persönlich fällt es sehr schwer an Partys zu gehen, nebst der Langeweile ist es für mich auch eine Art Überforderung. Gute Freunde verstehen das, dann ist es ihnen auch lieber ich komme eben nicht mit als dass ich mich quäle. Von einem Freund würde ich mir dieses Verständnis auch wünschen. Ich denke gegenseitiges Verständnis ist in einer Beziehung wichtig. Vielleicht gibt es dann umgekehrt ebenfalls etwas, wo du ihr dasselbe Verständnis entgegenbringen kannst? 

 
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Hallo Reginn,

Vielen Dank für deine ausführliche Nachricht mit sehr vielen wertvollen Inputs. Spieleabende organisieren wir und nehmen auch an Ihnen teil und die machen mir auch jeweils sehr viel Spass, da ist es nicht so leicht langweilig.

Die Idee mit dem guten Freund ist natürlich auch interessant, wobei die Frage ist, ob es dann nicht dasselbe wäre, als wäre ich gar nicht da, wenn ich die ganze Zeit mit Ihm rede. Wobei auch das nach 5 Stunden langweilig wird oder zu anstrengend falls laute Musik gespielt wird...

Natürlich wäre es sinnvoll, mit Ihr darüber zu sprechen, bzw. grundsätzlich weiss sie ja schon, dass ich Partys nicht mag. Ich schätze sie aber so ein, dass sie mir zuliebe ihre Bedürfnisse anpasst und mir nicht sagen würde, wenn sie unzufrieden ist, wenn ich nicht mitkomme. Natürlich nicht, sie liebt mich.

Meine Favorisierte Lösung wäre ja, Ihr zuliebe mitzugehen und dann nach 2-3 Stunden wieder heim zu gehen, auch ohne sie.

Wie war das bei der Freundin von dir? Ist sie dann nie mehr auf Party gegangen, weil er sonst allein zu Hause gesessen wäre? Ich weiss mich schon zu beschäftigen, ich lese etwas, gehe in den Hobbykeller basteln oder so.

Mich würde interessieren, was du mit Überforderung meinst. Im Fall von Diskotheken ober so aufgebauten Partys ist es für mich die laute Musik, die vielen Leute auf engem Raum, die Überflutung mit Lichtreflexen, usw. Ist es auch das, was dich überfordert?

 
Hallo Alfi

Wenn du einen guten Freund mitnimmst kannst du ja trotzdem auch mit deiner Freundin tanzen und mit anderen sprechen, wie du schreibst, würdest du es ja 2-3 Stunden aushalten, ein guter Freund lässt es dich dann vielleicht ein zwei Stunden länger aushalten. Mir jedenfalls hilft das bei Festen wo ich fast mit muss extrem, jemand dabei zu haben, den ich gut kenne und mit dem ich weiss, dass ich auch länger Gesprächsstoff habe.

Dann sag ihr das auch, genau wie du es hier schreibst. Sag ihr, dass du gerne wissen möchtest, was ihre Bedürfnisse sind, sag ihr, was deine sind. Nur so könnt ihr das Optimum finden. Perfekt gibt es nicht, aber so dass es eben für beide möglichst gut ist. Vielleicht ist es in diesem Fall das Beste, wenn sie ihre Bedürfnisse anpasst, du dafür bei einer anderen Unstimmigkeit. Vielleicht ist es aber auch das Beste, wenn du ab und an mitgehst, und ab und an eben nicht. Aber um herauszufinden, wie es für beide am Besten stimmt müsst ihr gegenseitig die Meinung dazu wissen, bzw. du musst wissen, wie wichtig es ihr währe, wenn du dabei bist und sie muss wissen, wie ungerne du gehst. Vielleicht gibt es ja eine Party wo es ihr speziell wichtig wäre, dass du dabei bist und eine andere wo es ganz ok ist für sie, alleine zu gehen.

Sie hat einen Freund von ihm gebeten, einen Filmabend mit ihm zu machen. Daraufhin ist ihm klar geworden, warum sie erst nicht an die Party wollte und ihr dann erklärt, dass er sich eben gut beschäftigen kann und es gar geniesst, mal einen Abend für sich zu haben. Im Wissen, dass es für ihn kein Problem ist, dass sie alleine geht war es dann ok für sie, sie war dann einfach froh zu wissen, dass er zufrieden ist. Wobei dort das Problem eher der Freundeskreis war, weswegen er nicht auf jene Partys wollte und nicht das Thema Party an sich.

Weiss deine Freundin, dass es für dich kein Problem ist, dich alleine zu beschäftigen? Das es ok für dich ist, wenn sie alleine geht? Für mich wäre es als Freundin wohl auch ein wichtiger Punkt, der Gedanke: Oh jetzt amüsiere ich mich, während er daheim rumsitzt...

Kennst du ihre Freunde, mit denen sie an Partys geht?

Ja, ist genau das. Ich brauche danach immer Ewigkeiten, bis ich wieder "runterfahren" kann. Sind einfach zu viele Reize auf einmal, sei das eben Musik, Licht, viele Menschen. Ist schon länger her, dass ich auf einer "gewöhnlichen" Party war, aber danach bin ich Stunden wach im Bett gelegen um das ganze "Verarbeiten" zu können. Auf der Party selber bin ich all halbe Stunde nach draussen verschwunden um mal durchatmen zu können. Mit der Zeit sass ich dann auch schweigend in einer Ecke, weil ich in dem ganzen sowieso nicht mehr viel mitbekommen habe. Am nächsten Tag war ich dann immer noch nicht wirklich zu gebrauchen (obwohl ich kein Alkohol getrunken hab). Ich weiss, dass ich Hochsensibel bin, sprich ich reagiere unteranderem stark auf äussere Reize. Party bedeutet dann Reizüberflutung. Für mich ist das dann halt wichtig, dass meine Freunde darüber Bescheid wissen. So ist auch klar, dass es eben kein: "ich bin nicht bereit dir zuliebe mitzukommen, weil ich was besseres zu tun hab" ist sondern eben wirklich ein: "es tut mir nicht gut". Ist so dann auch meinen Freunden lieber, wenn ich zuhause bleibe ;) Dafür geh ich dann lieber mal mit ihnen in einem Gemütlichen Restaurant essen.

Bei mir ist diese Überforderung an Partys recht stark, was wohl auch damit zusammen hängt, das ich mich dort schlecht beschäftigen kann und somit komplett "offen" bin für die ganzen Reize. Ein "Fixpunkt" in Form eines guten Freundes oder eine klare Beschäftigung kann helfen diese "Reizüberflutung" etwas zu vermindern, da so ein klarer Input vorhanden ist und nicht mehr so viel "Platz" für die anderen Reize.  

 
Hallo Alif,

ich bin der Meinung wie Reginn, du solltest möglichst offen und ehrlich mit deiner Freundin darüber sprechen.

Natürlich wäre es sinnvoll, mit Ihr darüber zu sprechen, bzw. grundsätzlich weiss sie ja schon, dass ich Partys nicht mag. Ich schätze sie aber so ein, dass sie mir zuliebe ihre Bedürfnisse anpasst und mir nicht sagen würde, wenn sie unzufrieden ist, wenn ich nicht mitkomme. Natürlich nicht, sie liebt mich.
Liebe und eine gemeinsame Beziehung sollte nicht daraus bestehen, seine Bedürfnisse dem Partner anzupassen. Wenn ihr einander liebt und das auch so behalten wollt, müsst ihr beide lernen zusammen nach Lösungen zu suchen anstelle eigener Bedürfnisse zu unterdrücken. Das bedingt aber kompromisslose Ehrlichkeit und Offenheit von euch beiden, natürlich auch Akzeptanz und Kompromissbereitschaft.

Rede mit ihr darüber, genau so wie du es hier tun würdest. Gib ihr aber nicht diese 4 Optionen zur Auswahl, sag ihr lediglich das du dir verschiedenen Szenarien ausgedacht hast.

Vielleicht kommt ihr nicht sofort zu einer "perfekten" Lösung, ihr könnt ja auch gemeinsam als Paar eure Gedanken und Vorschläge hier im Forum posten (ev. hilft das Zukünftigen).

Wichtig finde ich, dass ihr beide das gemeinsam macht ... Löst dieses Problem als Paar.

Viel Erfolg euch beiden.

Liebe Grüsse

S1lv3rcr0w

 
Hallo Alfi

Bei meinem Freund und mir ist es ähnlich. Ich war mit meinen 26 Jahren insgesamt vielleicht auf 5 Partys. Das ist nichts für mich und sagt mir auch nichts.

Da geht's mir wie Dir. Bei einem Spieleabend, einem guten Essen oder in einer Bar fühle ich mich wohler. Mein Freund fühlt sich fast überall wohl und geht auch ab zu in den Ausgang, d.h. in einen Club oder auf eine Party.

Ich finde Du solltest nichts erzwingen. Wenn Du nicht hingehen willst, dann gehe nicht hin. Mein Freund weiss, dass ich mir nichts aus Partys mache und es stört ihn auch nicht, wenn ich zuhause bleibe. Nein im Gegenteil, es ist ihm sogar lieber als meine schlechte Laune zu ertragen. Hinzu kommt, dass ich, wenn ich dann mal da bin, meistens auch früh wieder gehen möchte. So bleibe ich lieber zuhause oder gehe an einen Spieleabend, er in den Ausgang und beide sind zufrieden :)  

In einer Beziehung sollte man auch nicht alles teilen. Er hat seine Hobbies, ich meine. Es tut doch auch gut, wenn man gewisse Dinge alleine macht.

Für mich wäre Lösung 1 definitiv am besten!

Alles Gute

 
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hej alfi

also, ich finde, man muss nicht alle interessen teilen und ganz ehrlich, mir gehts auf parties auch so. tatsächlich würde ich aber meinem partner zuliebe schon mit gehen. so, wie du erzählst, ist deine freundin ja auch nicht so auf dem party hype. heisst, sie muss nicht ständig auf party sein, sondern geht ab und an einfach gerne. ich als du... würde tatsächlich einfach mitgehen, reinschnuppern, vll triffst du da mal wen, der tatsächlich interessant ist und der abend macht dir spass. oder die musik ist toll. oder die location. oft kann man irgendwas kleines, schönes fast jedem event abgewinnen. uuuuuuund - es ist doch auch spannend, deine freundin in einem anderen umfeld zu erleben, wie ist sie da, was macht ihr spass?

und dann, wichtig, gehen dürfen ohne streit, sobald es für dich öde wird.

das fände ich noch so.. probat....

 
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